Entwicklung interkultureller Handlungskompetenz. Ein didaktisches Konzept für den Wirtschaftsdeutschunterricht in China am Beispiel des Einsatzes von Lernvideos

Im Rahmen der DaF-Ausbildung in China ist in den letzten Jahrzehnten eine sehr günstige Entwicklung für das Fach Wirtschaftsdeutsch zu bemerken. Zu beobachten im Rahmen dieser Entwicklung ist die Neu- bzw. Umorientierung von germanistisch ausgerichteten Studiengängen mit Schwerpunkten in den Bereich...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Yang, Yuan
Beteiligte: Albert, Ruth (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Rahmen der DaF-Ausbildung in China ist in den letzten Jahrzehnten eine sehr günstige Entwicklung für das Fach Wirtschaftsdeutsch zu bemerken. Zu beobachten im Rahmen dieser Entwicklung ist die Neu- bzw. Umorientierung von germanistisch ausgerichteten Studiengängen mit Schwerpunkten in den Bereichen Literatur und Linguistik hin zu stärker praxisorientierten und am späteren beruflichen Alltag der Mehrheit der Studierenden orientierten Studieninhalten. Diese Erweiterung des Unterrichtsinhalts führt dazu, dass die Landeskunde der deutschsprachigen Länder, die interkulturelle Kommunikation und der Fachsprachenunterricht, insbesondere Wirtschaftsdeutsch zunehmend in den Vordergrund rücken. Um die Ausbildungsqualität zu verbessern, stützen viele chinesische Lehrkräfte und Germanistikabteilungen sich auf in Deutschland konzipierte Lehrmaterialien sowie auf didaktisch-methodische Überlegungen und Ansätze, die in Deutschland entwickelt wurden und werden. Die bereits vorhandenen Konzepte und Ansätze sind ganz auf die chinesische Zielgruppe hin zugeschnitten, aber die entsprechenden Materialien fehlen. Vor diesem Hintergrund wurden im universitären Kontext viele theoretische und praxisbezogene Überlegungen zum Fachgebiet Wirtschaftsdeutsch in China angestellt und als Folge wurde eine Reihe methodischer und didaktischer Vorschläge entwickelt, in denen die Entwicklung berufsrelevanter Schlüsselqualifikationen als ein Leitziel in der wirtschaftsbezogenen DaF-Ausbildung an chinesischen Universitäten angesehen wird. Eine ausführliche Analyse der aktuell gegebenen Rahmenbedingungen eines germanistischen Studiengangs mit hohen berufsvorbereitenden Anteilen und der zielgruppenspezifisch neu entwickelten Unterrichtskonzepte bildet die Grundlage für das Erstellen des vorliegenden praxisorientierten Modells „Entwicklung interkultureller Handlungskompetenz am Beispiel des Einsatzes von Lernvideos“. Dahinter steht die Überlegung, dass ein didaktisches Konzept nicht nur in der Theorie überzeugend sein soll, sondern sich auch in der Praxis bewähren muss. Die wichtigen Rahmenbedingungen sind also bereits gegeben, Curricula werden überdacht bzw. erweitert und praxisnahe Unterrichtsmodelle werden entwickelt, nun müssen noch zielgruppenspezifische Lehrwerke erstellt werden. Aus diesem Grund ist in der vorliegenden Arbeit Teil angeschlossen, in dem es um konkretes Lehrmaterial geht. In diesem Teil wird am Beispiel eines Unterrichtsmodells mittels Einsatz von dem selbst produzierten Lernvideo „Das Unternehmen MI plant einen Messeauftritt“ beleuchtet, wie dieses entsprechend dem zuvor entwickelten Konzept zu gestalten ist und wie es im Unterricht eingesetzt werden kann, um die nach den in letzter Zeit in den Curriculumsdiskussionen in China gewünschte „interkulturelle Handlungskompetenz“ zu fördern. Dazu ist zu bemerken, dass in den Vorschlägen für die Curriculumsgestaltung sehr hohe Ziele anvisiert werden, u.a. sollen – wie von mir in den Anfangskapiteln referiert – Empathiefähigkeit, Ambiguitätstoleranz und Bereitschaft zu Perspektivenübernahme erreicht werden. Einschränkend ist dazu zu sagen, dass nicht jeder Studierende die avisierten Lernziele im Bereich der Persönlichkeitsmerkmale so einfach durch Sprachunterricht und Informationen über die fremde Kultur erreichen können wird. Man sollte auf jeden Fall bedenken, dass Sprach- und Landeskundeunterricht nicht Psychotherapie sind und dass es Grenzen dafür gibt, was man im Sprachenunterricht oder Landeskundeunterricht an Persönlichkeitsmerkmalen ändern kann. Auch möchte ich auf die spezifischen Schwierigkeiten eingehen, die man mit in Europa propagierten Sprachlehrmethoden in China hat. In diesem Zusammenhang weise ich z.B. auf die verbreitete Scheu von Chinesen hin, sich vor der Gruppe zu produzieren. Das macht Rollenspiele und Präsentationen gewöhnungsbedürftig. Da m.E. aber keine anderen Möglichkeiten bestehen, die später im Beruf zu bestehenden Kommunikations- und Arbeitssituationen in der Ausbildung in einem geschützten Raum vorzubereiten, wird der Einsatz von Rollenspielen und Präsentationen nicht zu vermeiden sein. Es wäre aber zu bedenken, wie mit entsprechenden didaktischen Konzeptionen die Lernenden behutsam an solche für sie zunächst eher unangenehmen Anforderungen im Unterricht herangeführt werden können. Zum Schluss sei mir erlaubt, einen – eigentlich geheimen – Wunsch zu äußern. Es ist meine größte Erwartung und Hoffnung, dass das in der vorliegenden Studie erarbeitete didaktische Modell und das erstellte Lernvideo in der Lehrpraxis des Wirtschaftsdeutschen an chinesischen Hochschulen und Universitäten erprobt und reflektiert wird und dass mithilfe von den bei der Durchführung des Konzeptes gesammelten Anmerkungen und Feedbacks eine Reihe von Lernvideos und auch ein zielgruppenspezifisches Lehrwerk für Wirtschaftsdeutsch in China produziert werden können.
Umfang:188 Seiten
DOI:10.17192/z2019.0237