Titel:„Der Krieg wird nur das Schlechteste in uns zum Vorschein bringen.“ Der Film Unsere Mütter, unsere Väter im erinnerungskulturellen Diskurs zur NS Zeit.
Autor:Blokker, Hella
Veröffentlicht:2019
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/es/2019/0040
DOI: https://doi.org/10.17192/es2019.0040
URN: urn:nbn:de:hebis:04-es2019-00402
ISBN: 978-3-8185-0547-9
DDC: Philosophie
Titel (trans.):"Der Krieg wird nur das Schlechteste in uns zum Vorschein bringen." The movie Unsere Mütter, unsere Väter in the commemorative cultural discourse about the times of National Socialism
Publikationsdatum:2019-06-17
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Dokument

Schlagwörter:
Kollektives Gedächtnis, Filmanalyse, Normalismus, Diskurs, Erinnerungskultur, Nationalsozialismus, Gedächtnis, Weltkrieg <1939-1945>

Zusammenfassung:
Wie wird die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs im heutigen Diskurs erinnert? Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie ein aktuelles populär-mediales Erzeugnis – der ZDF-Dreiteiler Unsere Mütter, unsere Väter aus dem Jahr 2013 – einzuordnen ist in die erinnerungskulturelle Diskursgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Mithilfe verschiedener Ansätze wird ein Rahmen aus ethnologischer, kultur-, sozial- und medienwissenschaftlicher Forschung geschaffen. Der Foucault’sche Diskursbegriff, die Normalismustheorie Jürgen Links sowie die geisteswissenschaftlichen Gedächtnisforschungen von Maurice Halbwachs (Kollektives Gedächtnis) und Jan und Aleida Assmann (Kulturelles und Kommunikatives Gedächtnis) bieten Erklärungsansätze für Prozesse diskursiver Umgewichtung. Darüber hinaus zeigt ein Einblick in die Erinnerungskulturforschung – mit einem Schwerpunkt auf der filmischen Erinnerungskultur – die relativen Zusammenhänge und soziale Bedingtheit zwischen Geschichte und Geschichtserzählung auf. Ein Abriss der Diskursgeschichte in BRD (und DDR) zwischen 1945 und heute zu den nationalsozialistischen Verbrechen beleuchtet Ereignisse, die eine Umgewichtung dieses Diskurses zur Folge hatten. In Zusammenführung mit einer Darstellung der Debatten um den Film Unsere Mütter, unsere Väter werden Themenfelder herausgestellt, die diesen Diskurs in der Vergangenheit und heute begleiten. In einer qualitativen Analyse des Film diesen diese sich wiederholenden Themen – mit den übergeordneten Kategorien der Täter- und Opferzuschreibungen – als analytische Kategorien. Ergebnis der Filmanalyse ist, dass Unsere Mütter, unsere Väter ein Narrativ erzeugt, in dem die dargestellte nichtjüdische Kriegsgeneration als Täter aus Verblendung und wider Willen, zusätzlich mit widerständigem Handeln gezeigt wird. Es zeigt sich eine ambivalente Darstellung als Opfertäter, insgesamt tendieren die Filmemacher jedoch dazu, dieser Generation einen Opferstatus zu verleihen. Das Leben der Protagonist_innen wird durch den Krieg als äußeren Umstand auf tragische Weise gestört. Das Analyseergebnis findet eine Anknüpfung an die theoretischen Vorüberlegungen zu Prozessen diskursiver Umgewichtung sowie eine Einordnung in den heutigen erinnerungskulturellen Konsens. Aktuelle Strategien der Denormalisierung und Neuausrichtung des Diskurses um die NS-Verbrechen einiger politischer Akteur_innen sowie die Tatsache des Verschwindens der Zeitzeug_innengeneration dienen abschließend als Kontext, in dem das Analyseergebnis steht.


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