Risikogerechte Behandlung in der kardiovaskulären Primär- und Sekundärprävention bei Teilnehmern am „Check up 35“

Hintergrund und Fragestellung Seit 1989 bieten die gesetzlichen Krankenkassen eine Screening-Untersuchung nach §25 des SGB V ab dem 35. Lebensjahr an. Dieser „Check up“ (GU) soll der Früherkennung, Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Risikofaktoren dienen. In dieser...

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Main Author: Letzkus, Christiane Muriel
Contributors: Baum, Erika (Prof. Dr. med.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2013
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Hintergrund und Fragestellung Seit 1989 bieten die gesetzlichen Krankenkassen eine Screening-Untersuchung nach §25 des SGB V ab dem 35. Lebensjahr an. Dieser „Check up“ (GU) soll der Früherkennung, Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Risikofaktoren dienen. In dieser Arbeit wird untersucht, welche Patienten an dem Check up teilnehmen, welches kardiovaskuläre Risikoprofil sie haben, ob sie hinsichtlich ihres Gesamtrisikos adäquat behandelt werden und ob der Check up zu einer relevanten Verbesserung der Behandlung führt. Methoden und Patienten Es wurden retrospektiv die Daten von 1070 Patienten aus zehn unterschiedlichen hausärztlichen Praxen untersucht, die im Jahr 2004 an einem „Check up 35“ teilgenommen hatten. Dazu wurden sowohl die Dokumentationsbögen der Gesundheitsuntersuchung als auch die zur Verfügung stehenden Patientendaten der jeweiligen Praxis hinsichtlich erhobener Untersuchungsbefunde, Laborwerte, weiterer Erkrankungen, medikamentöser Therapie und eingeleiteter Diagnostik ausgewertet. Mit Hilfe des Statistikprogramms „SPSS“ wurden das Gesamtrisiko eines kardiovaskulären Ereignisses anhand der Risikoscores nach Framingham, ARRIBA, PROCAM und SCORE-Deutschland berechnet und weitere deskriptive Analysen durchgeführt. Ergebnisse Das kardiovaskuläre Risikoprofil der GU-Teilnehmer hinsichtlich einzelner Risikofaktoren deckt sich weitestgehend mit den Daten des Bundesgesundheitssurveys´98. Die Berechnungen des Gesamtrisikos anhand der verschiedenen Risikoscores variiert jedoch erheblich. Es zeigt sich eine relativ großzügige medikamentöse Behandlung von einzelnen kardiovaskulären Risikofaktoren, während Patienten der Hochrisikogruppen eindeutig medikamentös unterversorgt sind. Im Rahmen des Check ups werden absolut gesehen mehr Patienten mit einem niedrigen Gesamtrisiko behandelt. An der mangelhaften medikamentösen Behandlung im Hochrisikobereich ändert sich letztendlich durch die GU nichts. Diskussion Ein Großteil der GU-Teilnehmer weist schon vor der Gesundheitsuntersuchung mindestens einen oder mehrere bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren auf. Zu einer großen Anzahl an neu erkannten Erkrankungen oder Risikofaktoren durch den Check up kommt es nicht. Die einzelnen kardiovaskulären Risikofaktoren werden großzügig medikamentös behandelt, was letztendlich nicht selten zu einer Übertherapie führt, während Patienten mit erhöhtem kardiovaskulären Gesamtrisiko medikamentös unterversorgt sind. Dies gilt sowohl für den Zeitpunkt vor als auch nach der Gesundheitsuntersuchung. Die bisher zu Verfügung stehenden Risikoscores zur Berechnung des Gesamtrisikos unterscheiden sich erheblich in ihrer Risikoabschätzung, so dass keine klare Grenzziehung möglich ist. Schlussfolgerung Bei dem „Check up 35“ in seiner jetzigen Durchführungsrealität als Screening-Untersuchung für kardiovaskuläre Erkrankungen gibt es erheblichen Verbesserungsbedarf, da seine Effektivität gerade im Hochrisikobereich und der Sekundärprävention zu gering ist. Es bedarf dringend evaluierter Strategien zur Berechnung des Gesamtrisikos und zur Verbesserung der medikamentösen Behandlung bei Hochrisikopatienten und zur Vermeidung von nicht notwendigen Therapien bei einzelnen Risikofaktoren mit niedrigem Gesamtrisiko.
DOI:10.17192/z2013.0435