Jahresbericht der Universitätsbibliothek Marburg 1995

Inhaltsverzeichnis


A TEXT



1 Allgemeine Entwicklung der Universitätsbibliothek

2 Entwicklung der Abteilungen der Universitätsbibliothek

3 Universitätsbibliothek und Bibliothekssystem

4 Öffentlichkeitsarbeit

5 Auslandsbeziehungen


B STATISTIK


1 Allgemeine Entwicklung der Universitätsbibliothek

2 Entwicklung der Abteilungen der Universitätsbibliothek

3 Bibliothek und Bibliothekssystem


C ANHANG


1 Beschlüsse des Ständigen Ausschusses für das Bibliothekswesen der Philipps-Universität


2 Beschlüsse des Ständigen Ausschusses für Haushaltsangelegenheiten und den Hochschulentwicklungsplan der Philipps-Universität



Universitätsbibliothek Marburg in Zahlen



[Ende des Inhaltsverzeichnisses]



A TEXT

1 Allgemeine Entwicklung der Universitätsbibliothek

1.1 Zur Lage der Universitätsbibliothek


Zusammen mit den Bibliotheken des Bibliothekssystems der Philipps- Universität hat die Universitätsbibliothek Marburg im Berichtsjahr 1995 einen der wohl markantesten Entwicklungsschritte in ihrer langen Geschichte zurückgelegt: Vom Katalogisierungs- und Auskunftssystem HEBIS-KAT, mit dem die Universitätsbibliothek seit 1987 ihre Neuerwerbungen katalogisiert hat, ist sie zum 1. Oktober 1995 zu dem integrierten Bibliothekssystem der niederländischen Stiftung PICA migriert. Gegenüber HEBIS-KAT, das vor allem ein verwaltungsintern genutztes System war, öffnet sich das neue PICA- System nach außen und wendet sich an die Bibliotheksbenutzerinnen und -benutzer. Es handelt sich um ein von den Nutzerbedürfnissen und - anforderungen her konzipiertes System, das die Vorteile der Biblio- theksdatenverarbeitung direkt an die Benutzer weitergibt.

Das integrierte Bibliothekssystem von PICA ist modular aufgebaut. Die Universitätsbibliothek Marburg setzt folgende Module ein:

- die Ausleihverbuchung (seit März 1994)
- den Online-Publikumskatalog OPAC (seit November 1994)
- die Katalogisierung (seit Oktober 1995)

Die Einführung des Fernleihmoduls wird derzeit auf der Verbundebene vorbereitet. Zu Beginn des Haushaltsjahres 1997 soll die Erwerbung automatisiert werden.

Der Online-Publikumskatalog (OPAC) der Universitätsbibliothek ist auf verschiedene Weise zugänglich:

- an den in der Universitätsbibliothek installierten Personalcomputern,
- über den Gopher der Universitätsbibliothek von jedem vernetzten Bildschirmararbeitsbeitsplatz der Universität aus sowie
- via Telnet für jeden Internet-Teilnehmer.

Der Online-Publikumskatalog enthält sämtliche in den Bibliotheken der Philipps-Universität vorhandenen Zeitschriften sowie alle Monographien mit Erscheinungsjahr 1987ff. Er setzt damit die lange Marburger Gesamtkatalogtradition fort, indem er alle universitären Bibliotheksbestände [1] zusammenführt und über sie informiert.

Um auch ältere Titel möglichst bald im Online-Publikumskatalog anbieten zu können, setzt die Universitätsbibliothek alles daran, den Zentralen Alphabetischen (Zettel-) Katalog der universitären Literaturbestände retrospektiv zu konvertieren, d.h. seine Katalogisate maschinenlesbar zu machen. In einem ersten Schritt werden die im Bibliothekssystem vorhandenen neueren Publikationen (Erscheinungsjahre von 1974 bis 1986 ) [2] erfaßt. Seit Beginn des Retrokonvertierungsprojekts im Dezember 1993 konnten bereits über 55.000 Bestandsdatensätze erstellt und in den OPAC eingestellt werden [3].

Entsprechend den Empfehlungen der Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Bibliotheken [4] bilden die bibliothekarischen Einrichtungen der Philipps- Universität zusammen mit der Bibliothek des J.G.Herder-Instituts eines der fünf Lokalsysteme des hessischen Bibliotheksverbunds HEBIS [5]. Die Bibliothek des Herder-Instituts steuert in einem eigenen OPAC nahezu 35.000 Titeldatensätze aus ihren Sammelgebieten bei. Zusammen mit ca. 500.000 Titeln des universitären OPAC unterbreitet die Universitätsbibliothek Marburg, die die Verantwortung für die Betreuung und den Betrieb des Lokalsystems Marburg trägt, den Bibliotheksbenutzerinnen und -benutzern am Ort damit ein insgesamt sehr beachtliches und attraktives Informationsangebot, das seit Anbeginn sehr intensiv in Anspruch genommen wird.

Das PC-Netz der Universitätsbibliothek Marburg zählt mit täglich bis zu 150 gleichzeitigen Usern zu den am meisten genutzten Teilnetzen der Universität. In ihm wird neben dem Gesamtkatalog auch der Zugang zu zahlreichen fachübergreifenden und fachspezifischen CD-ROM-Datenbanken an- geboten [6].

Die Universitätsbibliothek beobachtet die Veränderungen in der modernen Informations- und Kommunikationstechnologie sowie im Buch- und Bibliothekswesen sehr genau. Sie hat sich nicht zuletzt auch personell gut darauf vorbereitet, im Interesse ihrer Benutzerschaft alle erforderlichen Innovationen rasch einleiten zu können. Die Bibliotheken der Zukunft werden wesentlich stärker Vermittlungsfunktionen wahrzunehmen haben, als dies bisher der Fall war und ist. Sie werden alle Möglichkeiten, die die moderne Technologie bereitstellt, nutzen müssen, um ihren Benutzern nicht nur bibliographische Informationen sondern auch Volltexte aus entsprechenden Datenbanken zu vermitteln. Es versteht sich von selbst, daß mit dieser Entwicklung zum Informationsmanagement eine Stärkung der Betreuungs- und Beratungsfunktion der Bibliothekare einhergeht. Die Universitätsbibliothek Marburg kann ihre Leistungen auf diesem Gebiet im nationalen Vergleich durchaus sehen lassen.

Trotz stagnierender bzw. nunmehr rückläufiger Personalausstattung hat sie in den letzten zehn Jahren in mehrere neue Projekte bzw. in den Ausbau bestehender Dienste investiert:

- Seit 1984 engagiert sich die UB finanziell und personell nicht unerheblich bei der strukturellen Verbesserung des universitären Bibliothekssystems durch eine Konzentration der vorhandenen Kapazitäten und eine effektive Ausschöpfung der Ressourcen der dezentralen Bibliotheken und der Zentralbibliothek ("Teilbibliothekspolitik" ) [7].

- Seit 1989 hat sie die Zeit, in der ausgebildetes Fachpersonal im Katalogsaal zur Auskunft zur Verfügung steht, um werktäglich zwei Stunden erweitert: Fachauskunftsdienst.

- Seit Anfang der neunziger Jahre unternimmt die Bibliothek verstärkte Anstrengungen, ihre Datenverarbeitungskompetenz durch Umwidmung bibliothekarischer Stellen und Schulung bibliothekarischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter systematisch auszubauen, Anstrengungen, die mittlerweile vielfältige Früchte getragen haben.

- Seit 1990 bietet sie einen Aufsatzkopierdienst an, der auf Bestellung Beiträge in Zeitschriften und Sammelbänden innerhalb kurzer Frist kopiert und dem Besteller zustellt.

- Seit 1993 betreibt sie das erwähnte Retrokonversionsprojekt, das entspre- chend der Verteilung des Bestands gerade auch den dezentralen Bibliotheken und ihren Nutzern zugutekommt.

- Seit 1995 hat sie die Öffnungszeiten der Lehrbuchsammlung und der Leihstelle beträchtlich erweitert. Die Lehrbuchsammlung ist nun an 83 Wochenstunden zugänglich; die Öffnungszeiten der Leihstelle wurden um 9,5 auf 37,5 Wochenstunden ausgedehnt.



Diese durchaus stattliche Liste der Serviceverbesserungen, die zum Teil durch die Bil- dung freiwilliger Einsatzteams von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus verschie- denen Abteilungen ermöglicht wurden, gewinnen vor dem Hintergrund extrem knapper Ressourcen ein besonderes Gewicht.

Die Bibliotheken der Universität stellen eine Infrastruktur bereit, die es ermöglicht, daß geforscht, gelehrt und studiert werden kann. Wie effektiv geforscht, gelehrt und studiert werden kann, hängt von der Leistungsfähigkeit dieser Dienstleistungseinrichtungen ab. Und die Leistungsfähigkeit der Bibliotheken wiederum ist vor allem abhängig von ihrer jeweiligen finanziellen Ausstattung.

Stellt man eine Tabelle nach den Bucherwerbungsetats der Universitätsbibliotheken zusammen und vergleicht nur die Bibliotheken, die nach Auffassung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst tatsächlich bundesweit in etwa miteinander vergleichbar sind [8]), landet die UB Marburg 1994 auf dem 22. von 25 Plätzen dieser Tabelle).

Das Kostenmodell, das die Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Biblio- theken 1994 aufgestellt hat [9]), bestätigt dieses hohe Ausstattungsdefizit. Es sah für die UB Marburg für das Jahr 1994 einen Gesamtbuchetat von 3,29 Mill. DM vor. Tatsächlich wurden der Bibliothek jedoch nur 1,81 Mill. DM Bucher- werbungsmittel zugewiesen; d.h. die UB Marburg hatte 1994 gerade einmal 55% der Summe zu ihrer Verfügung, die die AG im Anschluß an Berechnungen des Wissenschaftsrats empfohlen hatte.

1995 sah die Situation keineswegs günstiger aus:

- Nachdem die Regelzuweisungen an die Universität im Vorjahr (1994) gegenüber 1993 bereits um 10% gekürzt worden waren, wurden sie im Berichtsjahr um weitere 5% reduziert.

- Zusätzlich wurde eine jeweils zunächst als Haushaltssperre verfügte Haushaltskürzung verhängt, und zwar von 10% (1994) und 20% (1995). Die 1995er "Haushaltssperre" wurde im Laufe des Haushaltsjahrs modifiziert. Dadurch wurden universitätsinterne Umschichtungen möglich, die bei den Bibliotheken (wie in der ganzen ATG 71) zu einer Abmilderung der Sperre auf etwa 5% (1995) geführt haben.

- Rechnet man diese reduzierten Ansätze und Haushaltskürzungen zusammen, so ergibt sich gegenüber 1993 in den beiden Jahren 1994 und 1995 eine Reduktion um 20% bzw. 10%, d.h. es standen den Bibliotheken im Durchschnitt jeweils nur 80% bzw. 90% der Mittel des Jahres 1993 zur Verfügung.

Hinzu kommen oder besser: weiterhin abzuziehen sind noch:

- Preissteigerungen, die bei Bibliotheken mit dem Fächerspektrum der UB Marburg z.Zt. jährlich bei durchschnittlich wenigstens 7,5% liegen,

- der Anstieg der Produktion wissenschaftlich relevanter Literatur, z.Zt. minde- stens 2,5% p.a. [10].



Zusammen also noch einmal 10% p.a., die die Kaufkraft gegenüber dem jeweili- gen Vorjahr zusätzlich reduzieren.

Die UB Marburg hatte 1994 nur noch 80% der Kaufkraft des Jahres 1993. Für 1995 errechnet sich im Anschluß daran eine Kaufkraft von nur noch 69%. Entspre- chend mußte die Bibliothek ihre Buchkäufe einschränken.

Diese Zahlen müssen nun vor dem Hintergrund der ohnehin desolaten Unterdo- tierung der Bibliothek gesehen werden, um zu ermessen, in welchem Zustand sich die UB Marburg und mit ihr die wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Hessen befin- den. Hier helfen keine vereinzelten Sondermittel mehr, hier ist eine Sanierung an Haupt und Gliedern erforderlich. Vorschläge dazu liegen den politisch Verantwortlichen in Gestalt von Empfehlungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Wissenschaftsrats, der Kultusministerkonferenz und nicht zuletzt der vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst eingesetzten Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Bibliotheken vor.

Die Folgen dieser seit vielen Jahren bestehenden Unterdotierung und der aktuellen Rot- stiftpolitik kann man nur als katastrophal bezeichnen:

1. Die UB Marburg hat in den letzten beiden Jahren nur etwa die Hälfte der Bücher anschaffen können, die der Wissenschaftsrat für einen ordnungsgemäßen Betrieb von Forschung, Lehre und Studium für erforderlich hält. Da auch die dezentralen Bibliotheken in den Fachbereichen von Mittelkürzungen betroffen sind, kann man gesuchte Titel trotz sorgfältiger Erwerbungsabstimmung in vielen Fällen auch dort nicht erwarten.

2. Für den Benutzer bedeutet das einen erhöhten Aufwand bei der Be- schaffung der benötigten Literatur und damit verbunden Zeitverluste, was bei den Studierenden letztlich auf eine Verlängerung des Studiums hinausläuft. In besonders dringenden Fällen können Bücher in der Fernleihe bestellt werden. Das gilt nicht für grundlegende Literatur, die grundsätzlich nicht in den auswärtigen Leihverkehr gegeben wird, weil sie vor Ort laufend benötigt wird.

3. Die Lehrbuchsammlung kann nicht dem Bedarf entsprechend ausgebaut werden. Die Universität hat zwar in den letzten Jahren den Betrag, der pro Student und Jahr der UB zur Verfügung gestellt wird, nominal deutlich angehoben: mit 16 DM liegt die UB Marburg damit weit über dem hessischen Durch- schnitt. Doch konnte diese Anstrengung keine Früchte tragen, da die Zuweisung durch die auferlegten Haushaltssperren dann im Verlaufe der beiden letzten Jahre nicht wirksam werden konnte. De facto konnten etwa nur DM 10 pro Student und Jahr verausgabt werden - ein Wert, den die DFG 1970 (!) für angemessen hielt, der freilich, mit einer jährlichen Zuwachsrate von 5% fortgeschrieben, heute bei ca. 35 DM liegen müßte.

4. Das Gleiche gilt für den Auf- und Ausbau des CD-ROM-Angebots der UB, das zwar durchaus als ansehnlich bezeichnet werden kann, aber dringend bedarfsorientiert ausgebaut werden müßte. Das ist zur Zeit nicht zu leisten.

5. Die Entwicklung bei den Zeitschriften ist besonders dramatisch. In einigen Fächern der Universität, in der Biologie, der Chemie und der Physik zum Beispiel, sind derzeit nur noch etwa 30% der Zeitschriften in Marburg (Universitätsbibliothek und Fachbereiche zusammen) verfügbar, die vor 12 bis 15 Jahren hier vorhanden waren [11]). Für die UB mußte auf Grund der Perspektiven für die kommenden Jahre (geringere Haushaltsansätze, Preissteigerungen u.a.) angeordnet werden, daß der Bestand an laufend gehaltenen Zeitschriften in Absprache mit den Fach- bereichen erneut um 20% reduziert wird, ein Vorgang, der eine Vielzahl von Zeitschriften betrifft, die bislang nur einmal in Marburg vorhanden waren.



Einer Bibliothek, die ja bei der Bewirtschaftung ihrer Erwerbungsmittel auf einen aus- geglichenen Haushalt zu achten hat, bleibt nichts anderes übrig als abzubestellen. Damit ist dann zwar ein Haushaltsproblem gelöst, die Literaturversorgung aber untergraben.

1.2 Etatentwicklung

Insgesamt bezifferte sich der Haushaltsansatz, das sind die der Bibliothek zu Jahresbeginn zugewiesenen Sachmittel (Erwerbungsmittel und sonstige Sachmittel zur Deckung des Geschäftsbedarfs) aus der Ausgabentitelgruppe 71 "Lehre und For- schung" auf 2.208.000 DM (1994: 2.210.000 DM). Aufgrund einer 5%igen haushaltswirtschaftlichen Sperre konnten von dieser Summe nur 2.096.920 DM verausgabt werden; sie liegt damit um 5,4% über der im Vorjahr zur Verfügung stehenden, aufgrund einer 10%igen Haushaltssperre reduzierten Summe (= 1.989.000 DM).

Für die Erstellung der Marburger Bibliographie wurden der UB wie im vergangenen Jahr 13.500 DM zugewiesen. Im Rahmen des Hochschulsonderprogramms II ("Verstärkung der europäischen Zusammenarbeit im Hochschulwesen") erhielt die UB 10.000 DM für die Erwerbung von CD-ROM-Datenbanken. Aus dem "Programm zur Verbesserung der Lehre an den Hessischen Hochschulen" standen der UB zudem letztmalig 30.000 DM (1994: 26.500 DM) zur Verfügung. Sie hat davon einerseits diejenigen Abonnementsverpflichtungen finanziert, die sie in den beiden letzten Jahren aufgrund der Gewährung dieser Mittel eingegangen war, und andererseits einen Schulungsraum für CD-ROM-Einführungen ein- gerichtet. Aus Sondermitteln der Universität erhielt die UB des weiteren 40.000 DM, die sie für die ergonomiegerechte Ersteinrichtung von PC-Arbeitsplät- zen sowie für Ergänzungsbeschaffungen bei bereits bestehenden Arbeitsplätzen einsetzte.

Aufgrund eines Beschlusses des Haushaltsausschusses vom 19. Januar 1995 erhält die UB 10% derjenigen Berufungsmittel, die für Literaturerwerbungen verausgabt werden. Im Berichtsjahr bezifferte sich diese Summe auf 1.000 DM. Die Lizenzgebühren für das neue integrierte Bibliothekssystem PICA sind im Berichtsjahr vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst getragen worden. Eine zu Beginn des Jahres von der UB bereits bezahlte Rechnung in Höhe von 12.685,41 DM wurde am Ende des Jahres zurückerstattet.

Sondermittel der hessischen Landesregierung zur Förderung der wissenschaftlichen Bibliotheken standen der Universität Marburg im Berichtsjahr nicht zur Verfügung (1994: 45.000 DM, 1993: 65.000 DM). Zur Verstärkung der Einnahmen konnten - wie schon im letzten Jahr - Mahngebühren in Höhe von 56.541 DM (1994: 59.217,50 DM) ver- einnahmt werden. An Spenden flossen der Bibliothek 28.994,29 DM zu.

Insgesamt verfügte die UB damit über 2.289.640,41 DM; das sind 10.254,87 DM mehr als im Jahr zuvor. Für die Bestandsvermehrung, d.h. für den Kauf von Monographien, Zeitschriften, Serien, und CD-ROM wurden davon, legt man die im Haushaltsjahr tatsächlichen bezahlten Rechnungen (inkl. offener Rechnungen aus dem Vorjahr) zugrunde, 1.962.705,05 DM verausgabt (vgl. dazu auch Abschnitt A 2.1.2 Erwerbung).

Der aus diesem Etat aufgewendete Anteil für den Bucheinband betrug 131.926 DM. Daß sich die Einbandausgaben gegenüber dem Vorjahr (142.136 DM) wiederum um 7% vermindert haben, ist u.a. darauf zurückzuführen, daß die UB aufgrund der angespannten Etatlage nur noch Zeitschriften binden und die nötigsten Reparaturen durchführen ließ.

Die Nicht-Buchausgaben, d.h. die sächlichen Verwaltungsausgaben (innerhalb der ATG 71) betrugen im Berichtsjahr 278.659 DM (1994: 336.458 DM). Die Ausgaben verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Kostenstellen:



(511) Geschäftsbedarf 13.646 DM

(513) Post- und Fernmeldegebühren 60.307 DM

(515) Geräte (nicht vermögenswirksam) 64.328 DM

(518) Mieten/Lizenzen 26.966 DM

(524) Verbrauchsmaterial (Filmmaterial,

Handwerksbedarf u.a.) 12.860 DM

(527) Reisekosten 12.557 DM

(531) Veröffentlichungen 17.210 DM

(535) Wartungskosten für Hardware u.

Pflegekosten 13.484 DM

(538) Lieferungen und Leistungen von

Rechenzentren u. Informationssystemen + 121 DM

(812) Geräte (vermögenswirksam) 43.179 DM

(981) Lieferungen und Leistungen des

Hochschulrechenzentrums (HRZ) 14.243 DM



Die Verminderung der Verwaltungsausgaben gegenüber dem durchschnittlichen Ausgabenstand der Vorjahre um ca. 50.000 DM ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß im Berichtsjahr nur noch in geringem Umfang HEBIS-Wartungskosten angefallen sind, die PICA-Lizenzkosten in Höhe von ca. 25.000 DM in diesem Jahr vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst getragen wurden und notwendige Anschaffungen zur Einrichtung von PC-Ar- beitsplätzen zu Lasten von Sondermitteln in Höhe von rund 40.000 DM außerhalb der ATG 71 getätigt werden konnten. Der Titel 812 enthält die Ausgaben für die Anschaffung von Garderobenschränken für Benutzer sowie den Kauf einer Sterilwerkbank für die Restaurierungswerkstatt. Hinzu kommen Herstellungskosten für einen Ausstellungskatalog in Höhe von rund 16.000 DM, die durch zweckgebundene Spenden getragen wurden, so daß 1995 brutto insgesamt ca 335.000 DM an Nicht-Buchausgaben zu verzeichnen waren, netto unter Anrechnung der vereinnahmten Mahngebühren 278.200 DM.



