Verlaufsbeobachtung von Patienten mit funktionellen Oberbauchbeschwerden. Untersuchung zur klinischen Symptomatik, Gastritis und Komplikationen über einen Zeitraum von 20 Jahren.

Hintergrund: Unter dem Begriff der funktionellen Dyspepsie werden postprandiale Beschwerden des oberen Gastrointestinaltraktes ohne fassbares morphologisches Korrelat zusammengefaßt. Die Pathogenese dieses heterogenen Beschwerdebildes ist vielfältig und insbesondere der Einfluss einer Infektion mit...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Papatriantafillou, Anna
Beteiligte: Eiselle, Rolf (Prof.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Unter dem Begriff der funktionellen Dyspepsie werden postprandiale Beschwerden des oberen Gastrointestinaltraktes ohne fassbares morphologisches Korrelat zusammengefaßt. Die Pathogenese dieses heterogenen Beschwerdebildes ist vielfältig und insbesondere der Einfluss einer Infektion mit Helicobacter pylori ist unklar. Auch sind evidenzbasierte Prognosefaktoren und der klinische Langzeitverlauf unzureichend bekannt. Patienten und Methoden: In der vorliegenden Untersuchung wurden 105 Patienten (61 männliche, 44 weibliche, mittleres Alter 60 10 Jahre), bei denen zwischen 1974 und 1980 die Diagnose einer funktionellen Dyspepsie gestellt wurde, mit Hilfe einer ausführlichen standardisierten Befragung im Hinblick auf aktuelle Beschwerden, den Krankheitsverlauf seit Beginn der Ausgangsuntersuchung befragt. Alle Patienten wiesen primär eine endoskopisch unauffällige Magenschleimhaut auf. Bei allen Patienten wurde ein histologischer Ausgangsbefund der Magenschleimhaut erhoben. Der Einfluss der funktionellen Dyspepsie auf die Lebensqualität wurde mit Hilfe des gastrointestinalen Lebensqualitätsindex durchgeführt. Im Rahmen der Nachuntersuchung wurde eine Ösophagogastroduodenoskopie mit entsprechenden Biopsien, ein CLO-Test, ein 13C-Urease Atemtest zum Nachweis von Helicobacter pylori, sowie eine Gastrinspiegelbestimmung im Serum durchgeführt. Die Ergebnisse sind mit der Kaplan-Meier Schätzungs-Kurve dargestellt und wurden mit dem Breslow-Test oder dem Log-rank Test auf statistische Signifikanz untersucht. Ergebnisse: Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 20,5 2,7 Jahren konnte bei 99 Patienten (58 männlich, 41 weiblich) eine ausführliche standardisierte Befragung im Hinblick auf aktuelle Beschwerden, den Krankheitsverlauf seit Beginn der Ausgangsuntersuchung und auf den Einfluss auf die Lebensqualität durchgeführt werden. 57 Bei allen 99 Patienten wurde eine Ösophagogastroduodenoskopie und ein 13C-Urease Atemtest zum Nachweis von Helicobacter pylori durchgeführt. Bei 97 Patienten erfolgte eine Gastrinspiegelbestimmung im Serum. Von den nachuntersuchten Patienten lag bei 32,3% bei der Erstuntersuchung vor 20,5 2,7 Jahren ein histologisch unauffälliger Befund der Magenschleimhaut vor, 57,7% des gesamten Patientenkollektives wiesen eine Oberflächengastritis auf. Bei 10,1% wurde zusätzlich eine intestinale Metaplasie beschrieben. Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung wurden 39% der Patienten mit Hilfe des 13C-Urease Atemtest Helicobacter pylori-positiv getestet. Bei 3 weiteren Patienten, deren Atemtest negativ ausfiel, erfolgte ein positiver Helicobacter pylori Nachweis in der Magenbiopsie (Urease-Schnelltest). Bei 8 Patienten, die Helicobacter pylori negativ waren, war bereits eine Eradikationstherapie erfolgreich durchgeführt worden. Somit waren insgesamt 50 der nachuntersuchten Patienten initial Helicobacter pylori positiv. Zum Zeitpunkt der Nachbeobachtungszeit klagten 56,4% Patienten über eine Persistenz, bzw. eine Verschlechterung und 43,6% der Patienten berichteten über eine Besserung bzw. Verschwinden der Beschwerden. Bei den männlichen Patienten blieb der Befund in 45,8 % der Fälle stabil oder verschlechterte sich, bei den weiblichen Patienten hingegen in 71,4 % der Fälle. Eine Verbesserung bzw. Verschwinden der klinischen Beschwerden wurde bei 53,5% der Helicobacter pylori negativen und bei 46,5% der Helicobacter pylori positiven Patienten beobachtet. 53,6% der Helicobacter pylori positiven Patienten berichteten, dass die Symptome der funktionellen Dyspepsie weiterhin persistierten oder sich sogar verschlechtert hatten. Bei Patienten mit Helicobacter pylori negativen Status war dies in 46,4% der Fall. Diese Unterschiede waren nicht statistisch signifikant. Im Verlauf von 20,5 2,7 Jahren traten bei 34 Patienten seit der Erstuntersuchung gastrointestinale Komplikationen auf, wobei bei den Helicobacter pylori positiven Patienten die Komplikationsrate bei 38%, bei den Helicobacter pylori-negativen Patienten hingegen nur bei 26% lag. Die gastrointestinalen Komplikationen traten bei Frauen und Männer gleich häufig auf. Die Lebensqualität, gemessen mit dem gastrointestinalen Lebensqualitätsindex (GLQ-Index) betrug zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung bei Patienten mit gastrointestinalen Komplikationen 101 Punkte, während der Wert der Lebensqualität bei den Patienten ohne Komplikationen 111 Punkte betrug. Diese Unterschiede waren nicht signifikant. 58 Die psychischen Faktoren im GLQI Test, wie Leidensdruck und Angst, korrelieren tendenziell positiv mit dem häufigen Auftreten von Komplikationen in der Vergangenheit. Patienten mit guter Streßbewältigung zeigten im Vergleich zu den Patienten mit schlechter Streßbewältigung keinen Unterschied hinsichtlich des Auftretens von Komplikationen. Die Helicobacter pylori-positiven Patienten wiesen am Ende der Nachbeobachtungszeit einen statistisch signifikant höheren mittleren Serumgastrinspiegel auf (154,7 101,2 pg/l) als die Helicobacter pylori-negativen Patienten (91,1 81,6 pg/l). Schlussfolgerung: Die Prognose der funktionellen Dyspepsie ist bezüglich der subjektiven Beschwerdesymptomatik im Langzeitverlauf nicht befriedigend. Das weibliche Geschlecht ist mit einer schlechteren Prognose vergesellschaftet. Die Infektion mit Helicobacter pylori korreliert mit einem erhöhten Gastrinspiegel im Serum. Diese Patienten weisen im Verlauf tendenziell häufiger Komplikationen auf.
DOI:10.17192/z2012.1068