Revision der Klassifikation somatoformer Störungen

Als Konsequenz der umfassenden Kritik an der Klassifikation somatoformer Störungen und insbesondere der Somatisierungsstörung nach dem DSM-IV und der ICD-10 wurde diese Diagnosekategorie mit Erscheinen des DSM-5 grundlegend revidiert und die neue zentrale Diagnose Somatische Belastungsstörung eingef...

Deskribapen osoa

Gorde:
Xehetasun bibliografikoak
Egile nagusia: Klaus-Schiffer, Kristina
Beste egile batzuk: Rief, Winfried (Prof. Dr.) (Tesi aholkularia)
Formatua: Dissertation
Hizkuntza:alemana
Argitaratua: Philipps-Universität Marburg 2015
Gaiak:
Sarrera elektronikoa:PDF testu osoa
Etiketak: Etiketa erantsi
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Deskribapena
Gaia:Als Konsequenz der umfassenden Kritik an der Klassifikation somatoformer Störungen und insbesondere der Somatisierungsstörung nach dem DSM-IV und der ICD-10 wurde diese Diagnosekategorie mit Erscheinen des DSM-5 grundlegend revidiert und die neue zentrale Diagnose Somatische Belastungsstörung eingeführt. Wesentliche Änderungen betreffen unter anderem den Einschluss somatischer Symptome trotz Vorliegen einer medizinischen Ursache und die Voraussetzung psychischer Symptome für die Diagnosestellung. Vor dem Hintergrund dieser Neuerungen verfolgte die Dissertation sowohl das Ziel, die Diagnosekriterien der Somatischen Belastungsstörung empirisch zu validieren, als auch die sich aus der Revision ergebenden klinischen Implikationen zu untersuchen. Anhand einer Stichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung (N = 321) wurde das geänderte somatische Kriterium A sowie das neue psychologische Kriterium B der Somatischen Belastungsstörung im Rahmen einer Längsschnittstudie mit 1- und 4-Jahres-Follow-up evaluiert. Auch wenn die Veränderung des Kriteriums A durch die vorliegenden Befunde zur vergleichbaren klinischen Relevanz von medizinisch erklärten und medizinisch nicht ausreichend erklärten Symptomen und angesichts der geringen Reliabilität einer solchen Differenzierung unterstützt wird, erscheint der Einschluss somatischer Symptome mit medizinischer Ursache in Anbetracht der Forschungslage gegenwärtig noch zu hinterfragen. Obwohl die generelle Aufnahme psychologischer Diagnosekriterien eine wichtige Änderung darstellt, erwiesen sich die im Kriterium B bezeichneten Symptome nicht valider im Kontext somatoformer Störungen als andere potentiell zu Klassifikationszwecken geeignete psychische Symptome. Basierend auf einer ambulanten Assessment-Studie (N = 28) wurde die Möglichkeit der Klassifikation funktioneller Syndrome als Somatische Belastungsstörung am Beispiel des Fibromyalgiesyndroms überprüft. Aufgrund der Tatsache, dass das psychologische Kriterium B der Somatischen Belastungsstörung in vielen Fällen eines vorliegenden Fibromyalgiesyndroms als erfüllt angesehen werden konnte, ist die Klassifikation als psychische Störung generell in Erwägung zu ziehen. In Form eines Überblicksartikels wurde die Anwendbarkeit verschiedener für somatoforme Störungen entwickelter diagnostischer Verfahren für die Erfassung der Somatischen Belastungsstörung diskutiert, mit dem Ergebnis, dass sich keines der bislang existierenden Selbst- und Fremdbeurteilungsinstrumente ohne entsprechende Modifikation eignet. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die Neuerungen der Somatischen Belastungsstörung nach dem DSM-5 zwar eine grundsätzliche Verbesserung verglichen mit der vielfach kritisierten Somatisierungsstörung nach dem DSM-IV und der ICD-10 darzustellen scheinen, aber Zweifel an der optimalen Definition der Diagnosekriterien bestehen bleiben. Weitere empirische Überprüfungen der Somatischen Belastungsstörung sind notwendig, da von einer beachtlichen Prävalenz der Diagnose im Gesundheitssystem auszugehen ist. Von einer reliablen und validen Klassifikation profitiert letztlich nicht nur die Wissenschaft, sondern in erster Linie auch die Praxis. Offene Fragen betreffen die Kontinuität des Forschungsfelds und Generalisierbarkeit des bereits erworbenen Wissens über somatoforme Störungen sowie die zu erwartende Revision der ICD-11.
DOI:10.17192/z2015.0072