Auswirkungen von Geschlecht, Alter und kieferorthopädischem Befund auf Körperschwerpunkt und Standstabilität

Ein möglicher Zusammenhang zwischen gebissbezogenen Befunden und der Körperhaltung stellt eine seit langem kontrovers diskutierte Schnittstelle der Orthopädie und Zahnheilkunde dar. Aufgrund der heterogenen Studienlage war das Ziel dieser Studie, Auswirkungen einer transversalen oder sagittalen Okkl...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Groschopp, Stefan
Beteiligte: Korbmacher-Steiner, Heike (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ein möglicher Zusammenhang zwischen gebissbezogenen Befunden und der Körperhaltung stellt eine seit langem kontrovers diskutierte Schnittstelle der Orthopädie und Zahnheilkunde dar. Aufgrund der heterogenen Studienlage war das Ziel dieser Studie, Auswirkungen einer transversalen oder sagittalen Okklusionsabweichung auf die Lage und Stabilität des Körperschwerpunktes zu analysieren. Es wurden posturographische Messungen bei 151 Patienten (67 männlich, 84 weiblich; Alter: 4 bis 34) durchgeführt. Als Befunde wurden Händigkeit, Einteilung in skelettale und dentale Bisslage sowie transversale dentale Abweichungen registriert. Der Messvorgang erfolgte mit einer Druckverteilungs-Messplattform „FDM“ und der Software „WinFDM-S 1.2.0“ (Fa zebris) im aufrechten Stand in standardisierter Fußposition bei Zusammenbiss in habitueller Interkuspidation. Es wurde jeweils eine Messung mit geöffneten und eine mit geschlossenen Augen durchgeführt. Als posturographische Messparameter wurden die Position des projizierten Köperschwerpunktes in lateraler sowie in anterio-posteriorer Ausrichtung, die Standstabilität und ein Asymmetrie-Index der Druckverteilung ausgewertet. Mit steigendem Alter erfolgte eine anteriore Verlagerung des Körperschwerpunktes und eine Zunahme der Standstabilität. Weibliche Patientin-nen hatten einen weiter posterior gelegen Körperschwerpunkt und weniger Körperschwankungen als die männlichen Probanden. Bezüglich der Standstabilität zeigten bei Entkopplung des optokinetischen Systems sowohl Patienten mit einer skelettalen Klasse III als auch Patienten mit unilateralem Kreuzbiss signifikant höhere Körperschwankungen als Patienten mit einer Klasse II oder I bzw. mit transversaler Regelverzahnung. Bezüglich der Lage des Körperschwerpunktes zeigten Patienten mit Angle-Klasse III gegenüber Patienten mit Angle-Klasse II eine signifikant weiter anteriore Position. Ebenso wiesen Patienten mit unilateralem Kreuzbiss eine signifikant unterschiedliche (weiter posterior und weiter rechts liegende) Ruheposition des Körperschwerpunktes auf. Die laterale Belastungsverteilung der symmetrisch verzahnten Kontrollgruppe war hier tendenziell ausgeglichener. Die Ergebnisse der Studie sprechen für einen Zusammenhang zwischen stomatognathem System und Halteapparat. Da sich mittels Posturographie lediglich die Auswirkung der Summe sämtlicher bei einer Haltungsänderung beteiligten Körperteile auf den Körperschwerpunkt registrieren lässt, bieten die Ergebnisse den Anreiz für weitere klinische Forschung im Sinne einer klinischen Verlaufsmessung während der kieferorthopädischen Therapie.
Umfang:69 Seiten
DOI:10.17192/z2017.0203