Protokoll der 07.Abendaussprache


Quelle: Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Schulfarm Insel Scharfenberg: Chronik der Schulfarm Insel Scharfenberg, Bd. I, o.S.

[Datum: Fr, 23.06.1922 - Protokollant: Alfred Kraemer]


Als Anträge liegen vor 1.) Antrag Grotjahn, den letzten Mittwochstudientag auf den vorhergehenden Sonnabend zu verlegen. 2.) Antrag Blume, am 2.VII., am Tage der Elternversammlung, eine kleine sportliche Veranstaltung zu machen. Grotjahn erklärt, da ja der Ausflug nach Stolpe als Schulwanderung abgelehnt sei, wollten die Zurückbleibenden diesen Tag, der wegen seiner Ruhe besonders dazu geeinet sei, zu Studien benutzen. In der sich anschließenden Debatte kommt man noch einmal auf die Abstimmung am 21.VI. zurück, Hoernecke sagt, er habe nicht darüber abgestimmt, ob er mitkäme oder nicht, sondern ob die Fahrt Zwang sein solle oder nicht. Grotjahn findet es dennoch sonderbar, daß am 21. nur acht Stimmen für die Schulfahrt abgegeben seien, während allein neun Chormitglieder vorhanden wären. Es wäre doch interessant zu sehen, wie viele entschlossen seien, mitzufahren. Auf Herrn Blumes Anfrage melden sich fast alle. Man schreitet zur Abstimmung, die mit allen Stimmen außer 2 den Antrag annimmt.

Zum 2. Punkt äußert Baader, als Wettspiele kämen Dreikampf, d.h. eine Sprung-, Lauf- und Wurfübung, und Wettschimmen in Betracht. Näheres kann noch beschlossen werden. Dehne ist für eine Teilung der Spiele in zwei Abteilungen. Grotjahn findet, daß alles Einzelne der Ausschuß beraten könne, was Herr Blume bejaht. Dieser stellt die Frage, ob überhaupt Wettspiele veranstaltet werden sollen, die mit 16:2 bejaht wird. Auf eine nebensächliche Frage Ewerths hin betont Grotjahn nochmals, man solle getrost dem Ausschuß alles überlassen. Gawronski, als Ausschußmitglied, ist durchaus nicht für dies "Überlassen". Herrn Rosollecks Zwischenruf: "Sportausschuß!" ruft lebhafte Bewegung hervor. Grotjahn stellt ironisch den Antrag, bei jeder auftauchenden Frage einen neuen Ausschuß zu wählen, auch Herr Wahle ist der Ansicht, daß der Ausschuß es lernen müsse, solche Aufgaben zu bewältigen, wogegen Gawronski erklärt, der Ausschuß bestehe nicht aus Fachleuten. "Er kann sich aber mit Fachleuten besprechen", meint Herr Blume. Er schlägt vor, dem Ausschuß die Erledigung dieses Punktes zu übertragen; wir könnten dann noch in einigen Tagen Benachrichtigung haben. Der Vorschlag wird angenommen. Metz' Antrag, lieber Schlag- und Faustballspiele zu zeigen, wird mit der Begründung abgelehnt, wir wären noch nicht ausgebildet genug. Böhms Frage, ob wir denn fähig seien, einen guten Wettlauf zu zeigen, weist Herr Blume damit zurück, daß wir ja keine Rekorde aufstellen wollen. Mit der Aussicht, am Montag bestimmte Vorschläge vom Ausschuß vorgelegt zu bekommen, wird der Punkt als erledigt betrachtet.

Herr Blume berichtet dann, daß durch den Fährdienst beinahe großes Unglück geschehen sei. Der Fährkahn, in dem Dehne gesessen, sei durch dessen Unachtsamkeit von einem Floß gerammt und demoliert, beide Dollen seien verloren gegangen. Er knüpft daran die Mahnung, vorsichtiger zu sein und erklärt Dehne für ausgeschlossen vom Fährdienst, non honoris, sed contumiliae causa. Alles Prinzipielle, u.a. Stengers Antrag auf Schadensersatz, wird auf Montag vertagt [Anm. 1]. Herr Blume schließt die Abendaussprache.


Anmerkungen::

Amm. 1:
Vgl. Protokoll der 08. Abendaussprache vom 26.06.1922 (Tagesordnungspunkt III).



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