Inadäquate Schocks bei Patienten mit implantierbarem Kardioverter-Defibrillator

In der vorliegenden Arbeit wurden die Inzidenz und die Ursachen inadäquater Schocks bei Patienten mit implantierbarem Kardioverter-Defibrillator evaluiert. Dazu wurden 557 Patienten konsekutiv in dem Marburger Defibrillator-Datenregister erfasst und über einen Zeitraum von 50 ± 37 Monaten nachbeobac...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gebhardt, Sonja
Beteiligte: Grimm, Wolfram (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In der vorliegenden Arbeit wurden die Inzidenz und die Ursachen inadäquater Schocks bei Patienten mit implantierbarem Kardioverter-Defibrillator evaluiert. Dazu wurden 557 Patienten konsekutiv in dem Marburger Defibrillator-Datenregister erfasst und über einen Zeitraum von 50 ± 37 Monaten nachbeobachtet. Die Speicher-EKGs aller spontanen ICD-Schocks wurden analysiert und ihre Ursachen ermittelt. Hauptergebnis der vorliegenden Arbeit ist eine Inzidenz von insgesamt 280 inadäquaten Schocks über den gesamten Beobachtungszeitraum bei 12% der 557 Patienten. Die Komplikation des unnötigen Schocks lag damit nach sondenassoziierten Problemen an zweiter Stelle aller aufgetretenen Komplikationen. Der größte Anteil inadäquater Schocks (57%) wurde dabei durch Sondenbrüche oder -isolationsdefekte verursacht. Weiterhin wurden Vorhofflimmern in 22%, atriale Tachykardien oder Sinustachykardien in 9%, Fehlwahrnehmungen von Myopotentialen oder T-Wellen in 8%, nicht anhaltende VTs in 4% und Proarrhythmien durch ATP bei Vorhofflimmern in weniger als 1% aller unnötigen Schocks als Ursache identifiziert. Die Rate inadäquater Schocks bei 12% aller Patienten in unserem Kollektiv ist erfreulicherweise niedriger als bei den meisten publizierten Studien zum gleichen Thema. Dies gilt insbesondere für inadäquate Schocks aufgrund von Vorhofflimmern mit schneller Überleitung, die nur bei 4% unserer Patienten auftraten. Für diese vergleichsweise niedrige Rate sind insbesondere drei Maßnahmen zu Verhinderung inadäquater Schocks verantwortlich: 1) die routinemäßige Programmierung hoher VT-Detektionsgrenzen über 180 bpm, 2) die routinemäßige Programmierung moderner Diskriminationsalgorithmen und 3) die konsequente Gabe von beta-Blockern bei allen Patienten ohne Kontraindikationen. Trotz dieser Maßnahmen ist die von uns beobachtete Inzidenz von inadäquaten Schocks im Hinblick auf die Lebensqualität der Patienten immer noch deutlich zu hoch und bestätigt die Notwendigkeit weiterer Bemühungen zur Senkung der Rate inadäquater Schocks. Neben der Weiterentwicklung von Diskriminationsalgorithmen unterstreicht das vergleichsweise häufige Auftreten sondenassoziierter Komplikationen und damit einhergehende Schocks den Bedarf weiterer Forschungsarbeit an dieser Schwachstelle der ICD-Therapie. Die Entwicklung belastungsfähiger ICD-Sondensysteme mit längerer Lebensdauer ist dabei vorrangig.
DOI:10.17192/z2011.0787