Lokalisation follikulärer dendritischer Zellen (FDCs) bei Keimzentrumnsreaktionen in Tonsilla palatina und Milz bei Menschen

Follikuläre dendritische Zellen (FDCs) bilden die Grundstruktur der Follikel in allen sekundären lymphatischen Organen. Sie präsentieren langfristig auf ihren Fortsätzen gebundene Immunkomplexe und spielen eine wichtige Rolle für die Affinitätsreifung und den Isotypwechsel des Oberflächenimmunglo...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Trabandt, Marc
Beteiligte: Steiniger, Birte (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Follikuläre dendritische Zellen (FDCs) bilden die Grundstruktur der Follikel in allen sekundären lymphatischen Organen. Sie präsentieren langfristig auf ihren Fortsätzen gebundene Immunkomplexe und spielen eine wichtige Rolle für die Affinitätsreifung und den Isotypwechsel des Oberflächenimmunglobulins auf Keimzentrums-B-Lymphozyten. Durch die Freisetzung von pro- und antiapoptotischen Mediatoren tragen sie darüber hinaus zur Selektion von BLymphozyten bei. Obwohl FDCs im gesamten Follikel vorkommen, differieren ihre Oberflächenantigene in verschiedenen Regionen von Keimzentren, so dass sich bei Menschen und Nagetieren FDC-Subpopulationen definieren lassen. In der vorliegenden Arbeit werden FDCs durch immunhistologischen Nachweis von CD21, CD35, CD23 sowie durch Nachweis der Bindung des monoklonalen Antikörpers CNA.42 auf Paraffin-Serienschnitten von humanen Milz- und Tonsillenpräparaten näher charakterisiert. Darüber hinaus wird eine bisher nicht bekannte Expression der Antigene außerhalb des lymphatischen Gewebes beschrieben. Der Vergleich der Färbungen ermöglicht es, innerhalb eines Follikels phänotypisch unterschiedliche Zonen zu definieren und Vermutungen über die Dynamik der Keimzentren in den beiden untersuchten Organen anzustellen. Auf Grund der vorgelegten immunhistologischen Befunde lassen sich Follikel grob in folgende Kategorien einteilen: In hyperplastischen Tonsillen kommen Sekundärfollikel mit und ohne äußere Zone sowie zerfallende Follikel vor. Bei Milzpräparaten treten Sekundärfollikel mit asymmetrischen oder symmetrisch zurückgebildeten Keimzentren sowie Follikel mit sehr kleinen Keimzentrumsresten auf, die Primärfollikeln ähnlich sind, jedoch amyloidartiges Material enthalten. Andere Arbeitsgruppen haben gezeigt, dass FDCs in Sekundärfollikeln von Tonsillen fünf verschiedene Zonen ausbilden können. Es handelt sich um die dunkle Zone, die basale helle Zone, die apikale helle Zone, die äußere Zone und die Korona oder Mantelzone. In der vorliegenden Arbeit lassen sich bei Tonsillenpräparaten in einem Follikel maximal vier Zonen gleichzeitig darstellen, da in den untersuchten Organen nicht alle Zonen im selben Follikel auftreten. In Milzpräparaten fehlt die durch CD23- FDCs charakterisierte äußere Zone; es lässt sich jedoch an der Follikeloberfläche eine innere Marginalzone mit CD21+ FDCs definieren. Dies entspricht der Auffassung anderer Autoren, von denen die äußere Zone als ein Tonsillen-spezifisches Kompartiment beschrieben wurde. Die hier neu vorgelegten Resultate zeigen jedoch, dass die Mehrzahl der Follikel in hyperplastischen Tonsillen keine äußere Zone besitzt. Es lässt sich daher schließen, dass die äußere Zone ein stadienspezifisches und nicht ein organspezifisches Kompartiment von Keimzentren darstellt. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die Keimzentren in hyperplastischen Tonsillen einen Entwicklungszustand erreichen, der in der Milz normaler Erwachsener nicht vorkommt. Vermutlich unterscheidet sich die Dynamik von Sekundärfollikeln in Tonsillen stark von derjenigen in anderen lymphatischen Organen. Dies wird durch den Befund unterstützt, dass Tonsillen-Keimzentren durch fokale Apoptose von FDCs und B-Lymphozyten im Verlauf einer Immunreaktion kollabieren und anscheinend akut zugrunde gehen. Die Keimzentren in den untersuchten Milzpräparaten von Erwachsenen erscheinen dagegen teilweise konzentrisch verkleinert, weisen jedoch keine apoptotischen Bereiche auf. Überreste komplett zerstörter Follikel finden sich in Milzpräparaten nicht. Die rückgebildeten Keimzentren der Milz erinnern immunhistologisch an Primärfollikel, enthalten jedoch teilweise ein amyloidartiges hyalines Material und eine ungewöhnliche Verteilung von CD23. Dies legt die Schlussfolgerung nahe, dass sich in weitgehend normalen Milzen erwachsener Patienten nur minimale B-Zellreaktionen abspielen und rückgebildete Sekundärfollikel unter Umständen langfristig persistieren. Die durch FDCs vorgegebene Zoneneinteilung menschlicher Sekundärfollikel hängt somit vom Stadium der jeweiligen B-Zellreaktion ab. Die Befunde zeigen zum ersten Mal, dass Keimzentren bei starken akuten Immunreaktionen komplett kollabieren anstatt sich langsam zurückzubilden. Untersuchungen während massiver experimenteller Keimzentrumsreaktionen bei Nagetieren könnten zur Aufklärung der zugrundeliegenden Mechanismen und ihrer therapeutischen Nutzbarkeit beitragen.
DOI:10.17192/z2010.0547