Assoziation der Cortisolkonzentration im Haar mit der Entwicklung von Symptomen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Vorschulalter

Hintergrund: In vorausgehenden Studien zeigten sich bezüglich des Zusammenhangs der Aktivität und Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHN-Achse) und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bzw. Externalisierungsverhalten besonders im Vorschulalter keine...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Ruhl, Isabelle
Beteiligte: Pauli-Pott, Ursula (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: In vorausgehenden Studien zeigten sich bezüglich des Zusammenhangs der Aktivität und Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHN-Achse) und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bzw. Externalisierungsverhalten besonders im Vorschulalter keine einheitlichen Ergebnisse. In einigen Studien konnten bei Kindern mit ADHS geringere Basalcortisolwerte beobachtet werden. Es wurde vermutet, dass eine geringe Basalcortisolkonzentration ein Biomarker der ADHS ist und daher der sich im Vorschulalter zunehmend etablierenden Symptomatik zeitlich vorausgehen könnte. Die Haarcortisolkonzentration, die die HHN-Achsen-Aktivität valide misst, wurde jedoch nach derzeitigem Stand in diesem Kontext bisher nicht verwendet. Es wurde die Hypothese untersucht, dass die kindliche Haarcortisolkonzentration im Alter von vier Jahren einen Anstieg der ADHS-Symptome über einen zwölf-monatigen Verlauf zwischen dem Alter von vier und fünf Jahren vorhersagt. In weiteren Hypothesen wurden die Haarcortisolkonzentrationen auch bezüglich der Symptomentwicklung der Unaufmerksamkeits-Symptome sowie der Hyperaktivität-Impulsivitäts-Symptome beobachtet. Es wurde auch geprüft, ob die Cortisolkonzentration im Haar zwischen vier und fünf Jahren stabil war. Methode: Die Stichprobe bestand aus n=125 vierjährigen Kindern und deren Familien (inklusive n=64 Kindern mit einer erhöhten ADHS-Symptomatik). Die Kinder wurden an zwei Zeitpunkten untersucht – zuerst im Alter von vier Jahren und anschließend zwölf Monate später im Alter von fünf Jahren. Die ADHS-Symptome wurden mit einem strukturierten klinischen Interview mit der Mutter und mit Fragebögen, die sowohl von Eltern als auch Erziehern ausgefüllt wurden, erhoben. Die Langzeit-Cortisol-Ausschüttung wurde durch die Haarcortisolkonzentration gemessen. Dazu wurde eine Haarprobe von drei Zentimetern des Kopfhaares entnommen. Dies repräsentiert die Cortisolausschüttung über einen Zeitraum von drei Monaten. Eventuelle Komorbiditäten wurden mit Fragebögen erhoben. Die Forschung für diese Dissertation wurde von Prof. Dr. Katja Becker und Prof. Dr. Ursula Pauli-Pott mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG, Be2573/3-1,2) gefördert. Ergebnisse: Die Cortisolkonzentration im Haar war zwischen vier und fünf Jahren stabil. Nach der Kontrolle von mütterlichem Bildungsniveau, Geschlecht des Kindes, ADHS-Symptomen im Alter von vier Jahren, oppositionellem Verhalten und Haarwaschfrequenz sagte eine geringe Haarcortisolkonzentration einen Anstieg der ADHS-Symptome zwischen dem Alter von vier und fünf Jahren voraus. Eine geringe Haarcortisolkonzentration konnte zwar nicht die Entwicklung der Unaufmerksamkeits-Symptome zwischen vier und fünf Jahren voraussagen, aber einen signifikanten Anstieg der hyperaktiv-impulsiven Symptome. Schlussfolgerungen: Eine geringe Haarcortisolkonzentration könnte auf eine ADHS-bezogene neurobiologische Abweichung hindeuten, bevor die phänotypisch komplexen Verhaltensweisen der Erkrankung im Verlauf auftauchen. Somit wäre eine geringe Haarcortisolkonzentration als Biomarker und früher Prädiktor der ADHS-Symptomentwicklung in Betracht zu ziehen.
Umfang:107 Seiten
DOI:10.17192/z2019.0293