Untergewicht in der Schwangerschaft

Diese retrospektive Studie untersucht, ob ein BMI unter 18,5 vor Schwangerschaftsbeginn die Schwangerschafts- und Geburtsrisiken sowie ein negatives Outcome der Neugeborenen erhöht. Des Weiteren wird evaluiert, ob die Gewichtszunahme, in der Gruppe der Schwangeren mit Untergewicht, auf diese Risiken...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bernshausen, Jaqueline
Beteiligte: Schmidt, Stephan (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Diese retrospektive Studie untersucht, ob ein BMI unter 18,5 vor Schwangerschaftsbeginn die Schwangerschafts- und Geburtsrisiken sowie ein negatives Outcome der Neugeborenen erhöht. Des Weiteren wird evaluiert, ob die Gewichtszunahme, in der Gruppe der Schwangeren mit Untergewicht, auf diese Risiken und Outcomes einen Einfluss hat. Diese Ergebnisse werden auf ihren Signifikanzgehalt nach Berücksichtigung der konfundierenden Variablen Alter und Rauchverhalten mittels logistischer Regression geprüft. Als Studienkollektiv dient ein Datensatz von 223.469 Geburten, die zwischen 2001 und 2008 in der hessischen Perinatalerhebung erfasst wurden. Dieses Studienkollektiv besteht nur aus Einlingen, deren Mütter einen BMI unter 25 zu Schwangerschaftsbeginn aufweisen. Das Kollektiv wird in eine Gruppe der Untergewichtigen, mit einem BMI unter 18,5, und eine normalgewichtige Kontrollgruppe, mit einem BMI zwischen 18,5 und 25, unterteilt. Für die statistische Analyse wurde SPSS 15 verwendet. Die untergewichtige Gruppe ist signifikant jünger und raucht häufiger. Es finden sich in der untergewichtigen Gruppe mehr Frauen, die Gewicht unterhalb der Empfehlungen von 12-17 kg zunehmen, und weniger Frauen, die mehr zunehmen. Mit einer OR von 1,154 entbinden signifikant mehr untergewichtige Frauen spontan vaginal als normalgewichtige. Eine hohe Gewichtszunahme in der Gruppe der Frauen mit einem BMI unter 18,5 führt allerdings zu einer Abnahme der Spontangeburten. Mit Hypertonus und Gestationsdiabetes ist der Anteil zweier Schwangerschaftsrisiken in der untergewichtigen Gruppe signifikant reduziert. Auch die Gewichtszunahme konnte keinen signifikanten Anstieg dieser Risiken zeigen. Mit ORs zwischen 1,381 und 1,736 konnte eine signifikante Risikoerhöhung für Anämie, Frühgeburtlichkeit, Plazentainsuffizienz, isthmozervikale Insuffizienz und vorzeitige Wehentätigkeit gefunden werden. Bei diesen fünf Schwangerschafts- und Geburtsrisiken zeigten sich eine weitere Risikoerhöhung bei geringer Gewichtszunahme und eine Abnahme des Risikos bei hoher Gewichtszunahme. Die Neugeborenen von Müttern mit Untergewicht wurden signifikant häufiger mit einem Geburtsgewicht unter 2500 Gramm und einer IUGR geboren und nach der Geburt in die Kinderklinik verlegt. Auch diese Outcomes wurden in der untergewichtigen Gruppe bei einer geringen Gewichtszunahme signifikant häufiger und bei einer hohen Gewichtszunahme seltener beobachtet. Bei dem Risiko einer Makrosomie des Kindes waren die entgegengesetzten Zusammenhänge signifikant. Die Reanimationspflichtigkeit, der APGAR-, pH- und BE-Werte der Neugeborenen zeigten bis auf ein erhöhtes Risiko einer mäßigen BE-Erhöhung bei Untergewicht keine signifikanten Zusammenhänge. Auch die Gewichtszunahme zeigte bis auf eine Risikoerhöhung eines niedrigen APGAR-Wertes und der Reanimationspflichtigkeit bei geringer Gewichtszunahme keinen signifikanten Zusammenhang. Alle Ergebnisse blieben auch nach der multivariaten logistischen Regression signifikant. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Risiken, die zu einer Geburt eines zu leichten, kleinen und unreifen Kindes führen, in der Gruppe der Untergewichtigen signifikant erhöht sind. Dieser Zusammenhang wird noch einmal verstärkt, wenn die Gewichtszunahme unter 12 kg liegt. Umgekehrt erhöht eine hohe Gewichtszunahme nur das Risiko, ein makrosomes Kind zu bekommen, signifikant. Sonst sind keine negativen Folgen einer hohen Gewichtszunahme, über 17 kg, in dieser Gruppe zu erkennen. Daraus resultiert, dass in der Gruppe der Schwangeren mit Untergewicht die Empfehlung für die optimale Gewichtszunahme in der Schwangerschaft noch einmal überdacht werden sollte. Die Empfehlung einer höheren Gewichtszunahme ist anzuraten, um die Morbidität der Kinder und Mütter zu reduzieren. Denn die oben genannten Schwangerschafts- und Geburtsrisiken, die zur Geburt mit geringem Geburtsgewicht und Unreife führen, haben vor allem gesundheitliche Langzeitfolgen für die Kinder, wie einer erhöhten Rate an kardiovaskulären Erkrankungen und metabolischem Syndrom. Der Einfluss eines BMI unter 18,5 ist damit sowohl auf Schwangerschafts- und Geburtsrisken als auch auf das Outcome der Kinder signifikant und klinisch relevant.
DOI:10.17192/z2011.0874