Substratpräferenz und Mikrohabitat-Fauna-Beziehung im Eukrenal von Quellgewässern

Das Eukrenal ist der Bereich einer Quelle an dem Grundwasser an die Erdoberfläche austritt. Somit ist es ein vom unterirdischen Wasser gebildetes und beeinflusstes Oberflächengewässer. Quellen sind demnach besondere Grenzlebensräume (Ökotone), in denen neben einer spezialisierten aquatischen Quellfa...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Reiss, Martin
Beteiligte: Opp, Christian (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Eukrenal ist der Bereich einer Quelle an dem Grundwasser an die Erdoberfläche austritt. Somit ist es ein vom unterirdischen Wasser gebildetes und beeinflusstes Oberflächengewässer. Quellen sind demnach besondere Grenzlebensräume (Ökotone), in denen neben einer spezialisierten aquatischen Quellfauna (Krenobionte), Organismen aus den subterranen (Stygobionte) sowie Fließ- (Rhithrobionte) oder Stand-Gewässerbereichen (Limnobionte) vorkommen. In wie weit dabei bestimmte Taxa an einen solchen Lebensraum gebunden sind, war und ist ein Schwerpunkt faunistisch-ökologischer Untersuchungen zur Habitat-Fauna-Beziehung. Eine solche Einteilung der Quellpräferenz dient neben der Erfassung hydrochemischer Parameter als Indikatorwert zur naturschutzfachlichen Bewertung der Naturnähe oder als Grad einer ungestörten Entwicklung von Quellen. Dabei ist die vertikale Ausprägung des Ökotoncharakters im aquatischen Bereich, bezogen auf das Makrozoobenthos, oft berücksichtigt worden. Die Erfassung und Analyse gewässermorphologischer Strukturen ist dabei bislang vor allem unter dem Aspekt struktureller Degradationen wie Verbau durch Quellfassungen bzw. Beeinträchtigungen durch menschliche Nutzungen erfolgt. Die Funktion und Bedeutung von Substraten als physische Elemente der Gewässerstruktur und als Mikrohabitate für Organismen, insbesondere für Wirbellose (Invertebraten) sind nur wenig untersucht. Im Sinne eines Äquivalents faunistisch-ökologischer Untersuchungen zur Habitat-Fauna-Beziehung im gesamten Quellhabitat fehlen gewässertypspezifische Analysen zur Substratpräferenz im Eukrenal im Sinne einer speziellen Mikrohabitat-Fauna-Beziehung weitestgehend. Hierbei ist der vertikal verlaufende Ökotoncharakter vom aquatischen zum terrestrischen Bereich überwiegend unbeachtet geblieben. Dabei ist anzunehmen, dass auch einzelne Substrattypen in diesem Grenzsaum von unterschiedlichen, möglicherweise speziellen Taxa besiedelt werden. Untersuchungen der Substratpräferenz sind vor allem in Fließgewässern wie Bächen und Flüssen sowie in stehenden Oberflächengewässern wie Seen und entsprechenden Kleingewässern durchgeführt worden. Für Quellgewässer liegen bislang nur wenige Befunde vor, zumeist auch nur für den aquatischen Bereich und taxonomisch beschränkt auf bestimmte Tiergruppen der Wirbellosen. Dieses Defizit begründet den in dieser Arbeit in der Problemstellung formulierten Forschungsbedarf. Die hieraus abgeleiteten Fragen lauten: 1. Gibt es Substratpräferenzen bestimmter Taxa (Art, Gattung, Familie) unter Berücksichtigung des Ökotoncharakters von Quellen? 2. Welche Funktion hat das Substrat bzw. der Substrattyp als Mikrohabitat für die Fauna? 3. Lässt sich eine faunistische Relevanz substratspezifischer Habitattypen für Quellgewässer feststellen? Die Arbeit kann aufzeigen, dass das Substrat eine besondere Bedeutung als Mikrohabitat für die aquatische und terrestrische Wirbellosefauna der Quellgewässer hat. Eine spezifische Substratpräferenz bestimmter Taxa ist für Mittelgebirgs-Waldquellen der untersuchten Regionen in Hessen und Thüringen festzustellen. Die Funktionen der Mikrohabitate sind vor allem in der Nahrungsgrundlage, Refugium-, Schutz- sowie Reproduktionsraum zu kennzeichnen. Die quantitative Charakterisierung der Mikrohabitat-Fauna-Beziehung kann unter Anwendung des Multihabitat-Samplings als weiter entwickelte integrierte Erfassungs- und Beprobungsmethode und dem 2-Schicht-Ansatz differenziert dargestellt werden. Für die Ableitung repräsentativer substratspezifischer Habitattypen ist eine faunistische Relevanz durch eine spezifische Besiedlung bestimmter Taxa festzustellen. Die Interpretation und Diskussion der Ergebnisse führt zu neuen Hypothesen, welche die Notwendigkeit des weiteren Forschungsbedarfs zur Thematik der Substratpräferenz und der Mikrohabitat-Fauna-Beziehung von Quellgewässern kennzeichnen.
DOI:10.17192/z2011.0108