Wilhelm Blume

Gesuch der Schulfarm Insel Scharfenberg um Bewilligung des Baues eines neuen Hauses an den Bezirksausschuß I-VI, zu Händen von Herrn Stadtrat [Wilhelm] Benecke, vom 07.07.1926 [Anm. 1].

Quelle: Berlin, Landesarchiv, Rep. 140, Acc. 4573: Schulfarm Insel Scharfenberg
Veröffentlichung: Marburg 1999: http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1999/0001/q30.html
Literatur: Haubfleisch, Dietmar: Schulfarm Insel Scharfenberg. Mikroanalyse der reformpädagogischen Unterrichts- und Erziehungsrealität einer demokratischen Versuchsschule im Berlin der Weimarer Republik (=Studien zur Bildungsreform, 39), Frankfurt [u.a.] 2001, bes. S. 448-450.


Schulfarm Insel Scharfenberg, den 7.VII.1926

An den Bezirksschulausschuß I-VI,
zu Händen von Herrn Stadtrat Benecke.
Gesuch der Schulfarm Insel Scharfenberg
um Bewilligung des Baues eines neuen Hauses.


I. Allgemeiner Teil.

(Zukunftsplan)


Die Schulfarm Insel Scharfenberg hat die Schwierigkeiten der Anfangsjahre trotz Inflationszeiten überwunden; die Angriffe und Zweifel sind verstummt.

Der Wirtschaftsbetrieb hat sich ständig entwickelt: Ein dreieinhalb Morgen großer Garten mit Mistbeeten liefert sämtliches Gemüse; über die Hälfte des Kartoffelbedarfs wächst auf den Feldern, ebenso Korn und Rübenfutter für den Viehbestand. Augenblicklich weiden 7 Stück Rindvieh auf der Inselkoppel; eine eigene Schweinezucht lieferte in diesem Sommer an die 30 Ferkel; 45 junge Entchen füllen den von den Schülern gebauten Entenstall; über 100 Hühner decken den Eierbedarf. Diese Eigenproduktion hat uns in den Stand gesetzt, die Verpflegungssätze sehr niedrig

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zu halten; sie betragen 90 Pfg., 1,20 Mark, 1,40, 1,60 etc. bis 3,00 Mark pro Tag nach Selbsteinschätzung der Erziehungsberechtigten. Mit einem gewissen Stolz darf ich darauf hinweisen, daß der gesamte Viehbestand sowie das landwirtschaftliche und gärtnerische Inventar ohne Aufwendung städtischer Mittel beschafft worden sind. Für etwaige Unglücksfälle in der Viehzucht oder Mißernten, von denen wir bis jetzt ganz verschont geblieben sind, leistet der Verein der Freunde der Scharfenbergschulidee, der an 200 Mitglieder zählt, und gerichtlich eingetragen ist, Garantie. Das Zusammengehen von handwerklicher und landwirtschaftlicher Tätigkeit mit der Schularbeit hat sich als äußerst gesund erwiesen und nicht zu einer Senkung des Niveaus geführt. Haben doch Ostern 26 die 12 eingereichten Abiturienten die Prüfung unter Vorsitz des Herrn Ministerialrats [Prof. Dr. Karl] Metzner sämtlich bestanden. Der Gründungsabsicht getreu, der Stadt Berlin an exponierter Stelle eine Versuchsschule zu schaffen, erregt sie in allmählich beängstigend werdendem Umfang die Aufmerksamkeit der pädagogisch Interessierten. Sämtliche pädagogischen Tagungen, wie die der Landerziehungsheime und Alumnatsleiter oder der

