Nutzen kardialer Biomarker in der Notaufnahme für die Diagnosestellung und Prognoseabschätzung bei Patienten mit Synkope

Fragestellung: Bei der Abklärung von akuten kardialen Ereignissen in der Notaufnahme werden häufig kardiales Troponin T (cTnT) und NT-proBNP bestimmt. In der vorliegenden Studie wurde der diagnostische und prognostische Wert von cTnT hoch-sensitiv und NT-proBNP bei Patienten, die sich mit dem Sympto...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Smolarsky, Yvonne
Beteiligte: Christ, Michael (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2016
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Fragestellung: Bei der Abklärung von akuten kardialen Ereignissen in der Notaufnahme werden häufig kardiales Troponin T (cTnT) und NT-proBNP bestimmt. In der vorliegenden Studie wurde der diagnostische und prognostische Wert von cTnT hoch-sensitiv und NT-proBNP bei Patienten, die sich mit dem Symptomenkomplex einer Synkope oder Beinahe-Synkope in der Notaufnahme vorstellten, analysiert. Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden konsekutive Patienten mit dem Beschwerdebild einer Synkope oder Beinahe-Synkope im Zeitraum vom 17. Juli 2011 bis 31. Oktober 2011 untersucht. In der Notaufnahme wurden neben Vital- und Standard-Labor-Parametern bei allen Patienten routinemäßig das cTnT hs und NT-proBNP im Serum bestimmt sowie ein 12-Kanal-EKG angefertigt. Nach 30 Tagen erfolgte ein Follow-Up. Als primärer Endpunkt wurde die prognostische Genauigkeit von cTnT hs und NT-proBNP hinsichtlich des Auftretens eines unerwünschten Ereignisses im Nachbeobachtungszeitraum von 30 Tagen untersucht. Weiterhin wurde der diagnostische Wert beider Biomarker bei der Diagnosestellung einer kardialen Diagnose untersucht. Ergebnisse: 241 Notfallpatienten wurden in die Datenanalyse aufgenommen (medianes Alter: 72 Jahre; männlich: 57%, 26% >80 Jahre). In 25% der Fälle lag eine kardiale Synkope vor. 109 Patienten (45%) hatten erhöhte cTnT hs-Spiegel (über dem 99% Konfidenzintervall, Cut-off point), die NT-proBNP-Werte waren bei 164 Patienten (68%) >125 pg/mL und bei 126 Patienten (52%) >300 pg/mL. Patienten mit einem Endpunkt wiesen eine höhere Anzahl an Komorbiditäten auf (Charlson Komorbiditätsindex: Median: 3 vs. 1; p<0.001). Die diagnostische Genauigkeit zur Diagnosestellung einer kardialen Synkope wurde mittels der ROC-Kurvenanalyse ermittelt (AUC für cTnT hs 0.736, CI: 0.661 - 0.812; p<0.001; AUC für NT-proBNP 0,790, CI: 0,725 – 0,855). Eine vergleichbare AUC (0.759, CI: 0.693 - 0.826; p<0.001 für cTnT hs und 0,767, CI: 0,706 – 0,829 für NT-proBNP) konnte auch für den prädiktiven Wert im 30 Tage-Follow-Up erhalten werden. In der Gesamtkohorte trat im 30 Tage-Follow- Up bei 36% der Patienten ein unerwünschtes Ereignis auf. Dabei waren die häufigsten kardialen Endpunkte Dysrhythmien, die in 12% der Fälle auftraten. Häufigster nicht kardialer Endpunkt war mit 5% eine schwere Infektion bzw. Sepsis. Insgesamt sind im Zeitraum von 30 Tagen nach Indexvorstellung 5 Patienten verstorben. Patienten mit kardialer Synkope hatten ein erhöhtes Risiko für ein unerwünschtes Ereignis: nach 30 Tagen waren nur 12% der Patienten mit einer kardialen Synkope ereignisfrei. Das Vorliegen einer kardialen Synkope stellt einen unabhängigen Risikofaktor für eine ungünstige Prognose dar. Schlussfolgerungen: Patienten, die sich in der Notaufnahme wegen einer Synkope oder Beinahe-Synkope vorstellen zeigen eine hohe Rate an akuten, lebensbedrohlichen Erkrankungen, die mit einer hohen Hospitalisierungsrate assoziiert sind. Ein großer Teil der Patienten (45%) weist erhöhte cTnT hs-Spiegel bzw. NT-proBNP-Spiegel (52%) auf, jedoch findet sich nur bei 25% der Patienten eine kardiale Ursache der Synkope. Unsere Analyse zeigt, dass die kardialen Biomarker cTnT hs und NT-proBNP zur Diagnosestellung einer kardialen Synkope herangezogen werden können, jedoch als alleiniges Diagnosekriterium nicht geeignet sind. Als prognostischer Marker ist die Verwendung der Biomarker zur Identifizierung von Patienten mit erhöhtem Risiko nur bei Vorliegen einer nicht kardialen Ursache der Synkope geeignet. Bei diesen Patienten deuten erhöhte cTnT hs- und NT-proBNP-Spiegel auf eine ungünstige Prognose hin, bei Vorliegen einer kardialen Synkope ist diese ein Risikofaktor per se.
Umfang:110 Seiten
DOI:10.17192/z2016.0361