Philipps-Universität Marburg 2005-10-19 doctoralThesis Wirtschaftswissenschaften 2005 2005-10-19 Brat Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die kulturellen Ursachen für die Marginalisierung des indigenen Volkes der Papua im modernen ökonomischen Bereich der indonesischen Provinz Papua. Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bilden Schumpeters Entwicklungslogik und die darauf aufbauende Entwicklungstheorie Röpkes. Die empirischen Daten wurden mittels Fragebogen in drei ländlichen Regionen Papuas, und zwar dem jeweiligen Gebiet der Volksgruppe der Maibrat, Kemtuk und Dani, erhoben. In diesen Untersuchungsgebieten wird hauptsächlich familienbetrieblich organisierte, stark subsistenzorientierte Landwirtschaft betrieben, die von geringer Beherrschung der natürlichen Umwelt und niedriger Produktivität gekennzeichnet ist. Die Gesellschaften sind partikularistisch ausgerichtet und schamorientiert. Die meisten der diskutierten Elemente der volksgruppeneigenen kulturellen Umwelt wirken sich hemmend auf unternehmerisches Handeln und ökonomische Entwicklung aus. Im einzelnen sind dies eine mechanistische, mittelbare, rituell-manipulative, vom Animismus beeinflußte Beziehung zu Gott; ein hoher Grad an Mißtrauen gegenüber Nicht-Verwandten; sowie ein stark ausgeprägtes Egalitätsprinzip, das die Akkumulation von Reichtum für persönliche Zwecke inakzeptabel sein läßt, einen Zwang zum Teilen bedingt und zu einem Antiüberschußprinzip führt. Die zu stark ausgeprägte soziale Solidarität gegenüber Verwandten hat zur Konsequenz, daß die Großfamilie sich als Falle für eine ökonomische Entwicklung erweist. Die Ausprägungen der meisten diskutierten unternehmerischen Fähigkeiten unterstützen unternehmerisches Handeln und damit ökonomische Entwicklung nur wenig. Bedingt durch animistisch geprägte Vorstellungen über die Genese von Reichtum und Wohlstand sind internale Kontrollüberzeugungen deutlich vermindert. Es herrscht eher ein Harmonie- statt ein Autonomiebedürfnis. Zurückhaltung zeigt sich bei der Bereitschaft, Probleme zu lösen. Eine ausgeprägte Fähigkeit zur Antizipation von Zukunftsmöglichkeiten ist nur in geringem Maße gegeben. Innovationen können nur schwerlich durchgesetzt werden, wenn sie im Konflikt mit der Vatergeneration und der Tradition stehen. Die durch den Kontakt zur fremden kulturellen Umwelt neu entstehenden Möglichkeiten werden wenig genutzt. Für das Dani-Gebiet gilt, daß die bloße Existenz von Vermarktungsmöglichkeiten nicht automatisch zu mehr Verkaufsorientierung führt. Neuerungen werden nur sehr selektiv mit dem Ziel einer Abrundung oder Absicherung der eigenen Kultur übernommen. Bei der Bereitschaft zum Aufschub von Genuß zeigt sich eher eine konsumtive Tendenz. Autoritarismus, Anschluß- und Anerkennungsmotiv sind stark ausgeprägt. Es herrscht eine Prestigewirtschaft vor, die ökonomische Entwicklung kaum zum Ziel hat. Das Erfolgsmotiv ist in allen drei Untersuchungsgebieten nur gering ausgeprägt. Für das Maibrat- und Kemtuk-Gebiet aussagekräftige Ergebnisse bestätigen aber die zentrale Rolle des Erfolgsmotivs bei ökonomischer Entwicklung. Verschiedene kulturelle Elemente, darunter auch Polygynie, beeinträchtigen die Herausbildung des Leistungsmotivs bei Individuen. Unternehmer genießen kaum Ansehen und Wertschätzung in der Gesellschaft. Im Hinblick auf die Fähigkeit der Untersuchungsgebiete zur ökonomischen Entwicklung ist eine durchgreifende ökonomische Entwicklung eher nicht zu erwarten. Damit eine von den Papua selbst getragene ökonomische Entwicklung stattfinden kann, ist eine Beschneidung der großfamiliären Forderungen in Verbindung mit einem tiefgreifenden Kulturwandel, einer Transformation der Gesellschaft, notwendig. Dabei kommt christlicher Ethik eine maßgebliche Rolle nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine kulturelle Revitalisierung zu. Weiterhin bedarf es einer auch die Muttersprachen der verschiedenen Volksgruppen Papuas berücksichtigende Bildungsarbeit sowie einer kulturspezifisch ausgerichteten Kleinunternehmerförderung. Kultur und ökonomische Entwicklung - Eine empirische Untersuchung kultureller Umwelt und unternehmerischer Fähigkeiten in der indonesischen Provinz Papua (West-Neuguinea) This study focuses on the cultural reasons for the marginalization of the Papuan indigenous people