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Land[schul]heimbewegung oder der Entschiedenen Schulreformer und die Kurse des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht haben einen Tag dem Besuch der Schulfarm gewidmet. Aus der Besucherliste der letzten Woche hebe ich an dieser Stelle heraus: Herrn Prof. Rupp mit seinem psychologischen Seminar, das Hygienische Institut der Universität unter Führung von Herrn Geheimrat Hahn, dann den Verein für öffentliche Gesundheitspflege, die Vereinigung der ausländischen Studierenden unter Leitung von Herrn Prof. [Dr. Karl] Remme, zwei Universitätsprofessoren aus Tokio, zwei Lehrerinnen aus New York, ein Lehrerinnenseminarkursus aus Stettin [Anm. 2], die Hortnerinnen des Paul-Gerhard Stiftes, eine Schwesterabteilung des Roten Kreuzes; die Lehrerkollegien verschiedener Gemeindeschulen, die Referendare des Französischen Gymnasiums, der Dahlemer Anstalt unter Leitung der ausbildenden Direktoren haben, nachdem sie dem Unterricht beigewohnt hatten, hier Konferenzen abgehalten. Jeden Mittwoch- und Sonnabendnachmittag kommen je 20 Lehrer und Lehrerinnen Berlins, um an einem biologischen Kursus teilzunehmen, wobei sie Mikroskopiermaterial und Pflanzen zur Vertiefung ihrer eigenen Schularbeit mitnehmen. Nach dem Gesagten kann also auch der früher häufig erhobene Einwand, die Schule komme nur zu wenigen zugute und för-

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dere die allgemeinen Schulinteressen Berlins nicht genügend, nicht mehr aufrecht erhalten werden. Ebenso ist ein Einwand, den im ersten Jahre des Bestehens nach einem Besuch der Herr Oberbürgermeister [Gustav Böß] erhoben hat, die Gründung stehe und falle mit dem Begründer, nun nicht mehr stichhaltig; bereiten sich doch 10 unserer Abiturienten auf den Lehrerberuf vor, von denen die meisten gewillt und fähig sind, das Werk fortzusetzen und in Filialgründungen zu erweitern. Daß der Versuch über die lokale Bedeutung hinauszuwachsenbeginnt, zeigt, daß er nicht bloß in den Berliner Zeitungen geschildert wird, sondern im letzten Jahre vielfach in pädagogischen Zeitschriften und wissenschaftlichen Büchern behandelt ist. Aus der Fülle dieser Stimmen sollen hier nur drei herausgehoben werden: Zwei Zeitungsartikel aus ganz verschiedenen Lagern (8Uhr-Abendblatt und Deutsche Allgemeine Zeitung), die in Anlage I [...] und II beifolgen [sic!]; aus der Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen war uns die Wertvollste die Würdigung in dem vor wenigen Wochen erschienenen Buche des Dr. phil. Walter Saupe: "Die Überwindung der Bildungskrisis" [Anm. 3], weil darin sowohl in wissenschaftlicher wie in ethischer Beziehung das Beispielgebende des Versuches unter Absehen von den rein lokalen gün-

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stigen die sonst meist zu stark hervorgehoben werden, in sehr feiner Formulierung umschrieben ist. Es ist hier richtig bemerkt worden, daß in Scharfenberg einer der wenigen Orte ist, in denen das Kurssystem auf der Oberstufe weiter gepflegt wird. Es heißt auf Seite 37 wörtlich:

"Ein zweites förderndes Prinzip zur Überwindung der Bildungskrisis liegt in der variablen Verbindung von Kern- und Kursunterricht, wie sie besonders die Insel Scharfenberg in vorbildlicher Weise - allerdings unter Führung einer starken, charaktervollen Persönlichkeit - hat. Hingewiesen sei vor allem auf die ausgezeichnete Organisation der Kulturkonzentration durch Abwechslung von sprachlich-historischen und mathematisch- naturwissenschaftlichen Wochen." [Anm. 4]

Oder auf Seite 41 dieses Buches, wo der sozial-ethische Menschentypus als der nächste Weg zur Überwindung der Bildungskrisis umschrieben wird, heißt es:

"Dieser neue Menschentypus, von dem Ernst Troeltsch schon 1919 gesprochen hat [Anm. 5], wächst nur in der Stille und in kleinen Kreisen, die sich unter Umständen wie auf der Insel Scharfenberg nicht scheuen, nach rastloser Geistesarbeit am Nachmittag noch die Mühen der Bewirtschaftung des eigenen Bodens sich abzuringen, und deren bescheidene Lebensführung es möglich macht, jungen Menschen, denen ihre soziale Lage es verbietet, eine höhere Großstadtschule zu besuchen, eine gleichwertige, zeitlich verkürzte Ausbildung ihrer eigenen Eriehungsgemeinschaft zuteil werden zu lassen. In ihr ist man auf dem Wege, um in der Vierkantschen soziologischen Terminologie zu sprechen [Anm. 6], von den gefühlsbedingten Formen der Erholungs- und Erziehungsgemeinschaft sich durchzuringen zum zweck- und werthaften Typus der Arbeitsgemeinschaft, welche die Erziehungs- und Bildungsarbeit zum integrierten Bestandteil der Lebensstätte erhebt." [Anm. 7]

