Die Erfassung von Aufmerksamkeit, Aktivität und Impulsivität bei Kindern und Jugendlichen mit einer Essstörung mittels QbTest, einem Infrarot Bewegungsanalysesystem

Das Ziel unserer Untersuchung war es, die drei Parameter Aufmerksamkeit, Aktivität und Impulsivität mit Hilfe des QbTests, einem computergestützen Verfahren, objektiv darzustellen und die Ergebnisse verschiedener Krankheitsbilder zu vergleichen. Wir untersuchten dafür die Inanspruchnahmepopulation (...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Krause, Sarah
Beteiligte: Remschmidt, Helmut (Prof. Dr. med. Dr. phil.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2013
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Ziel unserer Untersuchung war es, die drei Parameter Aufmerksamkeit, Aktivität und Impulsivität mit Hilfe des QbTests, einem computergestützen Verfahren, objektiv darzustellen und die Ergebnisse verschiedener Krankheitsbilder zu vergleichen. Wir untersuchten dafür die Inanspruchnahmepopulation (n=502) der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg vom 01.06.2004 – 31.12.2005 mit 315 Patienten (63%). Die Ergebnisse der Patienten mit einer Essstörung (ES, n041) wurden vier weiteren Diagnosegruppen (Patienten mit: einer schizophrenen Erkrankung (n=22), affektiven Störungen (n=20), neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen (n=68) und Störungen des Sozialverhaltens (n=31) gegenübergestellt. Es fand ein Vergleich zwischen den Ergebnissen bei stationärer Aufnahme und denen bei Entlassung statt. Wir verglichen die Ergebnisse der Patienten mit einer Anorexia nervosa (AN) mit denen von Patienten mit einer Bulimia nervosa (BN), und die Resultate von Patienten mit einer sekundären Amenorrhoe mit denen ohne dieses Symptom. Wir versuchten weitere eventuelle Einflussfaktoren wie den IQ, das Alter und den BMI zu ermitteln. Die Patienten mit einer ES erzielten die besten Aufmerksamkeitsleistungen und unterschieden sich damit signifikant von den Patienten mit einer Schizophrenie und denen mit einer Störung des Sozialverhaltens. Zur internen Validitätskontrolle wandten wir außerdem den d2-C-Test an. Dort fand sich außerdem ein signifikanter Unterschied zur Gruppe der Patienten mit einer neurotischen Störung. In der Messung der Impulsivität zeigten die Patienten mit einer ES (F50) die niedrigsten Ergebnisse. Signifikant hoben sie sich damit von den Patienten mit einer Störung des Sozialverhaltens ab. Die motorische Aktivität der Patienten mit einer ES war die geringste. Im Vergleich der Ergebnisse der 1. und 2. Testung verbesserten vier der fünf Diagnosegruppen ihre Aufmerksamkeitsleistungen. In der Patientengruppe mit einer ES gab es eine Divergenz in den Ergebnissen der beiden verwendeten Testverfahren: im QbTest zeigte sich eine leichte, jedoch nicht signifikante Verschlechterung der Aufmerksamkeitsleistungen. Im d2-C-Test kam es zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit mit großer Effektstärke. Ähnliches gilt für die motorische Aktivität, wo die Gruppe F50 sich (ohne Effektstärke) leicht unruhiger zeigte. In den Bereichen der Impulsivität verbesserte sich die Gruppe F50. Nur für die Patientengruppe mit einer ES konnten korrelative Zusammenhänge zwischen allen einzelnen Testparametern gefunden werden. Im Vergelich der Ergebnisse von Patienten mit einer AN und einer BN konnten wir keine signifikanten Disparitäten feststellen. Die Untersuchung der Gruppen von Patienten a) mit einer sekundären Amenorrhoe und b) ohne dieses Symptom erbrachte keine signifikanten Unterschiede. Als überprüfte Einflussgrößen konnte der IQ vor allem für die Ergebnisse des QbTests für die Patienten mit einer ES als entscheidend herausgearbeitet werden. Zu überprüfen jedoch wäre die allgemeine Abhängigkeit dieses Testverfahrens vom IQ. Für die Gruppe F50 war nur für zwei Aufmerksamkeitswerte ein Zusammenhang mit dem Alter nachweisbar. Als letzter untersuchter Parameter erbrachte der Wert des BMI zu zwei Unterpunkten der Aufmerksamkeit und den beiden Impulsivitätswerten einen signifikanten Zusammenhang in der Patientengruppe F50. Die Patienten mit einer ES erbrachten damit im Vergleich zu den vier anderen Diagnosegruppen die besten Leistungen in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulsivität und Aktivität. Zu kritisieren sind an unserer Arbeit die relativ geringen Fallzahlen und das Fehlen von Normwerten als Vergleich. Die dargestellten Ergebnisse sind also eher deskriptiv zu werten. Die Nutzung des QbTest als objektives Messverfahren, welches eine kombinierte Überprüfung dreier in neuropsychologischen Testverfahren wichtigen Parameter ermöglicht, können wir als bereichernd und klinisch gut anwendbar empfehlen. Es zeigte sich in unseren Untersuchung praktisch gut anwendbar und kann als Verlaufskontrolle bei chronischen Erkrankungen oder bei der medikamentösen Einstellung beispielsweise als sehr hilfreich angesehen werden.
DOI:10.17192/z2013.0642