Presseinformationen der Universitätsbibliothek
Marburg
Die Universitätsbibliothek Marburg eröffnet am 27. April 1999
eine Ausstellung, die die Reihe von Präsentationen ihrer historischen
Buchbestände fortsetzt. Den früheren Ausstellungen, Erzählte
Welt 1993, Erdengötter 1997, Widerspenstige Niederlande 1998, wird
jetzt eine Ausstellung unter dem Titel „Beute und Erbe - Spuren ungewöhnlicher
Bücherwanderungen“ hinzugefügt.
Die diesmal vorgestellten 130 Werke verbindet ein historisches Ereignis:
Vor etwas über 200 Jahren erhielt die Universitätsbibliothek
Marburg zahlreiche Dubletten aus der damaligen Kasseler Hofbibliothek.
Unter den in Kassel doppelt vorhandenen Büchern, die Marburg als Geschenk
erhielt, befanden sich u.a. Bände, die schon im 17. Jahrhundert aus
zwei bedeutenden Bibliotheken in die Kasseler Hofbibliothek gelangt waren:
Der Titel „Beute und Erbe“ deutet an, daß der eine Büchererwerb
nicht ganz friedlich verlief, der andere jedoch ganz legal war.
„Beute“ bezieht sich auf den Abtransport der Bibliothek des Jesuitenkollegs
in Fulda durch die Beauftragten des Landgrafen von Hessen-Kassel im Jahre
1632, nachdem diesem im Dreißigjährigen Krieg das Stift Fulda
vom schwedischen König Gustav Adolf zugesprochen worden war. Da die
Jesuiten für ihre hervorragende Bibliothek weit berühmt waren,
legte der an Literatur besonders stark interessierte Landgraf großen
Wert darauf, die wertvollen Bestände seiner Hofbibliothek einzuverleiben.
„Erbe“, der zweite Teil der Ausstellung hingegen, hat einen anderen Hintergrund:
Im Jahre 1685 vererbte der pfälzische Kurfürst Karl, der letzte
Sproß aus dem Hause Pfalz-Simmern, im Testament die Heidelberger
Schloßbibliothek, die sogenannte Jüngere Palatina; Empfänger
des Erbe war sein Vetter, der von ihm bewunderte Landgraf Karl von Hessen-Kassel.
Die gezeigten Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert werden durch
die systematische Ausstellung im Foyer der Universitätsbibliothek
und durch einen reich illustrierten Katalog aufgeschlossen, der nach einer
allgemeinen Einleitung über die „Bücherwanderungen“ jeden der
gezeigten Bände beschreibt.
Mit der Ausstellung verbindet sich eine zusätzliche Besonderheit:
Da in Kassel fast alle Bücher im Museum Fridericianum - auch die Jesuitica
aus Fulda und die aus der pfälzischen Erbschaft - während eines
Luftangriffs im Jahre 1941 verbrannt sind, ist Marburg die einzige Stelle,
wo sich Exemplare aus beiden Beständen erhalten haben. Zwei dieser
Bücher sind sogar Überbleibsel aus der berühmten (älteren)
Palatina, die 1623 nahezu vollständig als Kriegsbeute nach Rom transportiert
worden war. Diese beiden Bücher werden als bibliophile Kostbarkeiten
in einer eigenen Vitrine die Besucher begrüßen.
Die Ausstellung ist vom 27. April bis zum 30. Mai 1999 im Foyer der Universitätsbibliothek
zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9.00 - 21.30 Uhr, Sonntag
13.00 - 21.30 Uhr, geschlossen am 1. Mai (Maifeiertag), 13. Mai (Christi
Himmelfahrt), 23. und 24. Mai (Pfingsten)
Die Ausstellungseröffnung findet am Dienstag, den 27. April 1999 um
17.30 Uhr statt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der zum Preis von
20 DM bei der Universitätsbibliothek, Wilhelm-Röpke-Straße
4, 35039 Marburg, Tel.: 06421/28-5187 oder 28-1321, E-mail: verwaltung@ub.uni-marburg.de
bezogen werden kann.
Margret Lemberg