Klinischer Erfolg nach Implantation einer transobturatorischen suburethralen Schlingenplastik (TOT) bei weiblicher Belastungsinkontinenz- Langzeitergebnisse und Lebensqualität unter besonderer Berücksichtigung des Body-Mass-Index

Die transobturatorische Schlingenplastik ist ein relativ neues minimalinvasives Operationsverfahren zur Behandlung der weiblichen Belastungsharninkontinenz. Im Gegensatz zur TVT-Operation kommt es dabei nicht zur Passage des retropubischen Raums, so dass das Risiko, Blase, Peritoneum, Darm oder größ...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Ludt, Friederike
Beteiligte: Hegele, A. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die transobturatorische Schlingenplastik ist ein relativ neues minimalinvasives Operationsverfahren zur Behandlung der weiblichen Belastungsharninkontinenz. Im Gegensatz zur TVT-Operation kommt es dabei nicht zur Passage des retropubischen Raums, so dass das Risiko, Blase, Peritoneum, Darm oder größere Gefäße zu verletzen, minimiert werden kann. In dieser Arbeit sollte der Langzeiterfolg der TOT-Operation anhand objektiver und subjektiver Parameter überprüft sowie das BMI-spezifische Outcome der Patientinnen ermittelt werden. Zur Bearbeitung dieser Fragestellung erfolgte die Untersuchung der Frauen, die im Zeitraum von Januar 2005 bis Juli 2009 an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Marburg mit einer transobturatorischen Schlingenplastik behandelt wurden. Es wurden die präoperativen und postoperativen Daten aus der Anamnese, den Fragebögen (ICIQ-SF und KHQ), sowie der klinischen, sonographischen und urodynamischen Untersuchungen analysiert. Die Auswertung der Daten zeigt, dass die Einlage eines transobturatorischen Bandes eine erfolgreiche Methode zur Therapie der weiblichen Belastungsharninkontinenz ist. Objektive und subjektive Erfolgsraten von 87% bzw. 83% nach einem medianen Follow up von 17 Monaten sind sehr überzeugend und mit den Ergebnissen ähnlicher Studien vergleichbar. Im Einklang dazu stehen die Resultate der Fragebogenauswertungen, laut derer sich alle Bereiche der Lebensqualität der Patientinnen durch die TOT-Operation hoch signifikant zum Besseren hin verändert haben (KHQ). Ebenfalls konnte der subjektiv empfundene Schweregrad der Harninkontinenz deutlich gesenkt werden (ICIQ-SF). Intraoperativ traten weder Verletzung von Darm oder Blase, noch von anderen Organen auf. Lediglich bei einer Patientin kam es auf Grund eines abnormen Gefäßverlaufs zu einer Gefäßverletzung mit transfusionspflichtiger Blutung und abdomineller Revision. Mit nur 1,45% Major-Komplikationen ist das TOT-Verfahren daher eine sehr sichere Operationsmethode, die auch im Langzeitverlauf nur wenig Komplikationen mit sich bringt. In unserer Untersuchung kam es bei 16% der Patientinnen zu De-novo-Urge, die allerdings über ein hohes Durchschnittsalter verfügten und damit verbunden ein erhöhtes Risiko für diese Komplikation innehatten. Eine sehr detaillierte Anamnese ergab bei insgesamt 22% der Frauen weitere spät postoperative Komplikationen. So konnten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung signifikant erhöhte Restharnmengen sowie signifikant erniedrigte maximale Flussraten der operierten Patientinnen ermittelt werden, ohne dass diese jedoch klinisch zu Beschwerden bei den Frauen führten. Um das BMI-spezifische Outcome der Patientinnen zu ermitteln, wurden diese drei BMI-Gruppen (<25 kg/m²; 25-29,99 kg/m²; ≥30 kg/m²) zugeordnet und bezüglich subjektiver und objektiver Erfolgsrate, Komplikationen und Operationszeit miteinander verglichen. Wir konnten bei keinem der oben genannten Parameter signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen BMI-Gruppen feststellen. Obwohl Adipositas ein Risikofaktor für die Entstehung der Belastungsinkontinenz ist und zudem mit einem höheren Operations- und Narkoserisiko einhergeht, war die Erfolgsrate der TOT-Operation bei adipösen Frauen nicht verringert. Komplikationen, wie zum Beispiel De-novo-Urge traten in unserer Untersuchung sogar mit zunehmendem BMI seltener auf. Dies lässt den Schluss zu, dass die transobturatorische Schlingenplastik für Frauen aller Gewichtsklassen gleichermaßen erfolgreich und sicher ist. Die Ära der spannungsfreien Vaginalschlingen hat zu einem deutlichen Aufschwung von Kontinenzoperationen geführt. Mit dieser Arbeit konnte bewiesen werden, dass der transobturatorische Zugangsweg eine geeignete Methode zur Therapie der weiblichen Belastungsinkontinenz darstellt, welche auch im Langzeitverlauf sowie bei Adipositas erfolgreich und komplikationsarm ist. Die transobturatorische Schlingenplastik ist somit eine sinnvolle Modifikation der retropubischen Operationsmethode, mit der die geringen Komplikationsraten nochmals gesenkt werden können. Allerdings müssen weitere (prospektiv-randomisierte) Studien mit größeren Fallzahlen und längeren Beobachtungszeiträumen folgen, um diese Ergebnisse zu untermauern.
DOI:10.17192/z2012.0027