Einfluß von Okklusionseffekten auf die Epikutantestung mit Natriumlaurylsulfat

In der Bestimmung der Hautempfindlichkeit bei Epikutantestungen mit dem anionischen Detergens Natriumlaurylsulfat (NLS) werden verschiedene nicht-invasive hautphysiologische Meßverfahren eingesetzt. Weit verbreitet sind die in der vorliegenden Studie eingesetzten Messungen der Hautdurchfeuchtung mit...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Friebe, Katharina
Beteiligte: Löffler, Harald (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2005
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In der Bestimmung der Hautempfindlichkeit bei Epikutantestungen mit dem anionischen Detergens Natriumlaurylsulfat (NLS) werden verschiedene nicht-invasive hautphysiologische Meßverfahren eingesetzt. Weit verbreitet sind die in der vorliegenden Studie eingesetzten Messungen der Hautdurchfeuchtung mittels Corneometrie, des Hauterythems mittels Chromametrie und des transepidermalen Wasserverlustes (TEWL), der die durch die Haut pro Zeiteinheit abgegebene Wassermenge erfaßt. Diese setzt sich zusammen aus der passiven Diffusion von Wasser durch die Epidermis und der Wasserabgabe über die Schweißdrüsen und ermöglicht so eine Aussage über die Wasserpermeabilitätsbarriere der Epidermis. Ziel dieser Studie war es, bei der Epikutantestung mit NLS unterschiedlicher Konzentrationen im Vergleich zu Wasser und einer Leerkammer als Kontrolle den Zeitpunkt nach der Abnahme der Testpflaster zu ermitteln, an dem diese Okklusionseffekte auf die Erfassung der Hautreaktion mittels TEWL, Corneometrie und Chromametrie weitgehend abgeklungen sind. Wir führten bei 45 hautgesunden Probanden im Alter zwischen 18 und 70 Jahren an jeweils einer Unterarmbeugeseite einen Epikutantest mit NLS 0,25 %, NLS 0,5 % sowie zum Vergleich mit einer mit Wasser befüllten Testkammer und einer Leerkammer durch. Bei 15 Probanden wurden die Testpflaster nach 12 Stunden, bei weiteren 15 Probanden nach 24 Stunden und bei den übrigen 15 Probanden nach 48 Stunden entfernt. Die Messungen erfolgten unmittelbar nach Abnahme der Testpflaster, alle 15 Minuten nach Pflasterabnahme innerhalb der ersten Stunde, anschließend alle 30 Minuten bis 3 Stunden sowie erneut 24 Stunden nach Pflasterabnahme. Signifikante Unterschiede der Meßwerte bezüglich der unterschiedlichen Applikationsdauer waren nicht nachweisbar, daher erfolgte eine gemeinsame Auswertung der Testergebnisse. Unmittelbar nach Entfernen der Testpflaster zeigte sich bei allen Testkammern zunächst eine steile Zunahme der TEWL- und der Corneometrie-Meßwerte, welche durch die Hyperhydratation unter Okklusion mit nachfolgend stärkerer Schädigung der Wasserpermeabilitätsbarriere bedingt ist. Innerhalb der ersten 15 Minuten nach Pflasterabnahme fielen die Meßwerte deutlich ab, bedingt durch die Abdiffusion eines Großteils des überschüssigen Wassers. Darüberhinaus war jedoch eine weitere signifikante Abnahme der TEWL-Werte im zeitlichen Verlauf aufeinanderfolgender Messungen bis zum Übergang in eine Plateauphase für die Leerkammer bis 150 Minuten, für die Wasserkammer sogar bis 180 Minuten nach Pflasterabnahme sichtbar. Für beide NLS-Kammern war eine weitere signifikante Abnahme der TEWL-Werte bis 120 Minuten nach Entfernen der Testpflaster noch nachweisbar. Dies ist durch die wesentlich stärkere, konzentrationsabhängige Schädigung der epidermalen Wasserschutzbarriere durch das Irritans NLS bedingt mit nachfolgend rascher Abdiffusion des retinierten Wassers. Bei der Leerkammer und der Wasserkammer sind aufgrund der geringer geschädigten Wasserpermeabilitätsbarriere (durch die das retinierte Wasser langsamer verdampft) diese TEWL-Okklusionsartefakte noch länger sichtbar. Bezüglich der Hautoberflächenfeuchtigkeit war nach dem intitalen Anstieg der Cornemoetrie-Werte durch die Hyperhydratation ein signifikanter Abfall durch Abdiffusion des retinierten Wassers nur bis zu 15 Minuten nach Pflasterabnahme nachweisbar, sodaß der Einfluß von Okklusionseffekten auf die Corneometrie eher als kurzzeitig zu bewerten ist. Ebenso erscheint der Einfluß der Okklusion auf das entzündliche Hautcolorit nur kurzzeitig mit einer vorübergehenden Abnahme der Hautrötung bis 15 Minuten nach Abnahme des Testpflasters. Dies ist in erster Linie durch eine temporäre Mazeration der oberflächlichen Hautschichten aufgrund der Hyperhydratation unter Okklusion zu erklären. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, daß die Erfassung der Hautreaktionen bei Epikutantestungen mit dem Irritans NLS - insbesondere mittels TEWL - später als 3 Stunden nach Entfernen der Testpflaster erfolgen sollte, um Okklusionseffekte auf die Meßergebnisse zu vermeiden. Aus praktischen Gründen ist auch eine Evaluation der Testergebnisse 24 Stunden nach Entfernen der Testpflaster unter Beachtung des Einflusses beginnender Regenerationsprozesse und auftretender „Crescendo-Effekte“ des Irritans NLS möglich. Aufgrund dieser Ergebnisse sollten international weit verbreitete Testprotokolle (mit einer Ruhephase von nur 30 Minuten nach Pflasterabnahme) dringend überarbeitet werden.
DOI:10.17192/z2005.0199