Der Einfluss von Calcium auf die corticale Exzitabilität - Eine explorative TMS Studie

Eine seltene Komplikation von Hypo- sowie auch von Hypercalcämie sind epileptische Anfälle. Der zugrundeliegende Pathomechanismus ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Daher untersuchten wir zur Erforschung des Einflusses des Calciumserumspiegels auf die corticale Exzitabilität 15 Patienten (8w,...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Eienbröker, Almuth geb. Schneider
Beteiligte: Rosenow, Felix (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2013
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Eine seltene Komplikation von Hypo- sowie auch von Hypercalcämie sind epileptische Anfälle. Der zugrundeliegende Pathomechanismus ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Daher untersuchten wir zur Erforschung des Einflusses des Calciumserumspiegels auf die corticale Exzitabilität 15 Patienten (8w, 7m; 54,2+14,8 Jahre) mit primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT) vor und nach Parathyreoidektomie. Zur Charakterisierung der kortikalen Exzitabilität wurden die Einzel- und Doppelimpulsparadigmen der transkraniellen Magnetstimulation – motorische Ruheschwelle (RMT), corticale Silent Period (CSP), intracorticale Inhibition (ICI), intracorticale Fazilitation (ICF) und late intracorticale Inhibition (LICI) – vor und nach Parathyreoidektomie bestimmt. Prä- und postoperativ wurden ebenfalls der Calcium- und der Parathormonserumspiegel bestimmt. Bei 10 Patienten wurden die TMS-Messungen innerhalb von 4 Tagen postoperativ und bei 5 Patienten mit mindestens 30 Tagen Abstand zur Operation durchgeführt. Zeitgleich mit den TMS-Messungen wurden die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), die F-Wellen Latenz und die Grip Force bestimmt. Um die klinischen Symptome bei pHPT zu erfassen, setzten wir die Fragebögen BDI II, SF-36 und den PAS-Score ein. In dieser Studie wird erstmalig der PAS-Score auf Deutsch eingesetzt. Der PAS-Score hat sich in Studien im englischsprachigen Raum als bestes Werkzeug zur Erfassung der unspezifischen Symptome bei pHPT erwiesen. Wir konnten in der früh postoperativ gemessenen Gruppe eine Abnahme der corticalen Exzitabilität durch eine im Trend signifikante Zunahme bzw. Verlängerung der RMT und der CSP im Vergleich zu den präoperativen Messungen nachweisen. In der spät postoperativ gemessenen Gruppe war die RMT dagegen im Vergleich zu der präoperativen Messung im Trend signifikant erniedrigt, im Sinne einer erhöhten corticalen Exzitabilität. Alle anderen TMS-Parameter wiesen keine signifikanten Veränderungen auf. Die NLG, F-Wellen Latenz und die Grip Force blieben zwischen der prä- und der postoperativen Messung unverändert. Daher ist davon auszugehen, dass die gemessenen TMS-Ergebnisse aufgrund von kortikalen und nicht peripheren Veränderungen zustande kamen. Aufgrund der gegensätzlichen Ergebnisse in der früh und der spät postoperativ gemessenen Gruppe hypothetisieren wir, dass sie durch zwei unterschiedliche Mechanismen bedingt sind. Der Abfall der kortikalen Exzitabilität direkt postoperativ könnte durch eine Zunahme der serotonergen und dopaminergen Inhibition ausgelöst worden sein. Die Zunahme der serotonergen und dopaminergen Inhibition könnte durch den Abfall des Calciumserumspiegels verursacht worden sein, da Hypercalcämie mit einem corticalen Serotonin- und Dopaminmangel in Verbindung gebracht wird. In der spät postoperativ gemessenen Gruppe könnte dagegen der Calciumabfall nach Parathyreoidektomie direkt destabilisierend auf die neuronalen Membranen gewirkt haben und so zu einer Zunahme der corticalen Erregbarkeit geführt haben. Um die aus dieser explorativen Studie entwickelten Hypothesen weiter zu prüfen, sollten sowohl in vivo als auch in vitro Folgestudien durchgeführt werden, um den Einfluss der Monoamine Serotonin und Dopamin auf die kortikale Exzitabilität weiter zu erforschen. Alle eingesetzten Fragebögen wiesen eine Verbesserung der Gesundheit postoperativ nach. Diese Ergebnisse sind im Einklang mit der bisher publizierten Literatur zu Untersuchungen von Patienten mit pHPT mit Hilfe des SF-36, dem BDI und dem PAS-Score. Insbesondere für den PAS-Score ist dies relevant, da es dafür spricht, dass es durch unsere Übersetzung des englischsprachigen Originalfragebogens zu keiner Veränderung der Aussagekraft des Fragebogens kam. In einer Folgestudie sollte der deutschsprachige PAS-Score nun weiter validiert werden. Wir konnten keine Korrelation der TMS-Parameter mit den eingesetzten Fragebögen nachweisen. Es muss offen bleiben, ob wir aufgrund einer zu kleinen Stichprobe keinen Effekt detektieren konnten, oder ob es tatsächlich keinen Zusammenhang gibt. Auch hierzu wäre eine Folgestudie interessant.
DOI:10.17192/z2013.0171