Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg


- Presseinformation vom 24.02.2000 -

Ausstellung in der Universitätsbibliothek

vom 16.03.2000 bis 26.04.2000


Carlo Mierendorff
(1897-1943)
Schriftsteller, Politiker, Widerstandskämpfer

Am 24. März 2000 wäre Carlo Mierendorff 103 Jahre alt geworden. Der in Darmstadt geborene Mierendorff, der als Schriftsteller und Journalist, aber auch auch als Politiker eine herausragende Persönlichkeit der Weimarer Republik war, starb kurz vor Kriegsende im Alter von nur 46 Jahren. Die federführend von Dr. Ullrich Amlung (Marburg) konzipierte Ausstellung dokumentiert das Leben und Werk einer facettenreichen Persönlichkeit, die auf unterschiedlichsten Betätigungsfeldern engagiert war. Als Künstler und Kulturtheoretiker setzte er sich mit Literatur und dem in den 20er Jahren immer populärer werdenden Kino auseinander. Als Politiker war er Mitarbeiter der SPD-Reichstagsfraktion, Pressechef des letzten demokratischen Innenministers Hessens, Wilhelm Leuschner, und für den Wahlkreis Darmstadt ab 1930 Mitglied des Reichstages. Im Kampf gegen die schleichende Machtergreifung der NSDAP setzte er sich ohne Rücksicht auf seine eigene Person ein, in der propagandistischen Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten versuchte er unermüdlich als direkter Gegenspieler Goebbels, die Ideologie der Nationalsozialisten zu entlarven.

Nach seiner Verhaftung im Sommer 1933 war Mierendorff 4 1/2 Jahre in verschiedenen KZs inhaftiert, schloss sich aber nach seiner Entlassung trotz persönlicher Bedrohung alsbald wieder dem antifaschistischen Widerstand an. Mierendorff war Mitglied des Kreisauer Kreises und arbeitete dort intensiv an den Reformplänen für ein demokratisches Nachkriegsdeutschland mit, dass er selbst nicht mehr erleben sollte. Mit Mierendorff fiel 1943 nicht nur ein Mensch einem Bombenangriff zum Opfer, dessen Tod von seinen politischen Freunden wie auch im Ausland tief bedauert wurde. Es starb auch ein Politiker, der die politische und gesellschaftliche Entwicklung Nachkriegsdeutschlands entscheidend mitgeprägt hätte.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der über den Buchhandel bezogen werden kann: "...von jetzt an geht es nur noch aufwärts: entweder an die Macht oder an den Galgen!" Carlo Mierendorff (1897-1943). Schriftsteller, Politiker, Widerstandskämpfer. Ullrich Amlung, Gudrun Richter, Helge Thied. - Marburg: Schüren, 1997. - 94 S. - ISBN 3-89472-151-0 (DM 28,00)

Zum Abschluss der Ausstellung findet am 26. April um 18.00 in der Palette am Steinweg eine Veranstaltung unter dem Titel "Carlo Mierendorff als Medientheoretiker im Kampf gegen NS-Propaganda"”statt. Prof. Heinz B. Heller hält einen Einführungsvortrag, anschließend werden zwei Filme gezeigt: "Heilt Hitler" von Thomas Frickel und "Deckname Dr. Friedrich" von Alfred Jungraithmayr.

Die Ausstellung wird am 16. März um 16.30 Uhr im Vortragsraum der Universitätsbibliothek eröffnet und ist bis zum 26. April im Foyer der Universitätsbibliothek zu sehen.

Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek: Montag - Samstag 9.00 - 21.30 Uhr, Sonntag 13.00 - 21.30 Uhr.


Dr. Bernd Reifenberg