Auswirkung der Cell Information Therapy (CIT) auf die Wundheilung von Spalthautentahmestellen anhand einer randomisierten, prospektiven, placebokontrollierten Doppelblind-Studie

Im klinischen Alltag haben Patienten und deren behandelnde Ärzte ein großes Interesse daran, dass Verletzungen der Haut, seien sie nun durch einen Unfall bedingt oder artifizieller Natur, schnell heilen. Die Wundheilung stellt einen vielschichtigen Prozess dar, bei welchem es viele verschiedene Fakt...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Filipponi, Thorsten
Beteiligte: Hertl, M. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2016
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im klinischen Alltag haben Patienten und deren behandelnde Ärzte ein großes Interesse daran, dass Verletzungen der Haut, seien sie nun durch einen Unfall bedingt oder artifizieller Natur, schnell heilen. Die Wundheilung stellt einen vielschichtigen Prozess dar, bei welchem es viele verschiedene Faktoren gibt, die eine physiologische und zügige Heilung fördern oder verzögern können. Neben Wundinfektionen sind vor allem Diabetes mellitus und Gefäßerkrankungen wichtige Ursachen für eine Wundheilungsstörung und bereiten gerade älteren Patienten oft Probleme. Deswegen ist das Interesse an Heilmethoden groß, die in solchen Fällen zu einer schnellen und unkomplizierten Wundheilung verhelfen können. Einige wissenschaftliche Arbeiten geben den Hinweis darauf, dass elektromagnetische Felder extrem niedriger Frequenz (extreme low frequenzy electromagnetic fields, ELF-EMF) eine solche Heilmethode sein könnten. Aus den vielen verschiedenen Therapiemethoden in diesem Gebiet soll die Cell Information Therapy (CIT) an dieser Stelle näher untersucht werden, da sie in Deutschland in Hautarztpraxen aber auch in vielen Naturheilpraxen beworben und eingesetzt wird. Das Therapiegerät, das die CIT am Patienten durchführt, ist das Somagen® Master - entwickelt und produziert von der Sachtleben GmbH. Dieses verwendet ein ELF-EMF in gepulster Form, um die Wundheilung zu steigern. Das Ziel dieser Studie soll daher sein, den Effekt der CIT auf die Wundheilung erstmals in einer randomisierten, prospektiven, placebokontrollierten und nach dem Störfaktor „Diabetes mellitus“ stratifizierten Doppelblind-Studie zu untersuchen. Die Wirksamkeit der CIT soll dabei an Spalthautentnahmestellen erprobt werden, da sich diese durch ihre homogene Struktur und leichte Reproduzierbarkeit sehr gut für solche Studien eignen. Als Hauptzielgröße wurde die „Dauer der Wundheilung“ festgelegt, gemessen als die Tage von der Operation bis zum Abfallen des letzten Wundschorfs. Als weitere Messgrößen wurden die „Größe der Blutkruste“ und die Beschaffenheit des Wundgrundes („Erosiver Wundgrund“) am 9. postoperativen Tag erhoben. Erstere wurde gemessen als prozentualer Anteil an der gesamten Wundfläche, letztere anhand der Frage, ob sich der Wundgrund überwiegend erosiv darstellt oder nicht. Die Behandlung erfolgte dazu in 2 Behandlungsgruppen. In der Therapiegruppe wurde zusätzlich zur Standardtherapie mit Mepithel® und Aureomycin® Salbe das Somagen® Master eingesetzt, und zwar für 10 Tage jeweils 20 oder 30min je nach Behandlungsmodus pro Tag. Die erste Therapieeinheit fand am Operationstag statt. Die Patienten in der Kontrollgruppe wurden nach dem gleichen Schema behandelt. Allerdings wurde anstatt des Therapiegerätes ein baugleiches Placebo-Gerät eingesetzt. In dieser Studie wurden insgesamt 53 Patienten in die Studie eingeschlossen, randomisiert und behandelt. Am Ende konnten 50 Studienteilnehmer und damit 25 Patienten pro Behandlungsgruppe in die Auswertung eingeschlossen werden. Die Studienergebnisse zeigten bei allen Messgrößen keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Die Hauptzielgröße „Dauer der Wundheilung“ betrug im Gesamtkollektiv in der Therapiegruppe 25,6 und in der Kontrollgruppe 23,8 Tage. Die „Größe der Blutkruste“ war in der Therapiegruppe 11,3% und in der Kontrollgruppe 14,3%. Bei der zweiten Begleitgröße standen 10 Patienten (50%) mit überwiegend erosivem Wundgrund aus der Therapiegruppe 11 Patienten (57,9%) aus der Kontrollgruppe gegenüber. Die Einberechnung der Stratifikationsgröße „Diabetes mellitus“ hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis. Bis zum Ende der Studie brachen 2 Patienten die Behandlung in der Therapiegruppe auf eigenen Wunsch ab. Die Ursache waren persönliche Gründe. In der Kontrollgruppe musste einmal wegen eines Gerätedefekts und einmal aufgrund einer Verletzung des Studienprotokolls abgebrochen werden. 3 weitere Patienten schieden aus, weil sie ein Ausschlusskriterium erfüllten. Insgesamt traten unter der Behandlung keine Nebenwirkungen durch die CIT auf. Es lässt sich also festhalten, dass die CIT keinen durch diese Studie messbaren Effekt auf die Heilung von Spalthautentnahmestellen hatte. Die errechnete mutmaßliche Effektstärke für die „Dauer der Wundheilung“ legt sogar nahe, dass eine Behandlung mit der CIT die Wundheilung im Durchschnitt um 2 Tage verlängern könnte. Die Therapie einer Spalthautentnahmestelle mit dem Somagen® Master kann somit auf Grundlage dieser Studienergebnisse nicht empfohlen werden. Durch das kleine Patientenkollektiv lässt sich allerdings nicht komplett ausschließen, dass die CIT einen Effekt auf die Wundheilung haben könnte. Deswegen sind weitere randomisierte klinische Studien mit einer größeren Anzahl an Studienteilnehmern nötig, um die oben getroffenen Aussagen zu verifizieren.
Umfang:90 Seiten
DOI:10.17192/z2016.0542