Selbstsorge: Ausgangspunkt eines Konzepts leiborientierter Gesundheitsförderung für Erwachsene mit einer seelischen Erkrankung/Behinderung in sozialpsychiatrischen Settings – eine explorative Untersuchung

Gesundheit ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem zentralen gesellschaftspolitischen Wert geworden. Unter anderem deshalb gewinnt das Thema „Gesundheit“ auch im sozialpsychiatrischen Kontext an Bedeutung, und die Frage der Gesundheitsförderung spielt dort zunehmend eine größere Rolle. Die vorl...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Jaquet, Christiane Eléonore
Beteiligte: Seewald, Jürgen (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Gesundheit ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem zentralen gesellschaftspolitischen Wert geworden. Unter anderem deshalb gewinnt das Thema „Gesundheit“ auch im sozialpsychiatrischen Kontext an Bedeutung, und die Frage der Gesundheitsförderung spielt dort zunehmend eine größere Rolle. Die vorliegende Arbeit untersucht, unter welchen theoretischen Voraussetzungen und Bezugnahmen ein leiborientiertes Konzept der individualbezogenen Gesundheitsförderung für Erwachsene mit einer seelischen Erkrankung oder Behinderung in sozialpsychiatrischen Settings formuliert werden kann. Einen für dieses Vorhaben geeigneten Ausgangspunkt bietet die persönliche Selbstsorge. Im Mittelpunkt steht die Beantwortung der Frage, wie die Gesundheitsförderung eines Personenkreises, der bereits durch das therapeutische Paradigma „definiert“ ist, in theoretischer Hinsicht begründet werden kann. Im Hinblick auf eine systematische Fundierung gesundheitsfördernder pädagogischer Arbeit werden zuerst verschiedene Theorien der Leiblichkeit dargelegt, gemäß denen der Leib als menschliches Existenzial und als basaler Sinnlieferant gelten kann. Außerdem wird eine sinnorientierte Position aus anthropologischer Sicht herangezogen. Anschließend werden Konzepte der psychischen Krankheit vorgestellt, die einerseits ein verkürzendes biologisch-chemisches Krankheitsmodell infrage stellen und andererseits den Krankheitsprozess in größere Zusammenhänge setzen. Dies geschieht z.B. in einem Rückgriff auf die phänomenologisch-anthropologische Psychiatrie oder auf ausgewählte psychoanalytische Ansätze. Komplementär dazu werden theoretische Betrachtungsweisen der Gesundheit entfaltet, die auf eine Polarisierung von Krankheit und Gesundheit – also Gesundheit als bloße Abwesenheit von Krankheit – grundsätzlich verzichten. Beispielsweise historische Gesundheitskonzepte sowie Ansätze der Recovery-Bewegung werden hier mit einbezogen. Daraufhin wendet sich die Arbeit den Themenfeldern von Selbst und Selbstsorge näher zu. Bezüglich einer adressatengerechten Konzipierung der Selbstsorge erfolgen zunächst Überlegungen, an welche antiken bzw. aktuellen Selbstsorge-Bestimmungen sich anschließen lässt. Es wird in diesem Zusammenhang auch nach ergänzenden Perspektiven gefragt. Dies geschieht unter anderem, um einen Begriff der Selbstsorge zu entwerfen, der nicht einseitig rational akzentuiert ist. Zudem werden Selbst-Modelle im Hinblick darauf untersucht, ob sie für ein Verständnis der Selbstsorge im Falle psychischer Krankheiten geeignet sind. Entscheidend sind hier etwa Konzipierungen, die das Selbst als eine basale, im Leiblichen gründende Struktur auffassen oder die eine Gesundheitsorientierung aufweisen. Im Folgenden wechselt der Fokus der Arbeit in Richtung Empirie. Drei kasuistische Studien, denen jeweils unterschiedlich gewonnene Dokumente zugrunde liegen, werden mit der Intention dargelegt, die Möglichkeiten von Selbstsorge im Falle einer psychischen Krankheit zu veranschaulichen. In den Fallanalysen wird dabei insbesondere zwischen der Gültigkeit ressourcenorientierter und pathologieorientierter Lesarten abgewogen. Nach einem Resümee der wichtigsten theoretischen Argumentationslinien werden abschließend die Hauptergebnisse der Untersuchung dargelegt. So werden z.B. generelle Dimensionen der Selbstsorge und Betrachtungsebenen der Selbstsorge in Bezug auf das psychische Kranksein herausgearbeitet. Auch kritische Aspekte, Innovationsgehalt und Nutzen der Studie werden diskutiert.
Umfang:299 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0499