Demenz bei terminaler Niereninsuffizienz, eine Pilotstudie zur Untersuchung der Häufigkeit und relevanter Risikofaktoren bei 158 Patienten des PHV Dialysezentrums Gießen

Chronische Niereninsuffizienz und terminales, dialysepflichtiges Nierenversagen (ESRD) sind bekannte, unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung kognitiver Defizite und einer Demenz. Die Inzidenz des Diabetes mellitus und der Arteriellen Hypertonie, als die häufigsten Ursachen für chronische Nie...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Klein, Christoph
Beteiligte: Kuhlmann, Uwe (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2016
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Chronische Niereninsuffizienz und terminales, dialysepflichtiges Nierenversagen (ESRD) sind bekannte, unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung kognitiver Defizite und einer Demenz. Die Inzidenz des Diabetes mellitus und der Arteriellen Hypertonie, als die häufigsten Ursachen für chronische Nierenerkrankungen und Dialyse in den industrialisierten Ländern, stieg bis zuletzt über Jahre hinweg kontinuierlich an - dabei sind beide Ursachen für sich selbst auch Risikofaktoren für die Entwicklung kognitiver Einschränkungen. Retrospektive Untersuchungen deutscher Dialysepatienten finden unter Berücksichtigung der Diagnosen nach ICD-10 und der medizinischen Vorgeschichte bei 3% der Patienten eine bekannte Demenz. Dem entgegen, zeigen internationale Studien unter Anwendung psychometrischer Testverfahren, überraschend hohe Raten von kognitiven Defiziten bei Dialysepatienten mit unterschiedlich starker Ausprägung. Bislang gab es hierfür keine nationalen Untersuchungen. Daher führten wir zunächst ein Screening an einer kleinen, aber gut definierten und repräsentativen Kohorte von 223 Dialysepatienten im Rahmen einer monozentrischen Pilotstudie am Dialysezentrum der PHV Gießen durch. Nach eingehender Aufklärung erfüllten 158 Patienten die Einschlusskriterien und gaben ihre schriftliche Zustimmung. Anschließend wurde bei ihnen während der Dialysebehandlung der Mini Mental Status Test (MMST) und die Geriatrische Depressionsskala (GDS) erhoben. Zusätzlich wurde bei allen Studienteilnehmern die allgemeine und nephrologische Vorgeschichte mit relevanten Begleiterkrankungen, ergänzend die Pharmakotherapie, multiple Laborbefunde, der Blutdruck und die Effektivität der Dialyse (Kt/V) erfasst, um mögliche weitere Risikofaktoren zu identifizieren. Bei Verwendung eines MMST cut off von ≤ 24 Punkten, konnte diese Studie 35 von 158 Patienten (22%) mit Verdacht mindestens moderater kognitiver Defizite identifizieren. Diese Patienten waren signifikant häufiger weiblichen Geschlechts (p=0.02), im höheren Alter (p<0.0001), mit schlechterer Ausbildung (p<0.0001) und hatten in der Anamnese häufiger stattgehabte apoplektische oder transient ischämische Ereignisse (p=0.001). Sie zeigten zudem höhere Serum-Aluminium Spiegel (p=0.029) und einen niedrigeren Tabakkonsum (p=0.016). Die GDS zeigte keinen signifikanten Unterschied zu den Teilnehmern mit MMST Ergebnissen von ≥ 25 Punkten (p=0.28). Mit dieser Pilotstudie konnten wir bei einem relevanten Anteil der Patienten einer großen nationalen Dialyseeinrichtung mindestens moderate kognitive Defizite aufzeigen und einige der bekannten Risikofaktoren bestätigen. Weitere Studien sind erforderlich und werden in Form einer statistischen regionalen Prävalenzanalyse mit eingehender neurokognitiver Beurteilung zur Bestätigung der Ergebnisse des MMST Screenings von uns geplant.
Umfang:78 Seiten
DOI:10.17192/z2016.0327