Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg


- Presseinformation vom 26.04.2001 -

Neue Veröffentlichung der Universitätsbibliothek Marburg

Fritz Krafft
Christus als Apotheker
Ursprung, Aussage und Geschichte
eines christlichen Sinnbildes
Marburg, 2001. 286 S.
(Schriften der Universitätsbibliothek Marburg ; 104)
ISBN 3-8185-0326-5 * ISSN 0931-7163

Ein 1619 entstandenes, kleinformatiges Genrebild des Nürnberger Malers Michael Herr, das sich seit 1969 im Besitz des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg befindet, steht - wie die vorliegende Untersuchung zeigt - am Anfang einer langen Tradition von Darstellungen des Motivs “Christus als Apotheker”.

Die ersten Beispiele der vom Ambiente der Apotheke und des Publikums abstrahierenden, auf den agierenden Apotheker Christus reduzierten Aussage entstanden bereits Ende der 1620er Jahre und sind wie das Urbild protestantischer Herkunft. Sie propagieren bildlich und durch die Beigabe von Bibeltexten die lutherische Rechtfertigungslehre, wonach Christus als Apotheker die Seelenarzneien zur Erlösung des an ihn glaubenden Menschen in seiner “geistlichen Apotheke” selbst bereitet und umsonst, also ohne Gegenleistung, eigenhändig “dispensiert”. Solche Bilder enstanden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Seit etwa 1650 taucht das Motiv in abgewandelter Form auch in der katholischen Volkskunst auf. Der ursprünglich als Apotheker beim Wägevorgang dargestellte Christus wird dabei zum mit erhobener Rechten den Betrachter segnenden Heiland, der mit der Linken eine gleichgewichtige Handwaage als Symbol der Gerechtigkeit hebt. In enger Anlehnung an diese Motivgestaltung ist das katholische Sinnbild bis ins 19. Jahrhundert immer wieder als Andachts- und Kultbild und bis in die Gegenwart als besinnliches Schmuckbild in Apotheken und für Apothekerwohnungen gemalt worden.

In einer pharmazie- und wissenschaftshistorischen, institutionen-, kultur-, religions- und kunstgeschichtlichen Untersuchung der einzelnen Bildelemente wird die Entstehungszeit des Motivs auf die Jahre unmittelbar nach 1605 eingegrenzt und durch den Nachweis einer weiteren Darstellung Michael Herrs auf einem Frontispiz-Entwurf dieser evangelische Maler als Schöpfer des Motivs plausibel gemacht.

Der Band kann zum Preis von DM 30,00 bei der Universitätsbibliothek Marburg bezogen werden (Wilhelm-Röpke-Str. 4, 35039 Marburg, Tel.: 06421/28-25187 oder 28-21321, E-mail: verwaltung@ub.uni-marburg.de).