1.3 Personalentwicklung

Mit Erlaß des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vom 31.7.1995 wurde den Hochschulen und Kliniken des Landes die Streichung von 450 Stellen im Zeitraum 1995 bis 1999 auferlegt. Die Philipps-Universität Marburg (ohne Klinikum) hat hiervon einen Anteil von 53 Stellen zu erbringen, von dem mit Ablauf 1995 bereits 11 Stellen abzugeben waren; darunter fiel auch eine MTL- Stelle aus der Universitätsbibliothek. Auch die nach dem erfolgreichen Abschluß des bei der Universitätsbibliothek angesiedelten Modellversuchs "Versorgung sehgeschädigter Studierender mit Studienliteratur" der Philipps- Universität im Landeshaushalt 1992 zugewiesene Planstelle der Vergütungsgruppe BAT IIa mit der Zweckbindung "für die Beratung blinder und sehgeschädigter Studierender", die in den Stellenplan der Universitätsbibliothek eingestellt wurde, steht der UB nicht mehr zur Verfügung. Sie wird seit dem Berichtsjahr in der Zentralen Arbeitsstelle für Studienorientierung und -beratung eingesetzt. Eine weitere Änderung des Stellenplans der Universitätsbibliothek hat sich durch antragsgemäße kostenneutrale Umwandlung einer 1/2 IIa-Stelle und einer BAT VIII-Stelle aus dem Stellenpool der Universitätsbibliothek in eine 1/1 Stelle der Vergütungsgruppe IIa BAT ergeben, um den notwendigen personellen Ausbau des DV-Referates realisieren zu können.

Die Gesamtzahl der Planstellen reduzierte sich somit im Vorjahr um 2 1/2 Stellen auf 121 Stellen. Auch das der Universitätsbibliothek zur Verfügung stehende Stundenkontingent für die Beschäftigung von Kräften im Sperren- und Aufsichtsdienst reduzierte sich im Berichtsjahr um insgesamt 16,5 Wochenstunden. Die der Universitätsbibliothek 1994 vorübergehend für die Beschäftigung von qualifiziertem Personal des DV-Referates zur Verfügung gestellten 1 1/2 Stellen der Vergütungsgruppe III/IIa BAT wurden durch die UB im Berichtsjahr ersetzt. Die bereits 1994 seitens der Universitätsverwaltung der Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellten zwei Beförderungsmöglichkeiten nach A 12 BBesG bzw. nach A 11 BBesG wurden im Berichtsjahr ausgeschöpft.

Am 31.12.1995 waren zu Lasten von 121 Planstellen bzw. Stellen insgesamt 142 Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Davon waren 22 ganz oder teilweise beurlaubt, deren Stellen bzw. Stellenanteile für insgesamt 15 ganz oder teilweise befristet beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genutzt werden konnten. 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dauerhaft oder nur zeitweise teilzeitbeschäftigt. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zu Lasten von insgesamt 31,25 Vollzeitstellen ganz oder teilweise in den dezentralen Bibliotheken der Philipps-Universität eingesetzt. Für die Universitätsbibliothek selber waren zur Jahreswende 95 z.T. teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entspechend 89,75 Vollzeitstellen tätig. Hinzu kommen 22 Kräfte des Sperren- und Aufsichtsdienstes, von denen vier in dezentralen Bi- bliotheken eingesetzt sind.

Der Anteil der ganz oder teilweise beurlaubten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist na- hezu konstant geblieben; entsprechend blieb auch der Anteil der befristet beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Vorjahreswert.

Eine Absolventin und ein Absolvent der Laufbahnprüfung für den gehobenen Bibliotheksdienst konnten in befristete Beschäftigungsverhältnisse übernommen werden. Zwei Mitarbeiterinnen des gehobenen Bibliotheksdienstes, einer Mitarbeiterin des mittleren Bibliotheksdienstes und einem Mitarbeiter im Angestelltenverhältnis, die befristet beschäftigt waren, konnte ein Arbeitsvertrag auf Dauer ausgestellt werden. Der Notwendigkeit, freiwerdende Stellen grundsätzlich für die unbefristete Weiterbeschäftigung derjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen, die auf befristet zur Verfügung stehenden Stellenanteilen geführt werden, wurde damit auch weiterhin Rechnung getragen (vgl. Vorjahresbericht).

Im Berichtsjahr sind sieben Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter aus dem Dienst der Uni- versitätsbibliothek z.T. nach langjähriger Tätigkeit ausgeschieden.

Im Haushaltsjahr 1995 hat die Universitätsbibliothek im Rahmen der Stellenbewirtschaftung einschließlich kurzfristiger Vakanzen (weniger als drei Monate) rund 28 Sperrmonate eingebracht und büßte so de facto 2,33 Stellen ein.

Aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde auch 1995 eine wissen- schaftliche Mitarbeiterin der Vergütungsgruppe IIa BAT zur Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek beschäftigt.

In dem Bereich "Literaturversorgung für sehgeschädigte Studierende" wurden zwei studentische Hilfskräfte mit je 40 Std./Monat eingesetzt (Ausleihe von Material für Sehgeschädigte). Zu Lasten der Universitätsbibliothek zugewiesener zentraler Mittel für die Beschäftigung studentischer Hilfskräfte im Projekt "Retro-Konversion" wurden insgesamt 13 Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter mit unterschiedlicher monatlicher Arbeitszeit und unterschiedlicher Vertragsdauer beschäftigt. Eine studentische Hilfskraft war mit der Aufnahme und Bearbeitung handschriftlicher Nachlässe betraut. Insgesamt standen der Universitätsbibliothek Mittel für die Beschäftigung von rd. 4,5 Stellen o.A. zur Verfügung.

Die Universitätsbibliothek beschäftigt 15 schwerbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ohne schwerbehinderte studentische Hilfskräfte und Auszubildende); das sind etwa 10 % der Gesamtmitarbeiterzahl.

Die Universitätsbibliothek ist Ausbildungsbibliothek. 1995 wurden insgesamt 15 Anwärterinnen und Anwärter (fünf im höheren, sieben im gehobenen und drei im mittleren Dienst) ausgebildet, wovon ein Teil - je nach Ausbildungsstand - an die Bibliotheksschule in Frankfurt abgeordnet war. Zwei Mitarbeiterinnen im Buchbinderhandwerk legten im Berichtsjahr ihre Gesellenprüfung ab, die Ausbildungsplätze wurden im Anschluß daran wieder neu besetzt.

Im Rahmen eines berufsvorbereitenden Lehrgangs des Vereins "Arbeit und Bildung" absolvierte ein Teilnehmer ein Praktikum an der Universitätsbibliothek. Eine Praktikantin nahm im Rahmen eines Orientierungskurses für Frauen nach der Familienphase, der ebenfalls vom Verein "Arbeit und Bildung" angeboten wurde, ein Praktikum wahr. Für eine Praktikantin wurde zwischen den Lahn- Werkstätten Marburg (WfB) und der Philipps-Universität eine Vereinbarung getroffen, daß sie mit 28,5 WoStd. auf einem ausgelagerten Beschäftigungsplatz der WfB im Kopierdienst eingesetzt wird. Drei Schülerinnen/Schüler leisteten zweiwöchige Betriebspraktika ab, um Erfahrungen über Berufsinhalte zu sammeln.

Im Rahmen eines Mitarbeiteraustausches hielten sich die Restauratorin der Universi- tätsbibliothek und eine Mitarbeiterin der Allgemeinen Verwaltung für jeweils eine Woche an der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern auf mit dem Ziel, die dort erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen in ihren eigenen Arbeitsablauf einzubringen; eine Mitarbeiterin der Direktion an der StuUB Bern besuchte im Gegenzug für vierzehn Tage die Universitätsbibliothek Marburg, um sich über die hiesigen Aufgaben in der Allgemeinen Verwaltung zu informieren.

Von Fort- und Weiterbildungsangeboten wurde im Rahmen des dienstlich Möglichen Gebrauch gemacht. Fünf Beschäftigte nahmen Bildungsurlaub in Anspruch. Bei den Beamten wurde analog zu den für die Angestellten geltenden Bestimmungen verfahren und Dienstbefreiung nach &"#167; 16 Urlaubsverordnung gewährt.

1.4 Organisation und Verwaltung

Im Berichtsjahr stand organisatorisch die Einrichtung des PICA-Lokalsystems im Vordergrund.

Sowohl für die Universitätsbibliothek wie für alle an PICA teilnehmenden dezentralen Bibliotheken der Universität wurde auf Basis eines 1994 seitens der Bibliothek vorbereiteten HBFG-Antrages die erforderliche Hardware über das Hochschulrechenzentrum beschafft, von den Mitarbeitern des DV- Referates der Universitätsbibliothek betriebsfähig gemacht und an den verschiedenen Standorten in der Universität aufgestellt. Insgesamt wurden sechs Server-Rechner und über 140 PC's installiert.

In Absprache mit Universitätsleitung und Rechenzentrum hat die Universitätsbibliothek in der Funktion des Betreibers des Lokalsystems Marburg alle dv-technischen Aufgaben in Zusammenhang mit dem Betrieb und der laufenden Anpassung des PICA-Systems für die gesamte Universität übernommen. Die Bibliothek hat dazu 1994 und 1995 insgesamt zwei Stellen des höheren und zwei Stellen des gehobenen Dienstes umgewandelt, um entsprechendes Know How aufzubauen. Dank des unermüdlichen Einsatzes dieser Mitarbeiter konnten auch die besonderen Probleme der Aufbauphase im Ganzen reibungslos bewältigt werden; die örtlichen Vorbereitungen waren termingerecht zum vorgesehenen verbundweiten Starttermin (1.7.1995) abgeschlossen. Aufgrund von Verzögerungen beim Aufbau des Zentralsystems in Frankfurt mußte der Start jedoch dann im Juni um drei Monate verschoben werden. Die Mitarbeiter des DV-Referates der UB Marburg haben im übrigen landesweit bei der Installation der Lokalsysteme in Darmstadt, Gießen, Kassel und Frankfurt im breiten Umfang Unterstützung gewährt, da in Marburg durch die vorgezogene Inbetriebnahme des Ausleihmoduls und des OPAC (vgl. Jahresbericht 1994, S. 17ff.) zunächst noch auf Basis des Betriebes einer MikroVax unter VMS bereits im größeren Umfang Erfahrungen gesammelt werden konnten. Auch die Erstinstallation auf Basis der DEC-Alpha-Rechner unter OSF/1 erfolgte in Marburg. Bis zum Jahresende war Marburg der einzige Standort in Hessen, der bereits seine Lokaldaten vollständig übernommen und sowohl die Ausleihe wie den OPAC auf Basis der Unix-Rechner in Betrieb genommen hatte.

Die von der Bibliothek geschaffene Struktur im DV-Bereich hat damit ihre Bewährungsprobe bestanden. Parallel zum Aufbau des PICA-Systems wurde darüber hinaus auch noch das vorhandene Angebot an CD-ROM-Datenbanken weiter ausgebaut und eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Netznutzung ermöglicht. Das PC-Netz der Bibliothek gehört mit bis zu 150 gleichzeitigen Usern zu den am stärksten genutzten in der Universität. Die Netzangebote der Bibliothek wurden zudem durch die Einrichtung eines Gopher- Informationssystems (ca. 7.000 Aufrufe pro Monat) erweitert und die Vorbereitungen zum Aufbau eines WWW-Servers aufgenommen.

Auch die Einrichtung der hausinternen PICA-Arbeitsgruppen (Fernleihe, Ausleihe, OPAC, Katalogisierung/Erwerbung) hat im Berichtsjahr die erhofften Fortschritte er- möglicht. Die Vorbereitung und die Durchführung der erforderlichen, umfangreichen Schulungsmaßnahmen sind mit großem Engagement der "Schuler" wie der "Schüler" im Sommer/Herbst des Berichtsjahres erfolgreich verlaufen. Insgesamt wurden mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek wie der dezentralen Bibliotheken in der Systemnutzung, der Katalogisierung und der Recherche geschult. Auch die aufgrund der Bestimmungen des Hessischen Personalvertretungsgesetzes erforderlichen Beteiligungsverfahren der örtlichen wie der überörtlichen Personalvertretungen konnten rechtzeitig abgeschlossen und so die rechtlichen Voraussetzungen zum Betrieb des PICA-Systems geschaffen werden.

Zum 1. Oktober konnten auf Basis einer bereits im Vorjahr abgeschlossenen Planung auch die Öffnungszeiten der Leihstelle erheblich erweitert werden, nachdem die dazu erforderliche Dienstvereinbarung zwischen Präsident und Personalrat nach z.T. ausgesprochen langwierigen Vorklärungen im September des Berichtsjahres abgeschlossen worden war. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leihstelle brachte dies die Einführung eines Schichtdienstes mit sich, für die Bibliothek die interne Umschichtung von ca. 1 1/2 Stellen, um die über die üblichen Dienstzeiten hinausgehenden Öffnungszeiten auch realisieren zu können. Von den Benutzern der Bibliothek wurde die Änderung schnell angenommen: vor allem die erweiterten Öffnungszeiten am späten Nach- mittag werden stark genutzt.

Zusammen mit der bereits Ende 1994 realisierten Verlagerung der Bestände der ausleihintensiven Lehrbuchsammlung in die untere Halle und der damit erreichten Ausleihverfügbarkeit dieses Bestandes "rund um die Uhr" während der gesamten Öffungszeit der Bibliothek (auch abends und am Wochenende) konnte damit eine entscheidende Verbesserung der Möglichkeiten der Bestandsnutzung erreicht werden. Die UB Marburg, seit langem stolz auf ihre im Bundesvergleich weit vorne liegenden Öffnungszeiten, bietet damit nun auch weit über das übliche Maß hinausgehende Ausleihzeiten an.

Der Funktions- und Geschäftsverteilungsplan (FGVP) der Universitätsbibliothek vom 1.9.1987 (vgl. Jahresbericht 1988, S.14f.) hat sich auch im Berichtsjahr bewährt. Er wurde im Herbst erneut aktualisiert (Stand 1.1.1996).

1.5 Gebäude

Die Schwerpunkte der in letzter Zeit durchgeführten Baumaßnahmen lagen in der Sicherung des Bibliotheksgebäudes, u.a. bedingt durch zwei im Berichtsjahr erfolgte nächtliche Einbrüche mit zum Teil erheblichen Sachschäden. Die bestehende, ältere Einbruchmeldeanlage wurde von einer Sicherheitsfirma wesentlich umgebaut bzw. erweitert. Darüber hinaus wurden im Sondermagazin Wassermelder in Fußbodenhöhe zur Sicherung der wertvollen Handschriften- und Rarabestände eingebaut, die ebenfalls im Schadensfall eine Alarmmeldung abgeben.

Realisiert wurde im Berichtsjahr auch eine Verbesserung der Außenbeleuchtung des Gebäudes, so daß nunmehr auch während der Abendöffnungsstunden der Bibliothek das Gebäude von den Parkplätzen aus sicher zu erreichen ist. Für die bereits 1994 installierte Brandmeldeanlage (vgl. Jahresbericht 1994, S. 21) fand Anfang April des Berichtsjahres auf Betreiben der Universitätsbibliothek eine Einweisung der Feuerschutz- beauftragten des Hauses - zusammen mit der Feuerwehr Marburg - statt, bei der drin- gend notwendige Nacharbeiten zur Anlage aufgedeckt wurden.

Bei den Bedarfsanmeldungen der Universitätsbibliothek Marburg steht seit Jahren die Realisierung der in der Planung befindlichen Baumaßnahmen im Zu- sammenhang mit der Klimatisierung im Obergeschoß des Gebäudes (hier insbesondere: Katalogsaal, Vortragsraum) an. Im Berichtsjahr haben hierzu mehrere Besprechungen mit der Leitung des Betriebes Klima-Kälte-Sanitär der Philipps-Universität stattgefunden.

Im Zuge der Begehung von technischen Bereichen der Universitätsbibliothek durch den Arbeitssicherheitstechnischen Dienst des Regierungspräsidenten in Gießen wurde erneut auf die Notwendigkeit des Einbaus einer individuell re- gelbaren Lüftung im Entwicklerraum der Fotostelle hingewiesen. Die Univer- sitätsbibliothek hat dies zum Anlaß genommen, die entsprechende Baumaßnahme in der Anmeldung zur Bauunterhaltung zum wiederholten Male aufzulisten.


1.6 Geräteausstattung

Im Vordergrund standen bei der Gerätebeschaffung - wie auch im Vorjahr (vgl. Jahresbericht 1994, S. 22) - die Hard- und Software-Ausrüstung im Zusammenhang mit dem Auf- und Ausbau des lokalen PICA-Systems: insgesamt wurden sowohl für die sechs Server als auch für die 140 PCs 787.088 DM über bewilligte HBFG-Mittel abgewickelt. Die Server stehen in einem speziell dafür ausgewiesenen und entsprechend ausgestatteten Raum. Sie sind für das gesamte Lokalsystem Marburg einschließlich aller dezentralen Fachbereiche und Einrichtungen sowie des Herder-Instituts zuständig. Die PCs sind in etwa zur Hälfte in der UB und zur anderen Hälfte in den dezentralen Bibliotheken des Lokalsystems installiert worden, um den direkten Zugang zum PICA-System zu ermöglichen. 32 PCs in der UB stehen den Benutzern öffentlich zugänglich für Katalogrecherchen und weitergehende Arbeiten zur Verfügung.

Darüber hinaus sind für die Ausstattung mit PC-Peripherie und -Software im Berichtsjahr insgesamt 46.127 DM aufgewendet worden; hierin sind ergonomischen Standards entsprechende Monitorschwenkarme, EDV-Arbeitsplatzleuchten, spezielle Computer-Drehstühle und EDV-Schreibtische mit Kabelkanal enthalten.

Außerdem wurden im Berichtsjahr u.a. die folgenden größeren Geräte für die Universitätsbibliothek Marburg angeschafft:

- Garderobenschränke mit Pfandschlössern 26.082 DM

- Sterilwerkbank für die Restaurierwerkstatt 17.097 DM


2. Entwicklung der Abteilungen der Universitätsbibliothek

2.1 Buchbearbeitung

2.1.2 Erwerbung

Für den Kauf von Literatur (Monographien, Zeitschriften und CD-ROM; ohne Einbandkosten) konnte die Universitätsbibliothek im Berichtsjahr nur 1.758.799 DM verausgaben. Das sind 136.993 DM weniger als im Vorjahr. Diese Reduktion der Erwerbungsmittel um 7,2% ist einerseits auf die 5%ige Kürzung der Gesamtzuweisung (vgl. dazu Abschnitt A 1.2), andererseits auf die durch zwei Haushaltsperren verursachte instabile Haushaltssitutation zurückzuführen. Da die Preise für Literatur, insbesondere für Zeitschriften, auch im vergangenen Jahr um durchschnittlich 5 bis 7% gestiegen sind, hat die UB innerhalb eines Jahres wiederum 12 bis 15% ihrer Kaufkraft eingebüßt.

An der prozentualen Verteilung der zur Verfügung stehenden Erwerbungsmittel auf den zentralen Standort UB und ihre dezentralen Teilbibliotheken hat sich gegenüber dem Vorjahr nur wenig geändert: 22,4 % ihres Etats (= 393.866 DM; 1994: 420.424 DM) hat die UB für den Kauf dezentral aufgestellter Bestände aufgewendet. 70,8% dieser Mittel wurden für Zeitschriften, 11,9% für Fortsetzungen und nur 17,3% für monographische Einzel- käufe verwendet. Von den für den Standort UB zur Verfügungen stehenden Mitteln in Höhe von 1.364.933 DM wurden 50,3% für Zeitschriften und CD-ROM (= 686.303 DM), 18,7% für Reihen und Fortset- zungen (= 255.294 DM) 11,1% für die Lehrbuchsammlung (= 151.638 DM) und nur 19,9% (= 271.698 DM) für die Erwerbung monographischer Einzelschriften einschließlich Antiquaria, Karten, Handschriften u.a. verausgabt.

Obgleich die Zahl der abonnierten Kaufzeitschriften im vergangenen Jahr aufgrund der angespannten Haushaltslage um 10% verringert wurde, hat sich das Verhältnis der festen zu den disponiblen Mitteln mit 69 : 31 (1994 = 65,5 : 34,5) weiter verschlech- tert. Läßt man die für die Lehrbuchsammlung verausgabten Mittel in Höhe von 151.638 DM unberücksichtigt, verringert sich der für die Erwerbung von Einzelmonographien zur Verfügung stehende prozentuale Anteil an den Gesamtmitteln sogar auf 20% (19,6% mit Teilbibliotheken).


Gesamtzugang in physischen Einheiten (ohne Modellversuch)

         


Zugang insgesamt einschließlich Mikroformen             Zugang an Büchern 
(u.a. Nicht-Buch-Materialien)                           und Zeitschriften (ohne
                                                        Mikroformen u.a.
                                                        Nicht-Buch-Materialien)


        insgesamt               davon im Kauf           insgesamt

1986    39.509                  19.011                  22.717

1987    49.450  + 25,2 %        23.409  + 23,1 %        24.167  +  6,4 %

1988    57.777  + 16,8 %        26.568  + 13,5 %        23.941  -  0,9 %

1989    52.567  -  9,0 %        34.194  + 28,7 %        28.437  + 18,8 %

1990    41.075  - 21,9 %        21.799  - 36,2 %        24.878  - 12,5 %

1991    39.524  -  3,8 %        24.724  + 13,4 %        21.776  - 12,5 %

1992    55.695  + 40,9 %        40.512  + 63,9 %        28.905  + 32,7 %

1993    43.192  - 22,4 %        29.586  - 27,0 %        23.454  - 18,5 %

1994    40.192  -  6,9 %        25.729  - 13,0 %        23.861  +  1,7 %

1995    38.102  -  5,2 %        21.906  - 14,9 %        24.115  +  1,1 %


Die Gesamtzahl der im Berichtsjahr inventarisierten physischen Einheiten (Kauf, Tausch und Geschenk) liegt mit 38.102 um 5,2% unter der des Vorjahres (40.192). Entsprechend dem oben erwähnten Kaufkraftverlust in Höhe von 12 bis 15% hat sich der im Kaufweg erworbene Zugang wie schon in den beiden vergangenen Jahren überproportional reduziert: im Berichtsjahr um 14,9% auf 21.906 Bände (1994: 25.729 Bände). Der Tauschzugang hat sich auf dem Niveau des letzten Jahres stabilisiert; mit 4.423 Einheiten liegt er etwa 3% unter dem Vorjahreswert.

