Evaluation und Standardisierung von Hauttestungen zur Diagnostik der irritativen Kontaktdermatitis

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch Variation verschiedener Applikationszeiten, Konzentrationen und Vorbehandlungen (VB) der Teststellen zu evaluieren, ob der bisher übliche 24-stündige epikutane Irritationstest auf 4 Stunden verkürzt werden kann. Hierzu wurde an 36 hautgesund...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gebhard, Kerstin Luise
Beteiligte: Effendy, Isaak (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2004
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch Variation verschiedener Applikationszeiten, Konzentrationen und Vorbehandlungen (VB) der Teststellen zu evaluieren, ob der bisher übliche 24-stündige epikutane Irritationstest auf 4 Stunden verkürzt werden kann. Hierzu wurde an 36 hautgesunden Probanden ein epikutaner Natriumlaurylsulfat-Test (NLS-Test) auf die oberen Rückenpartien appliziert. Folgende Variablen wurden hierzu angewendet: a) Applikationszeiten: 4 und 24 Stunden b) Meßzeitpunkte: 4, 24 und 72 Stunden c) Testkonzentrationen: 0,5 %, 1 %, 2 %, 5 % NLS-Lösung in aqua dest. d) Fünf verschiedene VB der Teststellen, wie folgt: VB1 Reine Applikation ohne VB, VB2 Prick-Test mit Lanzette, VB3 Prick-Test mit Teststempel, VB4 Skarifikation mit Lanzette, VB5 Definierte Inzision mit Skalpell. Die Testreaktionen wurden mittels hautphysiologischer Untersuchungsmethoden erfaßt. Der transepidermale Wasserverlust (TEWL) wurde mittels TEWAMETER, das Erythem (EI) mittels MEXAMETER, sowie die Hydration (HY) mittels CORNEOMETER gemessen. Desweiteren wurden die Teststellen durch ein visuelles Scoring (VS) bewertet. Vor Testbeginn wurden jeweils die Basiswerte gemessen. Hinsichtlich der angewandten VB lassen sich die Testwerte klar in zwei Gruppen aufteilen: VB 1 - 3 und VB 4 - 5. Aufgrund dieser eindeutigen Gruppierung liegt die Vermutung nahe, daß den VB 4 und 5 ein anderer Reaktionsmechanismus zugrunde liegt. NLS dringt hier, vermutlich bedingt durch die Verletzung der Hautbarriere und die Kapillarwirkung, direkt in tiefere Epidermisschichten bzw. ins Korium ein und es wirkt eine geringere Menge NLS über die Epidermis. Hierdurch wird der für irritative Reaktionen verantwortliche Reaktionsmechanismus, die Penetration des NLS durch Stratum corneum und Epidermis und die Interaktion mit deren Strukturen, weitestgehend umgangen. Vermutlich findet zudem bei den VB 4 - 5 eine irritative Reaktion in den tieferen Hautschichten statt, wobei der exakte Wirkmechanismus hier noch nicht vollständig erforscht ist. Gemäß der bekannten Dosisabhängigkeit der NLS-Reaktion treten bei diesen VB geringere visuelle Reaktionen auf. Die alleinige Applikation hat sich gegenüber der Applikation mit VB bewährt, da hier der klassische Reaktionsmechanismus nicht beeinträchtigt ist. Diese Erkenntnisse legen die Vermutung nahe, daß die Reaktion umso ungenauer und unprediktiver ist, desto invasiver die VB ist. Die alleinige Applikation kann somit als Methode der Wahl bzw. ?Goldstandard? bestätigt werden und die Anwendung von VB der Haut vor Testapplikation wird abgelehnt. In der vorliegenden Studie konnten sowohl für den VS als auch den EI verzögerte Reaktionen, sogenannte Crescendo-Reaktionen, beobachtet werden. Die für den TEWL beschriebenen verzögerten Reaktionen konnten durch vorliegende Testergebnisse nicht bestätigt werden. Nachmessungen der Teststellen scheinen daher nur für den VS, den EI und die HY sinnvoll, nicht jedoch für den TEWL. Aufgrund der Korrelation zwischen VS und EI und der schwachen Aussagekraft des EI wird für ein klinisches Scoring nur die additive visuelle Bewertung, zusätzlich zur Messung des TEWL, für sinnvoll erachtet. Zusammenfassend kann die Etablierung eines 4-Stunden NLS-Irritationstest befürwortet werden. Die Testdauer wird damit enorm verkürzt, der Test für den klinischen Alltag praktikabler und angenehmer für den Patienten. Der 4-stündige Provokationstest erzielt in ausreichend hohen Konzentrationen des Detergenz eine gute Aussagekraft hinsichtlich erhöhter Hautempfindlichkeit für Irritantien. Wegen der limitierten Spezifität des NLS-Tests sollten Testergebnisse stets kritisch interpretiert werden. Folgendes Procedere erscheint demnach geeignet: Ein 4-stündiger epikutaner Irritationstest mit einer Konzentration zwischen 2 und 5 % NLS in aqua dest. wird ohne VB okklusiv auf die Haut appliziert. Die Bewertung der Teststellen erfolgt sowohl mit dem TEWAMETER zur Messung des TEWL sowie einem visuellen Scoring, einmalig zum Zeitpunkt 24 Stunden nach Abnahme der Testkammern. Es sind weiterführende Studien erforderlich, um ein hierfür optimales Testprotokoll zu evaluieren. Hierin sollte die Konzentration und Applikationsdauer so gering wie möglich gewählt werden, um etwaige dosisbedingte Langzeitschäden der Haut zu vermeiden.
DOI:10.17192/z2004.0209