Grounding the Linking Competence in Culture and Nature. How Action and Perception Shape the Syntax-Semantics Relationship

Part I of the book presents my basic assumptions about the syntax-semantics relationship as a competence of language users and compares them with those of the two paradigms that presently account for most theoretical linguistic projects, studies, and publications. I refer to them as Chomskyan Lingui...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kasper, Simon
Beteiligte: Bornkessel-Schlesewsky, Ina (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Es wird gezeigt, dass das Verhältnis zwischen Syntax und Semantik in vergleichbarem Maße durch kultürliche und natürliche Faktoren bestimmt ist. Eine der zentralen Thesen lautet, dass sprachliche Äußerungen konventionell konzeptuelle und nicht-konzeptuelle Inhalte kodieren, wobei konzeptuelle Inhalte letztlich aus der Struktur der Wahrnehmung abgeleitet werden können (Konzepte simulieren Perzeptionen) und nicht-konzeptuelle Inhalte ihren Ursprung in soziokulturell verorteten, internalisierten Handlungs- und Zuschreibungspraxen haben, die innerhalb einer Kultur ausgeübt werden. Die durch die Struktur der Wahrnehmung bestimmte Struktur von Konzepten wird als unterspezifiziert hinsichtlich handlungs- und zuschreibungsbezogener Aspekte angenommen. Das heißt, dass speziell Begriffe wie der der Agentivität nicht aus der Wahrnehmung abgeleitet werden können, sondern sich aus soziokulturellen Praxen ergeben. Das handlungs- und zuschreibungsbezogene Wissen von Sprachbenutzern muss also auf Konzepte angewandt werden, um diese zu spezifizieren. Anders formuliert: Ihre praktische Relevanz erhalten Wahrnehmungen und Konzepte immer erst vor dem Hintergrund von internalisiertem handlungs- und zuschreibungsbezogenen Wissen. Für die Sprache heißt dies nun, dass sie selbst unterspezifiziert ist, wo sie konzeptuelle Inhalte kodiert. Nur dort, wo eine sprachliche Form auch handlungs- und zuschreibungsbezogene Aspekte kodiert, ist sie nicht unterspezifiziert. Teil I der Arbeit widmet sich dem Forschungsprogramm, einem Komplex an Annahmen, die die kultürliche und natürliche Konstitution der Linking-Kompetenz berücksichtigen, sowie ein Modell, das handlungsleitend für die konkrete Forschung ist. Teil II der Arbeit behandelt die Teilkompetenzen der Fähigkeit, wohlgeformte, situationsadäquate Äußerungen zu erkennen, zu verstehen und zu produzieren. Die erste diskutierte Teilkompetenz ist die Perzeption. Sie sind als Figur-Grund-Konfigurationen beschreibbar. Die zweite Teilkompetenz ist die Konzeptualisierung. Sie lässt sie als simulierte Wahrnehmung charakterisieren. Eine Folge davon ist, dass Konzeptualisierung modal funktioniert, d.h. ein Konzept eines Ereignisses hat die Struktur einer Wahrnehmung. Die wahrnehmungsbasierten konzeptuellen Inhalte müssen durch zusätzliches Wissen komplementiert werden. Dies ist das o.g. nicht-konzeptuelle Wissen, das von Menschen innerhalb von kulturellen Praxen im Rahmen von Zuschreibungen anderer Menschen erworben wird. Dies ist die dritte Teilkompetenz. Die vierte Teilkompetenz ist die Zuordnung von Konzepten zu Teilen von sprachlichen Äußerungen. Dabei wird argumentiert, dass die Struktur von Konzepten auf nicht-zufällige Weise mit der Struktur von Äußerungen korreliert, indem die syntaktischen Strukturen vieler Äußerungen diagrammatisch ikonisch zu Trajektor/Landmark-Konfigurationen sind und eine Äußerung dadurch als Diagramm der Konzeptualisierung einer Eventualität beschreibbar ist. Damit nimmt eine Äußerung den Charakter einer Anleitung zum Simulieren einer Wahrnehmung an („Instruktionsgrammatik“). Teil III stellt dar, wie die Teilkompetenzen aus Teil II dazu verwendet werden, wohlgeformte, situationsadäquate Äußerungen zu erkennen, zu verstehen und zu produzieren. Es wird detailliert gezeigt, wie formale Konstituenten (u.a. Wortstellung, Kasusmorphologie, Kongruenz, Konstruktion) dazu beitragen, dass Sprecher und Hörer hinreichend ähnliche Konzepte von Ereignissen haben, um die Kommunikation gelingen zu lassen. In diesem Zusammenhang wird eine Theorie des deutschen adverbalen Dativs präsentiert. Im Falle verbleibender formaler Unterspezifiziertheit greifen Interaktanten auf nicht-formale Mittel zurück und wenden Sprachverstehensmechanismen an, die kognitiv verwurzelt sind, aber keinen Niederschlag im Zeichensystem finden. Dabei handelt es sich um die Einbeziehung semantischer Merkmale der an einer Eventualität beteiligten Objekt (z.B. „Belebtheitshierarchie“). In der Wirksamkeit dieser Faktoren im Sprachverstehen zeigt sich ein übergeordnetes Prinzip, demzufolge Menschen beim Sprachverstehen wie als wahrnehmende und handelnde Wesen immer danach streben, zugunsten ihrer Handlungsfähigkeit und Umgebungskontrolle den (verantwortlichen) Verursacher der Eventualitäten in ihrer Umgebung zu identifizieren. Daran anschließend wird Schritt für Schritt gezeigt, wie mit den entwickelten theoretischen Mitteln zu beschreiben ist, wie eine Äußerung infolge der Wahrnehmung einer lebensweltlichen Szene produziert wird. Im vorletzten inhaltlichen Kapitel wird dann gezeigt, wie die vorliegende Theorie klassische Linking-Probleme, nämlich Argumentalternationen und syntaktische Operationen, erklärt. Dabei kommen alle relevanten zuvor präsentierten und charakterisierten Teilkompetenzen der Linking-Kompetenz zum Tragen. Die Arbeit schließt mit einer Reihe von Vorhersagen und Konsequenzen, die aus der Theorie der Linking-Kompetenz und des Verhältnisses von Syntax und Semantik abgeleitet werden können.