Der Zugang an Geschenken (ohne Institutsabgaben) hat sich gegenüber 1994 um 9% auf 8.074 Bände erhöht, was u.a. auf die verstärkte Einarbeitung von Nachlässen zurückzuführen ist. Eine deutliche Steigerung ist auch bei den Institutsabgaben zu verzeichnen, die statistisch als "Geschenke" erfaßt werden. Die Zahl der in den UB-Bestand eingearbeiteten Bände stieg um fast 50% auf 3.699 an (1994: 2.496).

Der Zuwachs an Dissertationen in bibliographischen Einheiten einschließlich Mikrofiches liegt mit 2.859 Titeln um 12% über dem Vorjahreswert (2.554). Der Anteil der Dissertationen auf Mikrofiche reduzierte sich von 318 auf 150 Titel und damit von 12% auf nur noch 5,2% der Gesamttitel. Ganz im Gegensatz zu dieser Tendenz konnte der Anteil der Marburger Dissertationen auf Mikrofiche um die Hälfte auf jetzt 18% (1994: 12%) weiter gesteigert werden.



2.1.3 Katalogisierung

Die Arbeit im Bereich Katalogisierung stand im Berichtsjahr ganz im Zeichen der Migration der hessischen Verbundkatalogisierung nach PICA sowie der Umstellung der Zeitschriftenerfassung auf die ZDB-Online-Katalogisierung.

Die Umstellung auf PICA, ursprünglich geplant für den 1.7.1995, mußte wegen Schwierigkeiten bei der Altdatenkonversion auf den 1.10. verschoben werden. In der der Umstellung vorausgehenden Phase vom 1.4. bis 30.9. stand HEBIS-Kat nur eingeschränkt bzw. gar nicht (ab 9.9.) für die Erfassung zur Verfügung, was für alle mit der Katalogisierung befaßten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Belastung darstellte. Mehrbändige Werke konnten in dieser Zeit überhaupt nicht eingegeben werden, an den schon vorhandenen Titel- und Lokaldaten konnten keinerlei Änderungen vorgenommen werden. Dies hatte zur Folge, daß sich sowohl im Sachgebiet Titelaufnahme und Katalogführung (ZAK/UB) als auch im Sachgebiet Katalogführung (ZAK/FBB) größere Mengen an Büchern bzw. Titelkarten, die nicht bearbeitet werden konnten, ansammelten. Desgleichen wurden die zu ändernden Titel- und Lokaldaten gesammelt und für eine spätere Bearbeitung zurückgestellt.

Die Umstellung der Katalogisierung von HEBIS auf PICA erforderte eine eingehende Schulung aller katalogisierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zwar sowohl der UB wie der dezentralen Bibliotheken. In der Zeit vom 18.9. bis 27.10.1995 wurden ins- gesamt 92 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben 14-tägigen Kursen und zwei einwöchigen Kursen jeweils halbtags in PICA geschult. Durchgeführt wurde die Schulung von sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der UB bzw. der dezentralen Bibliotheken, die ihrerseits zuvor in einem 14-tägigen, vom Hessischen Zentralkatalog ausgerichteten Kurs auf PICA vorbereitet worden waren. An diesen zentralen Kursen des HZK hat auch ein Mitarbeiter der UB als sogenannter Primärschuler mitgewirkt. Darüber hinaus wurden 33 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB und des Marburger Bibliothekssystems mit der Recherche in PICA vertraut gemacht (je 8 Stunden).

Im Anschluß an die zentrale Schulung in der UB wurde für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der dezentralen Bibliotheken eine jeweils individuelle "Nachschulung" organisiert, die bei Anfangsschwierigkeiten sowie bei konkreten Fragestellungen weiterhelfen sollte. Diese Schulung wurde sehr positiv aufgenommen und war zum Jahresende weitgehend abgeschlossen.

Trotz der außergewöhnlichen Belastung durch eingeschränkte bzw. fehlende Katalogisierungsmöglichkeiten, den vermehrten Vertretungen in der Benutzungsabteilung, den Schulungen, einschließlich der dazu nötigen Vorbereitungen, Planungen und Besprechungen sowie den üblichen Belastungen durch Signierdienst, Fachauskunftsdienst usw. konnten vom Personal der Titelaufnahme der UB und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Dissertationsstelle, der Lehrbuchsammlung und des Lesesaals bis zum 8. September 19.218 Titel katalogisiert und 22.809 Lokaldaten erstellt werden (im Vorjahr insgesamt 25.466). Diese Zahlen verweisen nicht auf eine vergleichbare Zahl von Neuerwerbungen, sondern enthalten auch in der UB vorhandene retrokonvertierte Titel. Mit insgesamt 8.814 Eigenaufnahmen hat sich das Verhältnis der Fremd- zu den Eigenleistungen im Vergleich zum Vorjahr geringfügig verbessert (1995: 54:46; 1994: 51:49). Für die seit dem 1.10. in PICA erfaßten Einheiten fehlen statistische Angaben; die Jahresgesamtleistung kann daher gegenwärtig nicht ermittelt werden.

Durch die Einschränkung der Katalogisierungsmöglichkeiten und den zeitweiligen drastischen Rückgang der Novitätenerwerbung in der Zeit von April bis August waren Personalkapazitäten frei, die für die Beteiligung an dem am 2.1.1995 begonnenen Projekt "Retrokonversion des Lesesaalbestandes" genutzt wurden. Hierbei mußten in erster Linie Einzelmonographien aufgenommen oder Lokaldaten erfaßt werden, so daß die oben erwähnten Einschränkungen im Bereich der Katalogisierung kaum ins Gewicht fielen. Das Vorgehen anhand des Standortkataloges ermöglichte es, Titel, die nicht bearbeitet werden konnten, einfach zu übergehen und für eine spätere Bear- beitung zu kennzeichnen.

Bedingt durch die oben beschriebene Situation waren zu Beginn der PICA-Katalogisie- rung am 1.10. erhebliche Rückstände entstanden, die auch bis zum Jahresende nicht vollständig aufgearbeitet werden konnten.

Aus der Bibliothek Lentz wurde wieder eine Reihe von Bänden an das Fachgebiet Vergleichende Sprachwissenschaft abgegeben. Die größtenteils in entlegenen Sprachen verfaßten Titel wurden dort aufgestellt und mit Hilfe der Fachwissenschaftler katalogisiert. Der verbleibende Bestand wurde von der zuständigen Fachreferentin und einem Mitarbeiter des gehobenen Dienstes durchgesehen und sortiert. Bis auf die Persica ist damit der Bestand für die Einarbeitung vorbereitet.

Die Arbeit im Sachgebiet Katalogführung (ZAK/FBB) stand unter den gleichen Rahmenbedingungen wie die des Sachgebiets Titelaufnahme der UB. Die Titelmeldungen der dezentralen Bibliotheken, die wegen der eingeschränkten Katalogisierungsmöglichkeiten nicht bearbeitet werden konnten, wurden zum Zwecke der Nachbearbeitung zurückgestellt. Gleichwohl konnten bis zum 8.9. 32.578 Lokaldatensätze erfaßt werden (im Vorjahr insgesamt 49.666). Von sieben Teilbibliotheken und einer dezentralen Bibliothek, die ihre Erwerbungen selbständig in HEBIS eingegeben haben (vgl. Jahresbericht 1994, S. 27f.), wurden weitere 12.713 Lokaldatensätze erstellt. In dieser Zahl sind auch die von der UB für den Bestand dieser Bibliotheken erstellten Retrokonversionsaufnahmen enthalten. Ebenso wie für den Bereich Titelaufnahme der UB gilt, daß die Jahresgesamtleistung wegen fehlender statistischer Angaben derzeit nicht ermittelt werden kann.

Im Zusammenhang mit der PICA-Migration sind - von wenigen Ausnahmen abgesehen - fast alle dezentralen Bibliotheken zur Online-Direktkatalogisierung übergegangen. Die Haupttätigkeit der Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter des ZAK-Teams, die DV-Nacherfassung der zuvor konventionell erstellten Titelaufnahmen, wird sich im Laufe des nächsten Jahres deshalb ganz erheblich reduzieren. Die dadurch freiwerdende Personalkapazität wird dem Projekt "Retrokonversion des Zentralen Alphabetischen Katalogs" zugute kommen.

Da die Arbeit an diesem Projekt aufgrund der eingeschränkten Katalogisierungsmöglichkeiten in der Zeit vom 1.4. bis 1.10. nicht ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand durchgeführt werden konnte, wurde die Retrokonversion des Zentralen Alphabetischen Katalogs eingestellt und die freiwerdende Kapazität für die Retrokonversion des Lesesaalbestandes eingesetzt.

Die Arbeit mit den Hilfskräften (vgl. Jahresbericht 1994, S. 28f.) erwies sich trotz der massiven Störungen des Routineablaufs als ausgesprochen erfolgreich. Zum 1.9. konnten sieben weitere Hilfkräfte eingestellt werden, die nach einem 20stündigen RAK- und PI-Kurs zusammen mit den vier "alten" Hilfskräften in PICA geschult wurden. Im Durchschnitt standen im vergangenen Jahr allerdings nur 3,6 Hilfskraftstellen (à 82 Stunden/Monat) zur Verfügung, geplant wurde das Retrokonversionsprojekt auf der Basis von 10 Hilfskraftstellen. Um das Projekt in dem geplanten Umfang und der vorgesehenen Zeit durchführen zu können, ist eine Aufstockung der Hilfskraftstellen aus universitären Mitteln oder zentralen Landesmitteln dringend erforderlich.

Neben dem Hauptprojekt - Retrokonversion des Zentralen Alphabetischen Katalogs (vgl. dazu Jahresbericht 1993, S. 22f.) - gibt es zwei Teilprojekte, deren Ziel es ist, besonders wichtige und oft benutzte Literatur zu erfassen:

1. Retrokonversion häufig genutzter Literatur: Aus den in der Leihstelle zurückgegebenen Büchern werden besonders häufig ausgeliehene Titel selektiert und anhand der aus den Zentralen Alphabetischen Katalog "gezogenen" Titelkarten nebst allen notwendigen Lokaldatensätzen von einer Mitarbeiterin (1/2) des ZAK-Teams erfaßt. Nach Abschluß der Bearbeitung werden - wie bei dem Hauptprojekt - die entsprechenden Verweisungen aus dem ZAK entfernt. Dieses Projekt wurde am 1.9.1994 begonnen.

2. Retrokonversion des Lesesaalbestandes: Dieses Projekt wurde am 2.1. des Be- richtsjahres begonnen. Die DV-Erfassung der Titel erfolgt anhand des Stand- ortkataloges, Titel mit Erscheinungsjahr 1987ff. werden übergangen. Nach der Katalogisierung (Verfahren wie beim Hauptprojekt) werden die Hauptaufnahmen aus dem Zentralen Alphabetischen Katalog gezogen und - bei gleichzeitigem Institutsbesitz - die entsprechenden Lokaldatensätze ergänzt. Anschließend werden die Verweisungen aus dem ZAK entfernt. Das Projekt wurde zunächst nur mit Personal des Lesesaals durchgeführt, zwischenzeitlich (s.o.) durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZAK und der Titelaufnahme verstärkt.



Für das kommende Jahr ist geplant, mit der Retrokonversion des Bestandes des Katalogsaales zu beginnen.

Im Berichtsjahr wurden im Rahmen der verschiedenen Retrokonversionsprojekte von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stammpersonals und den Hilfskräften zusammen 36.260 Lokaldatensätze erstellt. Insgesamt konnten seit Beginn des Projektes am 1.12.1993 56.833 Exemplardaten erfaßt werden. Obgleich sich seit dem Produktionsbeginn von PICA die nutzbaren Fremdleistungen in der hessischen Ver- bunddatenbank reduziert haben, hat sich im Berichtsjahr das Verhältnis der Fremd- zu den Eigenleistungen im Vergleich zum Vorjahr in noch stärkerem Maße als im Sachgebiet Titelaufnahme der UB positiv entwickelt (1994: 41,2 : 58,8%; 1995: 49,8 : 50,2%). Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß es sich bei dem Bestand des Lesesaals um gängige Grundlagenliteratur handelt, die in stärkerem Maße als die Literatur des Marburger Hauptbestandes schon maschinenlesbar erfaßt ist.

Die Arbeit im Sachgebiet Marburger Periodika-Verzeichnis (MPV) war im Berichtsjahr noch stärker eingeschränkt als in den übrigen Katalogisierungsabteilungen. Vom 1.4. bis 22.10. mußte die DV-Erfassung der Zeitschriften vollständig eingestellt werden. Am 1.4. wurde die HEBIS- Datenbank geschlossen, um die Periodika-Altdaten mit Stand März 1995 in die Zeitschriftendatenbank (ZDB) überführen zu können. Mit der Direktkatalogisierung in die ZDB konnte erst am 23.10. begonnen werden. In dieser Zeit haben sich - ebenso wie in den anderen Katalogisierungsabteilungen - große Rückstände angesammelt, die bis zum Ende des Berichtsjahres noch nicht abgearbeitet werden konnten.

In den ersten drei Monaten des Berichtsjahres wurden von den Mitarbeiterinnen des MPV insgesamt 1.266 Lokaldatensätze erstellt, 290 für Bestände der UB, 976 für Bestände der dezentralen Bibliotheken. Die Zahl der Titelneuaufnahmen konnte seit Einführung der HEBIS-Statistik 1987 nur geschätzt werden. Sie beträgt im Berichtsjahr ca. 150. Seit Beginn der Direktkatalogisierung in die ZDB am 23.10. wurden weitere 96 Titel neu aufgenommen und insgesamt 1.421 Lokaldatensätze erstellt.

Leider ist der Online-Zugriff auf die ZDB in den beiden ersten Monaten ausgesprochen instabil gewesen. Neben Problemen bei der Systemanmeldung kam es auch zu massiven Störungen (Systemausfällen) während der Arbeit, die oft mit dem Verlust der zuvor eingegebenen Daten verbunden waren. Auch die Antwortzeiten waren keineswegs als zufriedenstellend zu bezeichnen.

Die seit dem 23.10. in der ZDB erstellten Katalogisate sind leider noch nicht in das PICA-Zentralsystem überführt worden, was bedeutet, daß der OPAC, Zeitschriften betreffend, zum Ende des Berichtsjahres noch immer auf dem Stand 30. März 1995 war.

Während der Zeit der Schließung der HEBIS-Datenbank waren die Mitarbeiterinnen des MPV vor allem mit der Revision des Zeitschriftenbestandes dezentraler Bibliotheken und fachbereichsfreier Einrichtungen der Universitäts befaßt. Revidiert wurden der Zeitschriftenbestand der Bibliothek Forschungsstelle zum Vergleich wirtschaftlicher Lenkungssysteme, der Bestand von elf Bibliotheken des Fachbereichs Rechtswissenschaften, des Japan-Zentrums, der Germanistischen Bibliothek, der Fachbereichsbibliothek Mathematik/Informatik, der Bibliothek Biologie, sowie der Bibliothek der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Außerdem waren die Mitarbeiterinnen des MPV mit zahlreichen, zeitaufwendigen Korrekturarbeiten beschäftigt, die im Zusammenhang mit der Überführung der HEBIS-Altdaten in die ZDB anfielen.

Eine Mitarbeiterin hat an drei, insgesamt zwei Wochen umfassenden Schulungen, die der Einführung in die ZDB-Katalogisierung dienten, teilgenommen und im Anschluß an diese zentrale Schulung die übrigen Mitarbeiterinnen des MPV eingewiesen. Darüber hinaus haben alle Mitarbeiterinnen des MPV auch an einem 14-tägigen PICA-Katalogisierungskurs teilgenommen.

1995 wurden für die Marburger Bibliographie (MB) 4.102 Datensätze erfaßt: 2.874 Titeldaten, 1.020 neue Daten für die Personendatei sowie 208 Daten für die Akzessionsdatei der Diplom- und Magisterschriften. Dazu wurden in einer getrennten Datenbank weitere 2.050 Titel für den Jahresbericht 1994 des Fachbereichs Humanmedizin aufgenommen, die nach Überprüfungen in die MB übernommen werden können. In der Datenbank waren am 15.12.1995 30.160 Titel, 8.094 Autoren und 842 Einträge in der Diplom- und Magisterschriften-Akzessionsdatei gespeichert.

Die Drucksatzaufbereitung mit Hilfe eines auf dem Drucksatzprogramm TeX/LaTeX aufsetzenden Makropakets wurde im Berichtsjahr realisiert. Es wurden im Berichtsjahr drei Bände der Marburger Bibliographie gesetzt und ausgedruckt: Berichtsjahr 1991 mit 3.652, 1992 mit 3.333 und 1993 mit 3.419 Titeln, die im Frühsommer bzw. im November ausgeliefert wurden. Damit konnte die Redaktion zwei Ziele errei- chen: Einmal die Verkürzung der Zeit zwischen Ende des Berichtsjahres und Erscheinungsjahr auf höchstens anderthalb Jahre und zum anderen die Reduzie- rung der Druckkosten um mehr als 50%.

Der Druck des Jahresbandes 1994 ist für den Sommer 1996 geplant. Die laufende Erfassung der Daten wurde zügig vorangetrieben. Für den Jahresband 1994 sind bereits 1.336 Titel und 119 Nachträge erfaßt; dazu sind noch ca. 1.700 Titel aus dem für den Fachbereich Humanmedizin bearbeiteten Material zu rechnen, die noch überspielt werden müssen. Aus dem Erscheinungsjahr 1995 sind bereits 492 Titel erfaßt.

Die Druckaufbereitung für den bibliographischen Teil des Jahresberichtes des Fachbereichs Humanmedizin wurde ebenfalls auf Basis von LaTeX mit einem eigenen Druckformat erstellt und dem Dekanat im Dezember als fertige Druckvorlage übergeben.

1995 wurden 15 ISBN für Publikationen aus dem Universitätsbereich vergeben und an das Verzeichnis der lieferbaren Bücher (VLB) gemeldet. Aus dem Buchhandel sind insgesamt 492 Bestellungen eingetroffen, die an die heraus- gebenden Einrichtungen der Universität weitergeleitet wurden.

Die Philipps-Universität präsentierte auch 1995 die Publikationen, die im Eigenverlag ihrer verschiedenen Institutionen veröffentlicht worden waren, auf der Buchmesse in Frankfurt. Der Stand der Universität wurde wieder von der Pressestelle und der Universitätsbibliothek betreut. Insgesamt konnten ca. 80 Publikationen, darunter 25 Neuerscheinungen aus dem Jahre 1995, vorgestellt werden. Die ausgestellten Publikationen sind in einem von der Redaktion der MB erstellten Katalog verzeichnet, der auf der Messe verteilt wurde.



2.1.4. Technische Buchbearbeitung

Im Berichtsjahr hat die Universitätsbibliothek 131.926 DM für das Binden ihrer Neuerwerbungen aufgewendet. 120.842 DM wurden für die Leistungen kommerzieller Buchbinder (1994: 132.314) ausgegeben, das sind 8,7% weniger als im Vorjahr. Auf 11.084 DM beziffern sich die Ausgaben für Materialien, die in der hauseigenen Buchbinderei sowie der Einbandstelle benötigt wurden.

Die Zahl der außer Haus gebundenen und reparierten Bände betrug im Berichtsjahr 5.066. Sie reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 405 Bände und damit um 7,4%. Der Durchschnittspreis pro Zeitschriftenband hat sich gegenüber dem letzten Jahr von 24,18 DM nur geringfügig auf 24,65 DM erhöht.

In der Hausbuchbinderei wurden 366 Werke neu gebunden (1994: 232) und 146 (1994: 253) Bände repariert. Darüber hinaus waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Buchbinderei mit zahlreichen weiteren Routine- und Sonderarbeiten beschäftigt, wie z.B. dem Anfertigen und Reparieren von Manila- Einbänden, dem Schneiden und Drucken von Titelschildern, der Herstellung von Vertreterpappen usw.

In der Druckstelle der UB wurden im Berichtsjahr 154.398 Titelkarten hergestellt (1994: 209.646). Diese erneute Reduktion gegenüber dem Vorjahreswert um gut 25% ist - wie schon in den vergangenen Jahren - darauf zurückzuführen, daß weitere dezentrale Bibliotheken des Marburger Bibliothekssystems zur DV- Katalogisierung übergegangen sind. Im Berichtsjahr haben die Mitarbeiter der Druckstelle, von denen einer über einen längeren Zeitraum erkrankt war und zum Jahresende ausgeschieden ist, außerdem zwei größere Publikationen hergestellt und 544.145 Einzeldrucke angefertigt (1994: 383.460).



2.2 Information

Laut Beschluß des Nutzerrats HEBIS-KAT vom Mai 1994 soll die kooperative Sacherschließung im Verbund auf der Basis der Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK) ein Jahr nach Beginn des PICA-Routinebetriebs eingeführt werden. Da dieser Termin um drei Monate verschoben wurde, ist auch mit der kooperativen Sacherschließung nicht vor dem 1.10.1996 zu rechnen. Die UB Marburg hat ihre lokale Sacherschließung schon seit längerem im Sinne der bevorstehenden Verbundlösung gestaltet und erschließt ihren monographischen Neuzugang auf Basis der bundesweit einheitlich verwendeten Schlagwortnormdatei (SWD). Eine Reihe von dezentralen Bibliotheken hat 1994 ebenfalls begonnen, Sacherschließung nach den RSWK zu betreiben - allerdings ohne Abstimmung mit der UB und nicht immer ganz regelkonform und unter strikter Beachtung der SWD. Als Folge ist bereits jetzt im lokalen OPAC eine uneinheitliche Schlagwortvergabe zu beobachten.

Für den Benutzer ist es gleichwohl sehr vorteilhaft, daß für ihn seit der Umstellung auf PICA die Sacherschließungsleistungen der UB im OPAC direkt verfügbar sind.

