Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg
Während die Romane kanadischer Autoren in den achtziger Jahren in
Deutschland noch weitgehend unbekannt waren, hat sich die Literatur Kanadas
in
den letzten Jahren einen festen Platz in der deutschen Literaturszene
erobert. So verkaufte die kanadische Autorin Margaret Atwood fast mehr ihrer
Romane in Deutschland als in Kanada, Anne Michaels Roman "Fluchtstücke"
(engl. "Fugitive Pieces") stürmte die deutschen Bestsellerlisten und
Antonio Minghellas Verfilmung von Michael Ondaatjes "Der englische Patient"
(engl. "The English Patient") zählte zu den grössten Kinoerfolgen des
Jahres 1997. Wie ist aber diese "Erfolgsstory" kanadischer Literatur zu
erklären und wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen der literarischen
Übersetzung und der Vermittlung kulturspezifischer Inhalte. Diese Fragen
standen im Mittelpunkt eines Programms zur Rezeption kanadischer Literatur
in
Deutschland, das gemeinsam vom Goethe Institut Toronto und der
Interdisziplinären Arbeitsgruppe Kanada der Philipps-Universität Marburg
durchgeführt wurde. Während der erste Teil des Programms am 6. Mai in
Toronto stattfand, wurde der zweite Teil am 20./21. Juni an der
Universitätsbibliothek Marburg durchgeführt.
Die Beiträge des Programms sind in dem Sammelband "Reflections of Canada"
dokumentiert, der die Rezeption kanadischer Literatur in Deutschland
aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet. So gewährt uns Astrid H.
Holzamer, Kulturreferentin der Kanadischen Botschaft in Berlin, wertvolle
Einblicke in ihre Erfahrungen bei der Vermarktung kanadischer Literatur in
Deutschland. Arnulf Conradi führt uns noch weiter in den deutschen
Literaturbetrieb, indem er dem Phänomen der Canlit aus verlegerischer
Perspektive auf den Grund geht. Drei weiteren Beiträge beschäftigen sich mit
spezifischen Segmenten der Canlit. Während sich der Anglist Hartmut Lutz
mit der deutschen Rezeption der Literatur der kanadischen Ureinwohner
auseinandersetzt, nimmt der Romanist Hanspeter Plocher eine
Standortbestimung frankokanadischer Literatur im deutschen Kulturbetrieb
vor.
Albert-Reiner Glaap beschäftigt sich mit der Rezeption kanadischer Dramen in
Deutschland, wobei er nicht nur deren Verbreitung und Übersetzung
sondern auch ihre Inszenierung an deutschen Bühnen untersucht. Die
sprachlichen und kulturellen Probleme des literarischen Übersetzens werden
von
Marlies Russ am Beispiel von Russell Smiths Roman "Noise" thematisiert.
Abschliessend gibt Martin Kuester einen Überblick über die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit Kanada an deutschen Hochschulen, der auch eine
umfassenden Bibliographie der literaturwissenschaftlich-kanadistischen
Forschungsliteratur beinhaltet.
Der Band kann zum Preis von DM 20,- bei der Universitätsbibliothek Marburg
bezogen werden. (Wilhelm-Röpke-Str. 4, 35039 Marburg, Tel.: 06421/28
2 5187 oder 28 2 1321, E-mail: verwaltung@ub.uni-marburg.de)