Klinisch-funktionelle Nachuntersuchung von Patienten, die mittels B-Twin Expandable-Spinal-Spacer an der Lendenwirbelsäule operiert wurden

Die optimale Behandlung der degenerativen Spondylolisthesis wird vielfach diskutiert und ist nicht abschließend geklärt. Auch das bestmögliche therapeutische Procedere bei sekundären Instabilitäten nach knöcherner Dekompression und die optimale Versorgung von wiederholten Rezidiv-Bandscheibenvorfäll...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kleffmann, Jens
Beteiligte: Wilke, Axel (Prof. Dr. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die optimale Behandlung der degenerativen Spondylolisthesis wird vielfach diskutiert und ist nicht abschließend geklärt. Auch das bestmögliche therapeutische Procedere bei sekundären Instabilitäten nach knöcherner Dekompression und die optimale Versorgung von wiederholten Rezidiv-Bandscheibenvorfällen mit konsekutiver Höhenminderung des Zwischenwirbelraums sind nicht eindeutig definiert. Derzeit kommen verschiedene Therapien zum Einsatz: konservatives Vorgehen, interspinöse Implantate, minimalinvasive oder percutane Stabilisierungs-Operationen, ein- oder zweizeitig durchgeführte 360° Verschraubung. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist das PLIF-Verfahren (posterior lumbar interbody fusion), welches seit Jahren etabliert ist und gute Ergebnisse erzielt (70% - 90% Patientenzufriedenheit). Bisher konnte noch kein PLIF-Implantat als deutlich überlegen identifiziert werden. Die guten Ergebnisse werden durch die zum Teil hohen Komplikationsraten beeinträchtigt: Verletzungen der Dura werden in 5,4% der Fälle berichtet, bei 9-16% kommt es zu einer Verletzung der Nervenwurzel. Ein neues Verfahren ist der B-Twin Expandable-Spinal-Spacer. Bei dem in der vorliegenden Arbeit untersuchten Patientenkollektiv wurde er als „stand alone PLIF“ eingesetzt. Im Gegensatz zu konventionellen PLIF-Cages wird der B-Twin erst im Bandscheibenfach auf seine volle Größe expandiert. Die Vorteile dieser Implantierungs-Methode bestehen vor allem in einer Schonung der umgebenden Strukturen, wie Muskulatur, Cauda Equina und Nervenwurzeln. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Ergebnisse der B-Twin-Operation erstmals an einem europäischen Patienten-Kollektiv zu evaluieren. Es erfolgte die klinische Untersuchung der mittels B-Twin operierten Patienten sowie die Auswertung von drei Messinstrumenten (Marburg Score, Oswestry Disability Index und Visuell analoge Schmerzskala) zu drei Messzeitpunkten: präoperativ (T1), unmittelbar postopertiv (T2) und bei der Nachuntersuchung (T3). Es wurde ein Kollektiv von 97 Patienten untersucht. Anschließend erfolgte die systematische Einbindung der hier vorliegenden Ergebnisse in die Geamtdatenbasis zum B-Twin-Verfahren. Hierzu wurden alle bis zum 1.Juni 2010 veröffentlichten Studien über das B-Twin-Verfahren meta-analytisch zusammengefasst. Es wurden die Standardabweichungseinheiten (Cohens d) als Maß für die Effektstärken berechnet. Insgesamt konnten so die postoperativen Ergebnisse von 261 Patienten ausgewertet werden. Von den operierten Patienten waren 56 Frauen (57,7%) und 41 Männer (42,3%), das Alter zum Zeitpunkt der Operation betrug im Durchschnitt 61,2 Jahre. Die Indikation zur Operation war bei 67 Patienten eine degenerative Spondylolisthesis (maximal Grad I nach Meyerding), bei 15 Patienten eine sekundäre Instabilität nach stattgehabter knöcherner Dekompression einer Spinalkanalstenose und bei 15 Patienten ein Rezidiv-Bandscheibenvorfall mit Höhenminderung des Bandscheibenfachs. Bei der Nachuntersuchung lag die Implantation des B-Twin im Mittel 26 Monate zurück. Der ODI-Wert war postoperativ (T2) und bei der Nachuntersuchung (T3) signifikant niedriger als präoperativ (T1): ODI T1=36,60 SD=11,86; ODI T3=22,09 SD=9,06; p<0.01. Auch die VAS-Werte waren postoperativ signifikant niedriger: VAS T1=8,7 SD=1,45; VAS T2=3,57 SD=2,80; VAS T3=3,74 SD=2,60; p<0.05. Bei keinem der operierten Patienten wurde die Dura oder eine Nervenwurzel verletzt. Verletzungen von großen Blutgefäßen traten ebenfalls in keinem Fall ein. In der Zusammenschau lassen sich bei allen integrierten Studien sehr große Effekstärken in Form von Cohens d beobachten: unmittelbar postoperativ lag der VAS-Wert im Mittel um d=4.02 Standardabweichungseinheiten unter dem präoperativen Ausgangswert, zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (M=21,2 Monate) war d=5.20 SD . Der ODI lag zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung im Mittel d=6,52 SD unter dem Ausgangswert. Die vorliegende Arbeit zeigt die Wirksamkeit des B-Twin-Verfahrens in einem kleinen Patienten-Kollektiv, lässt weitere möglichst prospektiv und multizentrisch ausgelegte Studien jedoch keinesfalls unnötig werden. Die weiteren Arbeiten bestätigen ebenfalls die Wirksamkeit des Verfahrens. In keiner Studie sind größere Komplikationen, wie Verletzungen der Dura oder eines großen Blutgefäßes berichtet. Es ergeben sich Hinweise auf einen stärkeren Vorteil durch die Operation bei Patienten, deren Rückenschmerzen noch nicht chronifiziert sind (Beschwerdedauer kürzer als zwei Jahre). Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive und monozentrische Beobachtungsstudie ohne Kontrollgruppe. Dieses Studiendesign entspricht nicht dem maximal erreichbaren Standard einer prospektiven und randomisierten Erhebung mit Kontrollgruppe.
DOI:10.17192/z2011.0284