Monozentrische retrospektive Analyse der Patientinnen mit Borderline Ovarialtumor für die ROBOT Studie (Retrospective Outcome Survey of Borderline Ovarian Tumors) der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie

Borderlinetumore des Ovars zeichnen sich durch bestimmte histologische Unterschiede im Vergleich zu benignen und malignen Ovarialtumoren aus. Sie sind nicht invasiv, können jedoch peritoneale Implantate setzen und als Borderline- oder invasive Karzinome rezidivieren. Die Prognose ist bei adäquater T...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Huber, Tobias
Beteiligte: Wagner, Uwe (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Borderlinetumore des Ovars zeichnen sich durch bestimmte histologische Unterschiede im Vergleich zu benignen und malignen Ovarialtumoren aus. Sie sind nicht invasiv, können jedoch peritoneale Implantate setzen und als Borderline- oder invasive Karzinome rezidivieren. Die Prognose ist bei adäquater Therapie ausgezeichnet und hängt stark vom operativen Staging und der klaren histologischen Abgrenzung zu Ovarialkarzinom sowie von einer langen Nachsorge ab, da Rezidive auch sehr spät auftreten können. Borderlinetumore treten bei jüngeren Frauen auf, als invasive Karzinome, somit steht auch die Fertilitätserhaltung im Vordergrund. Der Unterschied zwischen einer benignen Erkrankung mit alleiniger Zystektomie, einem Borderlinetumor mit Fertilitätserhaltung oder radikaler Operation und einem invasiven Karzinom mit der Notwendigkeit einer adjuvanten Therapie ist also von sehr großer Bedeutung. Deshalb wird eine Referenzpathologie oftmals durchgeführt, da man die Diagnose der ortsansässigen Pathologien aufgrund der relativen Seltenheit des Krankheitsbildes bestätigen möchte. Die Leitlinien der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) fordern eine solche Referenzpathologie bisher nicht. Bei dieser monozentrischen retrospektiven Studie wurden die Daten der Patientinnnen mit Borderlineovarialtumor am Universitätsklinikum Marburg in den Jahren 2000 – 2009 ausgewertet. Die Daten der Patientinnen fließen in die multizentrische Studie Retrospective Outcome Survey of Borderline Ovarian Tumors (ROBOT) ein. Die Datenerhebung geschah anhand des dafür erstellten Erhebungsbogens der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) und zusätzlich formulierten Parametern. Die Auswertung der Daten und die Berechnungen erfolgte mit SPSS Statistics. Durch die geringen Fallzahlen am Universitätsklinikum Marburg mit 40 eingeschlossenen Patientinnen lassen sich nur wenige statistischen Aussagen über das operative Outcome treffen. Als wichtigster Punkt ist aus diesen 82 monozentrischen Daten zu ziehen, dass eine hundertprozentige Umsetzung der Leitlinien der AWMF seit deren Einführung erfolgt ist, sowie der hohe Prozentsatz an durchgeführten Referenzpathologien. Am Universitätsklinikum Marburg geschah dies in 54,1% der Fälle, und es zeigten sich Diskrepanzen zwischen der hiesigen Pathologie und dem Referenzergebnis in insgesamt vier Fällen. Hier zeigte sich einmal ein invasives Karzinom, welches zur Folge hatte, dass eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt wurde. Die anderen Diskrepanzen waren in der Referenz benigne Erkrankungen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass diese Patientinnen übertherapiert wurden. Eine fertilitätserhaltende Therapie wurde initial bei 40% der prämenopausalen Patientinnen durchgeführt, dies entspricht 27,5% aller Patientinnen. Bei der Re-Staging-Operation entschied man sich noch bei ca. der Hälfte dieser Patientinnen für den Erhalt der Zeugungsfähigkeit. Somit wurde letztlich 15% aller Patientinnen die Fertilität erhalten. Ein Rezidiv mit Progression in ein invasives Karzinom trat bei einer Patientin, welche fertilitätserhaltend operiert wurde. Die multizentrische ROBOT-Studie der AGO, in welche die Daten einfließen, ist durch eine große Zahl von Fällen zu Aussagen zum operativen Outcome, Rezidiven und zur Progression geeignet und wird sicherlich großes Gewicht bei der Entwicklung der sk3 Leitlinie „Diagnostik und Therapie von Ovarialtumoren“ haben. Es ist denkbar, dass hier eine Referenzpathologie noch stärker als bisher gefordert wird. Weiterhin ist denkbar, dass ein zweizeitiges Vorgehen empfohlen wird, da die klare histologische Sicherung in der Regel mehr Zeit benötigt, und somit eine Patientin mit Kinderwunsch im Zweifelsfall vor einer gegebenenfalls unnötigen Radikalität der Therapie bewahrt werden kann. Neben diesen medizinisch-praktischen Auswirkungen auf die Leitlinie, könnte die Auswertung der multizentrischen Daten auch gesundheitspolitische Aspekte hinsichtlich der Bildung von Behandlungszentren haben.
DOI:10.17192/z2012.0153