Langzeitergebnisse nach Derotationsvarisierungsosteotomie (DVO) in der Behandlung der angeborenen Hüftreifungsstörung

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 38 Patienten mit 75 operierten Hüftgelenken im Mittel 24.4 Jahre, bei denen eine intertrochantäre Derotationsvarisierungsosteotomie (DVO) in der Methode nach Bernbeck in dem Zeitraum von 1970 bis 1980 im Allgemeinen Krankenhaus Hamburg Barmbek durchgeführt wurde,...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bartschat , Tim
Beteiligte: Wirth, Thomas (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2009
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Rahmen dieser Untersuchung wurden 38 Patienten mit 75 operierten Hüftgelenken im Mittel 24.4 Jahre, bei denen eine intertrochantäre Derotationsvarisierungsosteotomie (DVO) in der Methode nach Bernbeck in dem Zeitraum von 1970 bis 1980 im Allgemeinen Krankenhaus Hamburg Barmbek durchgeführt wurde, klinisch und radiologisch nachuntersucht. Das Operationsalter betrug im Mittel 6.21 Jahre.Durch die Altersverteilung zum OP - Zeitpunkt erfolgte eine Aufschlüsselung des Kollektivs in drei Gruppen, Gruppe I (0 - 3 Jahre), Gruppe II (4 – 8 Jahre) und Gruppe III (9 – 18 Jahre). Zu drei Zeitpunkten T1 (präoperativ), T2 (postoperativ) und T3 (Nachuntersuchung) lagen Beckenübersichtsaufnahmen vor, die bzgl. der Parameter AC – Winkel, CE – Winkel, ACM – Winkel, CCD – Winkel, KE – Winkel sowie bezüglich des Hüftwertes nach Busse ausgewertet wurden.Das funktionelle Ergebnis wurde mithilfe des Harris – Hip – Score, des Score nach Merle d’Aubignè und Postel, des Gao – Score sowie der Funktionsbeurteilung nach Tönnis bewertet. Besonderes Augenmerk galt dabei der Frage, ob die DVO einen pfannenverbessernden Effekt ausüben kann und wie hoch das Auftreten so genannter Restdysplasien ist. Insgesamt wurden gute bis sehr gute Ergebnisse in den verwendeten Scores und Bewertungsschemata erzielt, so hatten im Mittel 81.6 % der Patienten zur Nachuntersuchung sehr gute Werte im Harris – Hip – Score, 98.7 % im Score nach Merle d’Aubignè und Postel und 63.2 % im Score nach Gao. Die Komplikationsrate scheint mit 21.05 % erhöht, jedoch handelt es sich hierbei in über der Hälfte der Fälle um Narbenkorrekturen. Schwerwiegende Komplikationen gab es nicht. Die mittlere Op – Zeit betrug 23.4 Min pro Hüftgelenk, insgesamt vier der 38 Patienten wurden schon damals einzeitig bds. ambulant operiert. Durch die DVO konnte der AC – Winkel nicht in den Normalbereich überführt werden, in lediglich 14.23 % der Fälle kam es zu einer Verbesserung. Insgesamt 6.76 % der Hüftgelenke konnten einen physiologischen CE – Winkel erreichen, dementsprechend sind 93.24 % aller Gelenke mehr oder weniger dezentriert.Der ACM – Winkel pendelt sich nach DVO im Mittel links bei 48.24° und rechts bei 49.22° ein, erreicht somit aber ebenfalls nicht den von Tönnis geforderten Mittelwert. In 45.95 % der Fälle konnten normale Werte erreicht werden. Zur Kontrolluntersuchung haben insgesamt 62.16 % der Patienten Hüftwerte im pathologischen Bereich, wobei 35.13 % dritt- bis viertgradig pathologisch verändert sind. Durch die DVO kann nur eine Verbesserung von 17 % erzielt werden. Die schlechte Entwicklung des Hüftwertes rekrutiert sich vor allem aus der schlechten Überdachung des Hüftgelenkes und durch eine persistierende Dezentrierung der Gelenke in knapp der Hälfte der Fälle. Mit 124.03° links und 122.89° rechts liegen 87.84 % aller CCD – Winkel im Normalbereich. Die Revalgisierung war in unserem Kollektiv stark vom Operationsalter abhängig. So betrug die Revalgisierungsrate in der Altersgruppe I 34.62 % und war damit im Gegensatz zu den Spätosteotomierten auf das Achtfache erhöht. Auch konnte in dieser Gruppe eine vermehrte „Kopf – im Nacken – Lage“ beobachtet werden. Eine Hüftkopfnekrose beobachteten wir in 9.21 % der nachuntersuchten Hüftgelenke, wobei der Anteil schwerer Nekrosen 3.95 % betrug. Insgesamt 45.33 % aller Gelenke zeigten im Röntgenbild arthrotische Veränderungen, wobei diese in nur 4 % der Fälle schwerwiegend waren. Wie sich gezeigt hat, ist die Hüftdysplasie ein Krankheitsbild, in dem sich verschiedenste pathogen wirkende Mechanismen manifestieren. Dies kann Veränderungen der Pfanne als auch des Schenkelhalses allein oder in Kombination betreffen. Praktisch bedeutsam ist letztendlich die Pfannendysplasie, sie muss deshalb in den Vordergrund der therapeutischen Bemühungen gerückt werden. Die klinischen und radiologischen Ergebnisse alternativer und heute gebräuchlicher Korrektureingriffe am Pfannendach sind überwiegend besser als die unserer Patienten. Das in dieser Arbeit ermittelte Korrekturpotential der DVO konnte lediglich in der Altersgruppe I beobachtet werden, was sich mit den Ergebnissen in der Literatur deckt. Ob dies nicht auch im Spontanverlauf der Fall gewesen wäre, lässt sich bei fehlendem Kontrollkollektiv abschließend nicht beantworten.Bei 37 Patienten konnte eine klinisch manifeste Arthrose durch die DVO zumindest bis zu diesem Kontrollzeitpunkt verhindert werden, lediglich bei einem Patienten erfolgte frühzeitig der Gelenkersatz. Vor dem Hintergrund der heute vorliegenden Erkenntnisse über die Therapie der angeborenen Hüftreifungsstörung sollte die Indikation zur alleinigen DVO nicht mehr gestellt werden. Trotz der guten klinischen Langzeitergebnisse der DVO in der modifizierten Technik nach Bernbeck kann sie radiologisch, vor allem im Hinblick auf eine ausbleibende Verbesserung des hypoplastischen Acetabulums, nicht überzeugen.
Umfang:219 Seiten
DOI:10.17192/z2009.0296