Niedrig-frequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) über Vertex in der Migräneprophylaxe

Das Krankheitsbild der Migräne hat mit 5-12 % Betroffenen weltweit eine enorme sozioökonomische Bedeutung. Da die verfügbaren Schmerzmittel und Prophylaktika zum Teil von sehr starken Nebenwirkungen begleitet werden, ist es sinnvoll nicht-medikamentöse Therapiealternativen zu erforschen. Die transk...

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Main Author: Hötzel, Jenny
Contributors: Schepelmann, Karsten (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2010
Subjects:
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Description
Summary:Das Krankheitsbild der Migräne hat mit 5-12 % Betroffenen weltweit eine enorme sozioökonomische Bedeutung. Da die verfügbaren Schmerzmittel und Prophylaktika zum Teil von sehr starken Nebenwirkungen begleitet werden, ist es sinnvoll nicht-medikamentöse Therapiealternativen zu erforschen. Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) stellt seit Ende der 1980er Jahre ein Verfahren zur Nervenstimulation dar, mit dem es ermöglicht wird, kortikale Strukturen über einen nicht-invasiven Weg zu reizen. Im Lauf der Jahre gewann die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) an Bedeutung, wobei mindestens drei oder mehr Einzelimpulse mit der gleichen Frequenz nacheinander abgegeben werden können. Hoch-frequente rTMS über 5 Hertz führt zu einer Erhöhung und nieder-frequente rTMS unter bzw. von 1 Hertz zu einer Verminderung der kortikalen Exzitabilität. In zahlreichen Untersuchungen wurde der Wert des Verfahrens für Diagnostik (z.B. Wirkung von Pharmaka; Multisystematrophie) und Therapie (z.B. Depresssion; Epilepsie) aufgezeigt. Die Epilepsie geht mit einer kortikalen Hyperexzitabilität einher. Aufgrund dieser Tatsache ließen sich unter Anwendung von niedrig-frequenter rTMS bei Epileptikern präventiv Anfälle verhindern. Neuropathische sowie experimentelle Schmerzen konnten sowohl durch die Behandlung mit hoch-frequenter als auch nieder-frequenter Stimulation verbessert werden. Einige Hinweise sprechen für das Vorliegen einer kortikalen Hyperexzitabilität bei Migräne, die einen therapeutischen Ansatzpunkt darstellt. Diese Überlegungen wurden für die vorgelegte Studie genutzt und die nieder-frequente rTMS im Rahmen einer placebokontrollierten randomisierten Untersuchung an 27 Migränepatienten erprobt. Primärer Endpunkt war eine Reduktion der Migräneattacken um mindestens 50 %. Sekundär war von Interesse, inwieweit Einfluss auf die Kopfschmerztage und -stunden, die Schmerzintensität und die Schmerzmitteleinnahme genommen werden konnte. Die Teilnehmer dokumentierten ihre Migräneanfälle 2 Monate vor und 2 Monate nach der Behandlung sowie an den Tagen der Stimulation, wobei Nebenwirkungen der Behandlung ebenfalls erhoben wurden. Diese erfolgte an 5 aufeinander folgenden Tagen, wobei je 1000 Impulse appliziert wurden. In der Verumgruppe wurde eine Frequenz von 1 Hertz verwendet (Placebo: 0,6 Hertz). Außerdem wurde mit verschiedenen Spulen stimuliert. Für die Auswertung wurde der Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben eingesetzt, um die erhobenen Parameter einer Studiengruppe vor und nach den 5-tägigen Sitzungen zu vergleichen. Im Rahmen der Gegenüberstellung der Parameter der Verum- und Placebogruppe in der Nachbeobachtungsphase fand der Mann-Whitney-U-Test für unverbundene Stichproben Anwendung. Der primäre Endpunkt konnte nicht erreicht werden. Bei den sekundär erhobenen Parametern wurde eine mäßige, jedoch signifikante Reduktion der Migräneattacken, Migränetage und Migränestunden in der Verumgruppe ermittelt, während die Schmerzintensität und die Medikamenteneinnahme in derselben Gruppe keine Veränderung zeigten. Keine Signifikanz lag bei dem Vergleich dieser Resultate mit den Werten der Placebogruppe vor. Zusammenfassend ist die rTMS-Behandlung über Vertex im Vergleich zu Placebo nicht in der Migräneprophylaxe wirksam. Trotz des negativen Resultats geben die dargestellten Überlegungen und Argumente Anlass zu Forschung mit modifizierten Einstellungen, um in der Zukunft möglicherweise ein nicht-medikamentöses Verfahren zur Vermeidung von Migräneanfällen anbieten zu können.
DOI:10.17192/z2010.0379