Chirurgische Therapie von primären und sekundären Herztumoren, retrospektive Untersuchung im Zeitraum von 1994 bis 2009 in den Herzchirurgischen Kliniken des Klinikums Kassel und des Universitätsklinikums Marburg

In den letzten 20 Jahren hat die Herzchirurgie eine riesige Entwicklung erfahren. Durch neue Operationsstrategien, neue diagnostische Methoden und verbesserte perioperative Betreuung hat die konventionelle Herzchirurgie sich verändert. Auf diesem Grund war das Ziel dieser Studie, die Ergebnisse der...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gablawi, Fadi
Beteiligte: Moosdorf, Rainer (Prof.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In den letzten 20 Jahren hat die Herzchirurgie eine riesige Entwicklung erfahren. Durch neue Operationsstrategien, neue diagnostische Methoden und verbesserte perioperative Betreuung hat die konventionelle Herzchirurgie sich verändert. Auf diesem Grund war das Ziel dieser Studie, die Ergebnisse der chirurgischen Therapie von primären und sekundären Herztumoren in unseren Kliniken aktuell zu analysieren, damit man zwischen dem Standard in unseren Kliniken und dem Modernsten vergleichen kann. Es wurden 33 Patienten (12 männliche und 21 weibliche Patienten) im Zeitraum von 1994 bis 2009 aufgrund eines Herztumors operiert. Die Ergebnisse und Erfahrungen wurden retrospektiv analysiert. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug zum Operationszeitpunkt 63,09 Jahre (Median 64, von 28 bis 76 Jahre). Bei weiteren 6 Patienten wurde in demselben Zeitraum der Verdacht auf ein Myxom geäußert. Histologisch zeigte sich jedoch in 4 Fällen ein organsierter Thrombus, in einem Fall eine Zyste der Mitralklappe als Ausdruck eines Degenerationsprozesses und in dem letzten Fall lediglich nur eine ausgeprägte Christa und eine gewisse Verdickung des Vorhofseptums. Alle diese 39 Patienten wurden mit der konventionellen medianen Sternotomie operiert mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. Während benigne Tumore kurativ reseziert wurden, zeigte sich bei der Therapie der malignen Herztumore, dass eine komplette Resektion des Malignoms trotz ausgedehnter Resektionen/Rekonstruktionen selten erreicht wurde. Die Auswertung der bildgebenden Verfahren ergab: Röntgenthoraxaufnahmen zeigten in keinem Fall Verkalkungen. Der Vergleich der CT- und MRT-Befunde mit den TEE-Befunden und der chirurgischen Pathologie ergab, dass diese Untersuchungen bei benignen Tumoren keine weiteren chirurgisch verwertbaren Informationen Iieferten. Bei der Beurteilung von malignen Herztumoren bieten CT und MRT jedoch einen großen Nutzen zum Ausschluß von weiteren Metastasen und zur Beurteilung der chirurgischen Resektabilität. Eine präoperative CT-Untersuchung ist unverzichtbar bei V.a Malignität. Es wurden 33 von 39 Patienten koronarangiographiert (84,62%) und eine Laevographie erfolgte bei 31 von 39 Patienten (79,49%). Alle Linksherzkatheteruntersuchungen konnten ohne Komplikationen durchgeführt werden. Hinweise auf eine Tumorembolisation in die Koronarien ergaben sich in einem Fall. In zwei Fällen wurde eine behandlungswürdige KHK festgestellt und daher auch aortokoronare Bypässe angelegt. Aufgrund unserer Ergebnisse würden wir keine festgelegte Altersgrenze für die Durchführung einer Koronarangiographie sehen. Die Risikofaktoren für eine KHK sollten sorgfältig beurteilt werden, und die Indikation zur Linksherzkatheteruntersuchung muss individuell gestellt werden. Bei klinisch myxomähnlichen Läsionen war das Unterscheiden von Herztumoren präoperativ und meistens auch intraoperativ nicht möglich. Die definitive Diagnose wurde postoperativ histologisch gestellt. In der Gruppe der benignen Tumore verstarb postoperativ in den ersten 12 Monaten kein Patient. In der Gruppe der malignen Tumore verstarb ein Patient mit Angiosarkom intraoperativ bei therapierefraktärem Kammerflimmern. Ein anderer Patient mit Myosarkom verstarb frühpostoperativ wegen akutem Rechtsherzversagen bei einer großen Rechtsventrikelresektion. Alle anderen Patienten (n=4) sind innerhalb von einem Jahr postoperativ verstorben. Die postoperativen Komplikationen entsprechen denen bei anderen Herzoperationen mit der HLM. Überraschend war der hohe Anteil (14,8%) an frühpostoperativen Herzschrittmacherimplantationen in der Gruppe der benignen Tumore (4 von 27 Patienten). Die Analyse zeigte, dass in den 4 Fällen die mittels Guiraudon-Zugang operiert wurden, diese Komplikation zum Teil chirurgisch bedingt war. Alternative bietet sich der Dubost-Zugang an, der den rechten Vorhof und das Septum nicht längs sondern quer durchtrennt, und somit die Blutversorgung des Sinusknotens nicht verschlechtert. Aufgrund unserer Ergebnisse würden wir den Dubost-Zugang als optimalen Zugang zur linksaterialen Raumforderung empfehlen. Myxomrezidive wurden in unserem Krankengut bis heute nicht registriert. Trotzdem können wir aufgrund fehlender programmierter Nachsorge in unseren Kliniken keine Aussage über die Tumorrezidive treffen. Aufgrund der noch nach Jahren bestehenden Rezidivmöglichkeit ist eine lebenslange jährliche echokardiographische Nachsorge erforderlich. Zusammenfassend ist die chirurgische Therapie der benignen Herztumore mit einer sehr geringen Litalität und moderaten Morbidität verbunden. Sie ist eine sichere und kurative Behandlung und bleibt die Therapie der Wahl. Die Therapie von malignen kardialen Tumoren ist häufig palliativ, z.B. um eine Obstruktion zu entlasten. Adjuvante Radio- und/oder Chemotherapie wird verwendet um die Überlebenszeit zu verlängern, jedoch bleibt die Prognose weiterhin ungünstig.
DOI:10.17192/z2012.1066