Die Zahl der kostenpflichtigen Recherchen in Datenbanken externer Hosts, die vom Fachpersonal der Informationsvermittlungsstelle (IVS) ausgeführt werden, war in den vergangenen Jahren erkennbar rückläufig und ist im Berichtsjahr nahezu auf dem Nullpunkt angelangt. Im Berichtsjahr wurden 12 (Vorjahr: 55) Recherchen durchgeführt. Die Zahl der von der IVS betreuten Daueraufträge betrug acht (davon sechs in der Medizin, einer in der Mikrobiologie, einer in der Chemie). Diese Daueraufträge decken einen hochspezialisierten Bedarf an Informationen einzelner Wissenschaftler der Philipps- Universität, der anderweitig überhaupt nicht oder nicht kostengünstig gedeckt werden kann.

Die Informationsversorgung der Wissenschaftler und der Studierenden aus Datenbanken wird inzwischen nahezu vollständig über Datenbanken auf CD-ROMs gewährleistet, die auf Servern der Universitätsbibliothek installiert sind. Die meisten Datenbanken können von allen PCs aufgerufen werden, die an das Universitätsnetz (UMRNet) angeschlossenen sind. Einzelne spezielle Datenbanken können nur an mit CD-ROM-Laufwerken ausgerüsteten PCs im Katalogsaal der UB benutzt werden. Die Nutzung dieser Datenbankdienste ist kostenfrei und kann von den Benutzern selbständig durchgeführt werden.

Im Berichtsjahr wurden 25 Datenbankdienste auf CD-ROM im Netz und neun Dienste zur Benutzung im Haus der Universitätsbibliothek angeboten. Die Universitätsbibliothek hat fünf neue Datenbanken auf CD-ROM erworben und eine weitere Datenbank (PsycLIT) mit Mehrfachzugriffen ausgestattet.

Die Nutzung dieser Datenbanken hat im Berichtsjahr noch einmal eine explosionsartige Steigerung erfahren. Insgesamt wurden 81.499 Aufrufe (Vorjahr: 36.283) erfaßt: Diese verteilen sich auf 33.380 Aufrufe (Vorjahr: 20.063) von allgemeinbibliographischen Datenbanken und 48.119 Aufrufe (Vorjahr: 16.220) von Fachdatenbanken. Ferner sind 6.044 vergebliche Aufrufe von im Netz angebotenen Datenbanken gezählt worden; diese verteilen sich auf nahezu alle im Netz angebotenen Dienste, weil aus Kostengründen nur vier der 19 im Netz zu nutzenden Datenbanken mit einer unbeschränkten Zahl an erlaubten gleich- zeitigen Zugriffen ("Campus-Lizenz") ausgestattet sind.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Universitätsbibliothek lag in diesem Jahr auf der Schaffung einer ausreichenden Kapazität an vernetzten PC- Arbeitsplätzen für Benutzer in den Räumlichkeiten der UB und den dezentralen Bibliotheken. Im Katalogsaal der UB wurde ein zweiter PC-Pool neu eingerichtet und der erste Pool noch einmal vergrößert. Weitere einzeln aufgestellte PCs sind an für die Benutzer leicht zugänglichen Stellen aufgestellt worden. Insgesamt stehen nunmehr 33 PCs für Benutzer der Univer- sitätsbibliothek zur Verfügung.

Einführungen in die Recherche in CD-ROM Datenbanken finden regelmäßig statt. Sie werden für die Fachdatenbanken von den zuständigen Fachreferentinnen und Fachreferenten und für die all- gemeinbibliographischen Datenbanken von Mitarbeiterinnen des Katalogsaals durchgeführt.

Ständig auf dem aktuellen Stand gehaltene Informationen über das Angebot an Datenbanken auf CD-ROM der Universitätsbibliothek (kurze Beschreibungen der Inhalte und Nutzungsmöglichkeiten der Datenbanken, kurze Benutzungsführer, Termine für die Einführungsveranstaltungen) werden über Informationsblätter und den GOPHER der Universitätsbibliothek veröffentlicht.

Die passive (nehmende) Fernleihe verzeichnete einen Rückgang von 11,9 % auf 32.264, was die Anzahl der abgegebenen roten Leihscheine betrifft, und von 7,2 % auf 26.938, was die tatsächlich von der Bibliothek abgeschickten Bestellungen betrifft. Möglicherweise hat der Ende 1994 in Betrieb genommene OPAC, der täglich ca. tausendmal aufgerufen wird, die Ausschöpfung der vor Ort vorhandenen Bestände verbessert. Im Gegensatz zum Zettelkatalog und den früheren Mikrofiche-Katalogen bietet der OPAC erheblich bessere formale (z.B. mit Stichwörtern) und auch sachliche (mit Schlagwörtern) Zugriffsmöglichkeiten auf die Bestände der UB und der Institute. Insbeson- dere durch die jetzt mögliche sachliche Recherche kann die vor Ort vorhandene Literatur besser genutzt werden als bei nur gezielter formaler Suche nach einem ganz bestimmten Titel.

Die Zahl der im Signier- und Bibliographierdienst (SBD) bearbeiteten Fernleihscheine lag 1995 um 5.326 höher als die Zahl der von der Fernleihe tatsächlich abgeschickten Bestellungen. Das sind 16,5 % des Gesamteingangs im SBD. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Fernleihbestellungen, bei denen sich während der Bearbeitung im SBD herausstellt, daß die gewünschten Titel in der UB oder einer anderen Bibliothek in Marburg vorhanden sind. 1994 betrug diese Differenz noch 7.617 Fernleihscheine (= 20,8%).

Auswärtiger Leihverkehr
Verhältnis von Gebender zu Nehmender Fernleihe

        Gebender/aktiver   Nehmender/passiver
        Leihverkehr        Leihverkehr

1985    28.639  -8,8 %     29.720        -0,3 %

1986    30.870  +7,7 %     32.012        +7,7 %

1987    28.802  -6,7 %     36.929       +15,3 %

1988    26.372  -8,5 %     38.396        +3,9 %

1989    23.986  -9,0 %     34.714        -9,6 %

1990    23.221  -3,2 %     32.350        -6,8 %

1991    23.845  +2,7 %     30.683        -5,2 %

1992    25.440  +6,7 %     31.110        +1,4 %

1993    24.193  -4,9 %     29.258        -6,0 %

1994    24.593  +1,7 %     29.020        -0,8 %

1995    23.972  -2,5 %     26.938        -7,2 %


Die Anzahl der im SBD für die aktive (gebende) Fernleihe bearbeiteten Fernleihbestellungen (das sind die, die ohne Angabe der Signatur eingehen) ist 1995 im Vergleich zum Vorjahr um 3.759 Leihscheine zurückgegangen: 1994: 14.085; 1995: 10.326 (Rückgang um 26,7 %). Die Zahl der aktiven Fernleihbestellungen insgesamt ist aber 1995 nur leicht um 621 Bestellungen zurückgegangen: 1994: 24.593; 1995: 23.972 (Rückgang von 2,5 %). Damit ist eine deutliche Verschiebung zugunsten der Bestellscheine zu beobachten, die bereits mit Sigel und Signatur eintreffen und direkt in das Magazin gehen (Anteil der Bestellungen ohne Signatur 1994: 57,3 %; 1995: 43,1 %). Allerdings gibt es oft Leihscheine, bei denen die angegebene Signatur sich als nicht korrekt herausstellt und nochmal eine Überprüfung im SBD erfolgen muß.

Abgenommen haben die Bestellungen aus den drei Bibliotheken, für die die UB Marburg als Leitbibliothek fungiert: 1994 waren es 467 Fernleihscheine, 1995 waren es 282, von denen ca. 2/3 für die passive Fernleihe bearbeitet wurden.

Der Übergang auf PICA gestaltete sich für den SBD nicht ganz so brisant wie z.B. für die Titelaufnahme, da HEBIS-KAT noch bis Ende September (wenn auch mit häufigen Ausfällen) für die Recherche geöffnet war. Außerdem stand in Marburg im Gegensatz zu den meisten anderen hessischen Bibliotheken bereits der OPAC (wenn auch nicht mit ganz aktuellem Stand) zur Ver- fügung, so daß nicht auf die Benutzung der veralteten Mikrofiche-Kataloge zurückgegriffen werden mußte. Die Recherche-Schulungen für das Zentralsystem fanden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SBD und des Einsatzteams Ende Oktober statt. Inzwischen sind alle mit dem System weitgehend vertraut.

Die für die Arbeit des SBD wichtigsten überregionalen Kataloge, ZDB und DBI-VK, stehen seit August bzw. Mai 1995 als CD-Rom-Ausgabe im Netz zur Verfügung. Weitere im Netz angebotene Bibliothekskataloge werden inzwischen auch öfter für bibliographische Ermittlungen (z.B. der kalifornische Verbundkatalog MELVYL) oder zur Ermittlung von Standortnachweisen herangezogen (z.B. der Katalog des Südwestverbunds). Diese neuen Möglichkeiten haben die Recherchesituation wesentlich verbessert, insbesondere bei unvollständigen oder fehlerhaften Fernleihbestellungen. Zugleich hat sich damit bei der Bearbeitung von Fernleihbestellungen eine deutliche Verlagerung der Tätigkeit auf Online- Ermittlungen am PC ergeben.



2.3 Benutzung

Das Jahr 1995 stand im Zeichen des Ausbaus sowohl des Ausleihmoduls (OUS) von PICA als auch der weiteren Arbeiten am Gesamtkatalog (OPAC). Das Ausleihmodul bewährte und stabilisierte sich. Der vorgesehene Ausbau des OPAC gelang dagegen nicht im gewünschten Umfang. Das lag vor allem daran, daß die für den 1.7.95 geplante Inbetriebnahme des Gesamtsystems (CBS) in Frankfurt erst zum 1.10.95 realisiert wurde und auch dann noch nicht ganz vollständig. Bis zum Ende des Betriebsjahres fehlte z.B. die wichtige Funktion des Online-Updates der Titelaufnahmen. Daher konnten einige Funktionen der Ausleihverbuchung noch nicht in Betrieb genommen werden. Auch konnte das Bestellsytem MARLIS noch nicht durch die Bestellkomponente im OPAC abgelöst werden.

Erfolgreich verlief die Ablösung der MicroVAX durch einen DEC-Alpha-Rechner mit größerer Leistungsfähigkeit. Zum selben Zeitpunkt wurde von PICA die neue OUS-Version 3.2 eingeführt.

Nachdem bereits Ende 1994 die Öffnungszeiten der Lehrbuchsammlung auf 83,5 Wochenstunden ausgedehnt und damit den Zeiten der Präsenzbereiche Lesesaal, Katalogsaal und Zeitschriftenmagazin angepaßt worden waren, wurden am 1.10.1995 auch die Öffnungszeiten der Leihstelle erweitert, und zwar auf Montag bis Donnerstag 9.00 bis 17.00 Uhr und Freitag 9.00 bis 14.30 Uhr. In diesem Zusammenhang wurde zwischen dem Präsidenten der Philipps-Universität und dem Personalrat eine Dienstvereinbarung abgeschlossen, in der festgelegt wurde, daß alle Mitarbeiter aus den Bereichen Ortsleihe, Fernleihe und Magazin mit ihrer Arbeitszeit in einem bestimmten Umfang rotieren.

Die Benutzer wissen die Verbesserung des Service zu schätzen. Eine Verlagerung der Nutzung auf den Spätnachmittag ist zu beobachten. Die Ortsleihe sieht sich zunehmend gezwungen, ihre Einsatzpläne diesem veränderten Benut- zerverhalten anzupassen. Ein wirkliches Fazit wird sich allerdings erst nach etwa einjähriger Erprobungszeit ziehen lassen.

Die 1994 neugestalteten Arbeitsplätze der Orts- und Fernleihtheke haben sich bewährt; da auch die Ausstattung mit PCs inzwischen ausreichend ist, kann der Normalbetrieb recht gut bewältigt werden.

In der Lehrbuchsammlung ist wieder ein starker Zuwachs der Ausleihen zu verzeichnen, nicht nur gegenüber dem Vorjahr, sondern auch gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 1993 (1993: 169.962; 1994: 164.094; 1995: 180.696). So erfreulich diese Tatsache für sich allein genommen auch ist, da ein wichtiger Sektor des studentischen Literaturbedarfs recht gut abgedeckt wird, so hat sie doch auch ihre Schattenseite. Die Gesamtzahl der positiv erledigten Bestellungen ohne die Lehrbuchausleihe (Magazin, ZM, Fernleihe, Lesesaal) hat sich nämlich auch 1995 wieder um 8,7 % auf 115.634 verringert - deutlich eine Folge der dauernden Unterdotierung, die zu einer Auszehrung der Substanz geführt hat. Die erfreulicherweise seit geraumer Zeit für die Lehrbuchsammlung gesondert zugewiesenen Mittel dienen ja nicht der Substanzvermehrung der Bibliothek, die Lehrbücher sind Verbrauchsmaterial und werden, wenn sie zerfleddert sind, makuliert.

59.554 Bände wurden aus dem Magazin in die Ortsleihe gegeben, 9,8 % weniger als im Vorjahr. Die Benutzung des Zeitschriftenmagazins, das als Freihandbestand zu- gänglich ist, kann statistisch nicht erfaßt werden. Lediglich als Indikator zu werten ist die Zahl der Bände, die vom Magazinpersonal wieder eingestellt wurden. Sie ist um 14,4 % auf 14.703 zurückgegangen. Hintergrund dieses Rückgangs ist ohne Frage, daß der Abbestellaktion des Jahres 1995 weitere 20 % aller Zeitschriftenabonnements zum Opfer fielen. Aktive und passive Fernleihe gingen um 2,5% bzw. 7,2% zurück, die Lesesaalausleihen um 5,6%. Das Gesamtausleihvolumen stieg dennoch um ca. 1,1% auf fast 341.000 Ausleihen.

Erfreulich ist die Entwicklung der Zahl der aktiven studentischen Nutzer. Waren 1985 nur etwa 50% der immatrikulierten Studentinnen und Studenten gleichzeitig auch aus- leihaktive Nutzer der Universitätsbibliothek, stieg dieser Anteil bis 1995 auf nunmehr 78,5%.

Zur Zählung der Tagesnutzer ist Ende 1994 ein automatisches Zählsystem installiert worden. Eine Vergleichszählung im Dezember 1994 ergab, daß die maschinell erfaßten Werte erheblich über den per Strichliste geführten Statistiken lagen. Die "Handstatistik" betrug nur 62,6 % der automatischen Zählung. Eine gewisse Skepsis ist sicher angebracht. Pro Öffnungstag wurden im Durchschnitt 1.597 Besucher des Freihandbereiches der UB gezählt (806 im Vorjahr). Das Tagesmaximum lag bei 2.548 Besuchern (1994: 1.322).


Im Vergleich mit den an der Sperre gezählten Besuchern und der sichtbaren Auslastung des Lesesaals ist der Umfang der Bestellungen von Büchern aus dem Magazin in den Lesesaal erstaunlich gering. Die Zahl der ausgegebenen Bände sank um 5,6 % auf 24.764 und liegt damit geringfügig über den Werten von 1992 und 1993.

Die Arbeit im Auskunftsdienst war 1995 weiterhin durch die zunehmende Verlagerung des Beratungsbedarfs von den konventionellen hin zu den elektronischen Auskunfts- mitteln geprägt.

Die Zahl der PC-Arbeitsplätze konnte im Laufe des Jahres von elf auf insgesamt 33 erhöht werden. Dabei wurde der bislang einzige Pool in Auskunftsnähe von acht auf zwölf Plätze erweitert; alle dort installierten Geräte wurden mit CD-ROM-Laufwerk und Maus versehen, so daß an diesen zwölf Geräten Einzelplatzanwendungen möglich sind. Zum Wintersemester wurde wie geplant ein zweiter Pool mit 15 Arbeitsplätzen nahe dem Katalogsaaleingang eingerichtet. Die drei Einzelplätze auf den Katalogtischen blieben erhalten. Durch den Austausch der alten Geräte ist ein überwiegend einheitlich leistungsfähiger Gerätepark entstanden.

Damit ist zwar der Engpaß im Zugang zu OPAC und CD-ROM-Datenbanken beseitigt, aber gleichzeitig entstand ein neues Problem. Sprunghaft stieg die Belegung der Geräte durch Nutzer an, die weder Katalog- noch Literaturrecherchen betrieben, sondern Texte schrieben, e-mails verschickten, im Internet surften oder interaktive Spiele durchführten und damit einen Engpaß auf neuer Ebene verursachten.

Der Online-Gesamtkatalog (OPAC) wurde zunächst als "Testversion" parallel zum Mikrofiche-Gesamtkatalog (MF-GK) an den Plätzen des späteren Pool 2 angeboten. An den MF-Drehständern waren Informationszettel angebracht, die auf die Möglichkeiten des OPAC hinwiesen, Aufsteller auf den Zettelkatalogen forderten auf, generell auch im OPAC nachzusehen. Zu wenig Geräte und teilweise fehlerhafte und fehlende Besitzangaben im OPAC machten aber die MF- Benutzung noch erforderlich. Nach einer kompletten Neukonvertierung der Marburger Daten (Stand März 1995) im Sommer waren die wichtigsten Mängel behoben.

Seit Oktober 1995 ist der OPAC trotz aller noch vorhandenen Mängel der Hauptkatalog für den neueren Buchbestand und alle Zeitschriften. Der OPAC wird durchweg positiv angenommen, insbesondere die Sucherfolge bei unvollständigen oder ungenauen Titelangaben und die sachlichen Suchmöglichkeiten werden geschätzt. Die Benutzer vermissen allerdings inzwischen verstärkt die noch nicht freigegebenen Möglichkkeiten zum Speichern, Ausdrucken von Suchergebnissen und natürlich auch Bestellung und Vormerkung im OPAC.

Für 53 Kolleginnen und Kollegen im Haus und in den Fachbereichen hat die Auskunft in Vorbereitung auf den PICA-Umstieg Einführungen in die OPAC- Benutzung durchgeführt. Nach dem Anschluß der dezentralen Bibliotheken wurde analog zu dem CD-ROM-Angebot auch die Kurzübersicht zur OPAC- Benutzung als Textdatei über das Netz zur Verfügung gestellt.

Eine hausinterne OPAC-AG hat die Testphase des OPAC bis zum Frühjahr begleitet und Mängel und Verbesserungswünsche zusammengetragen und an die zuständigen Gremien weitergeleitet.

Alle Sonderkataloge in Zettelform wurden 1994 eingestellt. Durch den Wegfall der Sortierarbeiten an diesen Katalogen freiwerdende Anteile der Arbeitszeit wurden zur Vorbereitung der Retrokonversion des Marburgensia-Katalogs eingesetzt.

337 schriftliche Auskünfte wurden erteilt, davon 211 von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Auskunft, 126 vom wissenschaftlich ausgebildeten Personal der Bibliothek.

Die Monatsbesprechungen des Fachauskunftsdienstes (FAD) werden vom aktiven Kreis derjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besucht, die regelmäßig, d.h. mindestens einmal in zwei Monaten, Dienst tun. Dies sind durchschnittlich 13 bis 14 Personen.

Die Übersicht "Die wichtigsten allgemeinen Auskunftsmittel" wurde aktualisiert. Sie liegt am Auskunftsplatz und im FAD-Ordner aus. Zunehmender Informations- und Schulungsbedarf ergab sich für die Mitglieder des FAD bei technischen Fragen zur PC-Benutzung. Es wurde u.a. eine Kurzübersicht für verschiedene häufige Anfragen erstellt, die auch an den PC-Plätzen ausliegt. Zehn Mitglieder des FAD wurden in den Bereichen Speicherung, Virensuche, Virenlöschung etc. geschult.

Insgesamt nahmen 1.301 (1994: 1.212) Personen an den allgemeinen Einführungen in die Benutzung teil. Nach Benutzergruppen setzt sich diese Zahl zusammen aus 876 (791) Studierenden, 304 (297) Schülern und 121 (124) anderen Benutzern.

Als allgemeiner Hinweis für die Monatseinführungen wurde ein Informationsblatt erstellt, das in der Eingangshalle und im Katalogsaal als Plakat aushängt und im Format DIN A 5 den Fachbereichen und Instituten zur Auslage angeboten wurde. Für die Semestereinführungen wird regel- mäßig ein solches Blatt mit den Terminen erstellt, ausgehängt und verteilt.

Einführungen in die Benutzung von Datenbanken wurden in den Semestermonaten vierzehntägig zu einem festen Termin angeboten. Da die UB auch in diesem Bereich nur Hilfe zur Selbsthilfe, nicht aber eine Begleitung bei der konkreten Recherche bieten kann, sind aktuelle und übersichtliche schriftliche Anleitungen für die Datenbanknutzung wichtig. Weder die online-Hilfe-Texte noch die mitgelieferten Texte oder Handbücher sind dafür geeignet. Es wurden deshalb für insgesamt elf CD-ROM-Datenbanken (für alle fachübergreifenden und zwei fachbibliographische Datenbanken) nach einem einheitlichen Strukturschema Kurzanleitungen zur Benutzung im Umfang von zwei DIN A 4-Seiten erstellt und an den Pools und den Einzelplätzen in Ordnern ausgelegt. Diese Hilfen wurden sehr gut angenommen.

Mit der Erweiterung des CD-ROM-Angebots und der überwiegenden Nutzungsmöglichkeit im Universitätsnetz wurden diese und andere Dienstleistungen der UB im Gopher-Eintrag der UB angezeigt. Trotzdem ist es sinnvoll, Informationen über neue und konventionelle Medien auch für die Bibliotheksbenutzer im Haus als konventionelle Information anzubieten. Die bisherigen Informationsblätter sind im Berichtsjahr redaktionell überarbeitet worden.

