Langzeitprognose des Nierenzellkarzinoms in Abhängigkeit von Staging, Grading und Art der Therapie

Das Nierenzellkarzinom hat mit einer 5-JÜR von 71% und einer 10-JÜR von 58% eine sehr gute Prognose. Frauen haben keine statistisch signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Männer, obgleich die Erkrankungswahrscheinlichkeit für Männer 1,5x höher lag als für Frauen. Männer erkrankten im M...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Holzgraefe, Marc
Beteiligte: Kälble, Tilman (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2005
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Nierenzellkarzinom hat mit einer 5-JÜR von 71% und einer 10-JÜR von 58% eine sehr gute Prognose. Frauen haben keine statistisch signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Männer, obgleich die Erkrankungswahrscheinlichkeit für Männer 1,5x höher lag als für Frauen. Männer erkrankten im Mittel mit 59,6 Jahren etwas früher als Frauen mit 62,3 Jahren. Beide Nieren waren in gleicher Häufigkeit befallen, ein initial beidseitiges Tumorleiden lag in 3,5% der Fälle vor. Die Tumore waren weitgehend gleichmäßig über die Niere verteilt, im Ober- und Unterpolbereich fanden sie sich geringgradig häufiger. Meist wurden die Nierenzellkarzinome als Zufallsbefund diagnostiziert, eine klassische Beschwerdetrias fand sich mit 6,3% selten. Von insgesamt 427 Patienten wurden in dieser Studie 394 radikal tumornephrektomiert und 33 nierenteilreseziert. Das durchschnittliche Nachsorgeintervall betrug 50 Monate. Die Stagingsysteme des Nierenzellkarzinoms, sowohl die TNM-Klassifikation von 1987 wie die Neufassung von 1997 und deren Revision von 2002 zeigen eine eindeutige prognostische Relevanz für die Patienten. Die 5- und 10-Jahres-Überlebensraten ergaben für die derzeit aktuelle UICC-Klassifikation für die einzelnen pT-Stadien: pT1 79% (72%), pT2 67% (57%), pT3 60 (41%) sowie pT4 0% (0%). Im Vergleich beider Systeme ist die Neufassung von 1997 auch aufgrund der Rarefizierung der Substratifizierungen dem System von 1987 überlegen. Bei signifikant unterschiedlichen Gesamt- und rezidivfreien Überlebenszeiten beider UICC Einteilungen ist die Trennung der 5- und 10-JÜR für die UICC 5 Klassifizierung nach Anhebung des maximalen Tumordurchmessers des pT1-Stadiums von 2,5 auf 7 cm in Bezug auf das pT1 und pT2-Stadium im Gesamtkollektiv deutlicher. Auch die 2002 vorgenommene Unterteilung des pT1-Stadiums in pT1a (Durchmesser 0-4cm) und pT1b (4-7cm) war sinnvoll. So ist selbst bei der elektiven Tumorenukleation eine nicht tumorspezifische 90%ige 5-JÜR für pT1a Nierenzellkarzinome (UICC 5/2002, Durchmesser <4cm) gegenüber 79% 5-JÜR der pT1-Patienten (UICC 5, Durchmesser <7cm) mit Tumornephrektomie nachzuweisen und somit bei einem Cut off-Point von 4cm ein deutlicher Überlebensvorteil vor allem bzgl. der Nierenteilresektion errechenbar. Der Lymphknotenstatus hat eine hohe prognostische Aussagekraft: So beträgt die 5-Jahresüberlebensrate bei pN0-Status 72,6%, beim Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen 19,3%. Am stärksten wirkt sich das Vorhandensein von Fernmetastasen auf die Prognose aus: Liegt eine Metastasierung vor, so beträgt die 5-JÜR lediglich 6,7%, beim Fehlen von Fernmetastasen 77,7%. Auch wenn Lymphknotenmetastasen vorliegen, ist das Vorhandensein oder Fehlen einer Fernmetastasierung ein signifikanter Prognosefaktor. Das 3-stufige Graduierungssystem nach Fuhrmann ist hochsignifikant aussagekräftig für die Prognoseeinschätzung des Gesamtüberlebens und des rezidivfreien Überlebens für die hoch- und niedrigdifferenzierten Karzinome. Die Aussagekraft verwischt zwischen G1 und G2 klassifizierten Tumoren. Weiterhin ist dieses Graduierungssystem nicht unabhängig vom TNM-System, mit steigender Tumorgröße, Lymphknoten- oder Fernmetastasierung sinkt der Differenzierungsgrad der Nierenzellkarzinome im Marburger Kollektiv. Somit ist das dreistufige Graduierungssystem nach Fuhrmann in Übereinstimmung mit der Literatur auch in unserer Arbeit nur mäßig aussagekräftig. Im Rahmen der besser werdenden diagnostischen Möglichkeiten und somit steigenden Anzahl von Inzidentaliomen (47,2%) wird die Nierenteilresektion als therapeutische Option immer wichtiger. Die nachgewiesene tumorspezifische 5- JÜR von 100% für das pT1a-Karzinom dokumentiert den kurativen Charakter und spricht für die hohe Tumorkontrolle. Hierbei unterscheiden sich imperative wie elektive Indikation in unserem Kollektiv nicht. In keinem der beiden Kollektive kam es zu einem lokalen Rezidiv im Nachbeobachtungsintervall von durchschnittlich 4 Jahren. Eine perioperative Mortalität war ebenfalls nicht zu beklagen. Der in der Literatur häufig geführte Vergleich zwischen elektiver Enukleation und radikaler Tumornephrektomie kleiner Nierenzellkarzinome (pT1 bzw. pT2-UICC 4 und pT1, pT1a und pT1b UICC 5) ergab in dem eigenen Kollektiv keinen statistisch signifikanten Unterschied bezüglich Gesamt- und progressfreiem Überleben. Die 5-JÜR betrugen für die nephrektomierten Patienten 85% für die nierenteilresezierten Patienten 89%. Somit ist bei einem vergleichbaren durchschnittlichen Nachsorgeintervall kein Verlust an onkologischer Radikalität zu verzeichnen. Aufgrund der jedoch kleinen Kollektive der elektiven und imperativen Enukleation sind zur weiteren Begutachtung sicherlich Studien mit größeren Fallzahlen erforderlich.
Umfang:129 Seiten
DOI:10.17192/z2005.0477