Aus solchen Überlegungen und aus Debatten mit den Mitgliedern der Landerziehungsheimtagung hat sich uns mehr und mehr die Gewißheit ergeben, daß in der Insel-Schule ein eigenartiger Typus sich ohne vorgefaßtes Programm herauszuentwickeln beginnt: die Unterschiede zur städtischen Halbtagsschule sind selbstverständlich; aber auch die sichaus einem Vergleich mit den Landerziehungsheimen Lietzscher oder Wickersdorfer Prägung sind wesentlich; sie fallen jedem Leser des Buches "Schülerheime", das bei Weidmann vom Kultusministerium herausgegeben ist [Anm. 8], in die Augen; sie ergeben sich aus der Verschiedenheit in der Zusammensetzung des Eltern- und Schü-

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lerpublikums, sowie aus der Vielgestaltigkeit der Oberstufe und der hier viel stärker durchgeführten Konzentration des Unterrichts, wie sie im Gesamtunterricht der Zwischenstufe und den wochenweis wechselnden Stundenplänen der Oberstufe ihren Ausdruck findet.

Eine höhere Schule mehr aufzubauen oder ein städtisches Landerziehungsheim zu errichten, könnte nicht der Zweck besonderer Aufwendungen durch die Stadt Berlin sein; wohl aber dürfte es der Überlegung wert sein, ob sie durch Bewilligung nicht allzu erheblicher Mittel den von allen Parteien unabhängigen, organisch gewachsenen, in der pädagogischen Welt mit Interesse verfolgten Versuch zum Abschluß verhelfen will. Uns Scharfenbergern will scheinen, als ob sich jetzt übersehen ließe, was noch zu tun notwendig ist, wenn man aus den bisher mehr oder weniger provisorischen Zuständen in absehbarer Zeit zu etwas Abgeschlossenem kommen will, welches dann die Grundlage zu weiteren neuen Versuchen ähnlicher Art auf Grund der gemachten Erfahrungen und unter Mitwirkung der aus dem Versuch hervorgegangenen jungen Kräfte bilden kann.

Es steht fest, das die Zahl der auf der Insel wohnenden Schüler die jetzt erreichte von za. 70 nicht wesentlich überschreiten darf, da sonst sowohl das Prinzip der Selbst-

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versorgung, als auch das der Individualisierung in die Brüche gehen würde. Was aber auch bei nicht wesentlich erhöhter Schülerzahl fehlt, ist Raum sowohl für das Wohnen als auch für den Ausbau der unterrichtlichen Einrichtungen. Die so wie so schon große Schwierigkeit, die geeigneten Lehrkräfte für ein derartig angespanntes Leben innerhalb und namentlich außerhalb der Unterrichtsstunden, zu finden, die ein gutes wissenschaftliches Rüstzeug zur Abhaltung der Kurse mit der natürlichen Neigung für jugendliches Gemeinschaftsleben verbinden, wird noch dadurch vergrößert, daß ihnen nur eine primitive Wohngelegenheit geboten werden kann. Um die Zahl von zirka 70 Schülern unterbringen zu können, muß z.B. der neugewonnene Biologe und Chemiker [Dr. Wilhelm Ziegelmayer] mit seinen Chemikalien und Instrumenten zusammen in einem Raume hausen. Der Mathematiker schläft, um seinen kleinen Arbeitsraum nicht noch mit dem Bett zu verstellen, in der Scheune, der Leiter der Schule mit drei Schülern zusammen in einem Schlafraum. Es hat sich noch niemand bei uns über diese Zustände beschwert, die ja auch ganz in der Richtung der Gemeinschaftserziehung liegen, aber auf die Dauer sind sie nicht haltbar. Der physikalische Unterricht leidet darunter, daß er nicht an Ort und Stelle, sondern in einer Tegeler Schule [Anm. 9] nach je einstündiger Hin- und Rückwanderung

