Presseinformation der Universitätsbibliothek Marburg


- Presseinformation vom 14.04.1999 -
Neue Veröffentlichung der Universitätsbibliothek Marburg

Beute und Erbe
Spuren ungewöhnlicher Bücherwanderungen
Marburg 1999, X,246 S. zahlr. Ill.
(Schriften der Universitätsbibliothek Marburg, 91)
ISBN 3-8185-0275-7 * ISSN 0931-7163




Die Universitätsbibliothek Marburg zeigt vom 27. April bis 30. Mai 1999 eine Ausstellung, die die Reihe von Präsentationen ihrer historischen Buchbestände fortsetzt. Den früheren Ausstellungen, Erzählte Welt 1993, Erdengötter 1997, Widerspenstige Niederlande 1998, wird jetzt eine Ausstellung zur Provenienzgeschichte unter dem Titel „Beute und Erbe - Spuren ungewöhnlicher Bücherwanderungen“ hinzugefügt. Die Ausstellung wird durch einen reich illustrierten Katalog dokumentiert, der nach einer allgemeinen Einleitung über die „Bücherwanderungen“ jeden der gezeigten Bände aus dem 16. und 17. Jahrhundert beschreibt. Ausstellung und Katalog wurden von Dr. Margret Lemberg zusammengestellt.

Die vorgestellten 130 Werke verbindet ein historisches Ereignis: Vor etwas über 200 Jahren erhielt die Universitätsbibliothek Marburg zahlreiche Dubletten aus der damaligen Kasseler Hofbibliothek. Unter den in Kassel doppelt vorhandenen Büchern, die Marburg als Geschenk erhielt, befanden sich u.a. Bände, die schon im 17. Jahrhundert aus zwei bedeutenden Bibliotheken in die Kasseler Hofbibliothek gelangt waren: Der Titel „Beute und Erbe“ deutet an, daß der eine Büchererwerb nicht ganz friedlich verlief, der andere jedoch ganz legal war.

„Beute“ bezieht sich auf den Abtransport der Bibliothek des Jesuitenkollegs in Fulda durch die Beauftragten des Landgrafen von Hessen-Kassel im Jahre 1632, nachdem diesem im Dreißigjährigen Krieg das Stift Fulda vom schwedischen König Gustav Adolf zugesprochen worden war. Da die Jesuiten für ihre hervorragende Bibliothek weit berühmt waren, legte der an Literatur besonders stark interessierte Landgraf großen Wert darauf, die wertvollen Bestände seiner Hofbibliothek einzuverleiben.

„Erbe“, der zweite Teil der Ausstellung hingegen, hat einen anderen Hintergrund: Im Jahre 1685 vererbte der pfälzische Kurfürst Karl, der letzte Sproß aus dem Hause Pfalz-Simmern, im Testament die Heidelberger Schloßbibliothek, die sogenannte Jüngere Palatina; Empfänger des Erbe war sein Vetter, der von ihm bewunderte Landgraf Karl von Hessen-Kassel.

Mit der Ausstellung verbindet sich eine zusätzliche Besonderheit: Da in Kassel fast alle Bücher im Museum Fridericianum - auch die Jesuitica aus Fulda und die aus der pfälzischen Erbschaft - während eines Luftangriffs im Jahre 1941 verbrannt sind, ist Marburg die einzige Stelle, wo sich Exemplare aus beiden Beständen erhalten haben. Zwei dieser Bücher sind sogar Überbleibsel aus der berühmten (älteren) Palatina, die 1623 nahezu vollständig als Kriegsbeute nach Rom transportiert worden war. Diese beiden Bücher werden als bibliophile Kostbarkeiten in einer eigenen Vitrine die Besucher begrüßen.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten im Foyer der Universitätsbibliothek Marburg zu sehen: Montag bis Samstag 9.00 - 21.30 Uhr, Sonntag 13.00 - 21.30 Uhr, geschlossen am 1. Mai (Maifeiertag), 13. Mai (Christi Himmelfahrt), 23. und 24. Mai (Pfingsten)
Der Katalog kann zum Preis von 20 DM bei der Universitätsbibliothek, Wilhelm-Röpke-Straße 4, 35039 Marburg, Tel.: 06421/28-5187 oder 28-1321, E-mail: verwaltung@ub.uni-marburg.de bezogen werden.