Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg


- Presseinformation vom 17.09.2001 -

Neue Veröffentlichung der Universitätsbibliothek Marburg

Verboten und nicht verbrannt

Bd. 1: Die Universitätsbibliothek Marburg und ihre Bücher von 1933 bis 1946 / Margret Lemberg. Mit einem Vorwort von Hans Mommsen. - 234 S.
Bd. 2: Katalog der von 1933 bis 1945 in der Universitätsbibliothek Marburg sekretierten Bücher / hrsg. von Margret Lemberg. Mit Einführungen von Reinhard Brandt, Hans Lemberg, Margret Lemberg, Gerhart Pickerodt, Ingrid Rogers, Werner Schaal, Theo Schiller, Wilhelm E. Winterhager und Jürgen Wittstock. - 288 S.

Marburg, 2001 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg , 110)
ISBN 3-8185-0339-7 * ISSN 0931-7163

Im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Bücherverboten sind vor allem die öffentlichen Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 im Bewusstsein geblieben, so dass der Eindruck entstehen konnte, die von den Nationalsozialisten verbotene Literatur in den Beständen der öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken sei planmäßig vernichtet worden. Tatsächlich waren jedoch die wissenschaftlichen Bibliotheken lediglich gehalten, ihre Bestände an “verbotenem und schädlichen Schrifttum” zu ermitteln und unter Verschluss zu halten. Die aus Privatbesitz, Leihbüchereien, Arbeiterbibliotheken u.a. beschlagnahmten verbotenen Werke wurden oft an wissenschaftliche Bibliotheken weitergegeben und dort in die Bestände eingearbeitet.

Die Historikerin Margret Lemberg hat in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Marburg die Auswirkungen der nationalsozialistischen Zensurmaßnahmen am Beispiel der Marburger UB im Rahmen eines umfangreichen Ausstellungsprojekts dokumentiert. Zu der Ausstellung, die am 20. November eröffnet wird, ist in der Schriftenreihe der Universitätsbibliothek Marburg eine zweibändige Begleitpublikation erschienen.

Der erste Band behandelt die Geschichte der Marburger Universitätsbibliothek zwischen 1933 und 1946, wobei die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik (Berufsverbote, Zensurmaßnahmen, Verbreitung von Propagandaliteratur, Zuweisung beschlagnahmter Werke) und des Weltkrieges (Sammelaktionen für Truppenbüchereien, Kontrolle der Erwerbung ausländischer Literatur, Auslagerungen und schließlich die Einbindung der Bibliothek in die Re-Edukationsbestrebungen unter US-amerikanischer Besatzung) im Vordergrund stehen.

Der zweite Band enthält einen nach Sachgruppen geordneten Katalog der zwischen 1933 und 1945 in der Universitätsbibliothek sekretierten Bücher mit kurzen Einführungen zu den einzelnen Sachgruppen. Grundlage waren die in Marburg erhaltenen, mit den Signaturen der vorhandenen Titel versehenen offiziellen Verbotslisten aus den Jahren 1936 bis 1944 sowie die teils in der Bibliothek, teils im Hessischen Staatsarchiv Marburg überlieferten Aktenbestände.

Die Bände können zum Preis von DM 40 bei der Universitätsbibliothek Marburg bezogen werden (Wilhelm-Röpke-Str. 4, 35039 Marburg, Tel.: 06421/28-25187 oder 28-21321, E-mail: verwaltung@ub.uni-marburg.de).

Bernd Reifenberg