Prämenstruelle Beschwerden verstehen, diagnostizieren und behandeln. Randomisiert kontrollierte Studien zur Untersuchungkognitiv-behavioraler Ansätze bei der prämenstruellen dysphorischen Störung

Prämenstruell auftretende Symptome, beispielsweise Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit oder Schmerzen in der Brust, werden von 75% der Frauen im reproduktiven Alter berichtet, führen jedoch nicht automatisch zu einer Beeinträchtigung (Wittchen, Becker, Lieb, & Krause, 2002). Liegt eine B...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Janda, Carolyn
Beteiligte: Weise, Cornelia (Dr. rer. nat.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2015
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Prämenstruell auftretende Symptome, beispielsweise Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit oder Schmerzen in der Brust, werden von 75% der Frauen im reproduktiven Alter berichtet, führen jedoch nicht automatisch zu einer Beeinträchtigung (Wittchen, Becker, Lieb, & Krause, 2002). Liegt eine Beeinträchtigung aufgrund der Symptome vor, spricht man je nach Schweregrad entweder vom Prämenstruellen Syndrom (PMS) oder der Prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Die PMDS stellt dabei die schwerste Ausprägung prämenstrueller Symptome dar. Bisher liegen nur sehr wenige Forschungsarbeiten vor, die sich den Themen PMS und PMDS widmen. Basierend auf dem bisherigen Forschungsstand zum PMS und der PMDS werden vier Studien präsentiert. Ziel dieser Studien bestand darin, neue Ansätze für das bessere interpersonelle Verständnis, die Diagnostik sowie die Behandlung prämenstrueller Beschwerden zu ermöglichen. Viele Frauen mit starken prämenstruellen Symptomen, insbesondere mit PMDS, fühlen sich von ihren Angehörigen nicht ernstgenommen, was zu einer Symptomverstärkung führen kann (Ussher & Perz, 2011). Studie I ging demnach der Fragestellung nach, inwieweit textbasierte Informationen zu PMDS die Fremdbewertung gegenüber einer Frau mit PMDS verändern können. Dabei zeigte sich an einer Stichprobe von 216 Studierenden, dass Psychoedukation über PMDS zu einer positiveren Bewertung einer Frau mit PMDS führen kann. Vorurteilsbasierte Textinformationen hatten hingegen keinen negativen Einfluss auf die Bewertung. Ein großes Problem der Diagnostik prämenstrueller Beschwerden liegt im heterogenen Vorgehen in Wissenschaft und Praxis. Dieses wird bedingt durch die folgenden Punkte: (1) unterschiedliche Definitionen verschiedener Institutionen für das PMS (z.B. American College of Obstetricians and Gynecologists [ACOG], 2000; Royal College of Obstetricians and Gynaecologists [RCOG], 2007), (2) seltene Anwendung eines prospektiven Symptomtagebuchs zur Diagnosestellung (Craner, Sigmon, & McGillicuddy, 2014), (3) Einsatz von Verfahren ohne standardisiertes Auswertungsschema (z.B. Hahn et al., 1998). Studie II beschäftigte sich somit mit der Fragestellung, wie die Diagnostik von schwerem PMS und PMDS innerhalb eines DSM-5 basierten Symptomtagebuchs standardisiert werden kann. Dazu wurden Kriterien festgelegt, wie PMS und PMDS innerhalb des Tagebuchs diagnostiziert werden können. Des Weiteren wurden in Studie II zwei neue Scores zur Tagebuchauswertung entwickelt, die sich an einer Stichprobe von 98 Frauen, von denen 70 Frauen die Kriterien für PMS und 28 Frauen, die Kriterien für PMDS erfüllten, als reliabel und valide erwiesen. In Studie III wurde berücksichtigt, dass Frauen mit prämenstruellen Beschwerden oftmals negative Behandlungserfahrungen gemacht haben (Kraemer & Kraemer, 1998). Obwohl sich kognitiv-behaviorale Behandlungen und Verfahren zur Veränderung von Lebensgewohnheiten (z.B. Ernährungsumstellung) als effektiv erwiesen, liegen bisher nur wenige valide Studien zur Evaluation kognitiv-behavioraler Ansätze vor (Bhatia & Bhatia, 2002; Kleinstäuber, Witthoft, & Hiller, 2012). Aus diesem Grund wurde in Studie III ein Studiendesign zur Überprüfung der Effektivität eines neu konzipierten internetbasierten Behandlungsprogramms für Frauen mit prämenstruellen Beschwerden entwickelt. Das Behandlungsprogramm kombiniert kognitive Techniken (z.B. Veränderung negativer automatischer Gedanken) mit Strategien zur Veränderung von Lebensgewohnheiten (z.B. Bewegungsaufbau). Zu den Stärken des Studiendesigns zählen insbesondere die ausführliche Diagnostik anhand eines prospektiven Symptomtagebuchs über zwei Menstruationszyklen sowie die individuelle Berechnung der prämenstruellen Phase zum Ausfüllen weiterer Fragebögen. In Studie IV wird das Behandlungsprogramm vorgestellt, das in Studie III evaluiert werden soll. Da bisherige Behandlungsprogramme für Kliniker nur schwer zugänglich sind, wurde das Behandlungsprogramm für den Einsatz in der klinischen Praxis aufgearbeitet. Insgesamt bilden die Ergebnisse der vorliegenden Studie den Grundstein, um psychoedukative Ansätze für Angehörige von Frauen mit prämenstruellen Beschwerden zu entwickeln, den diagnostischen Prozess von PMS und PMDS zu vereinheitlichen sowie Patientinnen ein neues Behandlungsprogramm anbieten zu können.
DOI:10.17192/z2015.0412