Presseinformationen der Universitätsbibliothek Marburg

Am 9. November 1997 starb 86-jährig die Marburgerin Hanna Naumann, geborene Jacobsohn. Auf dem großen Dachboden ihres Hauses im Marburger Südviertel, das sich seit 1911 im Familienbesitz befand, war während dieser 87 Jahre alles aufgehoben worden, was die Familie betraf; angefangen vom Wunschzettel eines Fünfjährigen, den Schulzeugnissen der Kinder, Glückwunschkarten zu Familienfesten, Beileidsbriefen für den im Felde gefallenen Sohn bis zu Postkarten aus dem Konzentrationslager Theresienstadt. Zusammengetragen hat all dies Margarethe Jacobsohn, Witwe des Marburger Indogermanisten Hermann Jacobsohn, der sich 1933 nach seiner Zwangsemeritierung das Leben nahm. Diese Fundstücke, die nicht nur 130 Jahre einer Familiengeschichte widerspiegeln, sondern einen ebenso langen Zeitraum deutscher Zeitgeschichte, Emanzipation, Assimilation und Aufstieg, Ausgrenzung, Verfolgung und Auslöschung der Deutschen jüdischen Glaubens, brachten Ruth Verroen und Richard Stumm auf die Idee, eine Auswahl dieser Dokumente öffentlich zu zeigen. 1998 entstand eine Ausstellung, die zuerst in den Beruflichen Schulen Kirchhain und dann im Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf gezeigt wurde. Auf Initiative von Prof. Burghard Dedner wird nun von Waltraud Burger, Ruth Verroen und Richard Stumm in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Marburg eine erweiterte Ausstellung und ein Katalog erarbeitet, um die Geschichte der Familie Jacobsohn einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Ausstellungskatalog mit Beiträgen von Waltraud Burger, Ruth Verroen, Prof. Dr. Michael Job und Dr. Harald Maier-Metz erscheint als Band 95 der Schriften der Universitätsbibliothek Marburg und kann zum Preis von DM 20,- bezogen werden.

Die Ausstellung wird am 11. Januar 2000 um 18.00 Uhr im Vortragsraum der Universitätsbibliothek eröffnet und ist bis zum 27. Februar im Foyer der Universitätsbibliothek zu sehen. Parallel dazu werden weitere Exponate vom 18. Januar bis 27. Februar in der Brüder-Grimm-Stube gezeigt (Markt 23, Öffnungszeiten: täglich außer Montags 11.00 - 13.00 u. 14.00 - 18.00Uhr).

Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek: Montag - Samstag 9.00 - 21.30 Uhr, Sonntag 13.00 - 21.30 Uhr.

Anmeldung zu Führungen: Hessisches Landesinstitut für Pädagogik, Regionalstelle Marburg. Frankfurter Str. 6, 35037 Marburg, Tel. 06421/1724-0.

Dr. Bernd Reifenberg