Untersuchungen zur Vergleichbarkeit von Ergebnissen der Stimmschallanalysekommerziell verfügbarer Geräte

Die Kommunikation nimmt in unserer Gesellschaft eine immer größere Bedeu-tung ein, so dass die Stimme als wichtiges Instrument zur verbalen Verständi-gung dadurch vermehrt gefordert wird. Zwangsläufig führt die höhere Belastung zu einer größeren Anzahl an Stimmfunktionsstörungen und damit zu einer z...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gärtner, Sebastian
Beteiligte: Berger, Roswitha (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Kommunikation nimmt in unserer Gesellschaft eine immer größere Bedeu-tung ein, so dass die Stimme als wichtiges Instrument zur verbalen Verständi-gung dadurch vermehrt gefordert wird. Zwangsläufig führt die höhere Belastung zu einer größeren Anzahl an Stimmfunktionsstörungen und damit zu einer zu-nehmenden Inanspruchnahme der Stimmdiagnostik. Hierfür stehen verschiede-ne diagnostische Methoden zur Verfügung, die im Wesentlichen im Basisproto-koll der Europäischen Laryngologischen Gesellschaft (ELS) aufgeführt werden. Neben der perzeptiven und subjektiven Beurteilung der Stimmfunktion hat sich in den letzten Jahrzehnten die objektive Beurteilung im Sinne der computerge-stützten Stimmschallanalyse durchgesetzt. Hierfür werden z. B. aufgenommene Stimmsignale auf verschiedene Parameter hin untersucht. Ziel dieser Studie war es, zwei kommerziell verfügbare Analysegeräte (lingWA-VES von WEVOS - WEVOSYS, Forchheim, und rpSzene® von Rheder/Partner, Hamburg) auf die Vergleichbarkeit ihrer Ergebnisse (Stimmschallparameter) hin zu überprüfen. Hierfür unterzogen sich im Zeitraum von Februar 2009 bis Juni 2010 60 Studienteilnehmer – davon 30 Stimmpatienten und 30 Probanden im Alter von 18 bis 81 Jahren – einer Stimmschallanalyse. Es wurden die sechs Vokale [a], [ä], [e], [i], [o] und [u] als gehaltene Vokale synchron in die zwei Stimmschallanalysegeräte phoniert und jeweils getrennt anhand der drei Stimmschallparameter Jitter, Shimmer und Glottal-to-Noise Excitation Ratio auswertet. Anschließend erfolgte die statistische Auswertung der Ergebnisse mithilfe des Programms MS Excel© – Redmond, USA, und mit Bland-Altman Plots in dem Programm MedCalc® – Mariakerke, Belgien. Die Auswertung ergab keine Vergleichbarkeit von lingWAVES und rpSzene® für die untersuchten Stimmparameter Jitter, Shimmer oder GNE. Der Jitter zeigte eine große Schwankungsbreite in Abhängigkeit von dem „wahren“ Wert, sodass eine klare Aussage im Hinblick auf die Gleichwertigkeit beider Stimmschallana-lysegeräte ebenso wenig möglich war wie eine mögliche Beurteilung bezüglich der klinischen Relevanz der Geräteunterschiede. Der Shimmer konnte erst nach Modulation der Bland-Altman Plots mittels Berechnung der Ratios ausge-wertet werden und zeigte nicht nur einen systematischen, sondern auch einen klinisch relevanten Unterschied bei fünf Vokalen (Ausnahme Vokal [o]). Die da-bei ermittelten Umrechnungsfaktoren in Form der mittleren Ratios müssen je-doch aufgrund der recht breiten Übereinstimmungsintervalle für die praktische Anwendung als zu ungenau bewertet werden. Die Auswertung der GNE-Werte ergab zwar klassische Bland-Altman Plots mit typischer Punkteverteilung und eine im Vergleich zu den vorherigen Parametern auch deutlich bessere Über-einstimmung, ließ jedoch letztlich aufgrund der Lage der Intervallgrenzen für den Übereinstimmungsbereich keine eindeutige Aussage über die Vergleich-barkeit von lingWAVES und rpSzene® zu. Da sich diese Ergebnisse auch mit Resultaten aus anderen Studien decken und im Rahmen der Ursachenforschung essentielle, zum Teil ungelöste Einflussfak-toren zu finden sind, kann die computergestützte Stimmschallanalyse zum ak-tuellen Zeitpunkt noch nicht als ein so zuverlässiges und optimales Instrument zur Beurteilung von Stimmstörungen bezeichnet werden, wie erhofft. Es wird eine Überprüfung der Qualität aller einzelnen Bestandteile, die Standardisierung der Algorithmen sowie die Überarbeitung der gängigsten Stimmanalyseparame-ter in der computergestützten Stimmschallanalyse empfohlen.
DOI:10.17192/z2012.0997