Auffällig, aber nicht erstaunlich ist der Rückgang der Zahl der in Selbstbedienung angefertigten Kopien erstmals unter eine Million (1994: 1.116.060; 1995: 990.092). Die Kopierstelle ist im Nebenraum des Zeitschriftenmagazins untergebracht, und die Zeitschriften sind die Hauptquelle für die Kopien. Mit dem drastischen Rückgang der Zeitschriften durch Abbestellung und Verlagerung in die Teilbibliotheken mußte folgerichtig das Kopiervolumen sinken.

Die Summe der verausgabten Portogebühren konnte von 53.847,00 DM auf 50.111,90 DM reduziert werden. Die Pakete, deren Zahl von 923 auf 994 stieg, haben daran mit 6.782,70 DM nur einen relativ geringen Anteil. Insgesamt machte die Pack- stelle 6.672 Sendungen versandfertig. Kostengünstig ausgewirkt hat sich die starke Verlagerung auf Bücherwagensendungen (1994: 1.025; 1995: 1.695).



2.4 Sonderabteilungen und Sammelschwerpunkte

2.4.1 Abteilung Handschriften, Rara und Bestandserhaltung

Im Berichtsjahr konnte der Bestand an Handschriften durch folgende Neuerwerbungen erweitert werden:

Im Januar erwarb die Bibliothek von der Autographenhandlung J. A. Stargardt, Berlin, einen eigenhändigen Brief des Marburger Professors der Mineralogie und Geognosie Wilhelm Dunker (1809 - 1885) an einen ungenannten Kollegen vom 4. September 1859 für 120 DM.

Im Juli schenkte Herr Dr. Wilhelm Braun-Elwert, Marburg, der Bibliothek einen ei- genhändigen Brief des Marburger Professors der Mathematik und Physik Christian Ludwig Gerling (1788 - 1864) an den amtierenden Prorektor der Philipps- Universität vom 24. April 1856 sowie einen ebenfalls an den Prorektor gerichteten eigenhändigen Brief des Marburger Professors der Rechte Conrad Büchel (1800 - 1875) vom 14. Mai 1849.

Mit Schreiben vom 16. August 1995 übersandte die Forschungsstelle zum Vergleich Wirtschaftlicher Lenkungssysteme (Frau Dr. Hamel) der Bibliothek einen Aktenordner aus dem Nachlaß des Marburger Professors der Volkswirtschaftslehre K. Paul Hensel (1907 - 1975). Den Inhalt bilden Lebensdokumente verschiedener Art (Ausweise, Urkunden, Zeugnisse, Nachrufe, Kondolenzschreiben, Schriftwechsel um die Grabstelle) sowie eine Prüfungsarbeit Hensels. Diese Materialien waren der Forschungsstelle aus Familienbesitz zur Weitergabe an die Universitätsbibliothek überlassen worden.

Im Oktober übernahm die UB einen Teilnachlaß des Kulturphilosophen und Literaturwissenschaftlers Eugen Kühnemann (1868 - 1946), der von 1900 bis 1903 außerordentlicher Professor der Philosophie in Marburg war, bevor er über Bonn und Posen nach Breslau ging, wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gelebt und gelehrt hat. Diese Sammlung von Lebensdokumenten, Korrespondenz, Manuskripten, eigenen Veröffentlichungen und Photos hatte sich bislang in Kühnemanns Breslauer Wohnung befunden und war von den jetzigen Wohnungsinhabern einer in Deutschland lebenden Angehörigen ausgehändigt worden, die sie dann dem hiesigen Institut für Philosophie zwecks Weitergabe an eine geeignet erscheinende Aufbewahrungsstätte zur Verfügung stellte.

Ebenfalls im Oktober erwarb die Bibliothek von Herrn Prof. Dr. Peter Nannestad, Brabrand (Dänemark), eine Nachschrift der Pandektenvorlesung Friedrich Carl von Savignys aus der Zeit um 1830 für 1.200 DM. Von wem die Nachschrift stammt, ist unbekannt; der in einer Ecke des Titelblattes eingetragene Name "C. Göriz" scheint nur einen Vorbesitzer zu bezeichnen.

Ferner gingen der Bibliothek im Oktober über das Seminar für Neuere Geschichte der Universität München verschiedene Stücke zur Ergänzung des Teilnachlasses des Marburger, später Münchener Neuhistorikers Fritz Wagner (geb. 1908) zu. Hierbei handelte es sich u. a. um Materialien zu Seminaren, zum Hessischen Hochschulgesetzentwurf von 1965 sowie zur Ranke-Gesellschaft.

Von Frau Dr. Johanna Jantsch, Aachen, erhielt die Bibliothek im November eine Xe- rokopie der maschinenschriftlich aufgezeichneten Lebenserinnerungen des Journalisten und Rade-Biographen Johannes Rathje (1879 - 1957). Diese Kopie, die der UB mit dem Einverständnis der Nachkommen Rathjes überlassen worden ist, bildet eine aufschlußreiche Ergänzung zu den Materialien, welche die Bibliothek bereits seit längerem aus dem Nachlaß Rathjes besitzt und die für die Entstehungsgeschichte der von Rathje verfaßten Lebensbeschreibung Martin Rades von Wichtigkeit sind.

Auch an älteren Marburger Drucken konnte der Bestand im Jahre 1995 ergänzt werden:

Von dem Antiquariat Konrad Meuschel, Bad Honnef, erwarb die UB im Frühjahr zum einen von dem Mailänder Juristen und Kanoniker Alessandro Moneta (Lebensdaten unbekannt) die 1599 von Paul Egenolph gedruckten "Duo tractatus: Alter de optione canonica, alter de decimis" (zusammengebunden mit: P. Rebuffus - D. Tyndarus. Tractatus de decimis. Coloniae 1590), zum anderen einen 1601 erschienenen Folio-Einblattdruck mit einem Gedicht des aus Herford stammenden, in der Marburger Universitätsmatrikel des Jahres 1599 nachgewiesenen Studenten Caspar Waterham "In honorem nobilissimorum ac amplissimorum virorum a Grapendorff in Schuckenmula" aus der Offizin Caspar Scheffer. Der Kaufpreis von insgesamt 1.340 DM wurde in voller Höhe vom Marburger Universitätsbund übernommen.

Mit Vertrag vom 4. September 1995 übernahm die Universitätsbibliothek den Nachlaß des Marburger Professors für Systematische Theologie und Sozialethik Dr. Hans Graß (1909 - 1994) als Depositum zur Aufbewahrung (vgl. Jahresbericht 1995, S. 50f.).

Das Paul-Tillich-Archiv erfuhr im Juni durch den Zugang von Materialien aus dem Nachlaß der Tillich-Herausgeberin Renate Albrecht (gest. 1992) eine Erweiterung von erheblichem Ausmaße. Hierbei handelte es sich um Kopien bzw. Transkriptionen von Manuskripten, Notizen und Briefen Paul Tillichs, ferner um Tonbänder mit Vorträgen und Vorlesungen desselben sowie um Korrespondenz der Paul-Tillich-Gesellschaft, deren Geschäftsstelle zeitweise von Renate Albrecht geführt worden ist. Die Materialien waren nach dem Tod von Frau Albrecht aufgrund letztwilliger Verfügung in die Privatsammlung Joachim Müller (Berlin) gelangt, mit welchem der Vorstand der Deutschen Paul-Tillich- Gesellschaft dann eine Überführung nach Marburg vereinbarte. Ihr Umfang beläuft sich auf etwa 10 lfd. m. Darüber hinaus wurde der Archivbestand von verschiedenen Seiten durch Zusendungen von Büchern, Sonderdrucken und Kopien ergänzt; hier sind besonders die Bestandsverzeichnisse der Tillich-Archive in der Andover-Harvard Theological Library in Cambridge (Mass.) sowie in Québec (Université Laval, Faculté de théologie) zu erwähnen. Mit der Verzeichnung der Neuzugänge wie auch mit der Erstellung einer neuen Bestandsliste war seit dem März 1995 im Auftrag der Deutschen Paul-Tillich-Gesellschaft Herr cand. theol. Stephan Lauer beschäftigt.

Die dem Reichwein-Archiv angegliederten Wanderausstellungen "Adolf Reichwein (1898 - 1944) - Reformpädagoge, Volkskundler, Widerstandskämpfer" und "'... in der Entscheidung gibt es keine Umwege'. Adolf Reichwein 1898 - 1944. Reformpädagoge - Sozialist - Widerstandskämpfer" wurden im Laufe des Jahres 1995 in Bad Ems, Hilden, Siegen und Wiesbaden gezeigt. Die letztgenannte Ausstellung enthielt auch einige Leihgaben aus dem Bestand der Universitätsbibliothek (vgl. Abschnitt A 4.1.1).

Die im Jahre 1992 begonnene und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften an der Hessischen Landesbibliothek Fulda wurde fortgesetzt, ebenso die Vorordnung des Nachlasses Heiler in der UB. Für die letztere stand seit dem 10. Juli auch eine studentische Hilfs- kraft zur Verfügung, wodurch die Arbeiten eine wesentliche Beschleunigung erfuhren. Bis zum 1. Dezember 1995, dem Fälligkeitsdatum für den zweiten Halbjahresbericht an die DFG, wurden 31 mittelalterliche Handschriften beschrieben und beim Nachlaß Heiler 10.308 Briefe und Karten von 2.077 Absendern in einem durchgängigen Alphabet zusammengeführt. Ferner wurde für die mittelalterlichen Handschriften mit den Arbeiten an einem Incipit- Register begonnen, während beim Nachlaß Heiler für die Korres- pondenz der Absender mit dem Anfangsbuchstaben A (624 Briefe etc. von 113 Absen- dern) unter Zugrundelegung der "Regeln für die Katalogisierung von Nachlässen und Autographen" (RNA; Entwurffassung vom 11. August 1995) ein detailliertes Verzeichnis erstellt wurde.

2.4.2 Sammelschwerpunkte

2.4.2.1 Hassiaca, Marburgensia

Der Monographienerwerbung für das Sondersammelgebiet Hassiaca standen 1995 nur 2.500 DM zur Verfügung. Umso bedeutsamer ist die Tatsache, daß etliche Autoren, Herausgeber und Verlage der UB ihre Publikationen schenkten.

Auch 1995 beteiligte sich die UB Marburg an der Auswertung von Zeitschriften und Zeitungen für die Hessische Bibliographie. Es werden hier derzeit 21 Periodica ausgewertet. Im Hinblick auf die auszuwertenden Titel fand im Laufe des Jahres eine begrenzte Neuverteilung unter den hessischen Bibliotheken statt. Es wurden ferner alle einschlägigen Marburger Dissertationen in der UB für die Bibliographie erfaßt. Die ausgewählten Aufsätze und Dissertationen (ca. 200) wurden nach dem System ABACUS aufgenommen und mit Klassifikation und Schlagwörtern versehen per Diskette an die Zentralredaktion nach Frankfurt weitergeleitet.

Im Rahmen der Aktion zur Verfichung historischer Buchbestände wurden 69 Einheiten für die Verfichung vorbereitet und ungefähr zwei Drittel bereits im Rücklauf überprüft. Den größten Posten bildeten dabei die Personal- und Vorlesungsverzeichnisse der Philipps-Universität (bis 1934) und das Verzeichnis der Studierenden (bis 1947).

Für die Bibliographie zur Geschichte der Universität Marburg (BIGUM) wurden in diesem Jahr zwei bisher getrennte Datenblöcke vereinheitlicht und zusammengespielt. Ferner wurden die Neuerscheinungen verfolgt und aufgenommen und im Rahmen des Möglichen Periodica retrospektiv ausgewertet. 1995 wurden 357 Titel aufgenommen.



2.4.2.2. Religionswissenschaft

Trotz der katastrophalen Haushaltssituation konnten die im Bereich des Sammelschwerpunktes Religionswissenschaft gehaltenen Zeitschriften im Berichtsjahr noch fortgesetzt werden. Bedauerlicherweise mußten aber in den benachbarten Disziplinen wie der Orientalistik einige Periodika abbestellt werden, die u.a. auch religionswissenschaftlich relevante Literatur enthalten. Alle Abbestellungen sind in Absprache mit den Fachbereichen getroffen worden.

Für die Beschaffung von Monographien standen auch in diesem Jahr wieder 3.000 DM zur Verfügung, die ausschließlich für Werke der allgemeinen und vergleichenden Religionswissenschaft aufgewendet worden sind. Bevorzugt wurde eine Reihe von Bibliographien zu spezielleren Themen und Nachschlagewerke angeschafft. Zu den besonderen Anschaffungen zählt die Oxford Encyclopedia of the Modern Islamic World in vier Bänden, die im Lesesaal aufgestellt ist.

Abgesehen von der verbalen Sacherschließung nach RSWK (seit 1990), wird schon seit 1930 ein spezieller, systematischer Sachkatalog geführt. Mit der Einführung von HEBIS-KAT (1987) wurden auch die sachlichen Notationen maschinenlesbar erfaßt. Die mit Notationen versehenen Titelkärtchen wurden weiterhin in den konventionellen Zettelkatalog eingearbeitet.

Da im OPAC die Notationen suchbar sind, wurde Ende 1994 der Titelkartendruck für die Bestückung des konventionellen Katalogs eingestellt. Für die Benutzung heißt das fortan, daß die religionswissenschaftliche Literatur ab 1987 auch über die Systematik im Online-Katalog recherchierbar ist. Am Bildschirm nicht suchbar sind allerdings die Beschreibungen der Systematikstellen. Als Übergangslösung wird deshalb das Schlagwortregister mit Verweisungen auf die Systemstellen vorerst konventionell weitergeführt.



2.4.2.3 Kanada

Die Universitätsbibliothek Marburg hat im Haushaltsjahr 1995 28.025 DM aus eigenen Mitteln für ihre Alan Coatsworth Canada Collection aufgewendet. Von dieser Summe entfielen fast 15.000 DM auf den Erwerb von Monographien und ca. 13.000 DM auf den Zeitschriftenerwerb. Der Zugang in Bänden belief sich im Berichtsjahr auf 1.257. Die Sammlung umfaßt jetzt ca. 37.500 Bände, 10.000 Karten und 363 laufende Zeitschriften.

Im Rahmen seines Library Support Program stellte der International Council for Cana- dian Studies (ICCS), Ottawa, der Universitätsbibliothek Mittel in Höhe von 2.500 kanadischen Dollar zur Verfügung. Aus diesen Mitteln wurden Monographien aus der aktuellen kanadischen Verlagsproduktion erworben.

Im Rahmen des Canadian Studies Program des kanadischen Außenministeriums in Ottawa wurden der Universitätsbibliothek 15.000 kanadische Dollar zur Verfügung gestellt. Die Zuwendung dient der Weiterentwicklung der Universitätsbibliothek in ihrer Funktion als Dokumentationszentrum für Kanada-Studien. Die genannte Summe steht zu jeweils gleichen Anteilen in den Haushaltsjahren 1995 bis 1997 zur Verfügung.

Die Association for the Export of Canadian Books, Ottawa, gewährte der Universitätsbibliothek Marburg die Auswahl aus den Büchern des kanadischen Stands auf der Frankfurter Buchmesse. Auf diesem Wege gelangten 40 Titel (davon 22 Canadiana) aus der aktuellen kanadischen Verlagsproduktion in die Universitätsbibliothek.

Der Austausch verfilmter Literatur mit der University of Toronto Library (UTL) wurde fortgesetzt. Die UTL erhält laufend die Titel in Mikroform, die von der UB Marburg im Anschluß an das von der Volkswagenstiftung initiierte Programm zur Mikrofichierung historischer Buchbestände verfilmt werden. Im Gegenzug kommen aus Toronto Titel, die dort sicherheitsverfilmt werden.

Das Canadian Government Publishing Centre, Ottawa, gewährte die Fortführung des Auswahlprivilegs in den Weekly Checklists im Rahmen seines Depositary Services Program.

Im Berichtsjahr hat die Universitätsbibliothek zwei Publikationen mit kanadistischem Inhalt herausgegeben: den 8. Band der von der Universitätsbibliothek im Auftrag der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Kanada herausgegebenen Zeitschrift "Ahornblätter. Marburger Beiträge zur Kanada-Forschung" (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg; 72) und den Ausstellungskatalog "Raubwal und Sonnenfinder. Zeitgenössische indianische Kunst der kanadischen Nordwestküste, herausgegeben von Walter Larink und Ralf Streum" (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg; 73). Die zweite Publikation dokumentiert die vom 6. bis 20. Oktober in den Räumen der Sparkasse Marburg-Biedenkopf gezeigte und von der Botschaft von Kanada in Bonn in Zusammenarbeit mit der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Kanada an der Philipps-Universität und dem Marburger Kunstverein e. V. veranstaltete gleichnamige Wanderausstellung.

Die Alan Coatsworth Canada Collection wurde auch 1995 wieder wirksam von kanadi- scher Seite unterstützt. Neben den schon genannten Institutionen ist die Botschaft von Kanada hervorzuheben, die die Sammlung laufend durch Vermittlung von Kontakten zu Förderern und Benutzern unterstützt.



2.4.2.4 Savigny

Über die Erwerbung einer Nachschrift der Pandektenvorlesung Friedrich Carl von Savignys wurde an anderer Stelle berichtet (s. Abschnitt A 2.4.1).

2.4.2.5 Osteuropa

Für den Sammelschwerpunkt Osteuropa wurden 5.855 DM verausgabt. Der Zugang in Bänden betrug im Berichtsjahr 66. Zur Zeit werden neun Zeitschriften gehalten.



2.5 Teilbibliotheken der UB

Mit der Umwandlung von Fachbereichsbibliotheken zu Teilbibliotheken werden an der Philipps-Universität seit 1985 punktuell die strukturellen Nachteile des zweigleisigen Bibliothekssystems überwunden und durch eine "funktionale Einschichtigkeit" ersetzt. Die Zusammenarbeit zwischen Universitätsbibliothek und dezentralen Einrichtungen erfolgt auf freiwilliger Basis. Als Geschäftsgrundlage dienen detaillierte und auf die jeweiligen Bedürfnisse der Partner zugeschnittene Vereinbarungen. Die gesetzlich vorgeschriebene Erwerbungsabstimmung ist verbindlich realisiert, die Fachkompetenz der Professoren wird für eine bedarfsorientierte Erwerbungspolitik genutzt. Dies gewähr- leistet die bestmögliche Ausnutzung der verfügbaren Erwerbungsmittel.

Einrichtungen dieser Art bestehen in Marburg inzwischen für die Fachgebiete Biologie, Chemie, Erziehungswissenschaft, Medizin, Pharmazie, Physik, Wirtschafts- wissenschaften, Alternswissenschaften und das Japan-Zentrum. Eine Anzahl weiterer dezentraler Einrichtungen hält sich die Option offen, die bestehende Zusammenarbeit mit der UB in eine Teilbibliothekslösung münden zu lassen. In ihrer Mehrzahl haben sie mit der Universitätsbibliothek im Jahre 1992 eine Vorvereinbarung abgeschlossen, die diese Absicht bekräftigt (vgl. Jahresberichte 1992 und 1993). Partner der Universitätsbibliothek bei der Betreuung der Bibliothek Alternswissenschaften ist seit Februar 1995 das neugegründete "Institut für interdisziplinäre Gerontologie und angewandte Sozialethik an der Philipps-Universität Marburg".

Das Hauptaugenmerk der Teilbibliotheken galt im Berichtsjahr der Einführung von PICA. Übergangsregelungen bei der Ablösung von HEBIS-KAT, Klärung noch offener Vernetzungsfragen und Eingliederung der über HBFG-Mittel erworbenen PCs in den Dienst- und Benutzungsbetrieb waren die wichtigsten dabei zu bewältigenden Probleme. Für eine gründliche Schulung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine umfassende Unterstützung bei der Aufstellung der PCs sorgte die Universi- tätsbibliothek. Mit Ausnahme der Bibliothek Alternswissenschaften, die vom Einsatzteam der Universitätsbibliothek versorgt wird, sind nun alle Teilbiblio- theken vernetzt, nutzen die vielfältigen neuen Dienstleistungen, die die UB über das Rechnernetz anbietet, und katalogisieren ihre Neuerwerbungen mit PICA. Einige haben darüber hinaus im Berichtsjahr mit der Retrokonversion ihrer konventionellen Zettelkataloge begonnen.



2.5.1 Bibliothek Chemie (BC)

Im Rahmen der Ablösung von HEBIS-KAT durch das integrierte Bibliotheksverwaltungssystem PICA konnte die Bibliothek Chemie ihr Dienstleistungsangebot vor allem durch die gleichzeitig über HBFG-Mittel beschaffte Hardware entscheidend verbessern. Erstmals haben die Benutzer nun die Möglichkeit, über zwei PCs selbständig auf den Online- Publikumskatalog der Universität und die übrigen Dienstleistungen zuzugreifen, die seitens der Universitätsbibliothek über das Rechnernetz der Universität angeboten werden. Der neue Service wurde überraschend schnell und in großem Umfang angenommen, für das Bibliothekspersonal entstand ein deutlich größerer (und gerne befriedigter) Beratungsbedarf.

Die seit Jahren extrem angespannte Etatsituation der Bibliothek Chemie hat sich im Be- richtsjahr erneut verschärft. Bereits mit einer Überziehung von 34.000 DM aus dem Vorjahr belastet (vgl. Jahresbericht 1994), waren Preissteigerungen in Höhe von insgesamt rund 30.000 DM zu verkraften. Hinzu kam die Notwendigkeit, auf die Vorgaben der Haushaltssperre zu reagieren. Bis zu deren Modifikation mußte sogar mit einem Fehlbetrag von deutlich über 100.000 DM gerechnet werden. In dieser alarmierenden Notsituation

- wurden die nach den Abbestellaktionen der Vorjahre noch laufend gehaltenen Periodika wiederum einer kritischen Sichtung unterzogen. 28 Abonnements wurden trotz größter Bedenken storniert und ca. 31.100 DM eingespart. Eine teure Zeitschrift, die im Zusammenhang mit einer Berufung neu zu abonnieren war, wurde überwiegend aus Drittmitteln finanziert. Am Standort UB wird nach dieser Abbestellaktion nur noch eine preiswerte laufende Zeitschrift und eine kleinere Bibliographie finanziert, insgesamt reduziert sich die Zahl der von Universitätsbibliothek und Fachbereich Chemie gehaltenen Kaufzeitschriften auf knapp 28% des Standes von 1980!

