Selbstkonzept nach erworbenen Hirnschädigungen. Klinische Relevanz, Inhalte und Strukturen.

Ziel der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation war die Prüfung der Rolle des Selbst-konzeptes, seiner Inhalte und Strukturen für die Krankheitsbewältigung nach erworbenen Hirnschädigungen. Übergeordneter Rahmen war die Evaluation einer ambulanten neuropsychologischen Psychotherapie für Pat...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Doering, Bettina Katharina
Beteiligte: Exner, Cornelia (Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation war die Prüfung der Rolle des Selbst-konzeptes, seiner Inhalte und Strukturen für die Krankheitsbewältigung nach erworbenen Hirnschädigungen. Übergeordneter Rahmen war die Evaluation einer ambulanten neuropsychologischen Psychotherapie für Patienten mit erworbenen Hirnschädigungen, wobei zusätzlich auch Patienten der stationären Rehabilitation untersucht wurden. Erworbene Hirnschädigungen gehen einher mit oft chronischen neurologischen und neuropsychologischen Beeinträchtigungen und erfordern von den Betroffenen eine hohe Anpassungsleistung. Komorbide psychische Erkrankungen sind häufig. Ausgehend von Modellen der Krankheitsbewältigung nach erworbenen Hirnschädigungen (Moore & Stambrook, 1995) und zur Vorhersage von Lebensqualität (Brown, Gordon, & Haddad, 2000) wurde eine mediierende Rolle von Selbstbewertungen im Anpassungsprozess vermutet, so dass Erkrankungsfolgen, vermittelt über veränderte Selbstwahrnehmungen, das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Diese Hypothese konnte in einer ersten Studie hinsichtlich leistungsbezogener Selbstkonzepte gestützt werden, wobei subjektiv wahrgenommene Erkrankungsfolgen das Selbstkonzept stärker beeinflussten als objektive kognitive Beeinträchtigungen. Eine zweite Untersuchung an Patienten der akuten und postakuten Rehabilitationsphase prüfte vergleichend das Ausmaß negativer Veränderung in Selbstkonzeptinhalten. Bereits kurz nach Schädigungseintritt berichteten Betroffene negative Veränderungen des Selbstkonzeptes, vergleichbar mit Angaben von Patienten mit deutlich längerer Erkrankungsdauer. In der Akutstichprobe ließen sich von den Veränderungen differentiell betroffene inhaltliche Selbst-konzeptbereiche identifizieren. Aktuelle negative Selbstkonzepte standen in Zusammenhang mit reduziertem subjektiven Wohlbefinden. Die dritte Studie untersuchte strukturelle Aspekte der Organisation selbstbezogenen Wissens in ihrer Auswirkung auf Depressivität und Selbstwert. Als Grundlage diente das Modell der Evaluativen Organisation selbstbezogenen Wissens (Showers, 2002). Patienten, die in hohem Maß mit negativen Selbstbewertungen infolge der Erkrankung konfrontiert waren, profitierten von einer integrierten Selbstorganisation im Sinne von Selbstaspekten, die sowohl positive als auch negative Attribute beinhalteten. Insgesamt unterstreichen die Studien die Bedeutsamkeit von Selbstkonzepten nach erworbenen Hirnschädigungen für das psychische Wohlbefinden der Betroffenen, wobei insbesondere für Patienten der postakuten Rehabilitation Interventionen zur Beeinflussung des Selbstkonzeptes indiziert erscheinen und in ihrer Umsetzung diskutiert werden.
DOI:10.17192/z2010.0478