Protokoll der 02. Abendaussprache


Quelle: Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Schulfarm Insel Scharfenberg: Chronik der Schulfarm Insel Scharfenberg, Bd. I, o.S.

[Datum: Di, 09.05.1922 - Protokollant: Wilhelm Blume]


[...]. Inzwischen hatte sich auch Interesse für landwirtschaftliche Betätigung eingestellt. Diese zu verwirklichen, bildete die Frage nach der speziellen Errichtung unseres Versuchsfeldes den wichtigsten Punkt der 2. Abendaussprache, die am 9. Mai stattfand.

Herr Blume begründete seinen Antrag in der Hauptsache mit dem Hinweis auf den erziehlichen und den praktischen Nutzen derartiger Beschäftigung und deutete an, daß Erfolge auf diesem Gebiet uns die Übernahme der ganzen Insel in eigene Regie erleichtern könnten. Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, doch war mehr Stimmung dafür vorhanden, nicht das Feld gemeinsam das Allmend zu bestellen, sondern zu parzellieren, sodaß jeder Interessent ein beliebig großes Stück bearbeiten könnte. 16 Teilnehmer meldeten solche Ansprüche an; vor allem traten Erich Ulm und Ludwig Schmidt für einen derartigen möglichst intensiven Betrieb ein. Man erklärte sich bereit, die Sämereien allein einzukaufen, und die Ernte für ein Viertel des Tagespreises der Küche zu überlassen; diesem Vorschlag Baaders trat zwar Hans Woldt entgegen, verurteilte ihn als zu egoistisch und schlug vor, höchstens Prämien auszusetzen für die besten Ergebnisse; die Abstimmung ergab Annahme des Baaderschen Antrags. Welcher Teil unserer Wiesen für eine Parzellierung gewählt werden soll, überließ man einer Lokalbesichtigung der Sachverständigen am nächsten Morgen, wobei besonders auch die Interessen des Spielplatzes berücksichtigt werden sollten. Im Namen der Biologen forderte Martin Grotjahn die Reservierung eines Stücks zwecks Anlage eines botanischen Versuchsgartens.

Außerdem beschloß man, die Eltern zum ersten Besuch offiziell am 21. Mai einzuladen und bis dahin das Provisorium möglichst zu beenden. Ferner erbat Herr Blume Inventarverzeichnisse der einzelnen Zimmer; zur Aufnahme des übrigen Inventars erboten sich Dehne und Rudi Frey.

Zum Schluß erklärte man sich allseitig dafür, Zeitungen verschiedenster Richtung zur Lektüre auszuhängen, wofür besonders Grotjahn und Wernecke eintraten. Einige noch vorliegende Anträge mußten wegen der vorgeschrittenen Zeit vertagt werden.



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