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abgehalten werden muß. Was demnach auf eine weitere Sicht geplant werden müßte, ist der Bau von zwei Häusern in der Größe von Zweifamilienhäusern. Wenn diese erst noch vorhanden sind, kann das bisherige Pächterhaus von den Schülern geräumt und außer der Wohnung für den landwirtschaftlichen Leiter die physikalischen und chemischen Versuchsräume aufnehmen, zumal die Stromstärke der Elektrizität nur in seiner Nähe für derartige Zwecke ausreichen würde. Dieser Zukunftsplan liegt durchaus in den bescheidenen Grenzen der Möglichkeit; ein vor Jahren von einem Scharfenberger Schüler entworfener wird trotz utopischer Fassung deshalb als Anlage III beigefügt, um zu zeigen, welche innere Teilnahme an der Entwicklung dieser Dinge in den Schülern selbst lebendig ist.


II. Zweiter spezieller Teil.

(Gegenwärtiger Antrag.)

Für 1926/27 beantrage ich das erste der beiden für die Zukunft nötigen Häuser zu bewilligen und möglichst schnell in Angriff zu nehmen.


Als zu Ostern 1926 die diskutierbaren Meldungen sowohl von Gemeindeschulen sowie von höheren Schulen so überaus zahlreich eingingen, daß wir bei Auffüllung der leergewordenen Plätze kaum ein Zehntel hätten berücksichtigen können, entschlossen wir uns nach Rücksprache mit Herrn Stadtrat [Wilhelm] Benecke

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statt 15 wenigstens 35 von den 124 Gemeldeten auszuwählen. Viele der abgewiesenen Eltern haben uns brieflich und persönlich bestürmt; doch konnten wir über die angegebene Zahl unter keinen Umständen hinausgehen, da, um die 35 Neuen unterzubringen, 17 ältere Schüler mit ihren Betten in die Scheune ziehen mußten. Sie haben sich dazu bereit gefunden, um die Entwicklung der Schule nicht künstlich aufzuhalten. Freilich ist ein Schlafen in der Scheune im Winter undurchführbar. Nachdem das Eingewöhnen neuer Lehrer und der Schüler die Kräfte in Anspruch genommen haben, sind wir jetzt über die oben skizzierte Zukunftsentwicklung uns völlig klar geworden und beantragen nach Rücksprache mit baulichen Sachverständigen und Beratungen mit Herrn Magistratsoberbaurat Dr. Jelkmann zwischen dem alten Bollehaus und dem neuen Holzhaus auf dem auf beifolgendem Plan (Anlage IV) bezeichneten Ort, einen Neubau zu errichten, der Raum enthalten müßte für einen Unterrichtssaal za. 7 mal 8 Meter,einen Gemeinschaftsraum, 5 mal 6 Meter, einen Waschraum, 3 mal 4 Meter und 6-7 Wohn- und Schlafzimmer für Schüler und Lehrer je 4 mal 4 im Durchschnitt. In einfacher vielleicht dem ländlichen Charakter der Insel angepaßter Ausführung würde der Bau (man rechnet ein Kubikmeter 28 Mark) zirka 20.000 Mark kosten. Viele

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unserer Schüler überlegen seit Wochen Pläne zum neuen Haus; weniger um für die Ausführung eines dieser Pläne einzutreten als um das Interesse zu zeigen, lege ich drei solcher Entwürfe bei, (Anlage V-VII) wobei vielleicht der mittlere (Anlage VI) in seiner Maßhaltung zwischen allzu großer Modernität und all zu gewöhnlichem Siedlungshausviereck in der Tat etwas Berücksichtigung vielleicht verdiente.

Es bittet um baldigen Entscheid im Namen der Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft ergebenst

Blume,
Leiter der Schulfarm Insel Scharfenberg.





Anmerkungen

Anm. 1
Die in dem Gesuch genannten Anlagen sind leider nicht erhalten geblieben.

Anm. 2
S.: Berlin, Landesarchiv, Rep. 140, Acc. 4573: Schulfarm Insel Scharfenberg: Chronik der Schulfarm Insel Scharfenberg, Bd. V, S. 128.

