Aktueller Stand der chirurgischen Expertise bei plastischrekonstruktiven Verfahren im Rahmen tumorchirurgischer Interventionen in den Deutschen Hals-Nasen-Ohrenkliniken

Die ektodermalen Karzinome der Kopf-Hals-Region liegen derzeit an sechster Stelle aller neu diagnostizierten Malignome. In Deutschland wurden im Jahr 2007 annähernd 17.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Die aktuelle Therapie basiert nach wie vor auf den drei Säulen Chirurgie, Strahlentherapie u...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hemsen, Patrick Alexander
Beteiligte: Sesterhenn, A. (Prof. Dr. med. ) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2014
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die ektodermalen Karzinome der Kopf-Hals-Region liegen derzeit an sechster Stelle aller neu diagnostizierten Malignome. In Deutschland wurden im Jahr 2007 annähernd 17.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Die aktuelle Therapie basiert nach wie vor auf den drei Säulen Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie, wobei mittlerweile auch die Bedeutung der monoklonalen Antikörper zunimmt. Derzeit zeichnet sich, insbesondere bei den Neoplasien des Pharynx, ein deutlicher Trend hin zu den primär radio-chemotherapeutischen Konzepten ab. In Abhängigkeit von Ausdehnung und Größe der Primärtumore besteht andererseits häufig die Indikation zu primär chirurgischen Maßnahmen, um insbesondere funktionellen und ästhetischen Aspekten Rechnung zu tragen. Darüber hinaus wird die sogenannte Rettungschirurgie in den kommenden Jahren eine zunehmend wichtige Bedeutung im Rahmen der Therapie von Kopf- Hals-Karzinomen erlangen. Hierbei müssen teilweise ausgedehnte Defekte nach ablativen Maßnahmen verschlossen werden. Hierzu eignen sich zahlreiche seit den 1980er Jahren zunehmend populäre gewordene mikrovaskuläre und gefäßgestielte Gewebetransplantate. Durch den Einsatz des genannten Gewebetransfers können mittlerweile umfassende Rekonstruktionen sowohl im Bereich des oberen Aero- Digestivtraktes als auch der Haut mit optimalen funktionellen und ästhetischen Ergebnissen erreicht werden. Aus diesem Grund birgt diese Art der rekonstruktiven Chirurgie eine hohe Attraktivität für Institutionen, in denen onkologische Kopf-Hals-Chirurgie betrieben wird. Die führenden Zentren auf dem Gebiet der insbesondere mikrovaskulär-rekonstruktiven Chirurgie im Kopf-Hals-Bereich befinden sich derzeit unzweifelhaft in Ostasien (Taiwan und China) und Nordamerika. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der aktuellen Expertise in den Deutschen HNO-Kliniken. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Evaluation des hierzulande gegenwärtigen Spektrums der eingesetzten mikrovaskulären und gestielten Transplantate. Bezugszeitraum war das Jahr 2010. Hierzu erfolgte eine retrospektive Fragebogenanalyse. Die Rücklaufquote lag bei 60,4%.Im Beobachtungszeitraum wurde von 12472 neu diagnostizierten Tumoren berichtet. Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 2141 Transplantate durchgeführt, wobei gestielte und mikrovaskuläre Transplantate zu etwa gleichen Teilen eingesetzt wurden. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass Transplantate nicht nur im Rahmen einer primären chirurgischen Therapie sondern insbeondere auch in der Rezidiv- oder Salvage-Situation eingesetzt werden. Der hohe Anteil plastisch-rekonstruktiver Verfahren unterstreicht die Bedeutung des Gewebetransfers im Rahmen der Tumorchirurgie. Während an den Universitätskliniken überwiegend freie Transplantate zum Einsatz kamen (2010: 693 freie versus 499 gestielte Transplantate), ist das Verhältnis in den Hauptabteilungen umgekehrt (2010: 358 freie versus 591 gestielte Transplantate). Durchschnittlich führte somit jede Klinik 22 rekonstruktive Operationen mit mikrovaskulären oder gestielten Transplantaten durch (Universitäts-Klinik: 41, Hauptabteilung: 14). In Abhängigkeit von Art und Größe der Institution sowie der Anzahl der neu diagnostizierten Tumore bestehen signifikante Unterschiede im Hinblick auf die Anzahl der durchgeführten Transplantate. Tendenziell zeichnet sich hier auch ein größerer Anteil plastisch-rekonstruktiver Verfahren im Verhältnis zur Anzahl neu diagnostizierter Tumore ab. Gleiches gilt für den Anteil mikrovaskulär-anastomosierter Lappen an allen Transplantaten. Eine qualitative Aussage über die durchgeführten Operationen lässt sich anhand der vorliegenden Analyse nicht ableiten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Outcome der genannten Verfahren mit großer Wahrscheinlichkeit proportional an die Frequenz der jeweiligen Intervention gekoppelt ist. Schlussfolgernd scheint die höchste Expertise bei der Durchführung plastisch-rekonstruktiver Verfahren an den Kliniken vorzuliegen, die mehr als 200 neu diagnostizierte Tumore behandeln und / oder den Universitätsstatus genießen. Gleiches gilt für den hohen Schwierigkeitsgrad bei mikrovaskulären Techniken, die einen hohen Qualitätsstandard erfordern.
DOI:10.17192/z2014.0176