Expression und zelluläre Lokalisation von Guanylin, Uroguanylin und Proteinen der Signaltransduktionskette in der Niere der Ratte

Guanylin und Uroguanylin sind Peptidhormone, die an der Regulation der Elektrolyt- und Wassersekretion in vielen Organen beteiligt sind. Sie sind endogene Liganden der Guanylat Cyclase Typ C (GC-C). GC-C kommt hoch exprimiert im Intestinaltrakt vor und ist durch das von enterotoxischen E.coli st...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dahmer, Marko
Beteiligte: Cetin, Yalcin (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2006
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Guanylin und Uroguanylin sind Peptidhormone, die an der Regulation der Elektrolyt- und Wassersekretion in vielen Organen beteiligt sind. Sie sind endogene Liganden der Guanylat Cyclase Typ C (GC-C). GC-C kommt hoch exprimiert im Intestinaltrakt vor und ist durch das von enterotoxischen E.coli stammende Toxin STa an der Entstehung schwerwiegender sekretorischer Diarrhoen beteiligt. Die Aktivierung von GC-C bewirkt einen intrazellulären Anstieg von cGMP, wodurch die Proteinkinase cGKII aktiviert wird. Diese induziert durch Phosphorylierung die Öffnung von CFTR-Chloridkanälen. Hierdurch erfolgt der Ausstrom von Chloridionen in das Lumen des Darmes. Der nachgeschaltete Antiporter AE2 transportiert nun Chloridionen im Austausch gegen Bikarbonat wieder nach intrazellulär, was zu einer Alkalisierung des luminalen Sekrets im Intestinaltrakt führt. Die Existenz dieses zuerst im Intestinaltrakt entdeckten Peptids und seines Wirkmechanismus war Anlass zu weiteren Untersuchungen zur Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes in anderen Organen. Diesbezüglich stellt die Niere dabei das zentrale Regulationsorgan im Organismus dar und rückt deshalb in das Zentrum unserer Betrachtung, zumal der für Guanylin und Uroguanylin spezifische Rezeptor hier unlängst detektiert wurde. Wie Guanylin und Uroguanylin an den renalen Rezeptor gelangen, war bislang jedoch unklar. Da jedoch bislang als Hauptort der Guanylin/Uroguanylin-Synthese und –Sekretion der Darm galt, wurde eine entero-renale Achse vermutet. Guanylin und Uroguanylin sollten über das Blut in die Niere gelangen, um dort eine Saliurese zu bewirken. Hinweise für diese Hypothese waren der Nachweis von Guanylin im Blut, Uroguanylin im Urin, sowie ein Anstieg der Saliurese nach intravenöser Injektion der beiden Peptide. Die hier vorliegende Arbeit hatte den Nachweis zum Ziel, dass die Niere die untersuchten Peptide/Proteine selbst exprimiert und synthetisiert. Ein weiteres Ziel galt der Zell- und Membrandomänen-spezifischen Lokalisation von Guanylin, Uroguanylin und aller Proteinmodule der Signalkaskade. Durch die Nachweise sollte gezeigt werden, welche Zellen im Nierenparenchym die peptidergen Liganden enthalten und welche Zellen als Träger des Rezeptors und der dazugehörigen Signalproteine als Zielzellen fungieren. Von besonderem Interesse war die Zuordnung des Rezeptors zu definierten Membrandomänen (apikal versus basolateral) der jeweiligen Zellen. Aufgrund der Ergebnisse sollten dann mögliche interzelluläre Wirkwege von Guanylin und Uroguanylin innerhalb des Nierenparenchyms definiert werden. Mit der RT-PCR gelang es in der vorliegenden Arbeit, die Expression nicht nur von Guanylin und Uroguanylin, sondern auch von allen Signalproteinen nachzuweisen, die für die Wirkungsentfaltung von Guanylin und Uroguanylin unabdingbar sind. Der Nachweis der Expression der untersuchten Peptide/Proteine gelang in allen untersuchten Abschnitten der Niere. Das Vorkommen der Proteine auf der Ebene der Translation konnte durch immunchemische Untersuchungen mittels Western blotting dokumentiert werden. Unter Verwendung Protein- und Regionenspezifischer Antikörper wurden alle Proteine in Proteinhomogenaten aus Nierengewebe der Ratte nachgewiesen. Die immunhistochemischen Untersuchungen untermauerten die erhobenen Befunde. Guanylin und Uroguanylin, sowie alle Proteine der Signalkaskade, konnten in distinkten Abschnitten des Tubulussystems lokalisiert werden. Die stärksten Immunreaktionen waren im Bereich der Innenzone des äußeren Nierenmarks und im Bereich des renalen Cortex zu sehen. Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass Guanylin und Uroguanylin in den beschriebenen renalen Epithelzellen synthetisiert und luminal sezerniert werden. Dieser Sekretionsweg und ein möglicher parakriner Wirkmechanismus in den Tubuli ist durchaus plausibel, da der Rezeptor und alle relevanten Proteine in den Tubuli adluminal lokalisiert sind. In diesem Zusammenhang ist auch die Isolierung von Uroguanylin aus dem Harn zu sehen. In Anlehnung an die bisher beschriebenen Funktionen ist anzunehmen, dass Guanylin und Uroguanylin über die Aktivierung des Rezeptors GC-C, cGKII, CFTR und AE2 die Sekretion von Elektrolyten (Cl-, HCO3-) und Wasser im Tubulussystem der Niere regulieren. Aufgrund der hier erbrachten Nachweise ist hinsichtlich der in der Literatur postulierten enterorenalen Achse somit zusammenfassend festzuhalten, dass die Niere selbst sowohl die peptidergen Liganden Guanylin und Uroguanylin, als auch die in die Guanylin/Uroguanylin-Wirkung involvierten Proteine exprimiert. Dies spricht für eine spezifische organeigene Funktion. Die Bedeutung einer funktionellen Steuerung der Niere durch den Darm im Sinne des Postulats ist somit zu relativieren. Die physiologische und pathophysiologische Relevanz der Peptide Guanylin und Uroguanylin in der Niere und der Proteine ihrer Signalkaskade bedarf weiterer Klärung in zukünftigen Untersuchungen.
Umfang:1 Seiten
DOI:10.17192/z2006.0859