Anm. 3
SAUPE, Walter, Zur Überwindung der Bildungskrisis. Gedanken und Tatsachen, Teil 1: Historische Bildung. Gemeinschaftserziehung. Lehrerbildung, Chemnitz 1926.

Anm. 4
SAUPE, Überwindung, S. 37: "Ein zweites ordnendes Prinzip liegt in der variablen Verbindung von Kern- und Kursunterricht, wie sie besonders die Insel Scharfenberg in vorbildlicher Weise -allerdings unter der Führung einer starken, charaktervollen Persönlichkeit - durchgeführt hat. Darauf kann hier nicht näher eingegangen werden, aber hingewiesen sei doch vor allem auf die ausgezeichnete Organisation der Kulturkonzentration durch Abwechslung von sprachlich-historischen, mathematisch- naturwissenschaftlichen u.a. Wochen."

Anm. 5
TROELTSCH, Ernst, Deutsche Bildung [Vortrag, gehalten am 3. Oktober 1918 anläßlich der Eröffnung der Volkshochschule in Görlitz], in: Der Leuchter. Weltansschauung und Lebensgestaltung, Darmstadt 1919, S. 191-240; leicht verändert auch als: TROELTSCH, Ernst, Deutsche Bildung (=Reichls deutsche Schriften, 12), Darmstadt 1919; letztere Fassung am Anfang leicht gekürzt wieder in: TROELTSCH, Ernst, Deutscher Geist und Westeuropa, Tübingen 1925, S. 169-210.

Anm. 6
Saupe verweist mehrfach auf: VIERKANT, Alfred, Gesellschaftslehre. Hauptprobleme der philosophischen Soziologie, Stuttgart 1923.

Anm. 7
SAUPE, Überwindung, S. 39f.: "Der unvergeßliche Ernst Troeltsch hat einmal in einer seiner schönsten Reden (im Herbst 1919) betont, daß seine Hoffnungen auf eine geistige Wiedererneuerung Deutschlands in der geistigen, künstlerischen und ethischen Arbeit kleiner Gemeinschaften und Sekten beruhe. Es ist kein Zweifel, daß er, als eifriger Beobachter der Jugendbewegung und Teilnehmer an der Reichsschulkonferenz, hierbei auch der freien Schulgemeinden und Landerziehungsheime gedacht und ihnen wohl im Stillen die Aufgabe zugewiesen hat, den neuen deutschen Menschentypus, der die innere Neugeburt seines Vaterlandes leisten könne, heranzubilden [...]." - SAUPE, Überwindung, S. 41f.: "[...] die neuen Menschen wachsen doch wohl nur in der Stille und in kleinen Kreisen, die sich unter Umständen (wie auf der Insel Scharfenberg), nicht scheuen, nach rastloser Geistesarbeit am Nachmittage noch die Mühen der Bewirtschaftung des eigenen Bodens sich abzuringen, und deren bescheidene Lebensführung es möglich macht, jungen Menschen, denen ihre soziale und wirtschaftliche Lage es verbietet, eine höhere Großstadtschule zu besuchen, eine gleichwertige, zeitlich verkürzte Ausbildung in ihrer eigenen Erziehungsgemeinschaft zu teil werden zu lassen. Wenn unsere deutschen Landerziehungsheime, Landheime und Internate in diesem Sinne ihr Werk betreiben; wenn sie, um Vierkandt's soziologische Erkenntnisse nochmals zu verwerten, von den gefühlsbedingten Formen der Erholungs- und Erziehungsgemeinschaft sich durchringen zum zweck- und werthaften Typus der Arbeitsgemeinschaft [...], der die Erziehungs- und Bildungsarbeit zum integrierenden Bestandteil der Lebensstätte erhebt [...]."

Anm. 8
Insel Scharfenberg, in: Schülerheime. Sammlung der Bestimmungen und Übersicht über die bestehenden Schülerheime, hrsg. von Walter LANDE und Walter GÜNTHER (=Weidmann'sche Taschenausgaben von Verfügungen der Preußischen Unterrichtsverwaltung, 23), Berlin 1925, S. 140- 142; 2. Aufl. 1927, S. 191-194.

Anm. 9
Gemeint ist die Humboldtschule in Tegel.


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