Gibt es einen Unterschied der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz während der Dialyse im Vergleich zum dialysefreien Tag?

Kognitive Defizite bei Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz konnten insbesondere bei dialysepflichtigen Patienten bereits mit einer Prävalenz von bis zu 87 % festgestellt werden. Jedoch werden diese immer noch zu selten diagnostiziert. Dabei ist die Ursache für die kognitiven Defizi...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Thiele, Stefanie
Beteiligte: Hoyer, J. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Kognitive Defizite bei Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz konnten insbesondere bei dialysepflichtigen Patienten bereits mit einer Prävalenz von bis zu 87 % festgestellt werden. Jedoch werden diese immer noch zu selten diagnostiziert. Dabei ist die Ursache für die kognitiven Defizite bisher unbekannt. Verschiedenen Studien zu Folge scheinen neben der Urämie die Dialyse selbst sowie verschiedene Komorbiditäten, wie z.B. zerebrovaskuläre Erkrankungen und der Diabetes mellitus im Zusammenhang mit kognitiven Defiziten zu stehen. Um sicherstellen zu können, dass die Patienten die notwendige pflegerische Unterstützung erhalten und weiterhin ihren Diät- und Medikationsplänen folgen können, sollte eine regelmäßige Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit durchgeführt werden. In bisherigen Studien wurden Patienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Dialysezyklus getestet. Um zu untersuchen, inwieweit dieser einen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit hat, wurden in dieser Studie dialysepflichtige Patienten zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten während der Dialyse und einmal am dialysefreien Tag untersucht. In der aktuellen Studie wurden 31 Patienten in drei Dialysezentren in Mittelhessen rekrutiert. 26 Patienten konnten alle drei Untersuchungen über einen Zeitraum von sechs Wochen abschließen. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde dabei mittels der neuropsychologischen Testbatterie genannt RBANS (Repeatable Battery for the Assessment of Neuropsychological Status) erhoben. Neben der Untersuchung wurden verschiedene Komorbiditäten, Blutdruck- und Laborwerte erfasst. Weiterhin erfolgte ein einmaliges Screening auf das Vorliegen einer Depression. Aufgrund von Messwiederholungen erfolgte eine Randomisierung der Testreihenfolge. Mit Durchführung dieser Studie konnte kein Unterschied der kognitiven Leistungsfähigkeit zu den drei unterschiedlichen Zeitpunkten T1 (die ersten beiden Stunden an Dialyse), T2 (die zweiten beiden Stunden an Dialyse) und T3 (dialysefreier Tag) mittels der Total Scale Werte nachgewiesen werden. Die beste kognitive Leistung wurde in den ersten beiden Stunden während der Dialyse mit 81,1 Punkten erreicht. Daneben zeigte sich im Bereich Sprache eine signifikant bessere Leistung zu den Testzeitpunkten T1 (p <0.001) und T2 (p <0.001) im Vergleich zum dialysefreien Tag. Ein Lerneffekt konnte ausgeschlossen werden. Nach dem dritten Testkontakt zeigten sich Defizite im Bereich des Langzeitgedächtnisses. In der aktuellen Studie konnte kein Unterschied der kognitiven Leistungsfähigkeit zu den drei unterschiedlichen Testzeitpunkten festgestellt werden. Dieses Ergebnis lässt sich, am ehesten bedingt durch verschiedene Studiendesigns, in anderen Studien nicht wiederfinden. Ein einheitliches Fazit ist demnach nur erschwert möglich. In der vorliegenden Studie wurde besonders darauf geachtet, dass die Untersuchungen randomisiert sind, ein einzelner Untersucher die Testungen durchführt, um Abweichungen zu vermeiden und ein Testinstrument für Testwiederholungen genutzt wird. Allen bisher durchgeführten Studien bezüglich unterschiedlicher Testzeitpunkte ist gemein, dass sie, wie auch die aktuelle Studie, ein kleines Studienkollektiv hatten. Deshalb erscheint es sinnvoll, die vorliegenden Studienergebnisse in einem größeren Studienkollektiv zu verifizieren. Dabei sollten das Alter und verschiedene Komorbiditäten aufgrund ihres Einflusses auf die kognitive Leistungsfähigkeit eine Berücksichtigung finden. Die Fragestellung, inwieweit der Zeitpunkt einen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit hat, ist dabei von Relevanz, da bisherigen Studien nach eine neuropsychologische Testung sowie ein Arzt-Patienten Gespräch je nach Studienergebnis direkt nach Beginn der Dialyse oder am dialysefreien Tag stattfinden kann. Letzteres lässt sich jedoch häufig schwer in den Alltag integrieren. Den aktuellen Ergebnissen dieser Studie nach ist beides möglich. Dabei sind eine Testung und ein Gespräch während der Dialyse gerade bei Patienten, die in der Mobilität beeinträchtigt sind, von Vorteil. Vorteile durch eine Testung am dialysefreien Tag sind die optimierten Testbedingungen, wie z.B. ein ruhiges Umfeld und die freie Beweglichkeit des Patienten. Der Zeitpunkt einer Testung kann demnach individuell an den Patienten angepasst werden und sollte zur Erfassung des kognitiven Leistungsvermögens regelmäßig durchgeführt werden.
Umfang:96 Seiten
DOI:10.17192/z2017.0564