Bakterielle Kontamination bei Implantation von Knie und Hüftendoprothesen

Die tiefe bakterielle Infektion gehört zu den gefürchtetsten Komplikationen bei Operationen mit endoprothetischen Gelenkersatz. Die intraoperative Kontami-nation der offenen Wunde stellt den bedeutendsten Mechanismus der Infek-tionsentstehung dar, wobei als vorherrschende Keimquelle das Operations-p...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Wennemar, Mareike
Beteiligte: Prof. Dr. med. T. Wirth (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2004
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die tiefe bakterielle Infektion gehört zu den gefürchtetsten Komplikationen bei Operationen mit endoprothetischen Gelenkersatz. Die intraoperative Kontami-nation der offenen Wunde stellt den bedeutendsten Mechanismus der Infek-tionsentstehung dar, wobei als vorherrschende Keimquelle das Operations-personal und der Patient identifiziert wurde, von denen die Erreger durch direk-ten Kontakt oder indirekt mittels sekundärer Keimträger wie z.B. Luftpartikel oder primär steriler Materialien in die Wunde transferiert wurden. In der vorliegenden Arbeit wurden bei 60 primären Hüft- und Kniegelenkendo-prothesenoperationen 22 mikrobiologisch hygienische Untersuchungsproben zur Kontrolle der Keimbesiedlung des Patienten, des Operateurs, der Luft so-wie des Instrumententisches, der Lampengriffe und der Instrumente durchge-führt. Weiterhin wurden die Operationsdauer, die Tageszeit, die Anzahl der Personen, die Störfaktoren im Belüftungssystem, die Art des Gelenks sowie die Unterschiedlichkeit der Operationssäle, Operateure und Instrumenteure bezüg-lich ihres Einflusses auf die Kontaminationsrate geprüft. Patientenabhängige Variablen wie z.B. die Antibiotikagabe, der Immunstatus, das Alter und das Ge-schlecht untersuchte man hinsichtlich Ihrer Auswirkung auf die Wundheilung bzw. auf eine eventuelle Infektionsentstehung. Die mittlere Luftkontamination während der Patientenpräparation (25,6 KBE) und der Nachbereitungsphase (56,2 KBE) war deutlich höher als in der eigent-lichen Operationsphase (16,3 KBE). Auf den beiden Lampengriffen wurden bei 5 bzw. 9 Operationen und auf den Instrumententischen in 18 bzw. 16 Fällen Keime nachgewiesen. Während auf der Subkutannadel (3x), dem Hautskalpell (2x) und dem Tiefenskalpell (1x) Erreger registriert wurden, blieb die Sauger-spitze stets keimfrei. Am Patienten wurden auf der Inzisionsfolie (1x), den Drainageausgängen (1x) und der Naht (1x) sowie in der tiefen Wunde (2x) jeweils einmal Keime gefunden. Beim Operateur wurden auf den Kitteln in 3 bzw. 8 und auf dem Handschuh in 7 Fällen Erreger dokumentiert. Der Mund-schutz wies durchschnittlich 1,75 KBE und die Stirn 844 bzw. 800 KBE auf. Das gefundene Keimspektrum aller Hygieneproben setzte sich hauptsächlich aus grampositiven Kokken, grampositiven Stäbchen und vereinzelt gramnega-tiven Stäbchen zusammen. Staphylococcus aureus wurde bei insgesamt 23,3% der Stirnabklatsche und 3,3% der Mundschutze sowie jeweils einmal in der Luft und auf dem Handschuh, jedoch nicht am Patienten registriert. Mit Zunahme der Operationsdauer konnten auf dem Instrumententisch deutlich mehr Keimzahlen registriert werden und der Operationssaal 12 wies insgesamt höhere Kontaminationsraten als der Operationssaal 9 auf. Auf dem Kittel wurden bei Operationen mit Störfaktoren im Belüftungssystem (96,6% Knie-operationen) häufiger Erreger gefunden als bei Operationen ohne Störfaktoren (93,3% Hüftoperationen). Im Gegensatz dazu war der Lampengriff bei Hüftge-lenkoperationen stärker kontaminiert als bei Kniegelenkoperationen, was durch die Positionierung der Lampen erklärt wurde. Die Anzahl der anwesenden Per-sonen, die Tageszeit sowie die Erfahrung des Operateurs wiesen keinen Ein-fluss auf die Keimbesiedlung im OP auf. In vorliegender Arbeit konnten Zusammenhänge zwischen verschiedenen Hy-gieneproben beobachtet werden, welche ebenso wie die Lokalisation der ge-fundenen Erreger auf den Menschen als Keimquelle hinweisen. Primär sterile Materialien wurden wahrscheinlich durch direkten Kontakt mit der Keimquelle oder sekundär über die Luft kontaminiert. Leider war es in dieser Arbeit nicht möglich, den Kontaminationsweg genau zu bestimmen. Es konnte jedoch auf-gezeigt werden, dass von den freiliegenden Hautstellen und einer ungünstigen Belüftungskonstellation eine hohe Kontaminationsgefahr ausgeht. Es konnte kein Einfluss auf die Wundheilung durch den Immunstatus, das Geschlecht, das Alter oder die Antibiotikagabe festgestellt werden. Bei Hüftge-lenken (27%) wurden jedoch häufiger verlängerte Wundheilungsverläufe als bei Kniegelenken (6,5%) beobachtet, was durch die längere Wundnaht und das vermehrte subkutane Fettgewebe erklärt wurde. Bei den 60 Patienten trat bis jetzt keine Infektion auf und es konnten somit keine Angaben über eventuelle Einflussfaktoren auf eine Infektionsentstehung gemacht werden.
DOI:10.17192/z2004.0597