Immunhistochemische und stereologische Untersuchungen zur Differenzierung und Verteilung neuroendokriner Zellen in der menschlichen Prostata

Ziel der vorliegenden Arbeit war die nähere Charakterisierung der neuroendokrinen Zellen in der menschlichen Prostata bezüglich ihrer Herkunft, der Verteilung sowie ihres Altersganges. Das Untersuchungsmaterial umfasste männliche Embryonen von 57 mm bis 65 mm SSL, entsprechend der...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Leonhard, Marcus Christof
Beteiligte: Aumüller, Gerhard (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2003
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel der vorliegenden Arbeit war die nähere Charakterisierung der neuroendokrinen Zellen in der menschlichen Prostata bezüglich ihrer Herkunft, der Verteilung sowie ihres Altersganges. Das Untersuchungsmaterial umfasste männliche Embryonen von 57 mm bis 65 mm SSL, entsprechend der 9. bis ca. 13. Schwangerschaftswoche, einen Feten aus der 36. Schwangerschaftswoche sowie kindliche, jugendliche (um den Zeitraum der Pubertät) und erwachsene Prostatapräparate. Die Schnitte wurden immunhistochemisch - z. T. mit einer neu etablierten Doppelmarkierungstechnik - mit verschiedenen Primärantikörpern gegen neuroendokrine Zellen (Anti-Chromogranin A, Anti-Serotonin und Anti-Calcitonin) und Steroidhormonrezep-toren (Anti-Androgenrezeptor, Anti-Oestrogenrezep-tor) gefärbt und die Reaktion semiquantitativ mittels computerunterstützter Bildanalyse ausgewertet. Der Gesamtanteil der Chromogranin A-positiven neuroendokrinen Zellen am Epithel der Prostata liegt bei ca. 2 %, der Anteil der Serotonin- bzw. Calcitonin-positiven Zellen liegt noch einmal deutlich niedriger bei etwa 1 %. Erstmals konnte gezeigt werden, daß bei einem Embryo von 57 mm SSL, entsprechend etwa der 9. SSW, noch keine neuroendokrinen Zellen im Epithel des Sinus urogenitalis nachzuweisen sind (jedoch schon im Epithel des Rektums), diese jedoch in dorsolateral des Sinus urogenitalis gelegenen Paraganglien in großer Anzahl vorliegen. Erst bei einem Embryo mit 60 mm SSL finden sich im Stroma, im Epithel und etwas später auch in den aussprießenden Drüsenknospen der sich entwickelnden Prostata des Sinus urogenitalis, Chromogranin A-positive neuroendokrine Zellen. Die stromalen immunreaktiven Zellen sind zum Teil zwischen den Paraganglien und dem Epithel des Sinus urogenitalis lokalisiert. Für die neuroendokrinen Zellen in der sich ausbildenden Prostata konnte darüber hinaus eine von zentral nach peripher hin abnehmende Dichte nachgewiesen werden. Zusammenfassend sprechen diese Befunde für eine Migration der neuroendokrinen Zellen aus den Paraganglien - und damit indirekt aus der Neuralleiste - in das Epithel des Sinus urogenitalis und damit für eine neurogene Herkunft der neuroendokrinen Zellen der Prostata, auch wenn keine Zellen direkt an, bzw. beim Durchtritt durch die Basalmenbran des Epithels gefunden wurden. So läßt sich das bisher bestehende Stammzellkonzept der Prostata, in dem man von nur einem einzigen Stammzelltypus ausgeht, in ein duales Stammzellkonzept mit eigenen Vorläuferzellen sowohl für die Basalzellen und Epithelzellen als auch für die neuroendokrinen Zellen erweitern. Letztendlich kann jedoch eine autochthone Genese der neuroendokrinen Zellen nicht ganz ausgeschlossen werden, so daß weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die diese Frage abschließend beantworten zu können. Bei den Doppelmarkierungsversuchen konnte klar gezeigt werden, daß neuroendokrine Zellen in gesundem Prostatagewebe keinen Androgenrezeptor exprimieren. Androgene könnten also allenfalls indirekt wirken. Gerade im Hinblick auf die Genese der benignen Prostatahyperplasie und des Prostatakarzinoms finden die neuroendokrinen Zellen heute große Beachtung und man schreibt ihnen eine zentrale Rolle bei der Ausbildung dieser Krankheiten zu. Umso wichtiger ist das Etablieren wirklich geeigneter Modelle, um diese Fragen beantworten zu können.
DOI:10.17192/z2003.0745