in the modern economy of the Indonesian province of Papua. The theoretical background for this study is grounded on the development logic of Schumpeter and the development theory of Röpke which itself is based on Schumpeter's logic. The empirical data were collected through questionnaires in three rural regions of Papua, that is the respective area of the ethnic group of the Maibrat, Kemtuk, and Dani. People in the three research areas rely highly on subsistence agriculture organized within the family. Agriculture is characterized by a low degree of control of the natural environment and low productivity. The societies are particularistic and shame-oriented. Most discussed elements of the ethnic groups' own cultural environment have an inhibiting effect on entrepreneurial action and economic development. In particular these elements consist of a mechanistic, indirect, ritual-manipulative relationship with God influenced by animism, a high degree of mistrust towards non-relatives, and a very pronounced principle of egalitarianism. This latter principle forbids the accumulation of wealth for personal purposes. It is the reason for a compulsion to share, leading to an antisurplus principle. The over-pronounced social solidarity towards relatives in consequence renders the extended family to be a trap for economic development. The characteristics of most discussed entrepreneurial abilities only support entrepreneurial action, and with it economic development, on a small scale. Due to animistically influenced concepts of the genesis of wealth and affluence, any internal locus of control is clearly diminished. There is a desire for harmony rather than for autonomy. There is aloofness when it comes to solving problems. The ability to anticipate future chances is unincisive. Innovations can hardly be accomplished as they are in conflict with the father's generation and tradition. Newly emerging opportunities triggered by the contact to the foreign cultural environment are not used very much. Evidence from the Dani area shows that the mere existence of marketing opportunities does not automatically lead to more market orientation. Innovations are adopted very selectively in order to complete or secure the own culture. There is rather a consumptive tendency concerning the ability to defer need gratification. Authoritarianism as well as the need for affiliation and recognition are very pronounced. A prestige economy prevails which is hardly aimed at economic development. The success motive (hope of success as part of the achievement motive) exists only on a small scale in all three of the research areas. But significant results for the Maibrat and Kemtuk area confirm the central role the success motive plays in economic development. Different cultural elements, as for example polygyny, hinder the development of the achievement motive of individuals. Entrepreneurs barely enjoy prestige and appreciation in society. Regarding the ability of the research areas for economic development, a drastic economic development can hardly be expected. opus:1171 Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg Universitätsbibliothek Marburg Unternehmerausbildung Unternehmer Müller, Martin Müller Martin urn:nbn:de:hebis:04-z2005-01484 Martin Müller, Kultur und ökonomische Entwicklung - Eine empirische Untersuchung kultureller Umwelt und unternehmerischer Fähigkeiten in der indonesischen Provinz Papua (West-Neuguinea), Verlag Görich + Weiershäuser, Marburg 2005. Entrepreneurial abilities Indonesia ppn:133673790 Neuguinea New Guinea Irian Jaya Economic development Dani ths Prof. Dr. Erstgutachter: Röpke Jochen Erstgutachter: Röpke, Jochen (Prof. Dr.) Development economics German Indonesien Economics Wirtschaft https://doi.org/10.17192/z2005.0148 https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2005/0148/cover.png ökonomische Entwicklung Culture Entwicklungsökonomie 324 application/pdf 2005-04-05 Papua kulturelle Umwelt unternehmerische Fähigkeiten Kemtuk 1 application/pdf Kultur Maibrat Culture and Economic Development - An Empirical Study of Cultural Environment and Entrepreneurial Abilities in the Indonesian Province of Papua (West New Guinea) Indigenous people Fachbereich Wirtschaftswissenschaften monograph Papua [Provinz] Ureinwohner Cultural environment