- hat der Fachbereich Chemie mit Hilfe des Universitätsbundes eine Spendenaktion unter seinen ehemaligen promovierten Absolventen durchgeführt, die einen Betrag von 9.850 DM erbracht hat.

Trotz dieser Maßnahmen ist es nicht gelungen, den in den Vorjahren angewachsenen Schuldenberg der Bibliothek Chemie entscheidend zu reduzieren. Vielmehr geht die Bibliothek Chemie wiederum mit einer hohen, deutlich über 20.000 DM liegenden Überziehung und insgesamt außerordentlich schlechten finanziellen Perspektiven in das kommende Haushaltsjahr.



2.5.2 Zentrale Medizinische Bibliothek (ZMB)

Die Zentrale Medizinische Bibliothek (ZMB), die vor elf Jahren im Klinikum auf den Lahnbergen gegründet wurde, konnte sich auch 1995 durch ihre Dienstleistungen, ihren Literaturbestand, ihre Recherchemöglichkeiten und nicht zuletzt durch ihre Öffnungszeiten -auch an Wochenenden und Feiertagen- profilieren.

Allerdings beeinträchtigten die extremen Preisteigerungen bei den rund 350 Zeitschriften (z.B. "New England Journal of Medicine" + 133%) den Bestandsaufbau in der ZMB erheblich. Nur durch die Abbestellung einiger medizinischer Zeitschriften und durch die finanzielle Unterstützung des Fachbereichs Humanmedizin war es im Berichtsjahr möglich, grundlegende Handbücher und anatomische Atlanten zu erwerben und bedeutende medizinische Reihen fortzuführen.

Der Vermehrungsetat der ZMB belief sich 1995 auf insgesamt 264.733 DM. Die Uni- versitätsbibliothek trug davon 83.614 DM, der Fachbereich 181.119 DM. Für Zeitschriften stellten Universitätsbibliothek und Fachbereich gemeinsam 199.812 DM bereit, für Monographien und Reihen konnten 58.107 DM ausgegeben werden. Ein Teil des letztgenannten Betrags mußte für spezielle Forschungsliteratur aufgewendet werden, die bedauerlicherweise nicht in der ZMB, sondern in einzelnen Abteilungen des Klinikums in Handapparaten aufgestellt wurde.

Die Datenbanken "Medline" und "Current Contents" waren für die Studierenden und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiterhin von großer Bedeutung. Bei regelmäßigen Einführungen in der ZMB ließen sich im Verlauf des Jahres 1995 mehr als 370 Teilnehmer in die Bedienung einweisen.

Während bis zum November diese Datenbanken zunächst nur auf zwei Rechnern als Einzelplatzversionen angeboten wurden, konnte ab Mitte November nach Inbetriebnahme des Kliniksnetzes der Zugriff auf den Online-Katalog (OPAC) und die CD-ROM-Datenbanken der UB für fünf weitere PCs im Benutzungsbereich realisiert werden. Hierdurch war die ZMB als eine der ersten vernetzten Einrichtungen im Klinikum auf den Lahnbergen in der Lage, die bibliographische Versorgung für die Wissenschaftler, Ärzte und Studierenden wesentlich zu verbessern.

Die Räumlichkeiten in der ZMB konnten der wachsenden Nachfrage durch die Benutzer kaum standhalten. Die 64 Leseplätze wurden überwiegend von den Studierenden (vor allem während der Examenszeiten) schon früh morgens belegt, so daß später kommende Benutzer regelmäßig keinen Platz mehr fanden. Hinzu kamen täglich bis zu 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Klinikum, die die ZMB benutzten und insbesondere CD-ROM- Recherchen durchführten. Die von der Kliniksverwaltung in Aussicht gestellte Erweiterung der ZMB wurde bisher leider noch nicht in Angriff genommen.

Für den Dienstgebrauch standen den Mitarbeiterinnen der ZMB vier vernetzte PCs zur Verfügung. Neben der Recherche für Auskunftszwecke wurden sie vor allem für die Katalogisierung der Neuerwerbungen in der ZMB und für die sukzessive Erfassung der Bestände der Institutsbibliotheken im Lahntal benötigt. Titelblattkopien, insbesondere der Erwerbungen ab 1984 ff., dienten hierfür als Vorlage.

Das schon im Jahr 1994 von den Mitarbeiterinnen zusammengestellte Verzeichnis der laufenden medizinischen Zeitschriften im Fachbereich Humanmedizin und in der Uni- versitätsbibliothek/ZMB erschien im Februar 1995 in einer Auflage von 200 Exemplaren. Da von vielen Abteilungen im Fachbereich Humanmedizin der Zugriff auf den OPAC der UB aus technischen Gründen noch immer nicht möglich ist, fand dieses Verzeichnis bei vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als hilfreiches Informationsmittel großen Anklang.

Abschließend muß die gute Zusammenarbeit zwischen der Universitätsbibliothek und dem Fachbereich Humanmedizin sowie zwischen der ZMB-Kommission und der ZMB-Leitung betont werden. Aufgrund der Haushaltslage wäre die Anzahl abzubestellender Zeitschriften in der ZMB ohne die wirkungsvolle Unterstützung der ZMB-Kommission größer und die notwendige Ergänzung einiger medizinischer Handbücher und Reihen gar nicht möglich gewesen. Darüber hinaus ist es der Kommission gelungen, den Fachbereich Humanmedizin zu einem höheren Ansatz für fachübergreifende Forschungsliteratur in der ZMB zu verpflichten.

In Hinblick auf die Verbesserung der Studienbedingungen in der Medizin wurde der Leiter der ZMB vor allem bei Fragen der Literaturversorgung vom Studiendekanat in die Planungen eines Studienlernzentrums des Fachbereichs miteinbezogen.



2.5.3 Bibliothek Wirtschaftswissenschaften (BW)

Die BW wird von Studierenden und Wissenschaftlern intensiv genutzt. Die ausgesprochen hohen Ausleihzahlen sprechen für sich. Aber auch die Präsenzbenutzung ist bemerkenswert; dabei bieten neben dem Präsenzbestand, dem bibliographischen Apparat und den Zettelkatalogen in diesem Jahr die Recherchemöglichkeiten mittels PCs einen neuen Anreiz (s.u.).

Es wurden im Berichtsjahr 58.694 Ausleihvorgänge gezählt, davon entfielen 33.413 auf Lehrbücher. Die Bibliothek hatte durchschnittlich 231 Besucher pro Öffnungstag.

Aufgrund des HBFG-Antrages der UB und insbesondere durch die intensive Unterstützung seitens der Netzwerkadministratoren von UB und Fachbereich 02 konnte die Geräteausstattung der BW im Berichtsjahr enorm verbessert werden. Die Bibliothek verfügt nunmehr über elf PCs für Benutzung, Verwaltung und Leitung, weitere drei Geräte stehen in zwei angegliederten Instituten für bibliothekarische Zwecke bereit. Mit dieser Ausstattung ist die BW bestens auf die derzeitigen und zukünftigen Anforderungen eingerichtet; Studierende und Wissenschaftler finden genügend Arbeitsplätze für die zunehmenden Online-Katalog-Recherchen und CD-ROM-Zugriffe, das Personal bedient moderne, netzangebundene Geräte für alle benötigten Anwendungen.

Verwaltungsintern ist (nach der Ausleihe 1994) nun auch die Katalogisierung von HEBIS auf das neue hessenweite PICA-Bibliothekssystem migriert. Zugang zum Online- Gesamtkatalog der Universität (OPAC) haben die Benutzer der BW seit Jahres- beginn.

Durch die im Frühjahr verhängte Haushaltssperre und aufgrund deutlich ansteigender Abonnementpreise bei den Zeitschriften ergab sich für das Berichtsjahr eine sehr bedenkliche Situation für die disponiblen Mittel. Der Bücherkauf mußte im Vergleich zu den Vorjahren drastisch verringert werden, die Versorgung mit dem Nötigsten ist fraglich geworden.

Eine aufwendige Zeitschriftenabbestellaktion in Absprache mit den Professoren des Fachbereiches konnte dennoch nicht einmal die Erhöhung der Abonnementkosten eines Jahres ausgleichen. Unverzichtbare Titel mußten in einer zweiten Aktion storniert werden. Seit August liegt das aktualisierte Zeitschriftenverzeichnis der Bi- bliothek Wirtschaftswissenschaften für die Benutzer bereit.

Die Bibliothek Wirtschaftswissenschaften hat seit einiger Zeit wichtige Informationen im WWW-Server des Fachbereichs 02 eingestellt. Seit dem Herbst sind nun auch die jeweils aktuellen Neuerwerbslisten der Bibliothek über Internet abfragbar.

Mit Ablauf des Jahres 1995 wird der Alphabetische Zettelkatalog der BW nicht mehr weiter geführt. Die Aufgabe des Nachweises für die neueren Bestände übernehmen nun die EDV-Kataloge.

Seit Januar 1995 werden in der Bibliothek Wirtschaftswissenschaften sukzessive alle Altbestände ab Erscheinungsjahr 1974 mittels Konversion der Katalogkarten in das Online-EDV-System eingearbeitet. Das Projekt ist auf einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren angelegt. Im Berichtsjahr konnten insgesamt 3.471 Titel retrospektiv konvertiert werden: durch vollständige Titelaufnahmen, durch Anhängen/Einfügen von Lokaldaten oder durch Ergänzungen vorhandener Lokaldaten.



2.5.4 Bibliothek Physik (BP)

Die 1993 begonnene Online-Katalogisierung der Zugänge im hessischen Verbundsystem HEBIS-KAT wurde fortgeführt und die im Herbst erfolgte Umstellung auf das PICA-System mitvollzogen. Begonnen wurde im Berichtsjahr mit der retrospektiven DV-Erfassung der monographischen Bibliotheksbestände. Die Erfassung erfolgt anhand des systematischen Katalogs unter Mitarbeit der studentischen Hilfskraft der Bibliothek. Es konnten trotz der Umstellungsverzögerung von HEBIS-KAT zu PICA und einer damit zeitweise nur eingeschränkten technischen Verfügbarkeit des Katalogisierungssystems gute Fortschritte gemacht werden. Bewährt hat sich insbesondere auch der Einsatz der Hilfskraft, die bei schwierigeren Titelaufnahmen auf die Unterstützung der Diplomkraft angewiesen ist.

Im Zusammenhang mit der Einführung des PICA-Systems erhielt die Bibliothek zwei weitere Arbeitsplatzrechner, so daß nunmehr neben einem PC für die Bibliotheksverwaltung drei Benutzer-PCs für OPAC- und CD-ROM-Recherchen in der Bibliothek zur Verfügung stehen.

Die Haushaltssituation der Bibliothek war wie im Vorjahr auch im Berichtsjahr gekenn- zeichnet durch den extrem günstigen Dollarkurs, der zu einer seit Jahren nicht mehr zu verzeichnenden durchschnittlichen Preissteigerung von "nur" ca. 7% geführt hat. Statt der erwarteten Mehrausgabe von 20.000 DM für die laufenden Zeitschriften mußten lediglich ca. 10.000 DM mehr dafür verausgabt werden. Da der Fachbereich die Bibliothek von der Haushaltssperre von zunächst 20%, später ca. 7% ausnahm und den ursprünglich vorgesehenen Etatansatz ungeschmälert zur Verfügung stellte, konnten 1995 alle Zeitschriften weitergeführt werden. Es war sogar möglich, für das Haushaltsjahr 1996 eine kleine Reserve aufzubauen, die in Anbetracht der zu erwartenden Etatkürzungen 1996 allerdings nicht ausreichen wird, erneute Zeitschriftenabbestellungen zu umgehen, obwohl ohnehin nur noch ein Drittel der Zeitschriften gehalten werden kann, die noch 1979 für Forschung und Lehre zur Verfügung standen.

Dringend erforderliche Forschungsliteratur konnte wie in den Jahren zuvor nur aus den Nicht-Buchmitteln der Arbeitsgruppen des Fachbereichs beschafft werden. Allerdings stellte der Fachbereich aus erfolgsorientierten Zuweisungen anläßlich zweier Habilitationen der Bibliothek zusätzlich 10.000 DM zur Beschaffung von Studienliteratur zur Verfügung.

Für die Aktualisierung der Lehrbuchsammlung der Universitätsbibliothek standen bedingt durch die Haushaltssperre des Landes Mittel nur im verringerten Umfang zur Verfügung. Ca. 9.000 Ausleihen markieren den hohen Bedarf an einer ständigen Aktualisierung und Erweiterung der Lehrbuchsammlung.

Die Bibliothek Physik beteiligt sich an dem Aufbau des WWW-Servers des Fachbe- reichs und stellt wichtige Informationen sowie den Zugang zu Bibliothekskatalogen, zu online erreichbaren Fachzeitschriften wie auch zu anderen physikalisch relevanten Diensten im Internet zur Verfügung.



2.5.5 Bibliothek Erziehungswissenschaft (BE)

Die Teilbibliotheksstruktur machte eine enge Erwerbungskooperation zwischen den einzelnen ehemaligen Institutsbibliotheken des FB 21 untereinander sowie zwischen diesen und der UB möglich. Trotz dieser Kooperation erlaubte es die Haushaltslage nicht, Neuerwerbungen in dem für Lehre und Forschung erforderlichen Umfange vorzunehmen.

Aufgrund der Haushaltslage wurden auf lokaler Ebene in Abstimmung mit der Biblio- thekskommission der BE Zeitschriftenabbestellungen in einer Größenordnung von ca. 20% getätigt, um so den Erwerbungsspielraum (für Monographien) in den nachfolgenden Jahren zu verbessern.

Leider konnte die haushaltsmäßig eingeplante Erweiterung der bisherigen Einzelplatz- auf Netzwerklizenzen für die beiden erziehungswissenschaftlichen CD-ROM-Fachdatenbanken 'Literaturdokumentation Bildung' und 'ERIC' im Berichtsjahr nicht realisiert werden. Neu erworben werden konnte dagegen die Netzwerkversion für die zentrale sportwissenschaftliche CD-ROM-Fachdatenbank 'SPOLIT'.

Zeitgleich mit der verbundweiten Einführung von PICA hat die BE den Zugang zu PICA (Katalogisierung und OPAC) am Standort Institut für Erziehungswissenschaft eröffnet, nachdem zuvor die Vernetzungsprobleme geklärt werden konnten. An den Standorten Institut für Heil- und Sonderpädagogik und Institut für Sportwissenschaft und Motologie wird diese Möglichkeit erst Anfang 1996 gegeben sein, da sich hier die Vernetzung verzögert hat. Für die beiden BE-Standorte in der Ernst-Giller-Str. 5 wird bis auf weiteres kein Anschluß an das universitäre EDV-Netz geschaffen werden können.

Im Juni des Jahres wurden in der BE/Standort Institut für Erziehungswissenschaft einige kleinere Umbaumaßnahmen durchgeführt: Die Eingangstür zur Bibliothek wurde verlegt und in einer Wand innerhalb der Bibliotheks- räumlichkeiten ein Türdurchbruch geschaffen. Diese Maßnahme ermöglichte: (1) eine bessere räumliche Strukturierung der Bibliothek, (2) eine bessere Anordnung der Arbeitsplätze der Benutzerinnen und Benutzer (u.a. mehr Licht), (3) eine übersichtlichere Anordung von Regalen (Trennung der Aufstellung von Zeitschriften und Monographien), (4) einen verbesserten Bestands- schutz durch geringere Lichtintensität und (5) die Schaffung von EDV- Arbeitsplätzen für Benutzerinnen und Benutzer (OPAC) im Eingangsbereich der Bibliothek.

Durch eine institutsinterne Neuverteilung der Räume des Instituts für Heil- und Sonderpädagogik in der Schwanallee 50 erhielt dieser BE-Standort drei zusätzliche kleine Räume, so daß nunmehr das gesamte Erdgeschoß von der BE genutzt werden kann. Durch diese Erweiterung wurde (1) eine klarere räumliche Strukturierung der Bibliothek erreicht, (2) die beengte Situation für die Aufsichtskräfte beseitigt, (3) die Arbeitsbedingungen für die Diplomkraft verbessert und (4) die räumliche Voraussetzung für die Einrichtung von EDV-Arbeitsplätzen (OPAC) im Eingangsbereich der Bibliothek geschaffen.

Die bereits Ende 1994 vorbereitete Neusystematisierung der erziehungs- und sportwis- senschaftlichen Freihandbestände der UB (Lesesaal, Katalogsaal, Lehrbuchsammlung) konnte erst am Ende des Berichtsjahres begonnen werden.

Zu Beginn des Sommersemesters 1995 wurde - als Nebenprodukt der zuvor erfolgten intensiven Zeitschriftenkoordination zwischen UB und BE sowie innerhalb der BE - ein 'Verzeichnis der laufenden Zeitschriftenabonnements (Periodika) in der Bibliothek Er- ziehungswissenschaft, der laufenden erziehungs- und sportwissenschaftlich relevanten Zeitschriftenabonnements (Periodika) in der UB und in anderen Bibliotheken der Philipps-Universität Marburg' (Stand: 10. März 1995) zur Verfügung gestellt. Dieses Verzeichnis wurde sehr positiv aufgenommen.

Wie in den letzten Jahren so wurden auch 1995 zum Zwecke der Reduzierung der Raumnot der BE/Standort Institut für Erziehungswissenschaft sog. 'inaktive' Teilbestände an die UB abgegeben. Dies geschah aus gleichen Gründen auch mit entsprechenden Beständen der BE/Institut für Heil- und Sonderpädagogik.



2.5.6. Bibliothek des Japan-Zentrums (BJZ)

Die Bibliothek des Japan-Zentrums schließt ein erfolgreiches Berichtsjahr ab, auch wenn nach wie vor einige der gesteckten Ziele noch nicht erreicht wurden. Die Bereinigung der Kataloge konnte nicht abgeschlossen werden, denn die Revisionsarbeiten gestalten sich komplizierter, als ursprünglich zu erwarten war. Dank der engagierten Unterstützung von seiten der studentischen Hilfskräfte konnten jedoch an einigen Stellen große Fortschritte gemacht werden.

Die Verzeichnung des gesamten Zeitschriftenbestandes wurde grundlegend überprüft. Bei der Einarbeitung in den Verbundkatalog wurde vom MPV festgestellt, daß im Bestand der BJZ eine Vielzahl von Titeln bundesweite Unikate sind. Umso erfreulicher ist es deshalb, daß sie jetzt überregional nachgewiesen sind.

Eine weitere positive Entwicklung ergab sich aus dem Abschluß der Vernetzungsarbeiten. Im Benutzungs- wie auch im Mitarbeiterbereich konnten jeweils ein PC aufgestellt und an das Netz angeschlossen werden. Es besteht jetzt ein direkter Zugriff auf alle Netzanwendungen der UB, so daß die Benutzer selbständige Recherchen am OPAC und in Datenbanken machen können. Im Gopher wurde ein Infobereich zur Bibliothek des Japan-Zentrums eingefügt. Damit sind nun die Voraussetzungen geschaffen, auch im Bereich des Japan-Zentrums den Katalog in maschinenlesbarer Form zu erstellen. Da die Anzeige und Suchbarkeit von japanischen Zeichen für die eindeutige Identifizierung japanischer Literatur unerläßlich ist, muß mit einem anderen Bibliotheksverwaltungs- programm gearbeitet werden als in der UB, da bei PICA keine Möglichkeit besteht, japanische Zeichen abzubilden.

Das Personal der Bibliothek des Japan-Zentrums hatte die Gelegenheit, an einer Viel- zahl von Schulungsmaßnahmen in der UB teilzunehmen. Es wurden RAK-Kurse sowie OPAC-Rechercheeinführungen und PICA-Katalogisierungsschulungen besucht.

Die angespannte Haushaltssituation ließ nur einen eingeschränkten Kaufzugang zu. In einigen Bereichen konnte so gut wie keine Anschaffung vorgenommen werden. Sollte sich dieser Trend fortsetzen oder gar verstärken, müssen im kommenden Jahr bei spärlichem Monographienkauf zusätzlich noch Periodika abbestellt werden.

Außergewöhnlichen Zugang erfuhr die Bibliothek mit dem ca. 3.000 Bände umfassenden Nachlaß von Prof. Kudo. Diese Literatur wird besonders dem Studienschwerpunkt der japanischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte zugute kommen.

Bei der Aufstellung des Nachlasses Kudo ergaben sich Stellplatzprobleme. Im Be- richtsjahr konnten für 1.000 DM Regalergänzungen beschafft werden, so daß der reguläre Zugang entsprechend bearbeitet werden konnte. Eine Erweiterung der Bibliotheksräume ist aber auf Dauer zwingend erforderlich.



2.5.7 Bibliothek Pharmazie (BPh)

Die Bibliothek Pharmazie (BPh), die 1992 als Teilbibliothek der UB gegründet wurde, setzt sich aus vier unterschiedlichen Bibliotheksstandorten zusammen, die entsprechend der Lage der pharmazeutischen Institute über die Kernstadt verteilt sind. Eine Vereinigung der Institute wäre nicht nur im Sinne gemeinsamer Bibliotheksräumlichkeiten zu begrüßen.

Zur Zeit gibt es allerdings aus bibliothekarischer Sicht zur Bestandspflege bzw. zur Förderung des Bestandsaufbaus der einzelnen Bibliotheksstandorte keine Alternative. Nachdem in den vergangenen Jahren mit Ausnahme des Instituts für Geschichte der Pharmazie vor allem Literaturmittel für Zeitschriftenabonnements ausgegeben wurden, läßt die Ausstattung mit aktuellen Handbüchern, Nachschlagewerken etc. sehr zu wünschen übrig.

