Vergleich der Doppler-/Duplexsonographie und MR-Angiographie in der Diagnostik von Stenosen der A. carotis interna (ACI)

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, die in der Diagnostik der zerebralen Ischämie routinemäßig eingesetzten nichtinvasiven bzw. wenig invasiven Untersuchungsmethoden der Doppler-/Duplexsonographie und der MR-Angiographie auf komplementäre Zusatzinformationen miteinander zu vergleichen. Als Zusatzi...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hein, Oleg
Beteiligte: Jacobs, Andreas H. (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2013
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, die in der Diagnostik der zerebralen Ischämie routinemäßig eingesetzten nichtinvasiven bzw. wenig invasiven Untersuchungsmethoden der Doppler-/Duplexsonographie und der MR-Angiographie auf komplementäre Zusatzinformationen miteinander zu vergleichen. Als Zusatzinformationen wurden Läsionen der gehirnversorgenden Arterien mit Ausnahme der ipsilateralen symptomatischen ACI definiert. Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Arbeit war, das Aufdecken der Tandemstenosen der ipsilateralen ACI durch die beiden Methoden zu untersuchen und miteinander zu vergleichen. Das dritte Ziel dieser Arbeit war, die Konkordanz der beiden Untersuchungsmethoden bei der Graduierung der ACI-Stenosen zu untersuchen. Dabei wurden bewusst zwei nicht bzw. wenig invasive Untersuchungsmethoden miteinander verglichen ohne die immer noch als „Goldstandard“ geltende DSA als Referenzmethode hinzuziehen. Das Leitmotiv eines solchen Vergleiches war, den teilweise bis jetzt üblichen breiten Einsatz der DSA bei ähnlichen Fragestellungen aufgrund des damit behafteten Nebenwirkungsprofils sowie des nicht zu unterschätzenden Kostenfaktors zu vermeiden. Bei diesem Vergleich wurde der Schwerpunkt auf die getrennte Analyse für die ipsilaterale und kontralaterale ACI gelegt. Im Rahmen der drei o.g. Fragestellungen wurde die demographische Struktur des Patientenkollektivs und die Verteilung der kardiovaskulären Risikofaktoren untersucht sowie Mittelwerte für PSV für ACI-Stenosegruppen nach NASCET-Kriterien sowohl für die ipsilaterale als auch für die kontralaterale Seite errechnet. Es stellte sich heraus, dass in Bezug auf den Gewinn von Zusatzinformationen die MR-Angiographie der Doppler-/Duplexsonographie signifikant überlegen ist (68,3% vs. 8,3%, p<0,001). Dabei stammten die meisten durch die MRA gewonnenen Zusatzinformationen aus den vertebrobasilären (38,6%) und intrakraniellen (35,7%) Abschnitten, in denen die Doppler-/Duplexsonographie auch laut zahlreichen Literaturangaben gewisse Defizite aufweist. Die Doppler-/Duplexsonographie deckte dagegen die meisten Zusatzinformationen im vorderen extrakraniellen Kreislauf (55,6% vs. 20% durch die MRA) auf. Bei der Aufdeckung der ipsilateralen Tandemstenosen zeigte sich konform mit wenigen Literaturquellen zu dieser Fragestellung eine absolute Diskordanz der Befunde (κ=-0,029, p=0,737). Keine der beiden Untersuchungsmethoden war hier signifikant besser als die andere. Die MRA deckte aber sechsmal soviel ipsilaterale Tandemstenosen als die Doppler-/Duplexsonographie auf. In der Analyse der üblichen kardiovaskulären Risikofaktoren in der Patientengruppe mit ipsilateralen Tandemstenosen fällt das überproportionale Auftreten der zerebralen Ischämie in der Anamnese (51,7% vs. 26,4% in der Patientengruppe ohne Tandemstenosen) sowie der regelmäßige Nikotin/Alkoholkonsum (jeweils 28,6% vs. 15,1% bzw. 9,4% in der Patientengruppe ohne Tandemstenosen) auf. Hier bedarf es aber sicherlich größere Patientenzahlen, um diesen Trend zu bestätigen, wenn auch diese Daten plausibel erscheinen. Bei der Untersuchung der Korrelation der beiden Untersuchungsmethoden in der Graduierung der ACI-Stenosen wurden absolute Diskordanzraten errechnet (26,7% für die ipsilaterale und 21,7% für die kontralaterale Seite), die im in der Literatur angegebenen Bereich liegen. Beide Untersuchungsmethoden ergaben konkordante Befunde, wobei bemerkenswert erscheint, dass die Konkordanz auf der asymptomatischen Seite deutlich besser ausgeprägt war (r=0,874) als auf der symptomatischen Seite (r=0,616). Dieses Phänomen ist laut den vorliegenden Literaturquellen kaum bekannt und wird mit veränderten hämodynamischen Flussverhältnissen sowie erschwerter diagnostischer Darstellung der pathologisch hochgradig veränderten Gefäße auf der symptomatisch gewordenen Seite erklärt. Dieses Ergebnis legt nahe, die präoperative diagnostische Sicherheit durch die Kombination beider Untersuchungsmethoden zu erhöhen. Als Schlussfolgerung kann folgendes festgehalten werden: Die MRA bringt einen signifikant höheren Gewinn an Zusatzinformationen als die Doppler-/Duplexsonographie hervor. Bei der Graduierung der ACI-Stenosen soll stets der Unterschied zwischen der ipsi- und der kontralateralen Seite bedacht werden. Die Ergebnisse der nicht und wenig invasiven Untersuchungsmethoden sollen trotz vieler Vorteile stets kritisch beurteilt werden, im Falle von diskordanten Befunden mit der Konsequenz für die Therapieentscheidung soll eine standardisierte Referenzmethode hinzugezogen werden. Eine hausinterne Validierung beider Untersuchungsmethoden gegen eine Referenzmethode und ggf. mit Einbezug der Operationspräparate ist notwendig.
DOI:10.17192/z2013.0587