Die Vorhersage gesundheitsbezogener Lebensqualität durch Selbstwirksamkeitserwartung und kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall

Die Inzidenz von Schlaganfällen in Deutschland ist über die letzten Jahre hinweg gestiegen; als einer der häufigsten Gründe für körperliche Behinderung ist damit die Lebensqualität der be­troffenen Patienten zusehends beeinträchtigt (Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 2009). Bislang w...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Krüger, Anna Sofie
Beteiligte: Winter, Yaroslav (PD Dr med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Inzidenz von Schlaganfällen in Deutschland ist über die letzten Jahre hinweg gestiegen; als einer der häufigsten Gründe für körperliche Behinderung ist damit die Lebensqualität der be­troffenen Patienten zusehends beeinträchtigt (Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 2009). Bislang wurde eine Reihe kardiovaskulärer Risikofaktoren identifiziert, die das Auftreten von Schlaganfällen begünstigen. Hierzu zählen unter anderem arterielle Hypertonie, Diabetes melli­tus, Dyslipoproteinämie und Übergewicht (As et al. 2013; Kirtania et al. 2013; O'Donnell et al. 2010; Zhao et al. 2009). In verschiedenen Studien konnte ein Zusammenhang der Risikofakto­ren mit gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQoL) dargestellt werden (Larsson et al. 2002; Poljicanin et al. 2010; Sullivan et al. 2007). Darüber hinaus hängt HRQoL mit Selbstwirksam­keitserwartung zusammen (Andenæs et al. 2014; Bentsen et al. 2010; Phillips und McAuley 2014; Weng et al. 2010; Yeung, N C Y und Lu 2014). Dieses Konstrukt geht auf die Sozialkogniti­ve Theorie von Albert Bandura zurück (Bandura 1977) und beschreibt die Überzeugung, durch die eigenen Fähigkeiten Einfluss auf das eigene Leben zu haben. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass Selbstwirksamkeit mit unterschiedlichem Gesundheitsverhalten zusam­menhängt (Bandura 2004), so auch mit Verhaltensweisen, die das kardiovaskuläre Risiko sen­ken (Aljasem et al. 2001; Ogedegbe et al. 2003; Richman et al. 2001; Sarkar et al. 2006; Steele et al. 2011). Ziel dieser Studie war es, mithilfe einer multiplen Mediationsanalyse in einem längsschnittli­chen Design die gesundheitsbezogene Lebensqualität 24 Monate nach einem Schlaganfall durch die direkt nach dem cerebrovaskulären Ereignis erfasste Selbstwirksamkeit vorherzusa­gen, wobei die Beziehung vermittelt wird über die kardiovaskulären Risikofaktoren Blutdruck, HbA1c, LDL und BMI. Die Datenerhebung fand während des initialen Krankenhausaufenthaltes in dem Universitäts­klinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, sowie sechs, 12 und 24 Monate nach dem Schlaganfall statt. Hierzu wurden Messinstrumente eingesetzt, deren Gütekriterien in verschie­denen vorherigen Studien getestet wurden (Post et al. 2011; Rabin und Charro 2001; Ramach­audran 1994). Insgesamt wurden die Daten von 374 Patienten ausgewertet, deren demographische Daten - abgesehen vom Bildungsniveau - sowohl vergleichbar mit denen der Bundesbürger als auch mit denen der Stichproben anderer großer Schlaganfallstudien sind (Kelly-Hayes et al. 2003; Kolominsky-Rabas et al. 1998; Palm et al. 2010). Ein Großteil der Patienten litt an arterieller Hy­pertonie, Hyperlipoproteinämie und Übergewicht, ein Drittel war an Diabetes mellitus er­krankt. Für die multiple Mediationsanalyse konnten die Daten von 111 (Berechnung mit dem EQ-5D) resp. 80 (Berechnung mit dem SSQoL-12) Patienten genutzt werden, wodurch die Test­stärke deutlich reduziert wurde. Keine der im Modell angenommenen Korrelationen erreichte statistische Signifikanz. Neben der eingeschränkten Power können die Ergebnisse dadurch er­klärt werden, dass die Spezifität der erhobenen Daten zu ungenau gewählt wurde; so wurden in den bisherigen Studien primär für das jeweilige Krankheitsbild spezifische Selbstwirksam­keitserwartungen (Bentsen et al. 2010; Motl et al. 2013; Richman et al. 2001; Steele et al. 2011) zur Vorhersage von HRQoL genutzt. Bezüglich der Risikofaktoren indes wurden in frühe­ren Erhebungen Verhaltensweisen wie Medikamentencompliance oder das Einhalten einer Diät erfasst anstelle der in der aktuellen Studie erhobenen, sehr spezifischen und möglicher­weise von Drittvariablen abhängigen Parameter wie dem HbA1c oder dem LDL (Aljasem et al. 2001; Sarkar et al. 2006). Darüber hinaus bezogen sich die in der Vergangenheit durchgeführten Studien zur Lebensqua­lität meist auf eine Gesamtpopulation, in der die Ausprägung der Lebensqualität deutlich hö­her war als im aktuellen Studienkollektiv. Es ist möglich, dass ein Zusammenhang zwischen kar­diovaskulären Risikofaktoren und HRQoL nur bei einem vergleichsweise höheren Niveau der Lebensqualität aufzuzeigen ist. Die Risikofaktoren selbst sowie deren Standardabweichungen waren in der Stichprobe mit Ausnahme des BMI relativ niedrig ausgeprägt, so dass hier wieder­um nur ein geringer Anteil an Varianz durch Selbstwirksamkeit aufzuklären war. In zukünftigen Studien gilt es, den Anreiz für die Studienteilnahme zu erhöhen, so dass die Dro­pout-Rate möglichst gering gehalten und die Teststärke optimiert werden. Des Weiteren wären Selbstwirksamkeit so spezifisch wie möglich und die kardiovaskulären Risikofaktoren im Sinne gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen zu erfassen. Die Datenerhebung sollte im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie statt finden, so dass die Daten um Aussagen bezüglich der basalen Ausprägung der einzelnen Variablen erweitert werden können.
Umfang:72 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0436