Aus diesem Grund wurde erstmals 1994 der Standort "Pharmakologie und Toxikologie" und im Berichtsjahr der Standort "Pharmazeutische Biologie" aus Mitteln der UB mit jeweils ca. 10.000 DM unterstützt. Insgesamt belief sich der Vermehrungsetat in der BPh 1995 auf 118.248 DM. Die Universitätsbibliothek trug davon 34.739 DM, der Fachbereich 83.509 DM. Für Zeitschriften stellten Universitätsbibliothek und Fachbereich gemeinsam 86.361 DM bereit, für Monographien und Fortsetzungen konnten insgesamt 31.340 DM ausgegeben werden.

Aufgrund der erfolgreichen Vernetzung der BPh im Berichtsjahr konnten von der UB an drei Standorten (Pharm. Chemie, Pharmak./Tox.- Techn. und Geschichte der Pharm.) Personalcomputer und im Dienstzimmer der Bibliotheksangestellten (Pharm. Chemie) zusätzlich ein Drucker aufgestellt werden. Hierdurch verbesserten sich die bi- bliographischen Nachweismöglichkeiten (OPAC, CD-ROM-Datenbanken, Zeitschrifteninhaltsdienste) für die Benutzer der Bibliothek ganz erheblich. Darüber hinaus können Titelaufnahmen von Monographien, Reihen und Fortsetzungen nun unverzüglich von der BPh in die zentrale Katalogisierungsdatenbank des Verbundes eingebracht werden.

Die Bibliothekskommission ließ sich in ihrer Sitzung im März 1995 u.a. über den Stand der Vernetzung unterrichten und erörterte ausführlich die Finanzplanung für die BPh. Aufgrund früherer Abbestellungen und des günstigen Dollarkurses ließen sich im Berichtsjahr trotz der Preissteigerungen bei den pharmazeutischen Zeitschriften weitere Abbestellungen vermeiden.



2.5.8 Bibliothek Biologie (BB)

Mit der Systemumstellung von HEBIS-KAT auf PICA wurde im Berichtsjahr ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Serviceleistungen der Bibliothek Biologie vollzogen. Insbesondere die Aufstellung von drei aus HBFG-Mitteln bereitgestellten PCs im Freihandbereich mit der Möglichkeit, selbständig auf die im Rechnernetz angebotenen Informationsdienstleistungen der UB zuzugreifen, stieß bei der Benutzerschaft auf sehr positive Resonanz.

Vor dem Hintergrund weitergehender, allerdings noch nicht endgültig schriftlich fixierter Absprachen mit dem im Aufbau begriffenen und räumlich eng benachbarten Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (MPI), wurde im Berichtsjahr eine Retrokonversion des Zettelkatalogs des Teilbestandes Mikrobiologie durchgeführt. Das erforderliche Personal wurde vom MPI bereitgestellt. Als begrenzender Faktor wirkte, daß in HEBIS-KAT seit April nur noch eingeschränkt katalogisiert werden konnte (vgl. Abschnitt A 2.1.3).

Die erwähnte Sondervereinbarung mit dem MPI sieht eine enge Kooperation zwischen der BB und der Bibliothek des MPI vor. Dabei teilen sich beide Einrichtungen die Aufgabe der Versorgung mit biologischer Literatur: Die Bibliothek des MPI pflegt in erster Linie die Bereiche Mikrobiologie und Genetik der Mikroorganismen und integriert dabei auch die bisherigen Handbibliotheken der entsprechenden Arbeitsgruppen des Fachbereichs Biologie (unter Beachtung bestehender Eigentums- vorbehalte). Die BB widmet sich vordringlich dem übrigen Spektrum und der übergreifenden Literatur des Fachgebietes Biologie. Die Zusammenarbeit schließt auch mit ein, daß in beiden Bibliotheken die gleiche Aufstellungs- systematik benutzt wird.

Eine geeignete Systematik von mittlerem Differenzierungsgrad und mit hinreichenden Erweiterungsmöglichkeiten wurde im Berichtsjahr neu entwickelt. Herangezogene "Fremdleistungen" waren u.a. die Regensburger Aufstellungssystematik und der Subject Catalogue der Library of Congress. Den lokalen Bedürfnissen und Beständen wurde durch Einbeziehung der Sachkompetenz der Bibliothekskommission, einzelner gezielt angesprochener Hochschullehrer und durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Leiter des MPI Rechnung getragen. Voraussichtlich wird die Systematik auch in der Bibliothek des Botanischen Gartens zur Anwendung kommen, die ebenfalls eng mit der BB zusammenarbeitet. In der BB selbst soll sie die Grundlage für die schrittweise Zusammenfassung der bisher getrennt aufgestellten Bestände der Bereiche Botanik und Zoologie bieten.

Das wird nicht ohne ein größeres räumliches Revirement der gesamten Bibliotheksbestände möglich sein. Der Vorbereitung einer solchen Maßnahme dient u.a. auch die im Vorjahr begonnene und im Berichtsjahr abgeschlossene grundlegende Bestandsaufnahme der in der Bibliothek vorhandenen Zeitschriften und der von ihnen jeweils belegten Regalmeter. Gleichzeitig wurden damit auch die Meldungen für das Marburger Periodika-Verzeichnis (MPV) korrigiert und aktualisiert.

Angesichts der knappen Erwerbungsmittel und einer noch aus der Zeit vor der Ein- richtung der BB herrührenden Überziehung von über 60.000 DM (!) war im Berichtsjahr weiterhin eine strikte und auf Konsolidierung des Etats ausgerichtete Erwerbungspolitik erforderlich. Erschwerend kamen zwischenzeitlich Haushaltssperre und Bestellstop hinzu, was die Studierenden zu einer Protestaktion veranlaßte.

Zwecks Schuldenabbaus und Schaffung des erforderlichen finanziellen Handlungs- spielraums für eine bedarfsorientierte Erwerbungspolitik wurden die laufend gehaltenen Zeitschriften der BB und erneut die des Fachreferats Biologie der UB einer kritischen Sichtung unterzogen. Auf der Basis der seitens der Wissenschaftler des Fachbereichs abgegebenen Voten und nach Abstimmung mit benachbarten Fachgebieten entschied sich die Bibliothekskommission, 33 Abonnements zu stornieren und damit Kosten im Umfang von ca. 32.600 DM (9.200 DM davon am Standort UB) einzusparen. Mit dieser einschneidenden Maßnahme gelang es zwar, den Schuldenberg, der innerhalb von drei Jahren abgebaut sein soll, planmäßig um 20.000 DM zu reduzieren. Jedoch blieb die Etatsituation der BB mit verbleibenden 40.000 DM Überziehung zum Jahresende weiterhin außerordentlich angespannt.



2.5.9 Bibliothek Alternswissenschaften (BA)

Die Bibliothek Alternswissenschaften (BA) (Biegenstraße 12, Raum 118) wurde durch eine Vereinbarung zwischen der Universitätsleitung und der Universitätsbibliothek am 3.3.1994 als neunte und mit Abstand kleinste Teilbibliothek der UB geschaffen. Sie dient dem Zweck, Mitgliedern und Angehörigen der Philipps-Universität (Studierenden, Forschenden, Lehrenden) sowie anderen wissenschaftlich interessierten Personen der Hochschulregion wichtige Grundlagen- und Forschungsliteratur aus dem Spektrum der Alternswissenschaften zugänglich zu machen.

Ende 1994 wurde das Institut für interdisziplinäre Gerontologie und angewandte Sozialethik an der Philipps-Universität Marburg (IGS) gegründet. Am 7.2.1995 unterzeichneten die Philipps-Universität und das IGS einen Kooperationsvertrag, durch den das IGS verschiedene frühere Aufgaben der Kontaktstelle für das Seniorenstudium übernahm. Damit obliegt die Leitung und Betreuung der BA der UB in Zusammenarbeit mit dem IGS (anstelle der in der BA-Vereinbarung genannten Kontaktstelle für das Seniorenstudium).

Im Berichtsjahr konnten gegenüber dem Vorjahr die Öffnungszeiten deutlich verbessert werden, da sich Senioren bereit fanden, ehrenamtlichen Aufsichtsdienst zu übernehmen (Öffnungszeiten: Mo 9.30 - 11.00 Uhr, Mi 14.00 - 15.30 Uhr, Do 9.30 - 11.00 Uhr sowie nach Vereinbarung).



3 Universitätsbibliothek und Bibliothekssystem

3.1 Das Bibliothekssystem der Philipps-Universität

Die Weiterentwicklung des Bibliothekssystems betreibt die Universitätsbibliothek in enger Absprache mit den zuständigen Gremien und Organen der Hochschule. Auch 1995 kam dabei den Problemen der Bibliotheksfinanzierung ein hoher Stellenwert zu, nicht zuletzt angesichts der bereits unter A 1.1 angesprochenen Haushaltssperre. Weitere Schwerpunkte bildeten Fragen der Retrokonversion bestehender konventioneller Zettelkataloge und die Aussonderung von Literatur aus den Präsenzbeständen der dezentralen Bibliotheken. Das herausragende Ereignis des Jahres war zweifellos die in jeder Hinsicht positiv verlaufene universitätsweite Einführung des Bibliotheksverwal- tungssystems PICA.

Mit wenigen Ausnahmen nehmen die größeren dezentralen Bibliotheken der Universität Ende 1995 aktiv, das heißt mit eigener Katalogisierungsarbeit, an PICA teil. Aus technischen Gründen (Vernetzungsprobleme u.ä.) haben sie allerdings teilweise ihre Arbeit erst deutlich nach dem offiziellen PICA-Beginn (1.10.1995) aufnehmen können. Einen wichtigen Beitrag zur problemlosen Einführung des Systems bildete die seitens der Universitätsbibliothek gebotene gründliche Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit anschließender individueller Betreuung vor Ort bei Produktionsbeginn sowie die Hilfe bei der Installation der Hardware.

Für die bisherigen HEBIS-KAT-Anwender erfolgte die Migration nach PICA automatisch. Den übrigen Einrichtungen fiel die Entscheidung für PICA angesichts der am testweise geöffneten Online-Benutzerkatalog überprüfbaren Leistungsfähigkeit des Systems und der für die aktive PICA-Teilnahme bereitgestellten Grundausstattung an PCs und Druckern aus HBFG-Mitteln (vgl. Jahresbericht 1994) nicht schwer. Wichtig war den Fachbereichen auch, daß die UB zusagen konnte, weiterhin für einen zentralen Ausdruck von Titelkarten zu sorgen.

Nur für die Germanistische Bibliothek und die Bibliothek des Instituts für Kunstwissenschaft steht eine endgültige Entscheidung für oder gegen PICA noch aus. Zwar hatte der Ständige Ausschuß für das Bibliothekswesen der Universität (StA IV) die Grundlagen für die Verteilung der aus HBFG-Mitteln zu erwerbenden Hardware bereits Ende 1994 ausdrücklich für das Jahr 1995 festgelegt (s. Vorjahresbericht). Da die Gründe für das Hinausschieben der Entscheidung in den genannten Fällen jedoch nachvollziehbar waren, beschloß der Ausschuß auf seiner Sitzung vom 29.6.1995 eine Ausnahmeregelung (s.a. C 1.3). Die für die dezentralen Bibliotheken vorgesehene Hardware konnte ansonsten gemäß den Vorgaben des StA IV in voller Höhe zugeteilt werden.

Zum Dauerthema Bibliotheksfinanzierung stellte sich zu Beginn des Jahres die Frage, ob die Landesregierung die nötigen Konsequenzen aus den Empfehlungen der von ihr selbst eingesetzten Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Bibliotheken ("Informationssystem Hessen...", a.a.O) ziehen würde. Der StA IV gab eingedenk der bisherigen Unterdotierung und erster Verlautbarungen der Ministerin mit Beschluß vom 9.2.1995 seiner Befürchtung Ausdruck (vgl. C 1.2),

"daß die Anhebung der Bibliotheksetats nicht mit dem gleichen Nachdruck realisiert werden soll wie die übrigen Empfehlungen der Arbeitsgruppe. Aus diesem Grunde weist der Ausschuß noch einmal auf den Anlaß der Einsetzung der Arbeitsgruppe hin und drängt insbesondere darauf, daß die Ausstattung der wissenschaftlichen Bibliotheken auch in Hessen endlich auf der Grundlage der o.g. anerkannten Standards vorgenommen wird, um so effizientes Forschen, Lehren und Studieren an den Universitäten des Landes zu gewährleisten."



Inhaltlich hat der StA IV die Empfehlungen nachdrücklich begrüßt (vgl. C 1.2), und den Präsidenten der Philipps-Universität gebeten,

"darauf hinzuwirken, daß die Empfehlungen der "Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Bibliotheken" von der Landesregierung zur Grundlage einer zukunftsorientierten, verläßlichen und nachvollziehbaren Bibliothekspolitik gemacht und in ihrer Gesamtheit schrittweise umgesetzt werden."



Daß die Landesregierung derzeit allerdings nicht daran denkt, den Empfehlungen ihrer Arbeitsgruppe Bibliotheksfinanzierung zu folgen, hat sie spätestens mit ihrer am 21.3.1995 verhängten Haushaltssperre erkennen lassen. Den gemeinsamen Bemühungen der Organe und Einrichtungen der Universität, den Unter- haltsträger zu einer Rücknahme oder mindestens Abschwächung der Haushaltssperre zu bewegen, hat sich auf seiner Sitzung am 29.6.1995 auch der Ständige Ausschuß für das Bibliothekswesen angeschlossen (Beschluß s. C 1.4). Über die absehbar katastrophalen Folgen der Sperre hat er sich dabei am Beispiel der Universitätsbibliothek und der Bibliothek Chemie sachkundig gemacht. Die Landesregierung hat er dringend aufgefordert,

"die Bibliotheken mindestens insoweit auszunehmen, wie dies zur Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen, zu denen insbesondere die Zeitschriftenabonnements zählen, erforderlich ist. Mit allem Nachdruck erinnert der Ausschuß die Landesregierung darüber hinaus an die eingangs genannten Empfehlungen zur Bibliotheksfinanzierung [Informa- tionssystem Hessen, 1994; Beschluß der KMK vom 27.1.1995; DFG, Bibliotheksausschuß, 1995]. Mindestens die unter ihrer maßgeblichen Mitwirkung entwickelten aktuellen Vorstellungen sollte die Landesregierung ab dem kommenden Jahr endlich zur Richtschnur für die Dotierung der Bibliotheken im eigenen Lande machen."



Mit der schließlich seitens der Landesregierung eröffneten flexibleren Regelung, die es der Universität aufgrund günstiger Umstände ermöglichten, den geforderten Sperrbetrag unter weitgehender Schonung der ATG 71 zu erwirtschaften, konnten die Etatkürzungen für die Bibliotheken auf 5% bis 7,5% begrenzt werden. Anlaß zur Entwarnung bestand jedoch nicht. Insbesondere die Universitätsbibliothek und einige der dezentralen naturwissen- schaftlichen Bibliotheken waren gezwungen, in großem Umfang Zeit- schriftenabonnements zu stornieren. Der Monographienkauf war im gesamten Biblio- thekssystem stark eingeschränkt. Die ohnehin bestehenden, auf jahrzehntelange Unterdotierung zurückzuführenden Bestandsdefizite der universitären Bibliotheken haben im Berichtsjahr entsprechend massiv zugenommen.

Angesichts derartiger von außen in die Universität hineingetragener Finanzturbulenzen besteht die Gefahr, daß die seit Jahren im Marburger Bibliothekssystem vorangetriebenen Bemühungen um eine wirtschaftliche Verausgabung der Mittel durch möglichst verbindliche Erwerbungsabsprachen mangels Masse obsolet werden. Im Berichtsjahr wurden Maßnahmen ergriffen, um die Berufungsmittel stärker als bisher in Erwerbungsabsprachen einzubinden. Dazu hat der Ständige Ausschuß für Haushaltsangelegenheiten und den Bibliotheksentwicklungsplan am 19.1.1995 beschlossen,

"daß künftig (zunächst auf zwei Jahre befristet) bei Bewilligungen von Sondermitteln aus Anlaß von Berufungen 10% der vom Berufenen beantragten Mittel für Literaturbeschaffung der UB zugewiesen werden. Die aus diesen Mitteln erworbene Literatur, über die der Berufene selbst entscheidet, wird in der Universitätsbibliothek aufgestellt."



Die Regelung, die Neuberufene von vorneherein zu umfassenden Erwerbungsabsprachen mit der UB führen soll, ist im Berichtsjahr erst in sehr geringem Umfang wirksam geworden.

Mit der retrospektiven Konversion des Zentralen Alphabetischen Katalogs der Univer- sität ab Erscheinungsjahr 1974 wurde bereits im Jahre 1993 ein für den Ausbau der Bibliotheksautomatisierung essentielles Projekt auf dem Weg gebracht. Auf seiner Sitzung am 7.12.1995 hat sich der StA IV über die inzwischen erreichten Fortschritte informieren lassen. Gleichzeitig nahm er zustimmend zur Kenntnis, daß im Zuge der universitätsweiten Einführung von HEBIS-PICA auch eine große Zahl dezentraler Bibliotheken plant oder bereits damit begonnen hat, ihre alphabetischen Kataloge rückwirkend maschinenlesbar zu erfassen. Seine Zustimmung verband der Ausschuß mit einigen an die dezentralen Bibliotheken gerichteten Hinweisen (vgl. C 1.6), z.B.:

- Grundlegende Änderungen an den Zettelkatalogen sollten künftig nicht mehr vorgenommen werden.

- Stattdessen ist unter Beachtung fachspezifischer Besonderheiten sorgfältig zu prüfen, in welchem Umfang konventionelle Zettelkataloge angesichts des beachtlichen Grundstocks an bereits maschinenlesbar erfaßten Marbur- ger Buchbeständen und der großen Vorteile des Online-Publi- kumskatalogs abgebrochen werden können, um die freiwerdenden Kapazitäten für Retrokon einzusetzen.

Unter eigenen Tagesordnungspunkten befaßte sich der StA IV ferner mit

- Aussondern von Literatur aus den Präsenzbeständen der dezentralen Bibliotheken (Sitzung vom 29.6.1995). Aus Anlaß eines Falles, bei dem Bücher durch unsachgemäße Lagerung und ungünstige Aufbewahrungsbedingungen (Feuchtigkeit) derart durch Schimmelpilzbefall, Mäusefraß u.a. geschädigt worden waren, daß sie zum größten Teil makuliert werden mußten, verwies der Ausschuß auf die einschlägigen rechtlichen Bestimmungen und Erlasse. Nach diesen hat nur die Universitätsbibliothek die Aufgabe und Möglichkeit, die im Bibliothekssystem weniger häufig benötigte Literatur sachgerecht zu magazinieren, zu erschließen und zur Benutzung bereitzuhalten (s. C 1.3).

- Sonderregelungen für Stoßzeiten der Benutzung in der Bibliothek des Juristischen Seminars (Sitzung vom 9.2.1995). Eine 1993 getroffene und für 1994 fortgeschriebene Regelung, nach der die freie Zugänglichkeit der Bibliothek in Zeiten überproportional hoher Benutzerzahlen vorübergehend eingeschränkt werden kann, wurde um ein weiteres Jahr verlängert (s. C 1.1).

- Dokumentlieferung für Wissenschaft und Forschung. Perspektiven zur weiteren Entwicklung. Empfehlungen der DFG (Sitzung vom 9.2.1995). Der Ausschuß ließ sich ausführlich über diese aktuelle und zukunftsweisende Thematik informieren.

- Besichtigung der Bibliothek Physik, einer Teilbibliothek der UB, im Rahmen einer in den Räumen des Fachbereichs Physik abgehalten Sitzung (7.12.1995).



Zur Information über aktuelle Probleme des Bibliothekswesens, zur Behandlung gemeinsam interessierender Fragen und zur Abstimmung über im Bibliothekssystem vorgesehene Maßnahmen werden Sitzungen der in den Fachbereichen tätigen Bibliothekarinnen und Bibliothekare einberufen. Der Kreis geht über die bei der Universitätsbibliothek etatisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinaus. Im Berichtsjahr wurden vor allem folgende Themen besprochen:

- PICA:

- Sachstandsberichte,

- Produktionsbeginn in den dezentralen Bibliotheken und begleitende in- dividuelle Betreuung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch erfah- renes Personal der UB vor Ort,

- Lokaldatenerfassung in den dezentralen Bibliotheken,

- Katalogkartenausdruck aus dem System auch im Blick auf die Weiter- führung von PI-Zettelkatalogen dezentraler Bibliotheken,

- Retrokonversionsprojekte in den dezentralen Bibliotheken.

- Erste Erfahrungen mit den im Benutzungsbereich der dezentralen Bibliotheken neu aufgestellten PCs;

- OPAC und CD-ROM-Angebot der UB im Rechnernetz der Universität;

- Zeitschriftenerfassung im Bibliothekssystem nach der Einführung von PICA;

- E-mail-Anwendung in der Koordinierungsabteilung.

Im Berichtsjahr sind mit der Einführung von PICA, abgesehen von den o.g. Ausnahmen, alle dezentralen Bibliotheken dazu übergegangen, ihre Titelaufnahmen nach den Regeln für die Alphabetische Katalogisierung (RAK) vorzunehmen. Parallel wollen allerdings knapp über 40 Einrichtungen ihre bisherigen PI-Zettelkataloge weiterführen.

Das Einsatzteam der Koordinierungsabteilung, das Titelaufnahmen in den nicht mit bi- bliothekarischem Fachpersonal ausgestatteten Bibliotheken erstellt, hat im Berichtsjahr 7.157 Katalogeintragungen vorgenommen. Diese Zahl entspricht in etwa dem Wert des Vorjahres.

