Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg


- Presseinformation vom 23.05.2000 -

Ausstellung in der Universitätsbibliothek

vom 17.06.2000 bis 16.07.2000


Regenzeit

Fotografien von Harada Masamichi (1931-1999)


Frühling, Sommer, Herbst und Winter - unsere Einteilung der Jahreszeiten findet sich auch in Japan, aber sie erfasst die Wirklichkeit des japanischen Klimas nicht vollständig. So stellt der japanische Sommer keine durchgängige Schönwetterperiode dar: In der Zeit zwischen Mitte Juni und Mitte Juli baut sich zwischen den nördlichen, vom ochotskischen Meer kommenden, und den vom Süden heranströmenden Luftmassen eine Polarfront auf, die - über einem großen Teil der japanischen Inseln liegend - einen etwa vier Wochen anhaltenden Frühsommerregen (jap. baiu oder tsuyu, wörtlich “Pflaumenregen”) hervorruft. Rasch wechselnde Wetterlagen, grau und wolkenverhangen, dabei aber bereits feuchtheiß, tragen zum physisch und psychisch bedrückenden Charakter dieser Regenzeit bei.

In den Fotografien von Harada Masamichi spiegelt sich die drückende Stimmung dieser Jahreszeit in beschlagenen Fensterscheiben wieder. “Das Fenster beschlägt, bald wird der Wasserdampf zu einem überreifen Tropfen und beginnt, wegen seines Gewichtes zu Boden zu fallen. Schnell, langsam, Umwege machend führt er mich zu der durch die Sammlung zerstörten Welt. Die sich ohne Ende drehende Welt. Das Labyrinth der klassischen Wiederholungen und Variationen in der Musik." (Harada Masamichi)

Genauso wenig gerade wie der Weg eines Regentropfens auf einer beschlagenen Fensterscheibe verlief das Leben von Harada Masamichi. Geboren wurde er 1931 in Dairen, in der damals von Japan kontrollierten Mandschurei. Nach der Niederlage Japans im Krieg kehrte er 1946 nach Japan zurück. 1955 gab er seine Anstellung in einer Firma in Nagasaki auf und wurde freier Fotograf. Seit seinem 13. Lebensjahr erlernte er die Fotografie im Eigenstudium. Es folgten Aufträge für die fotografische Gestaltung von Filmproduktionen des japanischen Fernsehens. 1972 erschien die Fotosammlung "Nagasaki in der Weltgeschichte". 1981 richtete die INAX Galerie in Tokyo die Ausstellung "Tropfendes Wasser" mit seinen Bildern aus. Eine Reihe weiterer Ausstellungen folgten, zuletzt 1999 auf den Internationalen Fototagen Herten. Harada Masamichi verstarb am 24. Januar 1999. In der Universitätsbibliothek Marburg waren Bilder Masamichis zuletzt im Oktober 1999 in der Ausstellung "Yokohama und Nagasaki" zu sehen.

Die Ausstellung wird vom 17. Juni bis 16. Juli im Foyer der Universitätsbibliothek gezeigt.
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr

Dr. Bernd Reifenberg