3.2 Regionale Literaturversorgung: HEBIS

Als Teilnehmerbibliothek des Hessischen Bibliotheksinformationssystems (HEBIS) unterliegt die Universitätsbibliothek Marburg in ihrer bibliothekarischen Arbeit und ihrem Dienstleistungsangebot den Rahmenbedingungen, die durch den regionalen Verbund vorgegeben werden. Für diesen stand 1995 die Ablösung des HEBIS-KAT-Systems durch das integrierte Bibliotheksverwaltungssystem PICA im Vordergrund (vgl. Jahresbericht 1994, S. 81f.).

Das PICA-Zentralsystem ist mit dreimonatiger Verspätung zum 2.10.1995 in Betrieb genommen worden. Seitdem wird von den Mitarbeitern aktiv in die neue Datenbank katalogisiert. Das System arbeitet relativ stabil und stößt auf große Akzeptanz.

Im Lokalsystem Marburg sind die Bibliotheken der Universität Marburg und die Bibliothek des Johann-Gottfried-Herder-Instituts in Marburg zusammengefaßt. Die Universitätsbibliothek Marburg ist als Betreiber des Lokalsystems für den technischen Betrieb und zugleich als größte bibliothekarische Einrichtung innerhalb des Lokalsystems für die bibliothekarische Koordination verantwortlich.

Die Universitätsbibliothek Marburg hat bereits im März 1994 ihre Ausleihverbuchung auf das PICA-LBS3-Lokalsystem umgestellt und den OPAC zum November 1994 testweise in Betrieb genommen (vgl. Jahresbericht 1994, S.82). Technisch wurde beides zunächst auf der Basis des Betriebes einer MicroVAX unter offline-Datentausch der HEBIS-KAT-Daten des KGRZ Frankfurt realisiert. Darauf aufbauend wurden für das Lokalsystem Marburg im Verlaufe des Berichtsjahres auf der Grundlage des seitens der Universitätsbibliothek erarbeiteten HBFG- Antrages (vgl. Jahresbericht 1994, S.82) die UNIX-fähigen DEC-Alpha-Server sowie die zusätzlich erforderlichen Endgeräte (PCs) für den universitätsweiten Endausbau des PICA-Lokalsystems beschafft und durch die Mitarbeiter des DV-Referates der Universitätsbibliothek installiert und in Betrieb genommen.

Der HEBIS-Verbundrat, das zentrale Entscheidungs-, Beratungs- und Steuerungsgre- mium des hessischen Verbundes, hat in seiner konstituierenden Sitzung am 23.10.1995 eine neue Verbundorganisation in Kraft gesetzt. Das Lokalsystem Marburg wird in ihm durch den Direktor der Universitätsbibliothek Marburg vertreten. Unterstützt wird der Verbundrat von drei ständigen Arbeitsgruppen (AG Medienbearbeitung, AG Technik, AG Benutzerservice), in denen auch Vertreter des Lokalsystems Marburg sitzen. Darüber hinaus wurden fünf Unterarbeitsgruppen der AG Medienbearbeitung eingerichtet, in denen das hiesige Lokalsystem in der Regel mit jeweils einem Mitarbeiter vertreten ist (UAG Katalogisierung, UAG Zeitschriften, UAG Sacherschließung, UAG Orts- leihe/Fernleihe, UAG Erwerbung).

Das bisher noch nicht in Betrieb gegangene PICA-Modul Erwerbung wird in der UAG Erwerbung intensiv daraufhin untersucht, welche besonderen Anpassungen noch bis zur geplanten Einführung (Ende 1996) vorgenommen werden müssen. Hierzu wird ein Anforderungskatalog erstellt. Außerdem steht ein von der Universitätsbibliothek Marburg eingerichtetes Testsystem zur Verfügung, das hessenweit genutzt werden kann.



4 Öffentlichkeitsarbeit

Die katastrophale Haushaltslage im Berichtsjahr stellte ein zentrales Thema der Öffentlichkeitsarbeit der UB dar. So wandte sich die UB mit einem Informationsblatt an ihre Benutzerinnen und Benutzer, in dem die Haushaltslage skizziert und die sich daraus ergebenden Folgen für die Lehrenden und Studierenden der Universität deutlich benannt wurden. Zusammen mit dem Präsidenten der Universität gab die UB eine gemeinsame Presseerklärung heraus, die in zahlreichen Berichten von der lokalen und re- gionalen Presse sowie vom regionalen Rundfunk und Fernsehen publizistischen Nieder- schlag fand.

Weitere Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit der UB bildeten wie in den Jahren zuvor einige Ausstellungen im Foyer der UB (s. Abschnitt A 4.1.1.), neue Publikationen (s. Abschnitt A 4.2.1.) sowie zahlreiche Benutzereinführungen und -schulungen (Hausführungen, OPAC-Einführungen, CD-ROM-Schulungen u.a.).

Als Benutzerhilfen wurden wieder verschiedene Informationsblätter erstellt bzw. aktualisiert. Zusätzlich wurde das elektronische Informationsangebot im Gopher der UB aktuell gehalten und erweitert.

Zur 'Öffentlichkeitsarbeit nach innen', d.h. vor allem der Information und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gehörten wie in den Vorjahren Abteilungs- und Arbeitsgruppensitzungen, das '8-9-Info' und nicht zuletzt Schulungsprogramme, von denen die RAK-Kurse sowie die umfangreichen und erfolgreich verlaufenen PICA-Schulungen besondere Erwährung verdienen.

Eine Neuerung stellten die 'MBI. Marburger Bibliotheksinformationen' dar, die die bis- herigen 'Hausmitteilungen' der UB ablösten. Sie sollen mit veränderter Aufgabenstellung einen Beitrag dazu leisten, die Kommunikationsstrukturen zwischen den Abteilungen der UB sowie zwischen der UB und den dezentralen Bibliotheken des Marburger Bibliothekssystems zu verbessern. Die MBI erscheinen vierteljährlich; für Nachrichten, die einer relativ raschen Vermittlung bedürfen, erscheint bei Bedarf zwischen den Erscheinungsterminen der Quartalshefte ein kurzes 'MBI- Telegramm'. Herausgeber der MBI ist der Direktor der UB. Die Redaktion obliegt einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Federführung dieses Teams dem Referenten für Öffentlichkeitsarbeit.



4.1 Veranstaltungen

4.1.1 Ausstellungen

Von bzw. in der Universitätsbibliothek wurden im Berichtsjahr die folgenden Ausstellungen gezeigt:

Feste in Japan. Fotografien von Haga Hideo, Tokyo/Japan (23. 5. bis 2. 7.): Ausstellung des Japan-Zentrums und des Fachgebiets Religionswissenschaft, z. T. in der UB, z. T. im Japan-Zentrum.

LaoZhu: Tuschemalerei (24. 8. - 1. 10. m. V.): Ausstellung des Fachgebiets Sinologie aus Anlaß der Tagung "Chinesische Literatur und Malerei der Gegenwart".

Berlin Alexanderplatz. Illustrationen von Richard Stumm (24. 10. 1995 - 7. 1. 1996 m. V.): Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Graphik und Malerei und dem Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien.



4.1.2 Beteiligung an Ausstellungen

Für folgende Ausstellungen stellte die Universitätsbibliothek Leihgaben zur Verfügung:

Die Rothschilds - eine europäische Familie (Frankfurt am Main, Jüdisches Museum; 2. 1. - 27. 2.). 1 Leihgabe.

"'... in der Entscheidung gibt es keine Umwege'. Adolf Reichwein 1898 - 1944. Re- formpädagoge - Sozialist - Widerstandskämpfer (Bad Ems, Kreishaus: 7. 1. - 10. 2.; Hilden, Stadtbücherei: 1. - 25. 3; Siegen, Universitätsbibliothek: April/Mai; Wiesbaden, Hessischer Landtag: November/Dezember). 3 Leihgaben (vgl. 2.4.1).

Berühmte Frauen in Marburg - Elf Lebensbilder aus acht Jahrhunderten (Marburg, Brüder-Grimm-Stube; 2. 3. - 7. 4.). 19 Leihgaben.

Rosenkreuz als europäisches Phänomen im 17. Jahrhundert (Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek; 3. 3. - 28. 5.). 1 Leihgabe.

Ewiger Landfrieden 1495 - Zum ewigen Frieden 1795 (Worms, Stadtbibliothek; 8. 9. - 18. 11.). 1 Leihgabe.

1945 - 1965. Eine Zeitreise durch Hessen (Frankfurt am Main, IG-Farben-Haus; 16. 9. - 15. 10.). 1 Leihgabe.

International Exhibition of Malay Manuscripts (Kuala Lumpur, National Library of Malaysia; Oktober). 1 Handschriften-Reproduktion.

Federico II e l'Italia (Roma, Palazzo Venezia; Dezember 1995 - April 1996). 1 Hand- schriften-Reproduktion.



4.2 Veröffentlichungen

4.2.1 Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek

Nachfolgend werden die Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek sowie die bibliotheksfachlichen Publikationen ihrer Mitarbeiter aufgeführt:

Ahornblätter. Marburger Beiträge zur Kanada-Forschung. 8. Marburg 1995 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg. 72).

Barth, Dirk (Rez.): International Yearbook of Library Service for Blind and Physically Handicapped Individuals Compiled by Friends of Libraries for Blind and Physically Handicapped Individuals in North America, Inc. 1.1993. München [u.a.] Saur 1993. IV, 117 S. ISBN 3-598-23100-8. In: Bibliothek. Forschung und Praxis. 19.1995. S. 438-441.

Bredehorn, Uwe: Der Marburger Buchdruck 1527 - 1650 als Spiegel der Stadt- und Universitätsgeschichte. In: Marburg-Bilder. Eine Ansichtssache. Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten. Hrsg. von Jörg Jochen Berns. Bd 1. Marburg 1995, S. 129-147. [Druckfassung des am 5. Dezember 1994 im Rahmen der Ring-Vorlesung "Marburg-Bilder" gehaltenen Vortrags.]

Bredehorn, Uwe: Universitätsbibliothek Marburg. In: Ein Schatz, wird er mit Augen gesehen? Kostbare Handschriften und Drucke in hessischen Bibliotheken. Hrsg. von Hartmut Broszinski und Thomas Wurzel. Frankfurt 1995. S. 81-92. [Beschreibung von acht Handschriften und wertvollen Drucken der Universi- tätsbibliothek.]

Bredehorn, Uwe: Marburg. In: Lexikon des gesamten Buchwesens. 2., völl. neu bearb. Aufl. Bd 5 (Lfg. 33). Stuttgart 1995. S. 61.

Günzel, Hermann: Schneller zu Lehrbüchern. Service der UB erheblich erweitert: Bestände besser zugänglich. In: Marburger Univer- sitätszeitung vom 26.10.1995.

Hähner, Ulrike: Bestandserhaltung, eine Jahrhundertaufgabe? Aspekte restauratorischer Arbeit in der Universitätsbibliothek Marburg. In: Alma Mater Philippina. Wintersemester 1995/96. S. 31-34.

Haubfleisch, Dietmar: Neuerscheinungen zur Erziehungs- und Bildungsgeschichte 1995/I. In: Rund-Brief der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Jg. 4 (1995), Heft 1: April 1995. S. 38- 67.

Haubfleisch, Dietmar: Neuerscheinungen zur Erziehungs- und Bildungsgeschichte 1995/II. In: Rund-Brief der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Jg. 4 (1995). Heft 2: Oktober 1995, S. 60- 73.

Haubfleisch, Dietmar (Red.-Mitglied): Bibliographie Bildungsgeschichte. Hrsg. vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Berlin, in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Historische Pädagogik der Schweizerischen Ge- sellschaft für Bildungsforschung, dem Pestalozzianum Zürich, der Bibliothek Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg und der Fachbibliothek für Erziehungswissenschaften der Universität Wien. Redaktionskollegium: Christa Förster, Hans U. Grunder, Max Furrer, Dietmar Haubfleisch und Leopoldine Swoboda. Baltmannsweiler. Jg. 1 (1994/1995).

Marburger Bibliographie. Katalog der an der Philipps-Universität entstandenen wissenschaftlichen Publikationen. Zusammengestellt und hrsg. von der Universitätsbibliothek Marburg. Bd. 19: Berichtszeitraum 1992. Marburg 1995.

Marburger Bibliographie. Katalog der an der Philipps-Universität entstandenen wissenschaftlichen Publikationen. Zusammengestellt und hrsg. von der Universitätsbibliothek Marburg. Bd. 20: Berichtszeitraum 1993. Marburg 1995.

Raubwal und Sonnenfinder. Zeitgenössische indianische Kunst der kanadischen Nordwestkueste. Ein Ausstellungskatalog. Herausgegeben von Walter Larink und Ralf Streum. Marburg 1995. 153 S. Zahlreiche Abbildungen. (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg. 73).



4.2.2 Veröffentlichungen über die Universitätsbibliothek (Auswahl)

Coordes, Gesa: Wie eine Telefonistin ohne Telefonbuch. Die rot-grüne Haushaltssperre macht den Universitätsbibliotheken zu schaffen. In: Frankfurter Rundschau vom 27.07.1995.

Ivkovic, Zoran: Wie verschlissene Bücher erneuert werden. 'Sonstige' und was sie tun: Buchrestaurierung in der Marburger Uni-Bibliothek. In: Marburger Universitätszeitung vom 01.06.1995.

Kirsch, Minika: Benutzer können per Computer im Katalog blättern. Unibibliothek stellt auf neues System um. In: Oberhessische Presse vom 23.02.1995.

Lauterbach, Jürgen: Studenten können sich schnell zum richtigen Buch vortasten. Die neue Technik in der Universitätsbibliothek soll die Literatursuche erleichtern. In: Oberhessische Presse vom 24.10.1995.

Lauterbach, Jürgen: Universitätsbibliothek beschleunigt Büchersu- che. Elektronische Kataloge ersparen Marburger Bibliotheksbenutzern überflüssige Wege. In: Oberhessische Presse vom 24.10.1995.

Lauterbach, Jürgen: Universitätsbibliothek konnte noch einmal neue Bücher kaufen. Die Sparbeschlüsse sind in diesem Jahr doch nicht ganz so schlimm ausgefallen. In: Oberhessische Presse vom 27.10.1995.

Der Sparkurs in Wiesbaden bedroht jetzt die Grundversorgung. Die Marburger Unibi- bliothek kann kein einziges neues Buch mehr kaufen. In: Hinterländer Anzeiger vom 15.07.1995.

Der Sparkurs in Wiesbaden bedroht jetzt die Grundversorgung. Die Marburger Unibi- bliothek kann kein einziges neues Buch mehr kaufen. In: Wetzlarer Neue Zei- tung vom 15.07.1995.

UB: Immer weniger Mittel für neue Bücher. Literaturversorgung ge- fährdet durch Haushaltssperre und chronische Unterdotierung. In: Marburger Universitätszeitung vom 26.10.1995.



Zu einzelnen Ausstellungen

Ausstellung 'Raubwal und Sonnenfinder'. Indianische Kunst gehört zum gesellschaftlichen Leben. In: Hinterländer Anzeiger vom 09.10.1995.

Bilder zu Döblins Berlin-Roman. In: Marburger Universitätszeitung vom 26.10.1995.

Einblicke in chinesische Literatur und Malerei. In: Marburger Universitätszeitung vom 26.10.1995.

Frickel, Claudia: Bilder zeigen das 'grandiose Scheitern' eines verzweifelten Roman- helden. Richard Stumm spürt mit 40 Illustrationen Alfred Döblins 'Berlin Alexanderplatz' nach. In: Oberhessische Presse vom 26.10.1995.

Kuni, Verena: Leben, gewaltig. Richard Stumms Illustrationen zu Döblins 'Berlin Alexanderplatz' in der Universitätsbibliothek. In: Express. Marburger Magazin, Jg. 13 (1995), Nr. 46: 17.11.-23.11., S. 14f.

Zum Bibliotheksbestand

Avenarius, Martin (Rez.): F. C. v. Savigny. Pandektenvorlesung 1824/25: Hrsg. von H. Hammen (Savignyana. Bd 1.) 1993 . - F. C. v. Savigny. Vorlesungen über juristische Methodologie 1802 - 1842. Hrsg. und eingel. von A Mazzacane. (Savignyana. Bd 2.) 1993. - In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanist. Abt. Bd 112 (1995), S. 629-635. [Rezension u. a. der von Aldo Mazzacane nach dem Manuskript Ms. 925/36 besorgten Ausgabe der Savignyschen Methodologie (vgl. Jahresbericht 1993. S. 68).]

Bauer, Barbara. Melanchthon in Marburg. In: Marburg-Bilder. Eine Ansichtssache. Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten. Hrsg. von Jörg Jochen Berns. Bd 1. Marburg 1995. S. 83-110. [Berücksichtigung der Melanchthon- Autographen Ms. 552 und XIII d B 108a.]

Bredehorn, Uwe: Marburg s. 4.2.1.

Bredehorn, Uwe: Universitätsbibliothek Marburg s. A 4.2.1.

Bultmann, Rudolf: Drei Briefe von Rudolf Bultmann an Adolf Jülicher aus der Universitätsbibliothek Marburg (Ms. 695/294-296). (Hrsg.: Walter Schmithals.) In: Protokoll der Tagung Alte Marburger. 2. bis 4. Januar 1995 in Hofgeismar. O. O. (1995). S. 15-18. [Textabdruck der drei im Titel genannten Briefe.]

Kiefner, Hans: Deus in nobis - "Objektiver Idealismus" bei Savigny. - In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanist. Abt. Bd 112 (1995). S. 428-460. [Zugleich Rezension von: Joachim Rückert. Idealismus, Jurispru- denz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny (1984; s. Jahresbericht 1984, S. 43); hierbei ausführliche Berücksichtigung des Nachlasses Savigny.]



Rezensionen von Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek

Henne, Helmut (Rez.): Bickert, Hans G.; Nail, Norbert: Liebenswertes Lahn- Athen. Marburg: Universitätsbibliothek Marburg 1992 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg. 65). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Jg. 62 (1995), Heft 2, S. 246f.

Penzl, Herbert (Rez.): Phonetik und Dialektologie. Joachim Göschel zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Heinrich J. Dingeldein und Raphaela Lauf. Marburg: Universitätsbibliothek Marburg, 1992 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg. 64). In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Jg. 62 (1995), Heft 2, S. 246f.

5 Auslandsbeziehungen

Die bestehenden Kontakte zu den Bibliotheken der Partneruniversitäten der Universität Marburg Wroclaw, Waterloo und Maribor wurden im Berichtsjahr weiter gepflegt.

Der 1994 neu initiierte Mitarbeiteraustausch mit der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern wurde erfolgreich fortgesetzt. Zwei Mitarbeiterinnen der UB Marburg hielten sich für jeweils eine Woche in Bern auf. Ihr Besuch wurde von einer Schweizer Bibliothekarin erwidert, die ein vierzehntägiges Praktikum in Marburg absolvierte.













[1] Das sind 104 dezentrale Bibliotheken in den Fachbereichen und fachbereichsfreie Einrichtungen sowie die zentrale Universitätsbibliothek.

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[2] vgl. dazu Jahresbericht 1993, S. 94ff.

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[3] Vgl. dazu Abschnitt 2.1.3 dieses Berichts.

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[4] Informationssystem Hessen. Ziele, Struktur, Aufbau, Kostenmodell. Empfeh- lungen der Arbeitsgruppe Finanzierung der wissenschaftlichen Bibliotheken. Darmstadt 1994. S.10.

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[5] HEBIS = Hessisches Bibliotheksinformationssystem.

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[6] Ende 1995 wurden 34 bibliographische und Volltext- bzw. Faktendatenbanken auf CD-ROM angeboten (vgl. Abschnitt A 2.3 ).

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[7] Vgl. dazu den Abschnitt A 2.5 dieses Jahresberichts und früherer Jahresberichte.

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[8] Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Bericht an den Ausschuß für Wissenschaft und Kunst des Hessischen Landtags vom 29.8.1990. Drucksa- che 12/4851. Vgl. dazu auch Informationssystem Hessen. Ziele, Struktur, Auf- bau, Kostenmodell. Empfehlungen der Arbeitsgruppe Finanzierung der wissen- schaftlichen Bibliotheken. Darmstadt 1994. S.50.

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[9] Vgl. a.a.O. S.21-27

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[10] Vgl. dazu Rolf Griebel/Ulrike Tscharntke: Etatsituation der wissenschaftlichen Bibliotheken 1995. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. 42.1995. S.561-603. Insbes. S.565ff.

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[11] Im Jahre 1979 waren zum Beispiel im Fachgebiet Chemie, d.h. in der Fachbe- reichsbibliothek Chemie und der Universitätsbibliothek (UB), 282 Kaufzeit- schriften vorhanden. 1995 hat die Bibliothek Chemie (BC), die inzwischen aus der Fachbereichsbibliothek und dem Chemie-Bestand der UB entstanden ist (Teilbibliothek der UB), nur noch 81 Kaufzeitschriften. Das entspricht einem Rückgang auf 28%. - Hinzukommen in diesem Fach noch Abbestellungen von Serien und Fortsetzungswerken in ähnlichem Umfang. So wurde im Jahre 1993 u.a. das grundlegende Handbuch der Organischen Chemie, der Beilstein, abbe- stellt, der mit mehr als 50.000 DM p.a. zu Buche schlug. - Diese Zahlen geben nun tatsächlich immer noch nicht das ganze Ausmaß der Misere wieder; denn die BC geht mit einer Vorbelastung von mindestens 30.000 DM ins kommende Jahr: sie steht mithin vor weiteren umfangreichen Abbestellungen. - Im Fachge- biet Physik gab es 1979 251 laufende Kaufzeitschriften, die seinerzeit von der Fachbereichsbibliothek und der Universitätsbibliothek gehalten wurden. Inzwi- schen ist auch hier eine von Fachbereich und UB gemeinsam getragene Biblio- thek Physik (BP) als Teilbibliothek der UB zustandegekommen. Sie hält zur Zeit (1995) nur noch 81 Kaufzeitschriften. Das entspricht einem Rückgang auf 32%.

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